Samstag, 26. Oktober 2013

Ein sehr langsamer Lauf...



Während der vergangenen Woche habe ich nur im Fitnessstudio trainiert. Das Laufband ist nicht nur eine Notlösung, wenn das Wetter nicht mitspielt. Es eröffnet auch viele Möglichkeiten: Man kann eine kürzere Strecke etwas zügiger laufen als sonst – Dank der Anzeige hat man eine gute Kontrollmöglichkeit – oder man macht ein Fahrtspiel oder stellt die Neigung etwas steiler ein und simuliert ein Hügeltraining. Das alles habe ich in zwei kürzeren Einheiten untergebracht. Ich wollte auch sichergehen, dass ich mich von dem schönen Wetter nicht gleich wieder zu einem richtig langen Lauf verleiten lasse. Der Körper liebt Abwechslung beim Training und die wollte ich ihm geben. Ein neues Krafttrainings-Programm habe ich auch bekommen. Und gestern hatte ich noch Lust zu einem kleinen Zusatztraining, das auf Crosstrainer und Fahrradergometer stattfand.
Mein Sonnabend-Lauf beginnt kurz vor sechs Uhr. Es ist noch dunkel draußen. Ich bin schon lange wach, habe vorsorglich ein großes Glas Wasser getrunken und auch eine Kleinigkeit – einen Nusskeks – gegessen. Als ich mit dem Laufen anfing, musste ich zuvor noch frühstücken. Als ich das nicht mehr so gut vertragen habe, ging ich dazu über, immer weiter auch ohne ein erstes Frühstück zu laufen. Man gewöhnt sich mit der Zeit gut daran. Auch bei meinem 15-Kilometer-Lauf am vergangenen Sonnabend habe ich vorher nicht gefrühstückt und habe das kein bisschen vermisst. Wie das am besten klappt, muss jeder Läufer für sich herausfinden. Ich frühstücke am liebsten nach dem Laufen.
Manchmal mag ich die Dunkelheit – heute ist das nicht der Fall. Ich entscheide mich gegen die Jacke und für mein neues Langarmshirt, das sehr weich und bequem ist. Die Warnweste mag ich heute nicht überziehen. Es ist doch ziemlich warm und sie würde mich nur stören. Das Shirt ist orange, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich ausreichend gesehen werde, und laufe lieber unter Straßenlaternen entlang. Auch an beleuchteten Straßen kann man rund ums Feld laufen. Da es ungewöhnlich mild ist und ich von Anfang an ruhig und langsam laufe, kehre ich noch einmal nach Hause zurück und hole mir das zweite Trinkfläschchen. Man kann ja nie wissen…  Und dann geht es weiter Richtung Stadtzentrum. Nicht an der Elbe entlang, denn dort ist es stockfinster. An der Leipziger Straße entlang – das liebe ich ja gar nicht so, aber der Elberadweg ist mir zu gefährlich. Nicht jeder Radfahrer fährt mit Licht… Als ich mich an der Eisenbahnbrücke Richtung Elbe wende, ist es immer noch dunkel. Ein wenig scheint auch der Mond durch die Wolken, aber heute kann er sich nicht durchsetzen. Dennoch – über die großen Kreuzungen laufe ich nicht, dann doch lieber neben dem Elberadweg im Gras. Ab und an kommt ein Radfahrer vorbei. Besonders komfortabel ist das Laufen im Gras nicht, aber es sorgt für Abwechslung und die Beine werden geschont. Wann wird es endlich hell? Ich laufe immer weiter, unter Augustusbrücke, Carolabrücke und Albertbrücke hindurch. Nun ist die beleuchtete Waldschlösschenbrücke zu sehen. Dort geht es hinüber. Nun beginnt es zu dämmern. 