Samstag, 31. Dezember 2011

Ich starte 7.43 Uhr zum letzten Lauf dieses Jahres, etwas skeptisch, ob das heute etwas wird, aber der Anfang klappt ganz gut. Am Dienstag war es abends so schön mild draußen, dass ich eine Mini-Runde ums Feld gelaufen bin: langsam, vorsichtig, so oft wie möglich auf dem Rasen und mehr auf links verlagert. Das hat funktioniert, war aber recht anstrengend. Heute muss das linke Bein zwar mehr tun als das rechte, aber nicht mehr so sehr wie beim letzten Mal. Ich vermute, es ist eine Reizung der Plantarsehne, eine typische Läuferverletzung, aber ich habe sie mir wohl beim Renovieren (andauerndes Hocken und Stehen auf der Leiter) zugezogen. Die Witterung erlaubt es mir, gut eingelaufene Schuhe zu tragen. Bisher habe ich alle Zipperlein mit Pausen und vorsichtigem, moderaten Training überstanden und hoffe, dass es auch dieses Mal klappt. Vorgestern war ich im Fitnessstudio auf dem Fahrrad, aber darauf muss ich wie eine Irre strampeln, um überhaupt ins Schwitzen zu kommen, und das hat dem Fuß nicht gut getan. Laufen ist tatsächlich das effektivste Ausdauertraining und heute geht es bisher ganz gut. Der Tag beginnt freundlich und hell, der Himmel ist klar und nur auf den Wiesen spürt man ein wenig Raureif. Ich verlasse den asphaltierten Weg, so oft es geht. Da heißt es aufpassen, um nicht in Hundehaufen zu treten. Hundebesitzer sind mit ihren Lieblingen ebenfalls früh unterwegs. Verständlich, weil Tiere empfindlich auf Feuerwerk reagieren, und jetzt am Morgen ist es noch ruhig.

Ich habe das Feld hinter mir gelassen und laufe an der Washingtonstraße entlang Richtung Flügelwegbrücke. Sollte ich Probleme bekommen, breche ich den Lauf ab, aber so lange es gut geht, genieße ich die Strecke. Endlich laufen! Man wird bescheiden, denkt an keine Zeit- oder Streckenziele mehr, sondern hofft nur noch, nicht ganz aufhören zu müssen. In solchen Momenten wird mir klar, wie wichtig mir das Laufen ist. Ich freue mich vor allem auf die längeren Strecken im Frühling und kann mir nicht vorstellen, darauf zu verzichten. Am Dehner-Gartencenter vorbei und dann die Werftstraße entlang: meine gewohnte Strecke vom letzten Winter, wenn ich es bis nach Hause schaffe. Der gleichmäßige Rhythmus des Laufens ist entspannend. Beim Laufen, Radfahren oder Wandern kann ich am besten von der Arbeit abschalten. Auf einen derartigen Ausgleich zu verzichten, ist eigentlich undenkbar. Ich komme gut durch Übigau und laufe über die Flutrinnenbrücke zurück nach Mickten. Bald kann ich wieder vom Fußweg auf die Wiese wechseln und hier sogar den Fuß komplett aufsetzen. Es ist ein gutes Gefühl, auf weichem Untergrund zu laufen. Ich bin auch schneller als die beiden großen Hunde hinter mir. Die versuchen zwar nicht, mich einzuholen, aber man weiß ja nie. Vorbei geht es an weihnachtlich geschmückten Häusern heimwärts. Fünf Meter vor dem Hoftor beginnt es im Fuß zu ziehen, und ich höre auf zu laufen. Fünf schmerzfreie Kilometer waren es, und ich bin ganz glücklich über diese Strecke. Nun kann 2012 kommen: hoffentlich ein Läuferjahr!

Samstag, 24. Dezember 2011

Schöne Feiertage und alles Gute für 2012!



Der Baum ist geschmückt, den Schnee musste ich mir vom Vorjahr borgen.
Allen Lesern wünsche ich ein frohes Fest!
Lauftechnisch bin ich ein bisschen lahmgelegt, aber es hat sich schon deutlich gebessert. Ich hoffe auf ein wenig Alternativsport zwischen den Feiertagen, aber wenn die Arbeit das nicht zulässt, muss es bis zum nächsten Jahr warten. Spätestens dann möchte ich wieder regelmäßig trainieren, denn ich habe mir einiges vorgenommen.

