Samstag, 26. November 2011

Ich bin rumgerannt....

Start 7 Uhr und noch was. Das Laufen fühlt sich fremd an. Ob es nun daran liegt, dass ich irgendwie neben mir stehe oder eher jogge, oder vielleicht auch daran, dass der Donnerstag-Lauf ausgefallen war – mir ist klar, dass es heute nicht besonders wird. Am Dienstag Abend war ich auf dem Laufband, um die Sache zeitlich etwas abzukürzen. Am Donnerstag Abend habe ich dann resigniert. Nach einer Doppelschicht am Mittwoch und einem ganz blöden nachfolgenden Tag ging nichts mehr. Traurig und wütend macht mich das, auch wenn mir klar ist, dass Gelassenheit besser wäre. Warum ich mich heute aufraffe? Ein bisschen aus Trotz, aber auch, weil ich Licht und frische Luft brauche. Außerdem: ganz in der Ferne winkt ein neues Ziel: unser Urlaub in den Bergen steht für das nächste Jahr fest. Darauf möchte ich mich vorbereiten, so gut es eben geht. Heute ist die Trainingseinheit klein. Über das Feld, am Elbepark vorbei, dann an der Washingtonstraße Richtung Flügelwegbrücke. Die Morgenstimmung ist ganz schön, novembergrau, aber hell, der Osthimmel leuchtet rosafarben. Ich bin langsam und komme dennoch ständig aus der Puste, stehe ja noch unter Strom. Deshalb bin ich auch seit sonst wann auf. Jetzt wäre ich lieber müde. Aber das kann ja noch werden. Draußen an der frischen Luft zu sein, ist belebend. Ich überquere die Flügelwegbrücke und habe ziemlich eisigen Gegenwind. Doch es ist schön, aufs Wasser hinunterzuschauen. Die Elbe spiegelt den Himmel wider: blaugrau und licht; die Oberfläche ist vom Wind bewegt. Langeweile, so heißt der Song von Pankow, der mich seit gestern begleitet. Nach meinem Empfinden geht es dabei eher um Rastlosigkeit, Überdruss und Leere, eine Spielart von Langeweile vielleicht. Dass die Band, von der so lange nichts zu hören war, wieder ein Album herausgebracht hat, freut mich sehr. Langweilig ist mir nicht, Überdruss empfinde ich kaum, eher sehne ich mich nach guten Dingen. Musik von Pankow ist gut. Der Weg nach Übigau ist gut, besser als der Fußweg entlang der Washingtonstraße. Die Werftstraße ist nicht so hübsch, aber Richtung Altmickten wird es netter – und dann geht es hinunter zur Elbe. Laufen ist gut, aber in Schwung komme ich nicht. Richtung Molenbrücke wird es schon mühsam. Endlich der Wendepunkt, und nach Hause schaffe ich es noch. Die ersten Fenster und Häuser sind weihnachtlich geschmückt. Ein bisschen schmücken werde ich wohl auch, aber erst einmal muss tapeziert werden. Morgen früh möchte ich spazieren gehen; das ist wahrscheinlich noch besser als laufen.

Sonntag, 20. November 2011

Veränderte Wochenendgestaltung! Gestern früh bin ich nicht gelaufen, sondern länger liegengeblieben, und habe dann auf meiner Baustelle (ich werde an anderer Stelle berichten) einiges geschafft. Nun gibt es einen Sonntagslauf. Ich starte 7.40 Uhr und möchte ganz geruhsam eine Runde drehen. Unter Leistungsdruck mag ich mich nicht setzen, denn eigentlich bin ich urlaubsreif. Es zieht mich nach Nordwesten aus der Stadt hinaus. Der Morgen scheint ganz freundlich zu werden. Ich laufe zunächst an der Sternstraße entlang und möchte mich seit langem einmal wieder an den Kleingärten vorbei Richtung Washingtonstraße wenden. Dort ist aber immer noch wegen Bauarbeiten gesperrt, so dass ich ein Stück weiter laufe und die Scharfenberger Straße wähle, um mich wieder in der gewünschten Richtung zu bewegen. Die Washingtonstraße lässt sich problemlos überqueren und ich laufe am Hornbach-Markt vorbei nach Kaditz. Ich bin langsam und mag auch nicht schneller werden, aber allmählich finde ich mich in meinen Rhythmus. In Altkaditz treffe ich auf den Elberadweg. Hinter Serkowitz soll heute mein Wendepunkt sein. Ich bin so froh über die Stille hier und erfreue mich am Tageslicht, am Herbstlaub, an Zweigen und der frischen Luft. Ein wenig neblig ist es noch, aber die Sonne schickt ab und an einen goldenen Strahl. Freundlich, herbstlich, ein bisschen melancholisch ist es hier draußen, beruhigend und wohltuend, angenehm anders als die hektische Betriebsamkeit an Wochentagen. Es ist Totensonntag und ich denke, während ich laufe, an meine Großeltern. Mir ist wichtig, sie nicht zu vergessen, aber verordnete Gedenktage bedeuten mir nicht allzu viel.