11 Kilometer bin ich gelaufen und nach einer kurzen Trinkpause überquere ich die Brücke. Ich bemühe mich, weiterhin ruhig und locker zu laufen. So energiegeladen wie am vergangenen Samstag bin ich nicht, aber das hat auch Vorteile: ich laufe durchweg langsam und kraftsparend. Je langsamer man läuft, desto weiter kommt man - meistens jedenfalls. Während ich zurück ins Stadtzentrum laufe, wird es allmählich heller. Kurz vor der Albertbrücke laufe ich wieder hinunter zum Elberadweg. Hier auf dem Flohmarkt ist schon emsiger Betrieb. Ich laufe so entspannt wie möglich weiter. An einer Baustelle unterhalb der Carolabrücke rufen mir die Arbeiter Komplimente zu und ich winke ihnen. Blöde Bemerkungen habe ich bisher kaum erlebt, nur einmal hat ein Radfahrer geschimpft, weil ich ihn angeblich mit meiner Stirnlampe geblendet habe. Meine Stirnlampe ist klein, geradezu minimalistisch… allen kann man es nicht recht machen. Nun geht es schon hinauf zur Augustusbrücke. Die 15-Kilometer-Marke ist gleich erreicht. Ich habe schon beschlossen, heute weiterzulaufen. Bisher habe ich mir die Kräfte gut einteilen können, da geht noch ein Stück – idealerweise schaffe ich es bis nach Hause. Zurück auf dem Elberadweg, geht es allmählich heimwärts. Vor mir liegen die Marienbrücke und die Eisenbahnbrücke – und dann kann ich schon die Radebeuler Weinberge sehen. Ruhig atmen und locker und langsam weiterlaufen, darauf konzentriere ich mich. Es kommt ja noch eine Brücke: die Molenbrücke. Als ich sie überquert habe, ist Kilometer 18 erreicht. Nun bin ich schon sehr zufrieden. Und bis nach Hause komme ich auch noch. Ein Halbmarathon wird es heute nicht, aber am Hoftor angekommen, sind es 19,47 Kilometer und das ist mehr, als ich mir vorgenommen habe.

Samstag, 19. Oktober 2013

Mond und Sonne



Komischerweise hatte ich gestern schon „Hummeln“. Am liebsten wäre ich bei Nieselregen gelaufen oder Fahrrad gefahren, aber ich sagte mir: dieser eine Ruhetag muss jetzt sein und die Beine fühlten sich noch strapaziert an.
Heute also Start gegen sechs Uhr. Das intensive Licht draußen erstaunt mich: es ist der Mond, der hell am Nordwesthimmel steht. Beinahe ein Vollmond sogar. Eigentlich wollte ich der Morgensonne entgegen laufen, aber dafür ist es noch zu früh. Also laufe ich Richtung Feld. Man spürt schon, dass ein schöner Tag anbricht: über mir ist der Himmel ganz klar, nur am Horizont sind ein paar Wolken. Es ist angenehm frisch, aber nicht zu kalt, viel angenehmer als an den vergangenen unbeständigen Tagen, und es ist beinahe windstill. Ideale Verhältnisse zum Laufen! Ich laufe wieder ganz gern Feldrunden, die sind gut zum Warmwerden. Noch wird hier nicht gebaut, es gibt nur einen breiten Weg für Fußgänger und Radfahrer sowie ein paar Nebenstraßen. Man läuft an Alleebäumen vorbei, durch die heute der Mond scheint. Das Feld wird auch von Tieren bewohnt: oft sehe ich morgens einen Hasen. Die Vögel sind noch still. Manchmal ist eine Katze unterwegs. Ich spüre, dass dies ein guter Tag zum Laufen ist, ich habe von Anfang an Schwung. Nur nicht zu schnell werden, ruhig und gleichmäßig… an Ruhe mangelt es mir derzeit. Der Sonnabend-Lauf kann eine gute Gelegenheit sein, zur Ruhe zu kommen. Ich kürze die Feldrunde etwas ab, um nicht an der Sternstraße entlang laufen zu müssen, wo Scheinwerfer sind. Ich habe doch lieber das Mondlicht um mich herum. Und da es so stimmungsvoll ist, laufe ich gleich nochmal über das Feld. Kurzzeitig ist der Mond von Wolkenschleiern verhangen. Im Osten fängt es an zu dämmern. Also werde ich eine halbe Feldrunde laufen, weiter nach Altmickten und von dort aus zur Elbe. Der Mond leuchtet noch immer, als ich über die Flutrinne laufe. Als ich an den Elbwiesen entlang laufe, wird es heller. Hier hat man einen freien Blick bis nach Pieschen – ich mag es, dieses Stück bis zur Molenbrücke zu laufen. An der