Sonntag, 18. Dezember 2011

In den letzten Wochen war ich sehr beschäftigt. Nun, kurz vor Weihnachten, wird es ein bisschen ruhiger. Ich starte 8.30 Uhr zu meinem Wochenendlauf, der dieses Mal am Sonntag stattfindet, weil gestern Vormittag so viel zu besorgen war. Unter anderem habe ich ein neues Paar Winterlaufschuhe gekauft, die ich heute zum ersten Mal trage: es sind Asics Gel Trail Lahar, das Nachfolgemodell meiner Winterschuhe vom Vorjahr. Auf meinen Einwand, dass die Dämpfung nicht so gut ist, bot mir der Verkäufer Einlegesohlen mit extra Dämpfung an. Es gibt schon schöne Dinge zum Geldausgeben, aber da dies meine einzigen Winterlaufschuhe sein werden, entschied ich mich dafür. Und man hat wirklich einen guten Halt darin. Die Läuferin allerdings passt nicht so recht zu den neuen Schuhen – sie müsste mal ausgewechselt werden oder brauchte zumindest Ferien. Ich komme so gar nicht in Gang und würde am liebsten nach ein paar Metern den Lauf abbrechen. Das linke Bein scheine ich mir gezerrt zu haben – nur wobei? Die letzten beiden Tage war ich fast nur drinnen in der Wohnung. Außerdem könnte ich gleich während des Laufens einschlafen. Warum ich nicht einfach aufhöre? Eine Läuferin kommt mir entgegen und ihr Anblick – sie ist ganz flott unterwegs und es sieht ganz leicht bei ihr aus – beschämt mich zu sehr, als dass ich jetzt umkehren könnte. Außerdem habe ich gestern Abend im Wanderführer „Silvretta – Rätikon“ von Eugen E. Hüsler gelesen, der mich immer wieder motiviert, weil die Touren so faszinierend und wunderschön sind und weil das Buch so gut geschrieben ist. Ich weiß also, wozu ich das hier tue. Deshalb kann mich auch der kalte Gegenwind nicht vom Laufen abhalten. Wenn ich eine Runde laufe, habe ich irgendwann Gegenwind, und ich ziehe ihn auf der ersten Hälfte der Strecke vor.

An der Flutrinne kommt mir wieder ein Läufer entgegen – und biegt in die Flutrinne ein. Gute Idee, denn da ist es etwas geschützter als dort, wo ich entlanglaufen will. Aber ich möchte doch an meinem Plan festhalten. Immer ein paar Meter weiter, und noch ein paar. So komme ich langsam vorwärts, eigentlich mehr stolpernd als laufend. Die Werftstraße entlang, und dann hinunter zur Elbe. Als ich auf den Elbwiesen Richtung Kaditz unterwegs bin, fühlen sich die Schuhe so richtig gut an. Fürs Gelände – und nicht für Asphalt – sind sie schließlich gemacht. Erstaunlicherweise ist es hier angenehmer als gedacht; der Wind kommt mehr von der Seite als von vorn. Ich genieße die Weite und den Blick zu den Radebeuler Weinbergen, befürchte allerdings, nicht mehr lange allein zu sein. Bald sehe ich die ersten Leute ihre Hunde ausführen. Es sind durchweg große, lebhafte Tiere, die weit von ihren Besitzern entfernt herumspringen, und ich weiche mehrmals auf den Deich aus.

Ich habe mich eingelaufen und komme etwas besser voran, aber Tempo… ist das wirklich nicht, eher ein Dahinschleichen. Ich erfreue mich an der frischen Luft, der rauen, stimmungsvollen Landschaft und dem guten Bodengefühl in den neuen Schuhen. Weiter vorn ist eine Familie mit Kindern und einem Hund unterwegs. Ich hoffe, sie kommen vor mir in Serkowitz an – ich mag sie nicht überholen. Zuerst laufe ich auf dem Deich weiter, dann zieht es mich doch ans Wasser. Auf dem gepflasterten Weg tun mir gleich die Füße weh, aber ich möchte doch bis hinter Serkowitz so weiterlaufen. Als ich dann endlich abbiegen kann, bin ich ganz froh. Wendepunkt. Nach Serkowitz hinein, ein Stückchen bergauf, und dann geradeaus nach Kaditz zurück. Die Höfe und Häuser hier sind weihnachtlich geschmückt. Da sehe ich die Familie wieder vor mir. Nach ein paar Metern brauche ich eine Gehpause mit Fußgymnastik. Die Sohlen muss ich wohl erst einlaufen. Auf dem Gras neben dem Elberadweg geht es dann ganz gut weiter, aber mir wird klar, dass ich nicht bis nach Hause laufen kann. Es sind nicht nur die Füße – meine Form ist nicht mehr das, was sie vor ein paar Wochen noch war. Ich hoffe, dass im Januar weniger Überstunden anfallen und sich alles normalisiert – aber völlig auf Sport verzichten mag ich nicht, denn dann wird es nur noch schwieriger, wieder einzusteigen. Ich hole die Familie erst kurz vor Kaditz ein. Kleine Kinder wandern schneller, als ich laufe – wo gibt es denn sowas! Im Bogen durch Altkaditz, dann die Grimmstraße entlang. Eine Straßenbahn steht bereit, und allmählich komme ich ihr näher. Siebzehn Minuten noch bis zur Abfahrt – aber egal. Drinnen ist es geschützt und warm, und es gibt Sitzgelegenheiten! Zuhause überprüfe ich, was mich so geschafft hat: es sind doch reichlich 10 Kilometer gewesen. Ein gutes Gefühl bleibt immer nach dem Laufen, und mit der Form wird es schon wieder werden.

