Samstag, 23. November 2013

Regeneration

Ich schrieb ja schon beim letzten Eintrag, dass ich in Sachen Laufen nun etwas kürzer trete, und ja, ich bin schon völlig im Winter- bzw. Faulheitsmodus. Heute morgen keine Unruhe, sondern Ausschlafen, und das mit triftigem Grund: es war mal wieder Enkel-Sitting angesagt und der Kleine hält einen ganz schön auf Trab. Da lohnt es sich schon, das Krafttrainings-Programm beizubehalten, und einigermaßen ausgeruht wollte ich auch sein.
Laufen war ich auch, erst nachmittags, deutlich kürzer als bei meinen letzten Wochenendläufen, aber den Streckenumfang kann ich nicht benennen, weil der Forerunner in den nächsten Wochen zu Hause bleibt. Ich laufe nach Lust und nach Gefühl und maximal zweimal wöchentlich.
Der 25-Kilometer-Lauf ist mir übrigens sehr gut bekommen. Keine negativen Nachwirkungen, bisher keine Überlastungserscheinungen. Dennoch habe ich das Gefühl, eine Pause ist nun angemessen. Ich bin überzeugt, diese wird sich langfristig positiv auswirken.

Samstag, 16. November 2013

Noch ein langer Lauf



In der vergangenen Woche habe ich etwas geruhsamer trainiert. Kein Intervalltraining, sondern am Dienstag zunächst eine Radtour als Alternative zum Laufen und am Donnerstag… da habe ich gerade so 8,5 Kilometer geschafft. Mir hat zwar eine innere Stimme zugeflüstert: stell dich nicht so an, du schaffst auch zehn Kilometer, aber ich wollte mich nicht quälen und habe aufgehört. So toll empfand ich meine Form nicht und ließ völlig offen, ob und wie weit ich heute laufen würde. Aber ich wachte schon kurz nach Mitternacht auf und dachte sehnsüchtig: Warum kann ich nicht jetzt schon loslaufen. Freilich wäre das möglich, aber der ganze lange Lauf in der Dunkelheit, das ist dann doch nichts für mich. Ich mag ja besonders die Morgendämmerung und den Tagesbeginn, das könnte von mir aus ewig andauern. Also drehte ich mich nochmal um, aber kurz nach drei Uhr wollte ich dann aufstehen. Ich war sowas von hibbelig! Es war immer noch sehr früh am Morgen, aber ich nutzte die Gelegenheit für ein erstes kleines Frühstück. Gegen halb fünf war ich dann nicht mehr zu halten: ich begann langsam mit einer großen Aufwärm-Runde ums Feld. Als es dann richtig losgeht, habe ich schon vier Kilometer zurückgelegt. Nun geht es an der Leipziger Straße Richtung Stadtzentrum, genau wie am vergangenen Sonnabend. Heute muss ich mich besonders zügeln und um Ruhe bemühen. Wenn ich in der Dunkelheit zu meinem Lauf aufbreche, denke ich oft an die Hochtouren-Geher und Höhenbergsteiger, die meist schon in der Nacht losgehen oder klettern. Ich habe viele solcher Tourenberichte gelesen, und mein Wochenendlauf ermöglicht mir doch sehr regelmäßig ein kleines Highlight, eine Auszeit aus dem Alltag. Durch die Feldrunde bin ich etwas später dran und der Berufsverkehr ist schon im Gange. An der Albertbrücke geht es hinunter auf den Elberadweg. Wieder begegnet mir ein Läufer in der Dunkelheit. Die beleuchtete Waldschlösschenbrücke ist schon von weitem zu sehen. Mein Tempo ist sehr gemächlich, aber so leicht wie am vergangenen Wochenende geht es nicht voran. Ich mache mir darüber nicht weiter Gedanken. Noch weiß ich nicht, wie weit ich heute laufen werde. Dann der lange, dunkle Wegabschnitt zwischen Waldschlösschenbrücke und Blauem Wunder. Ich muss noch meditativer, noch gelassener beim Laufen sein, mich völlig fallenlassen in die gleichmäßige Bewegung. Auf dem Kopfsteinpflaster muss ich mich heute mehr konzentrieren. Stolpern oder gar Umknicken wäre jetzt nicht so gut. Aber als Auflockerung des Lauftrainings ist ein solcher Streckenabschnitt gar nicht verkehrt. Ich trage heute erstmals meinen neuen Laufrucksack, der besonders klein und flach ist und eine 1-Liter-Trinkblase enthält. Ich habe aber nur 0,75 Liter eingefüllt. Die Träger sind mit Täschchen versehen, praktisch fürs Handy, Fahrscheine und was man sonst so benötigt. Ich habe heute gut vorgesorgt; immerhin bin ich gut im Training und halte einen langen, weiten Lauf für möglich. Als ich das Blaue Wunder, Dresdens östlichste Brücke, überquere, ist es zehn vor