Brücke angekommen, schaue ich zur Uhr: 7,23 Kilometer. Nun geht es über die Brücke, auch hier ist sehr viel Weite und die Elbe leuchtet silbern. Weiter vorn das Stadtzentrum: die Türme von Hofkirche und Frauenkirche sind in feinen Dunst gehüllt. Der erste Läufer kommt mir entgegen. Weiter vorn sind auch schon Spaziergänger – hoffentlich ohne große Hunde. Tief atmen… nur so gelingt ein längerer Lauf. Aber die Kilometer interessieren mich erst einmal wenig. Der Morgen ist so besonders schön, da konzentriere ich mich auf meine Umgebung. An der Marienbrücke weist ein Schild darauf hin, dass der folgende Abschnitt des Elberadwegs morgen gesperrt sein wird. Ich freue mich für alle Läufer, die beim Dresden-Marathon an den Start gehen, denn das Wetter wird wohl ganz gut sein. Natürlich freue ich mich nicht nur für diejenigen, welche die sagenhaften 42,195 Kilometer laufen wollen, sondern auch für die anderen Teilnehmer. Ich werde morgen nicht laufen, sondern radfahren oder wandern. Ein Zehn-Kilometer-Lauf reizt mich nicht, und für einen Halbmarathon bin ich nicht trainiert genug. Außerdem bin ich kein Fan von City-Läufen. Zwischen Augustus-Brücke und Carolabrücke wird am Radweg der Belag erneuert: das soll wohl morgen fertig sein. Noch ist die Sonne nicht zu sehen, aber bald… An der Carolabrücke beschließe ich, umzukehren. Das ist ein guter Wendepunkt – ich hätte gar nicht gedacht, dass meine Lauflust bis hierher vorhalten würde. An der Augustusbrücke möchte ich eine kurze Trinkpause einlagen. Weiter vorn, am Pavillon mit dem Glockenspiel, fällt es mir wieder ein. Oops, das wären schon 11 ½ Kilometer. Beim Lauf am Donnerstag habe ich vor lauter Anstrengung die Trinkpause vergessen. Heute ist alles anders, ich fühle mich noch immer richtig gut und diese Leichtigkeit möchte ich mir noch ein Weilchen erhalten. Also trinken, ein paar Schritte gehen und dann locker, ganz locker weiterlaufen. Nun ist die Sonne aufgegangen, sie lässt das bunte Laub an den Bäumen erstrahlen. Und etliche Läufer sind unterwegs, allein, in Grüppchen… einige von ihnen werden sicher morgen an den Start gehen. Ob die Teilnehmer eigentlich wissen, dass die schönsten Laufstrecken erst jenseits der Marienbrücke in nordwestlicher Richtung beginnen? Aber das ist schließlich Geschmackssache. Da mich der Forerunner schon gewarnt hat, dass die Batterien schwach sind, schaue ich an markanten Punkten immer mal zur Uhr, um notfalls den Rest der Strecke nachzeichnen zu können. An der Carolabrücke hatte ich beschlossen, vierzehn Kilometer zu laufen. An einem der nächsten Wochenenden will ich dann 15 Kilometer laufen, das ist schon eine besondere Zahl. Aber während ich der Molenbrücke näherkomme und immer noch recht gut und locker unterwegs bin, korrigiere ich mein Ziel noch einmal. Nicht an einem der nächsten Wochenenden – ich werde die 15 Kilometer heute laufen. Es passt doch so gut an diesem schönen Morgen! Das Licht ist ganz außergewöhnlich, die Bäume an anderem Ufer leuchten von gelb, orange bis dunkelrot. Auf der Molenbrücke schaue ich mich noch einmal um: nun steigt die Sonne über die Häuser. Ich laufe heute 15 Kilometer, und es geht ziemlich leicht. Und ich hatte doch sogar damit gerechnet, den Lauf frühzeitig beenden zu müssen, weil es vorgestern so mühsam war. Auch nach drei Jahren, die ich nun laufe, gibt es immer noch Überraschungen. Von der Elbe aus mache ich noch einen kleinen Bogen am Feld entlang. Am Ende sind es 15,7 Kilometer. Schöner kann ein Wochenende kaum beginnen!

