Samstag, 25. Juni 2011

25.06.11

Gestern Abend gab es einige Gewitter, und als ich aus dem Fenster schaue, sieht es stabil draußen aus. Ich war mir nicht sicher, ob ich heute laufe, weil ich erst einmal ruhebedürftig bin, aber nun möchte ich doch hinaus und zumindest eine kleinere Strecke joggen.

Ich laufe 6.19 Uhr los, wende mich Richtung Leipziger Straße, weiter hinter dem Abzweig Industriestraße halbrechts und dann zum Baumwiesenweg. Weiter geht es an der Neuländer Straße Richtung Boxdorfer Berg. Besonders in Form fühle ich mich nicht, aber der leichte Anstieg ist kein Problem. Bis Boxdorf sollte ich wohl kommen. Ich nehme die bekannte Strecke an der Moritzburger Straße entlang. Den Boxdorfer Berg hinauf schaffe ich ganz gut. Hügeltraining ist etwas wert, vor allem, da ich derzeit keine Tempoläufe mache. Ich bin ganz froh, als die Strecke wieder eben wird. Das ist geradezu erholsam, und man kann durchatmen. Weiter geht es an der Schulstraße und Waldteichstraße entlang. Diese führt, wie der Name schon sagt, zu den Waldteichen bei Volkersdorf. Hier oben komme ich in Schwung und möchte nun nach Moritzburg laufen – das reizt mich schon lange. Ab und an schaut die Sonne aus den Wolken. Es ist ein ruhiger, schöner Morgen, und nach den vergangenen, hektischen Tagen bin ich entspannt und friedlich. Ich laufe auf der Landstraße, aber nur wenige Autos sind unterwegs. Diese morgendliche Stille mag ich immer sehr. Am Horizont kann man bis in die Lausitz sehen; der Keulenberg ist gut zu erkennen. Die Felder und Wiesen, die fast völlig vertrocknet waren, werden wieder grün. Die Natur brauchte den Regen und lebt nun wieder auf. Da ich eine Urlaubswoche vor mir habe, geht es mir ähnlich. Am Feldrand blühen Mohn- und Kornblumen. Neben den Ähren sehen sie sehr schön aus, aber in der Vase würden sie schnell eingehen.