sieben. Wie es mir wohl in einer Stunde gehen wird? Ich werde sehen. Nun bin ich über 14 Kilometer unterwegs, bald habe ich die 15-Kilometer-Marke erreicht. Blau dämmert der Morgen, es ist trüb und kühl. Fünf Grad, dazu beinahe Windstille – das sind für mich ideale Laufverhältnisse. Ich bin gern unterwegs, wenn es kühl ist. Den Rückweg bis zur Waldschlösschenbrücke will ich heute genießen. Das ist nicht nur der größte Abstand zwischen zwei Brücken, der sich hinzieht, sondern das Elbtal ist hier so schön weit und es ist noch so still. Man sieht die Elbschlösser auf der anderen Seite und wieder die Lichter der Waldschlösschenbrücke. Nach etwa zehn Kilometern hatte ich die erste Trinkpause gemacht, nach 16 Kilometern mache ich die zweite. Ich gehe dabei immer ein paar Schritte und nutze diesen Moment als kurze Erholung. Es bringt nichts, während des Laufens trinken zu wollen und sich dabei möglicherweise zu verschlucken. Und irgendwann habe ich die Brücke hinter mir gelassen und begegne immer mehr Läufern jeglichen Alters. Die meisten von ihnen starten und ich bin auf dem Heimweg – einem langen Heimweg allerdings, wie ich nun beschlossen habe. Am Johannstädter Fährgarten, Kilometer 18 ist überschritten, genehmige ich mir eine Traubenzuckertablette. Vier Kilometer weiter soll es noch eine geben. Ich laufe am Elbe-Flohmarkt vorbei, wo schon emsiges Treiben herrscht, und als ich mich dem Stadtzentrum nähere, erfüllen mich Glück und Zufriedenheit. Mein großes Ziel in diesem Jahr rückt näher, es ist heute realistisch. An der Anlegestelle der Weißen Flotte ist die 20-Kilometer-Marke erreicht. Ich fühle mich noch sehr gut, besser eigentlich als drüben auf der anderen Seite. Vermutlich wirkt auch der Traubenzucker. Am Kongresszentrum ist Halbmarathon, 7:54 Uhr, Trinkpause. Ich bin wirklich sehr langsam, aber nur so sind für mich derartige Strecken zu schaffen. Und weiter geht es. Ich werde nicht versuchen zu kämpfen. Kampf ist meist auch Krampf. Locker, ruhig und entspannt kommt man weiter. Ich werde keine Strategien bemühen, der Kopf kann die Arbeit getrost den Beinen überlassen, die sind trainiert und werden das schon machen. Ich sehe mich immer mal um. Allmählich kommt man in Weihnachtsstimmung, etwa Adventsschmuck in der Stadt wäre doch schön. Bald ist es soweit! Heute laufe ich weiter geradeaus, am Ostra-Sportpark vorbei und von dort aus nach Nordwesten zur Flügelwegbrücke. Den Radweg hier unten habe ich erst kürzlich für mich entdeckt; man fährt sehr ruhig an Wiesen vorbei, eine richtige Genießer-Strecke und passend für mein heutiges Laufziel. Aber plötzlich sehe ich vorn jemanden mit mehreren großen Hunden, die wild herumspringen, und bin froh, sofort einen Abzweig zur Straße hinauf nehmen zu können. Denen will ich heute nicht begegnen! Also leider keine Genießer-Tour, aber dafür bringe ich jetzt schon etwas Anstieg hinter mich. Noch eine Traubenzuckertablette, die sollte dann auch genügen. An der Bremer Straße entlang … 24 Kilometer sind mein nächstes Streckenziel. Nun ist es anstrengend, aber ich kann mich noch konzentrieren  - was bei der Beschaffenheit des Fußwegs nötig ist - und es tut nichts weh, also werde ich heute mein Ziel erreichen. Keine Trinkpause mehr, ich will nun bis Kilometer 25 durchlaufen. Anstieg zur Flügelwegbrücke, ich bin schon stolz, es gleich geschafft zu haben. Als ich die Brücke etwa zur Hälfte überquert habe, ist die magische Marke erreicht. Ich laufe noch weiter bis zur nächsten Bushaltestelle am anderen Ende der Brücke. 25,5 Kilometer in 3:46. So weit und so lange bin ich bisher noch nicht gelaufen! Und damit beende ich für mich die Lauf-Hauptsaison 2013. Bis Anfang Dezember werde ich etwas abtrainieren und dann eine Regenerationsphase einlegen, nur noch zweimal wöchentlich und deutlich kürzere Strecken laufen und dafür öfter mal etwas anderes machen: Spaziergänge, andere Sportarten und alles etwas ruhiger angehen. Den einen oder anderen Genusslauf werde ich aber sicher auch weiterhin beschreiben – und dann irgendwann im Februar , wenn es klappt,  zu neuen Laufzielen starten.