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Donnerstage sind manchmal doch gut für lange Läufe



Heute Morgen im Dunkeln laufen – nein, dazu hatte ich keine Lust. Und aufs Laufband wollte ich auch nicht: das war ja schon am Dienstag dran gewesen. Also war beschlossen, am Nachmittag oder Abend zu laufen, um vielleicht noch etwas Helligkeit genießen zu können. An manchen Tagen ist das Wetter so trüb und da giert man jeder Gelegenheit, draußen zu sein. Als heute gegen Mittag die Sonne rauskam, war ich begeistert und konnte es kaum erwarten, starten zu können.
14.30 Uhr bin ich dann umgezogen und beginne meinen Lauf. In der Sonne ist es warm, sommerlich warm sogar, im Schatten ist es deutlich kühler und es weht ein unangenehmer Nordwestwind. Er reißt das bunte Laub von den Bäumen, das sich stellenweise auf dem Boden häuft. Spätsommerliche Momente sind immer wieder unterbrochen von Spätherbst-Stimmung. Ich laufe zuerst eine große Feldrunde. Zeitweise muss ich mir die Jacke überziehen, an anderen, geschützten Stellen ist es mit Jacke nicht auszuhalten und ich kann im Kurzarmshirt laufen. Das ist ein bisschen umständlich. Wenn ich mich dazu entschieden hätte, in Windrichtung zu laufen, hätte ich es durchweg bequem gehabt und auf die Jacke verzichten können. Das hätte aber auch bedeutet: hinein ins Stadtzentrum, am Elberadweg entlang, der im Berufsverkehr zur Fahrrad-Autobahn wird. Das will ich mir keinesfalls antun, um diese Zeit dort zu laufen! Während der ersten Runde fühle ich mich, als würde ich zum ersten Mal joggen. Es geht mühsam und kein bisschen flüssig voran. Kann ja noch besser werden. Ich habe vor, ein Stück an der Elbe entlang zu laufen, aber nicht gar so weit und da kommen mir 1 ½ Feldrunden gelegen. Bevor ich mich Richtung Übigau wende, habe ich schon vier Kilometer zurückgelegt. In Übigau ist es relativ geschützt, aber an der Elbe werde ich die Jacke wohl brauchen. Unterhalb der Flügelwegbrücke laufe ich in der Sonne und brauche die Jacke immer noch nicht. Die Elbe macht hier einen weiten Rechtsbogen und ich bin noch eine ganze Weile ziemlich geschützt. Erst als ich kurz vor Altkaditz auf dem Deich laufe, muss ich die Jacke überziehen. Hier bläst der Wind auch ziemlich kräftig. Aber der Himmel, die Elbhänge, das Licht – einfach herrlich! Was für eine schöne Strecke! Die Schafherde, die wir am Sonntag beim Spazierengehen noch an der Autobahnbrücke beobachtet hatten, ist nun nach Altkaditz weitergezogen. Die Wiesen sind gemäht und ich laufe weiter auf einem Trampelpfad entlang. Ein Stück noch. Neun, vielleicht zehn Kilometer und dann zurück nach Kaditz, wo die Straßenbahn abfährt – das wäre eine gute Strecke für heute. Das Laufen strengt heute ziemlich an. Donnerstage sind generell keine guten Sporttage. Frühmorgens im Fitnessstudio – das geht noch. Ausgeruht eine knappe Stunde Fahrtspiel – sowas gelingt mir an Donnerstagen meist recht gut. Aber lange Läufe gehen meist nicht so gut. Beim Halbmarathon-Training war alles anders; da waren die Einheiten in der Woche etwas kürzer, maximal 55 Minuten und meist auch etwas zügiger, allerdings lief ich viermal pro Woche. Momentan trainiere ich aber nicht auf Halbmarathon und laufe generell lieber dreimal wöchentlich, davon zweimal etwas weiter.  