Heute habe ich keinen richtigen Plan, wie ich weiterlaufen will, aber gerade das gefällt mir: ich entscheide das spontan. Kurz vor Volkersdorf mag ich nicht mehr auf der Landstraße laufen und biege nach links in einen Waldweg ein. Früh am Morgen scheue ich diese Strecke ein bisschen, aber heute denke ich mir, dass sie nun genau das Richtige ist. Man kann diesen Waldweg nicht gut einsehen, und wenn da plötzlich ein Hund kommt, könnte das unangenehm sein. Zumindest habe ich keine parkenden Autos gesehen. Das Laufen durch den Wald ist wunderschön. Links von mir erstreckt sich der Georgenteich. Zwei Graugänse, die sich auf dem Weg niedergelassen haben, flüchten ins Wasser. Weiter geht es Richtung Moritzburg. Ich fühle mich befreit von Druck und Erwartungshaltungen; das Laufen ist Genuss und Erlebnis. Bald verlasse ich den Wald und treffe auf die Alte Dresdner Straße, die in die Bahnhofstraße übergeht. Am Bahnhof könnte ich schauen, wann die Kleinbahn nach Radebeul fährt – das wäre eine Möglichkeit, nach Hause zu kommen. Aber ich möchte gern noch bis zum Schloss laufen. Das ist noch ein Stückchen durch den Ort. Langsam lassen die Kräfte nach. Als ich am Schlossteich ankomme, fliegt vor mir ein großer Graureiher auf, und über dem Teich kann ich einen zweiten beobachten. Dieses Erlebnis und der Anblick des schönen Gewässers machen mich sehr froh. Ich laufe weiter und bin bald auf der Straße Richtung Auer. Hier habe ich, als ich mit dem Rad unterwegs war, einen Weg nach Radebeul gesucht und ihn schließlich auch gefunden. In diese Richtung möchte ich mich nun wenden. Als ich auf der Meißner Straße bergan laufe, meldet sich ein Stimmchen und fragt, was ich hier bloß mache: das ist eine Fahrrad- und keine Laufstrecke! Ich lasse die Stimme sein: ich habe Urlaub und Zeit, kann jederzeit aufhören und zur nächsten Haltestelle oder nach Hause gehen. Den nächstbesten, links abzweigenden Waldweg möchte ich nehmen, aber der nächste ist nur ein verunkrauteter Pfad, also weiter. Nach einem kurzen Anstieg zweigt wirklich ein gut befestigter Schotterweg ab – den muss ich mir merken. Es geht ein Stückchen durch den Wald und dann wieder Richtung Moritzburg an Wiesen entlang. Den nächsten Abzweig nach rechts nehme ich. Er führt mich an einer Pferdekoppel vorbei. Ich laufe nun ein Stückchen parallel zum Ort. Als ich wieder an den Häusern ankomme, gibt es einen Abzweig nach rechts, vom Ort weg. Ich laufe da entlang. Irgendwo muss es doch nach Friedewald gehen! Nach ein paar Metern brauche ich eine kurze Trinkpause. Ich will mir mein Fläschchen aber einteilen und nehme etwas weniger als die Hälfte. Eine Frau mit einem großen Hund kommt mir entgegen, und ich kann nicht ausweichen. Das ist mir unangenehm, aber sie hat den Hund im Griff. Weiter geht es geradeaus und immer leicht bergan. Nach einer Weile wird mir klar, dass ich wieder Richtung Auer und Weinböhla unterwegs bin – die Straße kann, dem Lärm nach zu urteilen, nicht mehr weit sein. Ich bin ein bisschen ratlos. Da sehe ich weiter vorn, links von mir, einen Reiter. Dort, wo der unterwegs ist, müsste ich auch laufen können! Tatsächlich zweigt ein Wiesenweg ab. Die Richtung sieht gut aus. Ich laufe noch ein Stück über die Wiesen, bis ich den Dippelsdorfer Teich vor mir sehe. Dies ist nicht der Radweg, den ich im Winter gefahren bin, aber dennoch bewege ich mich Richtung Friedewald. Der Weg wird zum Pfad und führt mich ein Stück um den Teich herum. Allmählich frage ich mich, wie lange ich noch so weiter kann. Da sehe ich die Gleise der Lößnitzgrundbahn. Das ist immerhin ein Orientierungszeichen! Ich folge den Gleisen ein Stück. Der Weg hört auf, und vor mir liegt der Bahndamm, der über den Teich führt. Das ist der kürzeste Weg in die richtige Richtung, also geht es neben den Gleisen weiter. Diese Strecke mag ich sehr, bin sie auch schon mit der Kleinbahn gefahren. Bisher dachte ich, dies seien zwei Teiche. Nun sehe ich, dass es da einen Durchfluss gibt. Darüber verlaufen die Schienen auf zwei Stahlträgern. Kein Weg, sondern Schienen, Träger und Schwellen, die ein Stück über die Gleise ragen. Ich habe fast keine andere Wahl, aber von Schwelle zu Schwelle springen mag ich nicht – ich bin schon müde und möchte nicht im Wasser landen. Also bücke ich mich, halte mich an der Schiene wie an einem Geländer und arbeite mich so von Schwelle zu Schwelle. Zum Glück ist der Durchfluss recht schmal. Bald kann ich wieder normal weiter laufen und schaue dabei kurz über den See. Wirklich idyllisch! Man hört die Kleinbahn lange, bevor sie näher kommt, und derzeit ist gar nichts zu hören. Aber es gibt noch einen zweiten Durchfluss, und wieder muss ich mich bücken und an der Schiene festhalten. Mir fällt der Witz von zwei Irren auf dem Bahngleis ein, bei dem einer über die vielen Treppen, der andere über das niedrige Geländer klagt. Witze können einen wirklich auf brauchbare Ideen bringen! Da ist das andere Ufer, und ich kann wieder neben dem Bahndamm auf der Wiese laufen. Das war ein kleines Abenteuer, und ich habe Bimmelbahn-Ruß an den Händen. An diesen Lauf werde ich mich bestimmt oft erinnern!

Ist das hier schon Friedewald? Vorn kommt ein kleiner Bahnhof, und ich weiß noch, dass ich rechts herum durch den Ort muss. An einer Bushaltestelle lese ich, dass ich in Dippelsdorf bin. Bald sehe ich einen Wegweiser Richtung Radebeul, und da kommt auch das Radweg-Zeichen. Ob ich es noch bis Friedewald schaffe? Nun will ich nach Hause, und da ich beim Joggen schneller bin als beim Gehen, will ich das tun, soweit es geht. Der Verlauf des Radwegs ist mir bekannt. Es geht ein Stück über Wiesen, unter einer Schnellstraße hindurch und noch ein Stückchen bergan. Da sind die ersten Häuser zu sehen. Bis dorthin laufe ich, und da ist Schluss. Ich gehe weiter auf dem Radweg durch den Ort. Die Sehnen am linken Fuß zicken ein bisschen. Ich bleibe immer mal stehen und mache Gymnastik, das ist ganz hilfreich. Der Weg führt mich in den Lößnitzgrund hinein. Die Bahn Richtung Moritzburg habe ich gehört und irgendwann könnte der Zug in die Gegenrichtung kommen. Ich möchte aber bis Radebeul gehen, denn eine ausgiebige Cool-down-Phase ist nach dieser Strecke wohl angemessen. Es geht ganz gut weiter, und bald kann ich sogar ins Walking-Tempo übergehen. Ich bin zwei Stunden und 28 Minuten gejoggt. Die Strecke kann ich nicht exakt nachmessen; es waren um die 19 Kilometer. Auf dem Rückweg durch den Lößnitzgrund ist der Rest aus dem Trinkfläschchen wahrlich ein Genuss. Da fährt auch die Kleinbahn an mir vorbei. Das waren reichlich drei Stunden Morgensport, nach denen ich mich auf mein Frühstück freue. Maximal 12-13 Kilometer habe ich heute für möglich gehalten, und nun bin ich meinem Ziel Halbmarathon schon recht nahe gekommen.

