Samstag, 28. November 2015

Vorfreude

Ich mache immer noch Laufpause, bin aber nicht völlig untätig: ich war einmal bei Yoga und zweimal beim Krafttraining in der vergangenen Woche. Anfangs war es für mich sehr ungewohnt, nicht laufen zu gehen, und heute Nacht dachte ich: wie schön es doch wäre, jetzt zu einem Lauf über mehrere Stunden aufzubrechen - es war eine besonders stimmungsvolle, sternenklare Nacht. Aber nach wie vor fühlen sich die Fußgelenke nicht so an, wie ich das gern hätte, irgendwie kraftlos und instabil. Ich könnte mit Bandagen nachhelfen oder mir Schuhe mit Pronationsstütze anschaffen, aber eigentlich möchte ich das nicht. Lieber trainiere ich Kraft und Stabilität und lasse mir noch etwas Zeit. Ich vertraue darauf, dass meine Beine stärker werden, wenn ich ihnen die Pause gebe, die sie brauchen. Muskeln sind relativ schnell wieder aufgebaut, aber Knochen, Sehnen und Bänder brauchen länger, um sich anzupassen. Und mich drängt ja derzeit auch gar nichts. Dennoch freue ich mich schon auf die nächste Laufsaison. Ein paar neue Winter-Laufschuhe habe ich nun auch; sie sind derzeit noch im Alltags-Test, ehe ich sie beim ersten kurzen Lauf tragen werde. Sie fühlen sich schon mal gut an. Funktionsschuhe sind immer eine gute Anschaffung. Selbst wenn sie zum Laufen nicht mehr taugen, kann man sie immer noch im Alltag tragen, und diese etwas wärmeren, wetterfesten Schuhe taugen auch gut für die kalte Jahreszeit. In Kombination mit Gamaschen kann man sie sogar in hohem Schnee tragen – auch wenn dieser derzeit nicht in Sicht ist.

Samstag, 21. November 2015

Es gab keine krassen Nachwirkungen nach meinem extra langen Lauf, sondern es ziepte mal hier, mal dort und eigentlich die ganze Woche lang, so dass ich mit dem ersten Lauf nach dem extra langen bis zum kommenden Montag warten wollte. Beim Krafttraining war ich am Donnerstag. Aber nun war der Bewegungsdrang doch stärker und ich bin eine Runde von sieben Kilometern gelaufen. Es hat mir Freude gemacht, der Morgen war auch sehr schön, aber sonderlich leicht war es nicht, und viel weiter hätte es nicht sein sollen. Dass sich der lange Lauf dermaßen bemerkbar macht, hätte ich nicht gedacht, denn im Alltag fühlte ich mich gar nicht beeinträchtigt, sondern vielmehr energiegeladen von diesem Erlebnis. Nun werde ich mir in den kommenden Wochen keine sportlichen Ziele setzen und einfach sehen, was in Ruhe machbar ist. Eine Komplettpause über mehrere Wochen würde ich ungern einlegen.

Samstag, 14. November 2015

Für dieses Jahr am Ziel

Als ich wusste, dass ich diese Woche noch einmal am Sonnabend laufen würde, hatte ich noch keine Ahnung, wie viel ich schaffen wollte. Es war eine sehr „dichte“, arbeitsreiche Woche mit Überstunden und in solchen Zeiten bin ich eher zurückhaltend mit meinen Freizeit-Ambitionen. Ich beschloss, einfach nach Tagesform zu laufen.