Am Wasser entlang nach Serkowitz – das ist ein wunderschöner, ruhiger Streckenabschnitt. Am anderen Ufer taucht irgendwann die Gohliser Windmühle auf, und weiter vorn sieht man die Radebeuler Weinberge. Ich laufe hier ganz allein heute. Der Gegenwind ist auszuhalten, aber ich merke, dass er mich ein wenig bremst. Ich wollte eigentlich längst umkehren, aber nun mag ich nicht. Bis nach Radebeul West zu laufen, traue ich mir allerdings nicht zu. Ich werde vermutlich ein Stück bis zur Straßenbahn gehen. Aber diese Stimmung an der Elbe möchte ich noch etwas genießen, auch wenn das Laufen mühsamer wird. Ein Stück schaffe ich noch. Dass ich heute nicht nur auf Asphalt laufe, wird die Beine und den Rücken etwas entlasten. Ich sehe schon die Radfahrer auf dem Elberadweg nach Meißen und bald bin ich selbst dort unterwegs, als es am Ufer nicht mehr weiter geht. Ich versuche, mich ein wenig zu lockern. Im Schienbein fängt es an zu stechen – das kann ich aber jetzt gar nicht leiden, kurz vor der 11-Kilometer-Marke! Ich laufe ein Stück auf dem Gras und das Stechen ist wieder verschwunden. Weiter vorn geht es wieder hinauf auf den Deich. Ein bisschen kann ich noch laufen. Dann bin ich auf dem Deich oben – der Wind wird wieder unangenehmer – und denke mir: wenn ich jetzt zu lange gehe, fange ich an zu frieren. Lieber noch weiterlaufen, solange es geht. Langsam, ruhig. Sehr langsam… weiter vorn macht der Deich einen Bogen. Dort geht es nach Altkötzschenbroda hinein. Ein gutes Ziel! Da bin ich doch tatsächlich bei 13 angelangt, und es geht immer noch ein Stück, vorbei am Bahnhof Radebeul-West bis zur Straßenbahnhaltestelle. 13,5 Kilometer… soweit wollte ich wirklich nicht laufen! Meine Bedenken konnten sich nicht durchsetzen, das Licht, die Sonne, die grünen Elbwiesen und das bunte Laub an den Bäumen waren reizvoller.

Samstag, 12. Oktober 2013



Es muss kurz vor sechs gewesen sein, als ich zuhause loslief. Ich gestehe, ich habe wieder nicht zur Uhr geschaut. Als es gestern Abend in Strömen geregnet hat, war ich unsicher, ob ich heute laufen würde. Notfalls hätte ich meine Wochenend-Runde auf den Sonntag verschoben. Aber ich war gegen fünf Uhr wach und es hatte aufgehört zu regnen – da war natürlich klar, dass ich nichts verschieben würde, was ich auch heute erledigen konnte. Die vergangene Woche war sehr sportintensiv. Ich hatte zwei freie Tage und habe sowohl meine Laufrunden als auch zwei Fahrradtouren durchführen können. Krafttraining hatte ich schon am Montag. Der Lauf am Dienstag war sehr schön und für mich eine Premiere: ich bin erstmals, an einem sonnigen Morgen, über die neue Waldschlösschenbrücke gelaufen. So umstritten sie auch ist: nun steht sie und mit ihr sind neue Möglichkeiten für Läufer entstanden. Von hier aus