Donnerstag, 23. Juni 2011

23.06.11

Start 6.45 Uhr am Hoftor. Es hat sich ein wenig abgekühlt, aber auch für heute sind Gewitter angekündigt. Deshalb laufe ich gleich am Morgen. Ich habe auch Lust dazu. Durch die Regengüsse in der Nacht ist die Luft angenehm frisch. Ich laufe wieder zur Elbe hinunter, dann weiter über die Molenbrücke auf dem Elberadweg. Die Tageszeit zum Laufen zu wechseln, ist sicher auch ein Trainingsreiz. Deswegen möchte ich das immer mal machen. Mehr als Laufen passiert diese Woche nicht in Sachen Sport – von meinem Morgenyoga einmal abgesehen. Es ist das, was ich gerade so hinkriege. Ich bin froh, nächste Woche Urlaub zu haben – den brauche ich dringend.

Die Sonne steht hoch am Himmel. Als ich unter den Brücken hindurch laufe, wird es schon unangenehm heiß. Endlich ein Stück im Schatten, und auf der Albertbrücke ist ein wenig Wind zu spüren. Auf der anderen Seite geht es unter Bäumen weiter, und mir weht ein kühlendes Lüftchen entgegen. So hält man es aus. Irgendwo habe ich mal gelesen, die morgendliche Trainingseinheit kann einem niemand nehmen, egal, was danach passiert. Das ist unterwegs ein gutes Gefühl. Heute muss ich an keiner Ampel warten, sondern kann kurz vor der Firma noch einen Sprint hinlegen, um bei Grün hinüber zu kommen. Das war wieder meine 7-Kilometer-Strecke in 59 Minuten. Schnell war ich gerade nicht, stelle aber derzeit keine hohen Ansprüche an mich. Ich weiß, dass ich nach dem Morgenlauf froh und zufrieden war. Dass es diesem Beitrag nicht mehr so anzumerken ist, liegt daran, dass ich einen blöden Tag hinter mir habe.

Dienstag, 21. Juni 2011

21.06.11

Gestern Abend im Büro war ich so zwischen Heulkrampf und dem Wunsch, meinen Computer oder wenigstens irgendwas anderes kaputtzumachen. Heute bin ich nicht wirklich schlauer als gestern, aber weniger verzweifelt. Meinen Lauf möchte ich wie geplant machen, eine kleinere Runde vielleicht. Keine Strecke kann mich reizen, aber es geht trotzdem los. Als ich 18.14 Uhr starte, wird mir bewusst, dass ich mich gar nicht über das Wetter informiert habe. Eine dunkle Wolkenwand zieht von Westen heran. Ich laufe dorthin, wo es noch am hellsten ist: Richtung Übigau. Es ist sehr schwül, das reinste Treibhausklima. Die Sonne ist hinter den Wolken verschwunden.

Der Anfang gestaltet sich heute ziemlich zügig: da ist einiges Aggressionspotential, das mich antreibt. Beim Laufen kann man sich sehr gut abreagieren. In der Flutrinne sind viele Spaziergänger unterwegs und lassen sich nicht von den dunklen Wolken vertreiben. Als ich die Werftstraße hinunter laufe, wird es an der Elbe wieder etwas heller. Die Regenwolken ziehen Richtung Radebeul. Ich laufe am Edeka-Großhandel zur Elbe hinunter und unter der Flügelwegbrücke hindurch. Die Elbwiesen sind gemäht worden, wie schön! Da kann ich doch wieder prima hier entlang laufen! Auch auf den Deichen ist das Gras kurz. Es ziehen zwar wieder Wolken auf, aber nach Weltuntergang sieht es nicht aus. So kann ich zügig weiter nach Altkaditz laufen. Heute musste ich mir die Haare hochstecken – die sind einfach viel zu lang geworden. Ich hatte keine Zeit für einen Friseurbesuch, aber nächste Woche muss das nachgeholt werden.

Ich kann auf dem Deich nach Altkaditz laufen! Hier hat man immer so eine gute Aussicht; da macht das Laufen gleich viel mehr Freude. Weiter vorn regnet es, und ich spüre auch bald die ersten Tropfen. Es reizt mich, an der Elbe entlang weiter zu laufen, aber das Gras liegt ausgebreitet, so dass man die schmalen Trampelpfade nicht sieht. Deshalb laufe ich hinter Altkaditz auf den Elberadweg. Es regnet leicht, aber mir ist das angenehm. Eine wirkliche Abkühlung ist es jedoch nicht; es bleibt sehr schwül. In Serkowitz kommen mir zwei Läuferinnen entgegen. Ansonsten sind nur Radfahrer unterwegs. Als ich die Häuser hinter mir gelassen habe und weiter an der Elbe entlang laufe, überlege ich, ob ich es bis Altkötzschenbroda schaffe – die Kräfte lassen deutlich nach. Weiter vorn ist ein junges Pärchen auf dem Weg, eng umschlungen, daneben ein großer Hund. Weil die beiden miteinander beschäftigt sind und ich nicht mit dem Hund spielen will, kehre ich um. Wieder durch Serkowitz hindurch, den kleinen Hügel hinauf und wieder hinunter. Noch ein paar Meter, dann brauche ich eine kurze Trink- und Gehpause, ehe es weiter geht. Altkaditz ist das nächste Ziel. Mit dem Lockern und Entspannen will es heute nicht so richtig klappen. Wenn ich an etwas anderes als das Laufen denke, komme ich noch am besten voran. Die Strecke nach Kaditz, wo die Straßenbahn abfährt, fällt mir wieder etwas leichter. Aber eigentlich möchte ich nicht fahren, sondern noch ein Stück heimwärts laufen. Es regnet etwas stärker, aber unangenehm ist das nicht. Es geht unter der Autobahnbrücke hindurch Richtung Elbepark. Ich hoffe, an der Ampel etwas pausieren zu können. Tatsächlich schaltet sie auf Rot, ehe ich ankomme, und ich kann noch etwas Wasser trinken. Oft nervt es mich, hier warten zu müssen, aber heute ist sehr schnell wieder Grün. Nun muss ich mir einen Ruck geben, wieder loszulegen, denn die Beine wollen schwer werden. Was ist nur heute los? Aber über das Feld schaffe ich es schon noch. Als ich an den Häusern ankomme, will ich dann auch die letzten Meter bis nach Hause laufen. 19.51 Uhr komme ich schließlich an und bin richtig geschafft, aber zufrieden. Das war zeitweise Quälerei, aber hin und wieder darf das sein. 12,2 Kilometer immerhin – und eine Fahrkarte habe ich gespart.