Während ich den Häusern von Serkowitz näher komme, verspüre ich immer mehr Unlust, umzukehren. Es ist so schön hier, fern von Straßenlärm und Abgasen. Weder muss ich an Ampelkreuzungen warten, noch erschrecke ich vor Radfahrern, die viel zu dicht und viel zu schnell vorbeifahren. Eine Fahrkarte habe ich dabei, warum nicht weiterlaufen! Es ist milder als an den vergangenen Tagen, ich bin relativ warm angezogen, da will ich es riskieren. Ich kehre also nicht um, sondern laufe weiter geradeaus. Wie ruhig die Elbe vorbeiströmt, und wie erquickend es ist, den Blick über das Wasser und die Ufer schweifen zu lassen! Da habe ich wieder das Gefühl, ewig weiter laufen zu können. Bis Radebeul-West werde ich es gewiss schaffen. Zunächst verlasse ich den Elberadweg, um nach Altkötzschenbroda zu laufen. Ich werde noch nicht müde, warum also nicht noch ein Stück? Solche Gelegenheiten sollte man nutzen. Am Dorfanger sind die ersten Läden weihnachtlich geschmückt, dezent und geschmackvoll, passend zu allem hier. Ich wende mich wieder Richtung Elbe und nach einem kurzen Anstieg passiere ich die Dampferanlegestelle. Ein wunderbar meditativer Lauf ist das heute, bei dem mir nur erfreuliche Gedanken kommen. Immer wieder schaue ich mich um. Diese Art, mich frei zu laufen, mag ich am liebsten. Die Brücke nach Niederwartha ist nun mein Ziel. Ich habe das Elbtal vor mir und das Gefühl, seit langem wieder zu Hause zu sein. Die Weite und die Stille sind alles, was ich brauche. Ich laufe bis zur neuen Brücke, dann kehre ich um. Das letzte Stück zurück nach Radebeul-West ist schon ein wenig anstrengend. Ich muss mich immer wieder lockern, will es aber bis zur Straßenbahnhaltestelle schaffen. Vorbei an Kleingärten, langsam, gleichmäßig. Es ist wichtig, regelmäßig zu laufen, damit die Bewegung Gewohnheit bleibt. Strecken wie diese sind ein wahrer Genuss, auch wenn es zum Ende hin schwieriger wird. Man darf nur nicht zu sehr an Schwierigkeiten denken, sondern daran, dass man es schaffen wird. Nach mehr als 1 ½ Stunden komme ich an der Haltestelle an. Zehn Minuten Wartezeit verstreichen relativ schnell mit Dehnungs- und Lockerungsübungen. Als ich aussteige, wird mir doch empfindlich kühl, und deshalb laufe ich zügig bis nach Hause. Mit diesem letzten Stück dürften es 13 Kilometer gewesen sein.

Mittwoch, 16. November 2011

Nachtrag 15.11.

Gestern Abend bin ich knapp 9 Kilometer in einer Stunde und 12 Minuten gelaufen. Schnell ist das nicht; ich habe absichtlich ein ruhiges Tempo gehalten, und mehr ging auch nicht. An der Elbe war es im Dunkeln ganz stimmungsvoll, wobei es zeitweise gar nicht so dunkel war: die Schiffe am Neustädter Hafen waren hübsch erleuchtet. Allmählich ersehne ich die Vorweihnachtszeit mit den vielen Lichtern in Fenstern und Vorgärten. Man ist viel zu oft in der Dunkelheit unterwegs, und das schlägt aufs Gemüt. Man kann es nur mit positiven Gedanken kompensieren, die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.
Am heutigen Feiertag laufe ich nicht; es gibt anderes zu tun. Morgen und am kommenden Samstag plane ich zu laufen, werde aber aus Zeitmangel nicht darüber schreiben.

Samstag, 12. November 2011

Heute starte ich 6.43 Uhr von Zuhause, und es wird hell. Kalt ist es geworden, ein Grad über Null. Ich laufe geradewegs zur Elbe hinunter, wende mich dort links herum Richtung Molenbrücke. Ich muss mich ein wenig zurückhalten, denn wenn ich mich auf den Lauf freue, neige ich dazu, zu schwungvoll zu starten. Trotz der Unternehmungslust: ein wenig musste ich mich überwinden, als ich aufs Thermometer sah! Aber mit der passenden Kleidung klappt das schon: ich trage die Softshelljacke, darunter ein langes Funktionsshirt und die warme, lange Laufhose, selbstverständlich das Funktionstuch, das ich als Schal nutze, dazu Mütze und Handschuhe. Oft wird Läufern geraten, sich so zu kleiden, dass man anfangs etwas friert, aber ich mag das gar nicht; außerdem verletzt man sich leichter, wenn man friert. Ich öffne lieber die Jacke ein Stückchen oder ziehe die Handschuhe aus, wenn es zu warm wird – damit kann man in der kalten Jahreszeit schon viel regulieren.