bis hin und wieder hierher zurück, das könnten 15 Kilometer sein. So weit bin ich allerdings noch nicht, aber ich hoffe, es an einem der nächsten Wochenenden zu sein. Ich brach an der Hauptstraße ab und fuhr die letzten Kilometer (knapp vier) mit der Straßenbahn. Wie schon geschrieben: ausgefüllt war die Woche mit überwiegend angenehmen Aktivitäten, aber zum Schreiben bin ich bisher nicht gekommen. Heute nun spüre ich deutlich das erhöhte Sportpensum und fühle mich etwas ausgepowert. Kann sein, dass das trübe Wetter auch dazu beiträgt: ich habe keine wirkliche Lust. Und ich finde auch keine Übereinstimmung zwischen Laufrhythmus und Atmung. Beides kommt mir flüchtig und unregelmäßig vor. Die linke Socke rutscht mir mehrmals herunter. Warum habe ich nicht früher gemerkt, dass dieses Paar Socken entsorgt werden muss? Ich beschließe, nach der großen Feldrunde (knapp vier Kilometer) noch einmal nach Hause zu laufen und die Socken zu  wechseln. Danach möchte ich an der Elbpromenade entlang laufen. Zehn Kilometer würde ich gern zustande bringen. Das Ziel scheint mir realistisch zu sein. Heute ist kein idealer Lauftag für mich. Aber ich habe mich ja deutlich gesteigert in letzter Zeit – kein Wunder, dass man das irgendwann auch spürt. Zuhause angekommen, fällt mir auf, dass die Socken jetzt gut sitzen. Ich nutze die Gelegenheit, um ein Glas Wasser zu trinken. Trinken hilft immer. Dann geht es wieder los. Auch die paar Meter in unsere Straße hinein und wieder hinaus zählen. An manchen Tagen zieht sich die gefühlte Strecke sehr in die Länge. Das spüre ich, als ich an der Molenbrücke ankomme. Hier habe ich gerade sieben Kilometer zurückgelegt und möchte an die neun Kilometer Richtung Stadtzentrum gelaufen sein, ehe ich umkehre. Aber neun Kilometer sind ziemlich lang, wenn man keinen guten Tag hat! An der Leipziger Straße sind noch vereinzelte Nachtschwärmer unterwegs. Einer turnt kopfüber auf einer Bank herum – vermutlich hat er vor seinem Parkour-Versuch reichlich getrunken. An dem möchte ich nicht noch einmal vorbei laufen! Ich wende mich nach 8 ½ Kilometern Richtung Elberadweg und laufe heimwärts. Nun wird es allmählich hell. Hier unten genieße ich die Ruhe und das Laufen fällt mir wieder leichter. Dann kommen mir vereinzelte Radfahrer und auch Läufer entgehen. Über zehn Kilometer… ich bin erleichtert. Das Wunschziel für heute ist geschafft und ich kann mich entspannen. Aber je näher ich den elf Kilometern komme, desto ehrgeiziger werde ich. Es klappt doch ganz gut bisher, ich müsste auch zwölf Kilometer schaffen können. Und dafür laufe ich noch eine kleine Runde durch Nebenstraßen. Mühsam ernährt sich die Anzeige auf meiner Uhr… aber dann habe ich es geschafft. Zwölf Kilometer. Warum hatte ich heute solche Zweifel? Es ist doch alles gut gegangen, und erst, als ich längst zuhause bin, fängt es wieder an zu regnen. Heute freue ich mich auf einen – sicher guten – Kinofilm über das Laufen, das Leben und das Älterwerden. Laufen kann viel mehr sein als einfach nur Sport.

