Dies ist eine der längsten Nächte des Jahres, und
der kürzeste Tag bricht an. Noch ist davon nichts zu sehen, keine Spur von
Morgendämmerung. Dennoch ist es nicht ganz dunkel, sondern sternenklar, und ein
halber Mond leuchtet am blauschwarzen Himmel, über den silbrige Schleierwolken
ziehen. Was für eine Atmosphäre! Ich laufe sehr vorsichtig, denn es ist
stellenweise glatt. Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen. Manchmal läuft es
sich am besten auf Laubresten am Straßenrand. Die Fußwege sind eigentlich
problemlos, auf Kopfsteinpflaster heißt es: vorsichtig sein. Lange werde ich
heute nicht unterwegs sein. Vorgestern war ich relativ lange auf dem Laufband,
und ich bin in letzter Zeit kaum in so kurzem Abstand hintereinander gelaufen.
Rechts von mir läuft ein Fuchs übers Feld, und nach ein paar Metern sehe ich
zwei große Hasen, die sich von meiner Anwesenheit nicht stören lassen. Es ist
schon ein Erlebnis, in der Stadt Tiere zu beobachten! Die letzten Wochen waren
so arbeits-verdichtet, dass ich einerseits froh darüber war, nicht so oft und
nicht so weit laufen zu müssen, andererseits fehlten mir die längeren
Laufrunden als Ausgleich. Allmählich denke ich daran, irgendwann im Januar
wieder regelmäßiger zu laufen. Somit könnte die Wintersonnenwende auch eine
Wende zu mehr Aktivität ankündigen. Ein Düsenjäger zieht seine Spur am Mond
vorbei. Einen Moment lang beneide ich den Piloten um seinen Logenplatz, aber
vermutlich ist er viel zu schnell, um auf schöne Dinge zu achten. Ich denke an
die Geschichte vom kleinen Häwelmann und habe gleich meinen Enkel im Sinn, der
auch so voller Neugier und Tatendrang steckt, dass er wohl ebenso gern in
seinem Bettchen durch die Nacht fahren würde. Vor einem Jahr ungefähr war ich auch
an so einem zauberhaften Morgen unterwegs, deutlich länger und weiter als
heute, aber da bin ich ja übers Jahr weniger gelaufen. Derzeit ist es mir wichtiger,
einmal wöchentlich das Krafttraining durchzuführen, wieder in den Yogakurs zu
gehen und: ich habe Zumba entdeckt, mich bereits viermal im Kurs blamiert und
sehr viel Spaß gehabt. Auf der zweiten Feldrunde sehe ich wieder einen Hasen.
Allmählich nimmt der Autoverkehr ringsum zu, aber noch wird es nicht hell.
Schätzungsweise fünf bis sechs Kilometer war ich heute unterwegs, das fühlt
sich wirklich wie ein Abschluss an, dem gewiss im neuen Jahr ein Neustart
folgen wird.
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