Es ist ein sehr stimmungsvoller, stiller Morgen. Während ich Richtung Stadtzentrum laufe, kommt mir nur ein einziger Läufer entgegen. Ich habe es gern so ruhig. Himmel und Elbe sind ein wenig rosafarben, es ist nicht neblig, und ein schöner Tag kündigt sich an. Als ich die Marienbrücke vor mir sehe, bin ich in meinem ruhigen Laufrhythmus angekommen. Am Dienstagabend war ich k.o. und bin eine Runde von knapp acht Kilometern gelaufen – naja, eher geschlichen. Am Donnerstagabend waren es knapp zehn Kilometer an der anaeroben Schwelle, und ich war noch nicht völlig geschafft, so dass ich dem Wochenendlauf optimistisch entgegen sah. Heute hatte ich gleich das Gefühl, dass es gut laufen müsste, und habe mir deshalb eine Strecke von reichlich 12 Kilometern als Ziel gesetzt. Das bedeutet bei meinem jetzigen Trainingsstand: unbedingt langsam und ruhig joggen, wenn ich es schaffen will. Aber ich spüre, dass die Form wieder nach oben geht, und allein dieses Gefühl stimmt mich zuversichtlich.

Im Stadtzentrum ist es noch still und fast menschenleer. Groß und silbern steht der Mond über der Semperoper, als ich am Italienischen Dörfchen vorbeilaufe. Ich habe die Augustusbrücke überquert und wende mich nun wieder in die entgegengesetzte Richtung. Der Weg führt am Sächsischen Landtag vorbei, wo ein paar Krähen im Laub wühlen. Hier gehe ich öfter in der Mittagspause entlang, um frische Luft zu schnappen, und neulich ließ sich eine Krähe von mir füttern. Zögernd umkreiste sie mich, als ich auf einer Bank saß, kam allmählich näher, blieb seitlich von mir stehen und wartete, den Kopf leicht geneigt und abgewandt. Sicher hat sie schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Ein paar Stückchen von meinem Pausenbrot vertilgte sie sofort, einen Rest verscharrte sie.

Ich bin wieder an der Marienbrücke und fühle mich noch gar nicht müde, das ist ein herrliches Gefühl. Nur die Ruhe! Ich möchte in einem schönen Bogen an der anderen Elbseite entlang heimwärts. Zur Schlachthofstraße geht es ein kleines Stück bergan; dann links herum übers Ostragehege. Nun steigt die Sonne rot über die Häuser, und der Mond verblasst. Ich laufe am Schlachthof vorbei und die Bremer Straße entlang. Im Sommer ist es hier angenehm schattig, aber heute finde ich es etwas düster. Der Fußweg ist voller Laub, und man sieht nicht immer, wohin man tritt. Das ist eine gute Übung für Koordination und Trittsicherheit. Endlich kann ich diese Straße hinter mir lassen und laufe hinauf zur Flügelwegbrücke. Die Sicht über das Elbtal ist wunderschön und gibt mir gleich wieder Energie, denn die Kräfte lassen nach. Vor mir sind zwei junge Burschen, die sich laut unterhalten. Ich mache einen Bogen um sie. Sie wirken angeheitert und können gewiss nicht gut rennen, aber ich werde sicherheitshalber doch etwas schneller. Das klappt, weil es leicht abwärts geht, ganz gut. Nun kann ich meinen gewohnten Weg rechts herum durch Übigau laufen. Langsam und ruhig komme ich in heimatliche Gefilde und weiß, dass ich mein Ziel erreiche. An der Sternstraße entlang, am Feld vorbei – und die letzten Meter genieße ich so richtig. Ein schöner Ausdauerlauf war das, und ja, das Maximale für heute.