Am Abend aber ging mir einiges durch den Kopf: Laufziele, die ich anstreben könnte, und bei allem Hadern mit meiner Langsamkeit kam mir doch die eine oder andere Idee. Die Folge war, dass ich gegen halb drei hellwach und motiviert war und bald danach aufstand. Noch ein bisschen Hausarbeit, bis ich gegen 4.20 Uhr das Haus verlasse. Es ist wirklich noch Nacht und sehr ruhig auf den Straßen. Um die vereinzelten Gestalten, die – mehr oder weniger desorientiert – noch unterwegs sind, mache ich einen Bogen. Auf der ersten Runde ist es ein bisschen schaurig: der Wind heult, die Bäume knarren und ächzen und das trockene Laub raschelt. Auf der zweiten Runde, immer noch wohnungsnah, wird es ein wenig belebter – da sind schon Leute unterwegs zur Arbeit. Es klappt recht gut, und als ich zur dritten Runde Richtung Stadtzentrum aufbreche, bin ich zur Ruhe gekommen. Die Ziele sind erst einmal in den Hintergrund gedrängt, nun laufe ich einfach nur so weit ich komme. Dass ich zwischendurch noch einmal zuhause vorbei gehen kann, ist günstig: heute lasse ich die Warnweste daheim. Da ich noch eine ganze Weile an einer beleuchteten Straße entlang laufen werde, ist sie überflüssig. Irgendwann stört sie nur noch und schließlich wird es auch zu warm.

Bisher ist das Wetter aber angenehm. Das ungewöhnlich warme, manchmal fast schwüle Wetter der letzten Tage ist für mich nicht so ideal zum Laufen. Ich habe es gern ein paar Grad kühler. Heute ist der Wetterumschwung schon zu spüren, aber die Windböen lassen noch einmal nach, und die Stimmung im Elbtal ist schön und spätherbstlich. Als ich die Albertbrücke erreicht habe und auf den Elberadweg wechsle, wird es allmählich heller. Ich nähere mich der Waldschlösschenbrücke, aber heute laufe ich an ihr vorbei: es geht weiter zum Blauen Wunder. Ich bin so gut wie allein unterwegs, einmal überholt mich ein Radfahrer, dann kommt mir ein Läufer entgegen.

Man gewöhnt sich an die großen Runden. Der Abschnitt bis zum Blauen Wunder kommt mir so weit gar nicht vor, wie ich befürchtet hatte. Die Kilometeranzeige beachte ich noch nicht, denn ich kann mir ganz gut ausrechnen, wie der Stand ist und außerdem ist heute Gelassenheit Programm. In der vergangenen Woche habe ich nicht viel Sport getrieben. Den Montaglauf habe ich weggelassen, am Dienstag war ich beim Krafttraining, und nach dem acht-Kilometer-Mittwochlauf spürte ich da und dort ein Ziehen in Muskeln und Sehnen und die Beine waren ein wenig schwer. Alles noch harmlos, aber für mich war das Anlass, zwei Ruhetage einzulegen. Heute habe ich das Gefühl, dass dies angemessen war.

Am Blauen Wunder ist Umkehrpunkt und während ich mich allmählich – nun von der anderen Seite – der Waldschlösschenbrücke nähere, sind die Windböen wieder heftiger. Ich bin froh, Jacke, Stirnband und lange Laufhosen zu tragen. In Johannstadt genehmige ich mir ein Energy-Gel, damit der Lauf nicht so auslaugt. Kurze Trinkpausen habe ich zuvor schon gemacht. Ich laufe gern nüchtern, weil mir Essen vor dem Laufen nicht so gut bekommt, aber bei dem, was ich heute vorhabe, möchte ich sicher gehen, dass mir die Kondition nicht plötzlich einbricht und Gelenke, Sehnen und Bänder zu sehr beansprucht werden - denn die müssen schließlich alles abfangen, was die Muskeln nicht mehr bringen. Da ich mich nach 22,5 Kilometern noch sehr gut fühle, weiß ich, dass heute 30 Kilometer ein realistisches Ziel sind. Kaum zu glauben, wie schnell sich der Körper anpasst: am vergangenen Sonnabend war ich nach einer solchen Strecke schon ziemlich fertig.