Samstag, 18. Juni 2011

18.06.11

Für heute Morgen war Regen angesagt, und tatsächlich: es regnet. Aber nur leicht, so dass mein Wochenendlauf trotzdem stattfindet. Ich nehme erst einmal die Jacke mit und lasse sie offen. Die Luft ist feucht, und es ist für morgens nicht gerade kühl. Gefrühstückt habe ich bereits; ich war zeitig munter. 6.15 Uhr beginne ich am Hoftor zu laufen. Es geht hinunter zur Elbe, weiter über die Molenbrücke und auf den Elberadweg. Der Anfang gestaltet sich meist etwas träge. Ich weiß nur, welche Strecke ich laufen möchte – wie weit, das überlasse ich der Tagesform. Gestern habe ich eine traurige Nachricht erhalten und war mir nicht sicher, ob ich laufen möchte. Aber nach dem Aufstehen wusste ich, dass ich es gerade jetzt versuchen sollte. Und nun, unterwegs, wird mir klar, dass ich mich heute auf die mentale Balance konzentrieren muss.

Der Himmel ist bedeckt, die Elbe fließt ruhig und dunkel dahin. Bis zur Marienbrücke wird es etwa dauern, bis ich mich eingelaufen habe. Ich ziehe die Jacke aus und binde sie um. Bis auf einige vereinzelte Radfahrer bin ich so gut wie allein. Es ist ja noch früh – aber das ist gut so. Ich überquere die Elbe über die Albertbrücke und laufe am Terrassenufer weiter Richtung Blaues Wunder. Dies ist die Strecke, wo man die Brücke lange Zeit nicht sehen kann. Es ist auch ein Stückchen bis dorthin – die Abstände anderer Brücken voneinander sind geringer. Hinter der Waldschlösschenbrücke geht es hinunter zum Elberadweg. Ich muss mich ab und an lockern, um nicht das Gefühl zu haben, mich anzustrengen oder gar anstrengen zu müssen. Bis zum Blauen Wunder möchte ich gern kommen, wenn es geht, auch ein Stück mehr – aber müssen muss ich gar nichts. Es ist kontraproduktiv, sich während des Laufens vor Augen zu führen, wie viele Kilometer man noch zurückzulegen hat. Allerdings achte ich heute darauf, mir die Kräfte gut einzuteilen. Zeitweise zügle ich mich ein wenig. Es ist richtig, auch heute unterwegs zu sein. Die Freundin, die ich verloren habe, werde ich in Gedanken oft mitnehmen. Laufen ist auch eine Zeit der Ruhe und der Besinnung.

Das Blaue Wunder ist erreicht – 10 Kilometer sind geschafft. Eine Stunde und zehn Minuten – das ist ein gutes Tempo. Tolkewitz, vielleicht Laubegast wäre ein lohnendes Ziel, aber ich konzentriere mich nur auf den Moment, korrigiere immer mal die Haltung und Atmung. Nun sind auch andere Läufer unterwegs. Manche sind langsamer, manche schneller. Einige, vor allem Frauen, sind sehr dünn. Was bei Yoga gilt, gilt auch beim Laufen: es ist deplatziert, sich mit anderen zu vergleichen. Heute wird mir besonders bewusst, dass meine Vorgehensweise, mein Tempo für mich passen – und sonst nichts.