Samstag, 5. November 2011

Start 6.25 Uhr: es wird langsam hell. Freude am Laufen war es nicht, die mich so früh aus den Federn getrieben hat. Der gestrige Arbeitstag war sehr lang gewesen, und ich hatte es mir offen gelassen, heute oder besser erst morgen zu laufen. Aber ich bin seit 3.30 Uhr auf und habe Zeit, also mache ich mich auf den Weg. Leistungsdruck kann ich heute nicht gebrauchen, nicht einmal solchen, den ich mir selbst mache. Ich laufe in gemächlichem Tempo zum Feld, wo die ersten Spaziergänger ihre Hunde ausführen. Da meine Laufkleidung dunkel ist, trage ich die Warnweste; Strahler und Stirnlampe brauche ich nicht. Der Himmel färbt sich rosa, aber ich finde den Morgen nicht stimmungsvoll, sondern trist. Ob es möglich ist, zur Entspannung zu laufen? Ich versuche, nicht aus der Puste zu kommen. Das ruhige, gleichmäßige Tempo bewirkt, dass mir immer mal die Augen zufallen. Zum Schlafen bin ich zu überreizt, aber zu müde, um wirklich wach zu sein. Kopfschmerzen nach dem Aufstehen – sowas kenne ich sonst gar nicht. Ich wünsche mir, dass das Laufen eine Verbesserung bringt.

Die Strecke an der Washingtonstraße entlang sorgt nicht gerade für Frischluftzufuhr. Ich hatte vorgehabt, die Flügelwegbrücke zu überqueren, auf der anderen Seite umzudrehen und zurückzulaufen, aber der Berufsverkehr lässt mich eine andere Entscheidung treffen: ich wende mich wie gewohnt Richtung Übigau. Schleppend geht das heute. Normalerweise kriege ich am Donnerstagabend die Beine nicht hoch, aber an diesem Donnerstag war das anders. Ich wollte zunächst im Fitnessstudio aufs Laufband, weil der Wind so eisig wehte, aber dann musste ich schnell nach Hause. Gesiegt hat wieder mal der Trotz, und ich bin später noch eine schöne Runde ums Viertel gelaufen, relativ zügig und locker, wenn auch in völliger Dunkelheit. Am Dienstag bin ich zur Arbeit gelaufen, aber da war der Gegenwind schon recht unangenehm. Heute ist es mit 3 Grad noch kälter, aber nicht so windig. Ich bin, weil ich ungern friere, wie für Minusgrade angezogen. Nach dem Lauf, wenn der Kreislauf herunterfährt, kühlt man sehr schnell aus. Was passiert, wenn man durchgeschwitzt an einer Haltestelle herumsteht, kann sich jeder ausmalen. Deswegen wird empfohlen, in der kühlen Jahreszeit von Haustür zu Haustür zu laufen. Mir fehlt die Leichtigkeit der sommerlichen Strecken, bei denen ich mich darum nicht scheren muss, aber auch der Lichtmangel macht sich bemerkbar.

An der Elbe ist es richtig hell, Nebel schwebt über dem Wasser, und Raureif liegt auf den Wiesen. Eine halbwegs ordentliche Runde – 5 bis 6 Kilometer – werde ich wohl hinbekommen. Ich laufe wie so oft Richtung Molenbrücke. Nun allerdings werde ich spürbar munter. Deswegen werde ich mich nicht antreiben, aber es stimmt mich optimistisch. Der Druck im Kopf ist weg, und es ist tatsächlich, als hätte ich den gestrigen Tag und die kurze Nacht hinter mir gelassen. Nun kann ich locker Richtung Stadtzentrum laufen und sehen, was noch geht. Die Landschaft um mich herum ist wohltuend: ganz ruhig, beinahe spiegelglatt ist das Wasser im Pieschener Hafen. Ich beobachte die Enten, die Amseln in den Büschen am Wegrand und die Wildgänse am Himmel. Ein paar Hagebutten leuchten dunkelrot. Nun ist schon die Marienbrücke zu sehen, und ja: bis dorthin würde ich schon gerne. Und da ich nach wie vor langsam laufe, könnte ich das gut schaffen. Die Läufer, die mir entgegenkommen, sind viel schneller als ich, aber das kümmert mich nicht. Es bedeutet mir derzeit viel, nicht auf sämtliches Training verzichten zu müssen. Oft habe ich nicht die geringste Lust, mich auf den Weg zu machen, aber dann denke ich an die Alpen, an vergangene und künftige Touren und daran, dass es sinnvoll ist, das ganze Jahr über zu trainieren.

Da ist sie, die Marienbrücke, für heute mein Wendepunkt. Ein Wendepunkt ist immer ein schöner Moment: nun habe ich den größeren Teil der Strecke geschafft. Zurück entlang der Elbwiesen, zur Molenbrücke und wieder in Elbnähe bis zur Sternstraße: die letzten zwei Kilometer sind etwas anstrengender. Über acht zurückgelegte Kilometer hätte ich mich schon gefreut, weil es anfangs ja nicht so gut lief, aber es sind 10,7! Nach dem Laufen bin ich erfrischt und in Wochenendstimmung.