Mein nächstes Ziel, das ich anpeile, ist das Fitnessstudio der Firma, wo ich arbeite, weil es dort eine Toilette gibt. Als ich die Firma wieder Richtung Elbe verlasse, habe ich 26 Kilometer zurückgelegt und bin schon sehr zufrieden mit dem heutigen Lauf. Nach einer Trinkpause geht es noch einmal los Richtung Flügelwegbrücke. Ich lockere und entspanne mich immer wieder, achte auf eine tiefe Atmung und kann sogar noch die Herbststimmung an den Elbwiesen genießen. Das hat Seltenheitswert und ich bin froh und dankbar. Auf dem weiteren Abschnitt zur Flügelwegbrücke konzentriere ich mich überwiegend auf mich, auf die Atmung und auf Gelassenheit, um bloß nicht das Gefühl zu haben, kämpfen zu müssen. So etwas führt nur zu Stress und Verkrampfen und ist hinderlich bei einem langen Lauf. Und außerdem weiß ich, dass ich mein Ziel gut erreichen werde. Genau genommen habe ich es nach dem Aufstehen schon so gewollt.

Ich überquere die Brücke und auf der anderen Seite angekommen, habe ich meine Freude: 30,5 Kilometer sind erreicht und ich spüre, dass ich erstmals deutlich mehr als 30 Kilometer schaffen kann. Langsam und ruhig laufe ich weiter, und als ich an einer Ampel noch einen Sprint einlegen kann, ist mir klar, dass ich mich nicht übernommen habe. 31 Kilometer, dann 32 … und ich bin entschlossen, die 33 komplett zu machen. Nach 4:45 h beende ich den Lauf. Davon abgesehen, dass die Beine nun zu spüren sind, geht es mir immer noch gut. Aber vermutlich werde ich die Nachwirkungen erst morgen und übermorgen richtig merken. Besonders freue ich mich darüber, dass ich ziemlich zügig meine Wunschstrecke geschafft habe, ohne zuvor hart trainieren zu müssen. Aber vermutlich kann ich auch auf die Wanderkondition aufbauen – und auf meine anderen bisherigen langen Läufe. Nun werde ich wahrscheinlich für den Rest des Jahres mit dem Laufen kürzer treten, aber das entscheide ich jeweils nach Gefühl.

Samstag, 7. November 2015

Wieder im Regen

Erneut habe ich den Sonnabend zur freien Verfügung und möchte ihn mit einem Lauf beginnen. Die Wettervorhersage war nicht so günstig und wirklich: als ich nach dem Aufstehen aus dem Fenster sehe, regnet es. Da ich aber nun aufgestanden bin, findet der Lauf statt. Als ich draußen bin und loslege, wird der Regen stärker. So habe ich mir das nicht vorgestellt… aber morgen habe ich keine Zeit, daher werde ich heute sehen, was geht. Wenigstens ist es sehr mild, der Regen ist beinahe warm, und es ist auch nicht windig.

In der vergangenen Woche musste ich mein Pensum deutlich reduzieren. Der 19-Kilometer-Lauf war im Nachhinein doch anstrengender, als ich gedacht hatte. Am Montag Morgen kam ich beim Laufen kaum von der Stelle und habe die Runde abgekürzt. Dass die Kondition dermaßen einbricht, ist mir bisher selten passiert und wenn, dann war es ein deutliches Zeichen, dass das Training zu intensiv war.

Es hat auch keinen Sinn, mit mir zu hadern… andere trainieren härter und häufiger und erreichen dann auch was … aber ich muss akzeptieren, dass meine Grenzen eben meine sind. Am Dienstag habe ich aufs Krafttraining verzichtet, die Beine hatten ohnehin noch Ruhe nötig. Am Mittwoch bin ich wieder meine Normalstrecke von acht Kilometern gelaufen und ein paar Steigerungen waren auch machbar. Am Donnerstag hatte mich das schlechte Gewissen so weit, dass ich das Krafttraining nachgeholt habe. Im Anschluss habe ich noch ein kurzes Laufband-Hügeltraining von 25 Minuten drangehängt. Mit diesem kombinierten Training konnte ich mir den Freitag sportfrei halten und habe das auch genossen. Mir war klar: ohne diesen Ruhetag wird es nichts mit einem langen Lauf.