Samstag, 9. November 2013

Stunde der Wahrheit



Am Mittwoch hatte ich wieder einmal Fitnesstest. Wenn man, wie ich, nach Programm trainiert, ist einmal im Jahr „Stunde der Wahrheit“. Das Ergebnis war okay, aber im vergangenen Jahr war es etwas besser. Dazu muss man wissen: der Test wird auf dem Fahrradergometer durchgeführt und mein vorheriger Test fand gleich anschließend an einen Fahrrad-Urlaub auf dem Elberadweg (Magdeburg – Cuxhaven) statt. Der Trainer war etwas enttäuscht, dass ich dieses Mal abbrach, ehe ich meinen Maximalpuls erreicht hatte. Grund dafür waren aber weder mangelnde Motivation noch fehlender Wille, sondern schlicht fehlende Muskeln für diese Sportart. Mein Ruhepuls war etwas erhöht, aber kein Wunder: es war ja die erste Arbeitswoche nach freien Tagen. Heute ist es so, dass einen nach freien Tagen gleich mal ein Berg Arbeit erwartet, welche liegengeblieben ist, so dass man quasi von 0 auf 150 startet und dementsprechend körperlich und psychisch reagiert. Gestern war ich einfach nur erholungsbedürftig und zweifelte daran, ob ich einen längeren Wochenendlauf durchführen würde und ob es überhaupt gut wäre, dies zu tun. Aber wie durch ein Wunder erwachte ich früh am Morgen mit der entsprechenden Vorfreude. Und abweichend von den vorherigen Wochenenden gab es ein halbes Brötchen zum Frühstück. Der Grund: ich hatte Hunger – morgens 4.30 Uhr! Aber vermutlich wusste mein Körper schon mehr als mein Kopf. Aber der ahnte wohl auch etwas, denn ich begann meinen Morgensport mit einer Runde Gehen ums Viertel.
Gegen fünf Uhr beginnt mein Lauf. Der Forerunner ist eingeschaltet, der Brustgurt zum Pulsmessen liegt – wie beinahe immer – zuhause. Ich richte mich nach der Atmung. Wichtig ist dagegen die Kilometeranzeige, aber es wird heute dauern, bis ich sie überhaupt erkennen kann. Es ist noch dunkel. Mit Warnweste, heller Laufjacke und Stirnlampe bin ich entsprechend ausgerüstet. Ich laufe an der Elbe entlang, weiter an der Leipziger Straße Richtung Stadtzentrum. Es ist sehr warm, aber ab und an nieselt es und der Wind weht böig. Ich bin richtig begeistert von meiner neuen Laufjacke. Sie ist leicht, bequem, hält den Wind gut ab, trägt sich einfach wunderbar, hat eine Kapuze, was bei Regen sehr praktisch ist, und sieht auch hübsch aus. Es hat lange gedauert, bis ich mir so ein – nicht ganz billiges – Stück geleistet habe, aber nun bin ich rundum zufrieden und kann sie auch bei anderen Aktivitäten nutzen. Ein paar Nachtschwärmer sind auf dem Heimweg. Ich mache rechtzeitig einen Bogen um sie. Die meisten allerdings haben mit sich zu tun. Heute bleibe ich noch eine Weile oben an der Hauptstraße und habe Glück: an den Ampeln ist immer Grün. Erst an der Albertbrücke wechsle ich hinunter auf den Elberadweg. Es ist noch immer dunkel, aber ich staune nicht schlecht, als mir etwa auf halber Strecke zur Waldschlösschenbrücke ein Läufer entgegen kommt. Es ist noch sehr still, und die Bäume am Wegrand rauschen. Stille, frische Luft und die Weite des Elbtals – das ist einfach schön. Ich bin heute sehr langsam und kann ruhig und fließend laufen. Zeit spielt keine Rolle mehr. Irgendwo im Hintergrund ist der Gedanke, dass ich heute um die drei Stunden laufen werde, aber es fühlt sich nicht anders an, als eineinhalb Stunden an anderen Tagen. Da ist nichts mehr außer mir und der Laufstrecke, ich bin nur noch im jeweiligen Moment und kümmere mich weder um die Entfernung, die vor mir liegt, noch um das, was der Tag bringen wird. Ein wenig unwirklich kommt mir dieser Zustand schon vor, aber ein solches Geschenk sollte man nicht in Frage stellen, sondern annehmen. Manche Wegabschnitte sind gut beleuchtet, andere weniger gut, aber ich habe ja meine Stirnlampe. Auf dem Weg zum Blauen Wunder, dessen Lichter ich vor mir sehe, ist es zeitweise sehr dunkel. Dann kommt ein Stück mit Kopfsteinpflaster. Das ist weniger angenehm, aber man kann es als Abwechslung betrachten. Als ich über das Blaue Wunder laufe, sehe ich, wie der Himmel allmählich heller wird. Am Schillerplatz werden schon die Marktstände aufgebaut. Ich laufe wieder zur Elbe hinunter. So gut habe ich mich selten nach über 10 Kilometern gefühlt. Und eigentlich wusste ich es schon vorher: ein Halbmarathon ist heute realistisch. Ich werde es schaffen. Nun wende ich mich schon wieder heimwärts. Das Stück bis zur Waldschlösschenbrücke zieht sich in die Länge. Allmählich wird es hell. Nun kommen mir ab und an Läufer entgegen. Radfahrer sind erstaunlicherweise kaum unterwegs. An der Brücke angekommen, mache ich die erste Trinkpause. Die Warnweste kann ich mir nun in die Tasche stecken. Die helle Kuppel der Frauenkirche ist das Erste, was ich vom Stadtzentrum sehe. Nach und nach erkenne ich auch die Hofkirche, den Rathausturm, das Kongresszentrum. Der Johannstädter Fährgarten, dann der Elbe-Flohmarkt, die Albertbrücke, die Carolabrücke: die markanten Punkte häufen sich. Über die Augustusbrücke laufe ich hinüber auf die andere Seite. Die 17-Kilometer-Marke kommt näher, aber ich weiß, es liegt noch ein ordentliches Stück Strecke vor mir. Dennoch, ich kann mein Zuhause fast schon sehen. Unter der Marienbrücke hindurch, da bin ich in Dresden-Nord. Dort, wo die umstrittene Hafencity entstehen soll, habe ich 18 Kilometer zurückgelegt. Noch eine kurze Trinkpause, noch immer habe ich einiges vor mir. 19 Kilometer vor der Molenbrücke, 20 Kilometer hinter dem Ballhaus Watzke. Nun wird es anstrengend, aber ab und an kann das ja mal sein. Es ist wichtig, auch dann noch ruhig zu atmen und auf die Haltung zu achten. Bloß nicht hetzen, auch das letzte Stück soll gelingen. Ein Stück noch an der Elbe entlang, dann hinauf zur Sternstraße. Da geht noch ein Stück… ich laufe weiter und nach 21,2 Kilometern wende ich mich heimwärts. Halbmarathon! Es müsste ein Signal am Forerunner geben, das wäre noch motivierender. Ein Stück noch geradeaus, dann am Feld rechts herum, die letzten Meter an Nebenstraßen entlang. 22,2 Kilometer bin ich gelaufen. Das war nicht nur mein dritter Halbmarathon in diesem Jahr, sondern ein Kilometer mehr und mein erster Lauf über drei Stunden – naja, fast schon ein Langsamkeitsrekord. ;-) Stunde der Wahrheit ist eben nicht drinnen auf irgendwelchen Geräten, sondern beim Laufen draußen im Elbtal.