Vieles wird im Kopf entschieden. Das ist mir klar, als die Elbwiesen bei Tolkewitz sehr weit werden. Weiter vorn sind die ersten Häuser von Laubegast zu sehen. Vor mir läuft ein älterer Mann sehr langsam, aber ich lasse mir mit dem Überholen Zeit. Nach einigen Metern weiß ich, dass ich bis Laubegast kommen werde. Auf der gegenüberliegenden Seite bin ich einmal bis zur Fähre gelaufen, und das hat genügt. Heute komme ich weiter. Immer mal gibt es Momente, die anstrengender sind. Ich versuche, mich zu lockern und die Füße gut abzurollen. Die Schritte sind auch noch groß genug. Ich bin heute jedoch bemüht, dass sie nicht zu sehr ausgreifen, und ich möchte auch nicht aus der Puste kommen. Eine ruhige, tiefe Atmung ist sehr wichtig. Als ich müde werde, tauchen am Horizont die Berge der Sächsischen Schweiz auf. Und auf der anderen Elbseite ist die Kirche „Maria am Wasser“ zu sehen. Das ist schon jetzt eine gute Strecke; ich sollte es gebührend würdigen. Aber nun reizt es mich, bis Kleinzschachwitz zu laufen. Mit gezielter Entspannung geht es auch recht gut weiter. Als ich an der Kleinzschachwitzer Fähre angekommen bin, kommt, völlig unerwartet, ein Powerschub, und es geht noch ein Stück. Links von mir ist Schloss Pillnitz zu sehen. Dann kommt die Elbinsel. Und es kommen Hunde auf den Weg. Ich möchte bis ans Ende der Elbinsel laufen, aber die zieht sich doch sehr in die Länge. Weiter vorn tummeln sich große Hunde. Ich laufe so weit, dass ich noch einen angenehmen Abstand zu ihnen habe, und höre auf. Zum Ende einer Strecke hin, wenn ich mit mir zu tun habe, möchte ich mir nicht noch Gedanken darüber machen, wie ich mich am besten den Hunden gegenüber verhalte. Ich gehe nach Kleinzschachwitz zurück, wo der Bus abfährt. Nun bin ich froh über den Orangensaft in meinem Trinkfläschchen. 17,3 Kilometer habe ich in zwei Stunden und vier Minuten zurückgelegt; es hat dieses Mal ohne Trink- und Gehpause geklappt. Bis auf die letzten Meter habe ich die Körperspannung halten können.

Donnerstag, 16. Juni 2011

16.06.11

Es ist ganz günstig, sich regelmäßig vor dem Laufen über das Wetter zu informieren. Die Prognose von bis zu 30 Grad und Unwettern am Abend veranlasst mich, 6.30 Uhr zum Laufen zu starten. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, aber es ist angenehm kühl. Ich laufe zur Elbe hinunter, über die Molenbrücke und weiter auf dem Elberadweg. Anfangs fand ich das Laufen mühsam, aber an der Marienbrücke fängt es an, Spaß zu machen. Ich möchte wieder über die Carolabrücke und in einem Bogen zur Firma laufen. Mein Weg zur Brücke ist wegen der Filmnächtebühne gesperrt. Das finde ich nervig und laufe einfach weiter. Bis zur Albertbrücke ist es nicht weit. Die Sonne wird noch von den Wolken verdeckt. Wenn die erst abziehen, ist es bestimmt bald nicht mehr auszuhalten. Von der Albertbrücke kommend, ist man gleich auf der richtigen Straßenseite. Ich laufe weiter am Terrassenufer entlang. Heute trage ich das erste Mal meinen Laufrock. Anfang März habe ich ihn im Supermarkt gekauft. Erst nach einigem Zögern habe ich ihn mitgenommen; ich hatte das Gefühl, es würde mir später leid tun, ihn nicht gekauft zu haben. Nun finde ich ihn ganz hübsch und auch sehr praktisch. Eine kurze Laufhose ist integriert; so kann auch bei Windstößen nichts passieren. Mit dem passenden Oberteil dazu fühle ich mich gut angezogen, besonders, weil ich in der Stadt laufe. Und sollte es nachmittags unerträglich warm im Büro sein, könnte ich ihn auch dort tragen. Ich habe ja keinen Kundenverkehr und bin derzeit sowieso allein. Es macht mir auch sonst nichts aus, beispielsweise in Radlerhosen über den Flur zu laufen, aber die trage ich natürlich nicht den ganzen Tag lang.

Nach 55 Minuten und 7,4 Kilometern komme ich an der Firma an. Wenn erst die Waldschlösschenbrücke fertig ist, kann ich vor der Arbeit auch eine ordentliche Strecke laufen. Aber mit der heutigen bin ich zufrieden. Der Lauf hat mir viel Energie für den Tag gegeben. Es ist mir wichtig, zumindest einen Teil meines Sportprogramms durchzuziehen, auch wenn wenig Zeit ist. So habe ich die Gewissheit, nicht völlig von Pflichten vereinnahmt zu sein, sondern meine eigenen Pläne weiterverfolgen zu können.

Dienstag, 14. Juni 2011

14.06.11

Ich bin am Wochenende mit dem Rad unterwegs gewesen und mein Bewegungsdrang hält sich in Grenzen. Das Krafttraining morgen habe ich mir gestrichen, um einen Tag ohne Sport zu haben. Heute musste ich den Schweinehund ein bisschen austricksen, denn vermutlich hätte ich mich zuhause zu keiner Aktivität mehr aufraffen können. Deshalb ging ich quasi vom Schreibtisch aus aufs Laufband und habe dort knapp 6 Kilometer zurückgelegt. Belastungsmäßig war es an der Grenze. Gleichbleibendes Tempo, und es war sehr warm. Es macht mich froh, heute gelaufen zu sein.