Wird es heute etwas mit dem langen Lauf? Ich bin längst nicht in so guter Stimmung wie am vergangenen Sonnabend, aber das ist auch nicht nötig. Der letzte lange Lauf verlief so gut, dass ich das Gefühl habe: es klappt auch, wenn die Verhältnisse mal nicht so ideal sind. Zwei Runden und acht Kilometer habe ich bereits hinter mir. Es regnet wieder stärker. Das ist nun wirklich nicht mein Fall, aber ich denke nicht darüber nach und laufe einfach weiter. Kalt ist mir nicht. Es ist noch so dunkel, dass ich bis kurz vor der Albertbrücke oben an der Straße entlang laufe. Auf den Elberadweg gehe ich erst, als es heller geworden ist. Da sehe ich die Waldschlösschenbrücke schon einige hundert Meter entfernt vor mir liegen.

Heute habe ich mal wieder einen Ohrwurm, der mir nicht aus dem Kopf geht: „The Rose“ von Bette Midler. Die Musik trägt mich immer weiter, wenn es etwas mühsamer wird. Kopfhörer brauche ich nicht – es wäre mir viel zu gefährlich, mir beim Laufen die Ohren zu verstöpseln. Es ist ja ganz nützlich und auch wichtig, Geräusche aus der Umgebung mitzubekommen.

Bei Nebel und Nieselregen überquere ich die Waldschlösschenbrücke. Na also, mehr als die Hälfte und nun geht es heimwärts. Heute sehe ich erst einmal gar nicht auf die Kilometeranzeige, weil ich die Strecke gut kenne und mir denken kann, wo ich mich in etwa befinde. Die ersten Spaziergänger kommen mit Hunden, aber in Johannstadt bleibe ich ohnehin neben der Straße auf dem Fußweg. Woran ich denke? Belangloses, mal dies, mal jenes. Ich habe das Gefühl, den Lauf einfach so zu machen, ohne mich entspannen oder konzentrieren zu müssen.

Wie fast immer bei den langen Laufrunden, gibt es anstrengende Abschnitte und solche, wo es wieder leichter geht. Ob sich das beliebig fortsetzen lässt? Zurück an der Marienbrücke, schaue ich auf die Kilometeranzeige: 20,6. Ein Halbmarathon soll es heute schon werden – und wenn möglich noch mehr. Ich bin auch überzeugt, dass das möglich ist. Weiter geht es bis zur Molenbrücke, über sie hinweg und dann noch ein Stück an der Elbe entlang. Der Regen hat nachgelassen und es ist mit einem Mal beinah schwül. Ein Läufer nach dem anderen kommt, sie tragen zumeist kurzes Shirt und kurze Hose. Ich bin mit langer Hose, langem Shirt und Jacke unterwegs. Während der ersten 2 ½ Stunden war das die passende Kleidung und nun ziehe ich mich auch nicht mehr aus… der Lauf wird einfach zu Ende gebracht, ohne dass ich mich um Äußerlichkeiten kümmere.

Natürlich wäre es verlockend, nun einfach nach Hause abzubiegen, und die Beine werden allmählich schwer. Aber ich möchte gern 25 Kilometer laufen und weiß, dass es zu schaffen ist. Deswegen hänge ich noch eine größere Feldrunde dran. Hier war ich am frühen Morgen schon… das ist nun etwas anstrengender als bisher, aber machbar. Schließlich geht es wieder heimwärts und nach 25,6 Kilometern beende ich den Lauf. 3:40 h habe ich dafür benötigt. Ich kam mir gar nicht so langsam vor, aber letztlich bleibt es dabei, dass ich trotz Tempo- und Hügeltraining langsamer werde. Es ist nicht zu ändern. Die Länge meiner heutigen Strecke dagegen macht mich sehr froh. 25 Kilometer sind ein schönes Ergebnis – genau das, was ich jetzt brauche, wenn es in anderen Bereichen nicht so gut läuft. Mir ist klar, dass ich mich beim langen Lauf in letzter Zeit ziemlich zügig gesteigert habe: von reichlich 15 auf reichlich 19 und dann auf 25 Kilometer. Aber ich hatte ein gutes Gefühl dabei: geschwächelt haben höchstens mal die Muskeln, keine Gelenke, keine Sehnen haben Probleme signalisiert. Und Ausdauer habe ich auch im Wanderurlaub trainiert. Es ist das, was mir liegt – und dies ist wiederum ein angenehmes Gefühl, etwas ganz gut zu können.