Samstag, 10. Dezember 2011

Die Sehnsüchte, die ich schon beim letzten Lauf verspürte, haben sich in den vergangenen Tagen wieder sehr bemerkbar gemacht. Zwei Wochen lang habe ich pausiert. Meine Baustelle hatte Vorrang, und da mein Resturlaub (bis auf einen Tag) für dieses Jahr gestrichen ist, musste ich die nötige Zeit irgendwie anders aufbringen und habe abends nach der Arbeit noch ein bisschen gewerkelt. Nun sind die gröbsten Arbeiten geschafft und mit den Feinheiten klappt es auch noch, nach und nach.

Ich möchte wieder regelmäßig laufen und starte 7.43 Uhr in einen kühlen, etwas wolkenverhangenen Morgen. Auch heute begleitet mich Musik: „Aura“ von Kool Savas, aber ich brauche dazu keine Gerätschaften, weil ich das Stück ohnehin im Kopf habe. Nie würde ich mit Ohrhörern durch die Gegend joggen: erstens möchte ich unnötige Reize vermeiden und zweitens bekomme ich gern mit, was um mich herum passiert.

Es zieht mich Richtung Stadtzentrum und so laufe ich direkt zur Elbe hinunter, zur Molenbrücke und von dort aus weiter. Wasser, Licht, die Ufer, die Wolken… es tut gut, draußen zu sein. Mal sehen, ob ich unterwegs munter werde. Gestern Abend hatte ich tatsächlich ein paar Minuten mehr, so dass ich nicht von der Arbeit aus zum Rückenkurs hetzen musste, sondern mein Rad ein Stück am Weihnachtsmarkt entlang schieben konnte. Das war ein schöner Wochenendauftakt. Im Kurs war es auch besser als sonst: eine neue Übungsleiterin, die ganz gewiss über Yoga-Kenntnisse verfügt und die Stunde auf eine Art und Weise gestaltet hat, die mir – und auch anderen – gut gefiel.

Ein Lauf am Weihnachtsmarkt entlang – das ist doch mal was! Ich sehe die Marienbrücke vor mir und spüre deutlich, wie die Kräfte nachlassen. Es wird Zeit, dass die Wochenenden wieder ruhiger werden. Ich beschließe, bis zur Hauptstraße zu laufen, am Weihnachtsmarkt entlang und dann zur Straßenbahn zurückzukehren. Von der Elbe zur Straße hinauf, über die Ampel, und da ist er schon: ein bisschen wie ein Rummelplatz in aller Frühe, Riesenrad, Karussell, verschlossene Würstchen- und Glühweinbuden. Abends ist es hübscher hier. Ich laufe Richtung Albertplatz, an einer großen Pyramide und einer mit Kerzen bestückten Tanne vorbei. Dann kehre ich um und laufe wie geplant zurück. Ein Mann in orangefarbener Kombi kehrt Schmutz und Müll vom Bürgersteig. Das lässt mich erneut an ein Musikstück denken, ein Stück Ostrock, den „Straßenkehrer“ von Chaiselongue mit markantem Rhythmus und philosophischem Text. Allmählich werden die Beine schwer. Leute stehen an der Haltestelle, da müsste doch bald eine Bahn kommen. Die Anzeige belehrt mich eines Besseren: 25 Minuten noch! So lange kann ich nicht hier herumstehen, und mir bleibt nur eine Möglichkeit: heimwärts laufen, notfalls mit Gehpausen. Als ich wieder an der Elbe bin, steigt die Sonne über die Häuser. Erst einmal zur Marienbrücke, langsam, ruhig. So gut wie auf dem Hinweg komme ich nicht mehr voran, es zieht sich. Viele Läufer sind unterwegs, und obwohl ich langsam bin, fühle ich mich wieder in meinem Element. Irgendwann lasse ich die Brücke hinter mir, laufe so entspannt wie möglich in ganz mäßigem Tempo weiter. Ich könnte jederzeit abbrechen und zur Bahn hinauf gehen, aber nun zieht es mich nach Hause, und die zuverlässigste Art, dorthin zu kommen, ist nun einmal zu Fuß, wenn ich das Rad nicht dabei habe. Das Elbtal erstrahlt golden in der Morgensonne; dieser Anblick ist der Lohn für die Anstrengung, und es geht gleich wieder leichter voran. Die Innenstadt schimmert in lichtem Dunst – ein Motiv für ein Ölbild. Und nun ganz langsam die Molenbrücke hinauf. Da wird die Luft ziemlich knapp, aber schließlich bin ich oben und dann geht es auch schon wieder leicht abwärts zur Leipziger Straße. Nach einigen Metern wird mir klar, dass ich es bis nach Hause schaffen werde. 9 Kilometer … fühlen sich mitunter wie 15 an.