Donnerstag, 9. Juni 2011

09.06.11

Start 18.59 Uhr am Hoftor. Donnerstagabend ist nicht wirklich meine Zeit, aber ich laufe abends lieber als morgens – nach der Arbeit kann ich den Lauf besser genießen. Abwechslungsreiche Strecken sind derzeit an Wochentagen nicht drin, dazu müsste ich mehr Zeit haben. Es geht wieder in meine Lieblingsrichtung, über Sternstraße Richtung Washingtonstraße, dann am Hornbach-Markt vorbei, unter der Autobahn hindurch nach Kaditz und weiter nach Altkaditz. Die Temperatur liegt knapp über 20 Grad, und der Wind kühlt angenehm. Ich laufe den Bogen über den Dorfanger und dann weiter auf dem Elberadweg. Das Tempo ist gemächlich, und kurz vor Serkowitz finde ich einen gleichmäßigen Laufrhythmus. Einige Radfahrer sind unterwegs; vermutlich fahren sie von der Arbeit nach Hause oder drehen noch eine abendliche Runde. Es ist angenehm ruhig, und das Licht ist ganz wunderbar. Imposante Wolkenformationen schimmern in der Abendsonne. Ich laufe bereits auf Altkötzschenbroda zu. Es ist am besten, mit dem Sport loszulegen, ehe man sich zuhause irgendwo niedergelassen hat. Ein wenig Überwindung hat es mich gekostet, aber ich war mir ziemlich sicher, bald Freude am Laufen zu haben. In Altkötzschenbroda sitzen die Leute draußen vor den Restaurants im Freien. Es sieht aus wie in Italien. Viele von ihnen haben bestimmt Urlaub – Pfingsten steht vor der Tür. Ich möchte noch ein Stück laufen, denn ich habe wieder abgekürzt, weil ich nicht in Übigau zur Elbe hinunter gelaufen bin. Dieser Bogen macht doch etwas aus. Es geht auf den Elberadweg, weiter bis zur Dampferanlegestelle, wo der Biergarten noch gut besucht ist. Hier kann man die Elbe gut überblicken – auch ein sehr schöner Sitzplatz. Als ich an den Kleingärten vorbei Richtung Niederwartha laufe, wird es anstrengender, aber ich bin mit mir zufrieden. Eine Runde ums Wohngebiet hätte mich längst nicht so motiviert. Immer geradeaus zu laufen, ist einfach schön. Ich bin nun etwas langsamer und versuche, locker zu bleiben. Endlich die Niederwarthaer Straße, dann die alte und schließlich die neue Brücke. Es waren reichlich 10 Kilometer in einer Stunde und siebzehn Minuten. Auf den Spaziergang zurück nach Radebeul-West habe ich mich schon gefreut. Es ist ganz still und die Sonne färbt alles golden. Nur noch wenige Leute sind unterwegs. Mit einem kleinen, harmlosen Sprint erreiche ich die Straßenbahn und komme relativ pünktlich nach Hause. Nun würde ich gern ein Glas Wein trinken, aber nach dem Sport ist das ganz schlecht. Ein alkoholfreies Bier tut es auch. Am Wochenende ist Alternativtraining geplant, auf das ich mich riesig freue.

Dienstag, 7. Juni 2011

07.06.11

Die Strecke vom Sonntag macht sich noch bemerkbar: es zieht in den Knien und den Schienbeinen, und da man damit vorsichtig sein sollte, habe ich beschlossen, den heutigen Lauf ausfallen zu lassen. Als ich aber mit meinem Kram fertig geworden bin, möchte ich doch hinaus. Es ist schon wieder ziemlich schwül, und die Sonne steht noch recht hoch. Ich ziehe meine kürzesten Laufsachen an und mache mich auf den Weg. Es ist 19.36 Uhr. Wie so oft, laufe ich am Feld vorbei, an der Sternstraße entlang und überquere die Flutrinne. Beim Kreisverkehr biege ich in die Overbeckstraße ein. Bisher wusste ich nicht, wohin ich laufen wollte, aber an Tagen wie diesem ist es nicht verkehrt, sich einfach den Weg zu suchen. Im Winter bin ich hier oft meine Runde gedreht, und da ich heute nicht so weit laufen will, nehme ich mal wieder eine meiner Winterstrecken. Ich laufe bis zur Washingtonstraße und weiter bis zum Dehner-Gartenmarkt. Einen Moment lang reizt es mich, doch zur Elbe hinunter zu laufen, aber die Beine haben einfach zu viel gekriegt am Wochenende, sie warnen mich deutlich genug. Ich wende mich links herum und laufe die Werftstraße entlang durch Übigau, am Schloß vorbei, bis ich wieder am Kreisverkehr bin. Dort geht es hinunter zur Elbe und an der Böcklinstraße zurück nach Mickten. Hier begegnen mir einige Läufer, aber auch sie halten sich bei dem tropischen Klima mit dem Tempo zurück. Bisher konnte ich mich größtenteils im Schatten halten, und nun verschwindet die Sonne hinter den Häusern. Ich laufe bis zur Molenbrücke, die derzeit wegen Renovierungsarbeiten gesperrt ist, kehre um, und an der Leipziger Straße geht es bis zur Sternstraße zurück. Nun ist es nicht mehr weit bis nach Hause – und mir genügt die Strecke völlig. Knapp sechs Kilometer waren es in 45 Minuten. Ich hatte das Gefühl, kaum voranzukommen, und dafür ist die Zeit nicht so schlecht. Und meine Winterstrecke, die ich heute zum ersten Mal gemessen habe, war doch ganz ordentlich.