Samstag, 2. November 2013

Kurzer Nachtrag



In der vergangenen Woche hatte ich frei und somit auch Frei-Zeit zum Sporttreiben. Weil aber auch Renovierungsarbeiten und anderes zu erledigen war, kam ich auf zweimal Laufen und einmal Krafttraining, also ein ganz normales Pensum. Gestern abend war ich schon drauf und dran, den Wochenendlauf ausfallen zu lassen. Kurzfristig war Enkel beaufsichtigen angesagt und … ja, meine Wochenendläufe sind derzeit ziemlich zeitintensiv. Da bin ich mitunter gut drei Stunden von zuhause weg, besonders, wenn ich anschließend noch Bus oder Bahn fahre. Aber ich war heute früh auf und entschied mich doch, kleine Runden in Wohnungsnähe zu laufen, um auch pünktlich wieder daheim zu sein. Runde um Runde kommt doch einiges zusammen. Als ich 11 Kilometer Feldrunden gelaufen war und immer noch Zeit hatte, packte es mich dann doch: ich setzte mir 17 ½ Kilometer in den Kopf und lief letztlich 18. Die Dehnungen fielen nicht ganz so ausgiebig wie sonst aus, weil der Kleine bereits da war. Aber die Laufstrecke war genau richtig bemessen und ich wäre vermutlich unzufrieden gewesen, wenn ich nicht gelaufen wäre.