Samstag, 5. Oktober 2013



Ich war schon sehr früh wach und irgendwann, kurz vor halb sechs, möchte ich nicht länger warten: ich beginne, in der Dunkelheit zu laufen. Einen Plan, wo es heute lang gehen soll, habe ich noch nicht und laufe einfach nach Lust. Den unangenehmen Ostwind möchte ich lieber im Rücken haben. An der Sternstraße entlang geht es Richtung Übigau, aber bald wende ich mich Richtung Washingtonstraße, um sie zu überqueren.  Das klappt frühmorgens am Wochenende noch ganz gut. Es ist ganz finster – direkt unten an der Elbe werde ich heute nicht laufen. Vorsorglich habe ich die Goretex-Schuhe angezogen, ich könnte also auf den Elbwiesen laufen. Doch im Dunkeln – das lasse ich lieber bleiben, so mutig bin ich nicht. Sonderlich motiviert war ich heute nach dem Aufstehen nicht, aber hier draußen in der Stille kommt die Lauflust. Ich möchte mich einfach treiben lassen. Kurzzeitig dachte ich: immer geradeaus, das geht nicht, da brauche ich zu viel Zeit, weiß nicht, wie gut ich nach Hause komme, eine Runde laufen ist viel zeitsparender. Ich muss ja noch zum Supermarkt und dies und jenes erledigen… Aber immer diese zeitsparenden Runden sind auf Dauer unbefriedigend. Ich beschließe, all das, was ich erledigen will, vorerst zu vergessen. Erst einmal wird gelaufen. Unter der Autobahnbrücke hindurch geht es nach Altkaditz. Dort kräht der erste Hahn und am Osthimmel wird es ein wenig heller. Ehe ich auf den Elberadweg gelange, muss ich eine kleine Umleitung nehmen. Hier schalte ich die Stirnlampe ein und wechsle auf die linke Wegseite. So bin ich relativ sicher, auch von Radfahrern ohne Licht nicht übersehen zu werden. Es kommt mir aber niemand auf dem Weg nach Serkowitz entgegen. Das Spitzhaus in Radebeul ist erleuchtet, im Osten färbt sich der Himmel rosa. Ich laufe aber in die entgegengesetzte Richtung und vor mir ist es immer noch fast dunkel. Kurz vor Serkowitz leuchtet links von mir ein Augenpaar – da habe ich wohl eine Katze mit der Stirnlampe angestrahlt. Hinter Serkowitz bin ich der Elbe wieder etwas näher und kann aufs Wasser sehen. Kühe sind auf der Weide, dunkle Erhebungen rechts von mir, aber sie geben keinen Laut von sich. Hier macht das Laufen richtig Spaß und ich komme etwas zügiger voran. Es ist herrlich, einfach geradeaus zu laufen und alle Gedanken, Pläne und Ziele zu vergessen. Rechts von mir ist Radebeul-Ost, der Turm der Friedenskirche in Radebeul-West ist weiter vorn zu sehen. Nun kann ich auf den Deich hinauf und im Gras laufen. So kann ich meinen Füßen etwas Abwechslung gönnen. Immer nur auf Steinen und Asphalt ist ja auch nicht das Beste. Vom Beginn dieses Jahres einmal abgesehen, habe ich keine längeren Laufrunden in der Natur zurücklegen können. Vielleicht klappt es ja vor dem Winter noch ab und an. Oben auf dem Deich läuft es sich sehr schön, allerdings ist es bei  Dunkelheit nicht empfehlenswert- da sind doch einige tiefere Löcher, wo man stolpern könnte. Keine Leute mit Hunden, keine Radfahrer – ich habe die ganze Strecke für mich. Von Radebeul-West aus geht es weiter zur neuen Elbbrücke, die hinüber nach Niederwartha führt. Dort soll mein Wendepunkt sein. Es sind jezt mehr als neun Kilometer und nun wird es etwas anstrengender. Ich werde langsamer. Das Elbtal hinter mir erstrahlt rosafarben. Was für eine schöne Zeit zum Laufen, so ruhig und entspannt hat man es nur früh am Morgen. Der Berufsverkehr, die Betriebsamkeit der Menschen – all das wird später kommen, wenn ich auf dem Heimweg bin. Ich laufe noch ein Stückchen hinter der Elbbrücke, Wendepunkt ist bei 10,6 Kilometern. Ich möchte nun 12 Kilometer laufen, das scheint mir machbar zu sein. Meine Form ist nicht so schlecht, wie ich angenommen habe, und heute ist ein guter Tag, um noch einen Kilometer anzuhängen. Zurück nach Radebeul-West ist es zeitweise etwas mühsam; der Weg geht stellenweise leicht bergauf und ich habe Gegenwind. Aber dann wird es auch wieder leichter, als das Ziel immer näher kommt. Zehn Minuten noch bis zur Abfahrt der Straßenbahn, die kann ich getrost warten und noch etwas auf und ab gehen. Man soll ohnehin nicht aus den Laufschuhen direkt in den nächstbesten Sessel fallen. Ich bin 13,27 Kilometer in 1:51 gelaufen.