Samstag, 4. Juni 2011

04.06.11

Der Lauf vom Donnerstag hat nachgewirkt: als leichter Muskelkater und neue Motivation. Brückentage sind etwas Schönes für diejenigen, denen sie ein langes Wochenende bescheren. Wer dagegen arbeiten geht, kann – bei allem Pragmatismus – hin und wieder deprimiert sein. Mir hat der 17-Kilometer-Lauf wirklich den gestrigen Tag gerettet. Vor allem, weil ich wusste: heute ist wieder Gelegenheit zum Laufen.

Ich bin gestern zeitig schlafen gegangen und kann früh aufstehen. Nach dem Frühstück und ein paar Erledigungen starte ich 6.31 Uhr am Hoftor. Heute möchte ich eine Runde laufen, da ich keine Lust habe, in einer überfüllten Straßenbahn zu fahren – es ist immer noch Kirchentag in Dresden.

Ich laufe zunächst an der Leipziger Straße entlang. Da sehe ich wieder so ein Plakat, das mit dem Slogan „Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden“ – oder so ähnlich – für ehrenamtliche Tätigkeit wirbt. Derartige Aussagen lösen stets zwiespältige Gefühle in mir aus. Einerseits ist da was dran, und gemeinnützige Tätigkeiten sind gewiss wichtig und lobenswert. Ich war so viele Jahre hindurch fast ausschließlich nur nützlich, dass ich mich auf gewisse Weise von einer solchen Einstellung distanziere: noch immer werde ich gebraucht, finde das aber immer weniger erstrebenswert und möchte zunehmend eigennütziger sein. Wie in solchen Morgenstunden, in denen ich unterwegs bin!

Heute geht es relativ langsam voran; das ist auch in Ordnung so. Ich spüre den langen Lauf noch immer in den Beinen. Der gestrige Rückenkurs war sehr fordernd; es gab intensive Übungen für die Rumpfstabilität. Das ist eine optimale Ergänzung zum Laufen. Es geht nun leicht bergan Richtung Junge Heide, aber zunächst möchte ich nicht in den Wald hinein. Es könnte sein, dass Hundebesitzer die frühen Morgenstunden nutzen, um ihre Lieblinge von der Leine zu lassen, und auf Begegnungen dieser Art habe ich keine Lust. Deswegen laufe ich an der Neuländer Straße entlang – angenehm, da überwiegend im Schatten. Auch hier geht es stetig bergauf; es ist aber gut zu bewältigen. Dann treffe ich auf die Moritzburger Straße, laufe an ihr entlang unter der Autobahn hindurch und wende mich nun ein Stück nach links, in den Wald hinein. Hier neben der Straße laufe ich gern, und die Strecke ist gut einzusehen. Bald kann ich die Straße überqueren – es ist noch sehr ruhig. Weiter geht es auf einem Waldweg, bis dieser endet und ich ein Stück auf der Straße laufen muss. Ein Linienbus fährt an mir vorbei: die Insassen werden sich über mich amüsieren oder den Kopf schütteln. An der Baumwiese wird es steiler: da beginnt der Boxdorfer Berg. Heute also ein Hügeltraining. Ein Sprint wird das nicht; ich möchte ausdauernd laufen und möglichst ohne Gehpause oben ankommen. Mit Ruhe klappt das ganz gut. Ich laufe nicht links herum, wo es direkt nach Moritzburg geht, sondern rechts herum. An der großen Kreuzung Waldteichstraße/Hauptstraße biege ich rechts ab und laufe durch Boxdorf. Die Sonne scheint schon recht warm. Im Ort ist es noch ruhig, und auch auf der Landstraße, die ich anschließend nehmen muss, sind kaum Autos unterwegs. Einfach herrlich! Neben mir steht das Getreide hoch und am nahen Flughafen starten hintereinander zwei Maschinen. Sie funkeln in der Morgensonne. Ich denke an Ferien, an Inseln im Atlantik und kühles, blaues Meer. Das lenkt ein bisschen von der beginnenden Müdigkeit ab. Nun laufe ich wieder rechts herum Richtung Waldmax. Bald geht es bergab und – endlich – wieder in den Wald hinein, wo es angenehm kühl ist. Ich bleibe aber auf der Straße. Bergab zu laufen, ist nicht ganz einfach. Ich versuche, nicht allzu sehr abzubremsen, denn auf diese Weise kann man den Schwung, den man bekommt, für sich nutzen. Weiter unten parkt ein Auto am Waldrand. Meine Vermutung mit den Hunden trifft wohl zu. Dann komme ich am Heidefriedhof an und laufe wieder den Waldweg entlang, dieses Mal in umgekehrter Richtung. Ich merke, dass der Puls ziemlich am Anschlag ist, und lege eine kurze Trink- und Gehpause ein. Das schnelle Bergablaufen sollte ich nicht unterschätzen. Beim Weiterlaufen merke ich, dass die Kräfte nachlassen. Bis zum Waldrand, unter der Autobahn hindurch laufe ich, und dort ist Feierabend. Asphalt soll heute nicht mehr sein. Der Weg nach Hause wird ein Spaziergang, angenehm an diesem Morgen. Reichlich 10 Kilometer waren es heute.

Donnerstag, 2. Juni 2011

02.06.11

Ich muss mir wirklich einen Ruck geben, um aufzustehen. Gestern und vorgestern Abend war ich nicht zu gebrauchen und somit war nichts mit Sport. Wenn man selbst dann noch ewig liegen bleiben möchte, obwohl man den Stunden nach genügend Schlaf hatte, ist das kein Schlafmangel, sondern etwas anderes. Und da möchte ich doch einen Lauf probieren, zumal ich heute, am Feiertag, genügend Zeit habe. Es gibt nur Kaffee und Energy-Gel mit einem großen Glas Wasser. Das Wasser muss sein vor dem Laufen, aber frühstücken mag ich noch nicht.

6.50 Uhr geht es los – ein Schnellstart in den Morgen. Ich möchte so früh wie möglich loslegen, um möglichst wenig vom Vatertags-Trubel mitzubekommen. Die Kombination Kaffee/Energy-Gel tut ihre Wirkung; ich fühle mich nicht mehr so k.o. Das Gel, das ich verwende, enthält kein Koffein. Ich laufe zunächst über das Feld, wende mich dann nach links, um beim Hornbach-Markt die Washingtonstraße zu überqueren. Dann geht es unter der Autobahn hindurch nach Kaditz und weiter nach Altkaditz. Hier merke ich schon, dass das Laufen gut tut, auch wenn ich mich nicht gerade in Hochform fühle. Aber ich finde wieder meinen Rhythmus! Heute laufe ich nicht den etwas weiteren Bogen durch Übigau, sondern geradewegs zum Elberadweg und weiter nach Serkowitz. Bis Radebeul-West möchte ich gern laufen, obwohl ich nichts erzwingen werde. Als ich Serkowitz hinter mir lasse, steigt die Sonne über die Bäume, und ein wunderschöner Tag kündigt sich an. Es hat geregnet; die Luft ist frisch, und es ist nicht zu warm. Die Wiesen sind gemäht, und es duftet nach Heu. Ab und an kommen Rennradfahrer vorbei, vorwiegend Männer, die den Herrentag sportlich begehen. Einige grüßen sogar – das tun sportliche Radfahrer eher selten. Da kommt schon die Umleitung über Altkötzschenbroda. Überall ist es still, nur von der Straße her kann man das eine oder andere Auto hören. Auch in Altkötzschenbroda ist es noch sehr ruhig, aber das wird sich gewiss bald ändern. Und ich kann und will noch weiter – problemlos sogar. Hinter Radebeul-West kommt mir eine Läuferin entgegen. Hier habe ich mich erst richtig eingelaufen! Die Brücke bei Niederwartha kommt näher. Ich finde sie mit ihrem einzigen hohen Pfeiler optisch sehr ansprechend. Hinter der Brücke blüht Feldmohn, und die Heckenrosen duften zart und frisch. Heckenrosen erinnern mich immer an Hiddensee – nur der Sanddorn fehlt. Grün und ganz deutlich kann man die Elbhänge sehen. Ich laufe auf Coswig zu und bin immer noch am Genießen – das ist ein verdammt gutes Zeichen! Hier bin ich wieder völlig in meinem Element. Erst wenige Meter vor der Kötitzer Fähre werden die Beine müde. An der Fähre ist es Zeit für etwas Orangensaft. Ich kehre um und versuche, noch ein Stück zu laufen. Das geht sogar ganz gut. Vielleicht schaffe ich es bis zur Brücke. Ich bemühe mich, locker und gleichmäßig zu laufen und nicht aus der Puste zu kommen – das lässt sich mit dem Tempo regulieren. Nun kommen mir einige Ehepaare mit Fahrrädern und auch die eine oder andere Gruppe entgegen. Ehe es hier voll wird, bin ich runter von der Piste. Ich schaffe es tatsächlich zur Brücke, aber ein bisschen geht noch. Bis zur nächsten Kreuzung und noch ein Stück weiter. Da bin ich eine Stunde und 45 Minuten unterwegs. Zwei Stunden werden es heute nicht – oder vielleicht doch? Auf jeden Fall werde ich die Straßenbahn nehmen können; die fährt häufiger als die S-Bahn. Das ist ein Vorteil, wenn man umkehrt – ansonsten liebe ich es mehr, einfach geradeaus zu laufen.

Ich kann Radebeul-West schon vor mir sehen. Ein Stück geht noch, aber bis Altkötzschenbroda schaffe ich es nicht. Irgendwann setzt der Körper eine Grenze, die man fühlen kann und nicht überschreiten sollte, wenn man Verletzungen vermeiden will. Hinter der Dampferanlegestelle, wo die Häuser anfangen, höre ich auf zu laufen. Mir ist schon ein Weilchen klar, dass ich heute Grund zum Feiern hätte. Ich gehe zur Straßenbahn, die dann ziemlich voll ist, denn neben Familien- und Herrentagsausflüglern sind auch Kirchentagsgäste unterwegs in die Stadt. 17 Kilometer war ich unterwegs in zwei Stunden und drei Minuten. Ein Grund, glücklich und zufrieden zu sein!