Dienstag, 31. Dezember 2013
Auf ein neues....
Dieses Foto habe ich im vergangenen Jahr gemacht und mir sozusagen als Wunsch die Laufschuhe unter den Weihnachtsbaum gestellt. Das vordere Paar - meine ersten Brooks - ist inzwischen ausrangiert.
Heute bin ich etwas müde und lustlos durch eine kleine Laufrunde geschlurft - am Ende war die Morgenluft doch erfrischend. Das vergangene Jahr war anstrengend, was freilich nicht am Laufen lag. Das Laufen war wichtiger Ausgleich und deswegen hoffe ich auf viele schöne Laufstrecken und -Erlebnisse in 2014. Möge vor allem das Wetter mitspielen, mögen Katastrophen ausbleiben!
Ich wünsche einen guten Übergang ins neue Jahr!
Dienstag, 24. Dezember 2013
Samstag, 21. Dezember 2013
Mond und Sterne
Dies ist eine der längsten Nächte des Jahres, und
der kürzeste Tag bricht an. Noch ist davon nichts zu sehen, keine Spur von
Morgendämmerung. Dennoch ist es nicht ganz dunkel, sondern sternenklar, und ein
halber Mond leuchtet am blauschwarzen Himmel, über den silbrige Schleierwolken
ziehen. Was für eine Atmosphäre! Ich laufe sehr vorsichtig, denn es ist
stellenweise glatt. Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen. Manchmal läuft es
sich am besten auf Laubresten am Straßenrand. Die Fußwege sind eigentlich
problemlos, auf Kopfsteinpflaster heißt es: vorsichtig sein. Lange werde ich
heute nicht unterwegs sein. Vorgestern war ich relativ lange auf dem Laufband,
und ich bin in letzter Zeit kaum in so kurzem Abstand hintereinander gelaufen.
Rechts von mir läuft ein Fuchs übers Feld, und nach ein paar Metern sehe ich
zwei große Hasen, die sich von meiner Anwesenheit nicht stören lassen. Es ist
schon ein Erlebnis, in der Stadt Tiere zu beobachten! Die letzten Wochen waren
so arbeits-verdichtet, dass ich einerseits froh darüber war, nicht so oft und
nicht so weit laufen zu müssen, andererseits fehlten mir die längeren
Laufrunden als Ausgleich. Allmählich denke ich daran, irgendwann im Januar
wieder regelmäßiger zu laufen. Somit könnte die Wintersonnenwende auch eine
Wende zu mehr Aktivität ankündigen. Ein Düsenjäger zieht seine Spur am Mond
vorbei. Einen Moment lang beneide ich den Piloten um seinen Logenplatz, aber
vermutlich ist er viel zu schnell, um auf schöne Dinge zu achten. Ich denke an
die Geschichte vom kleinen Häwelmann und habe gleich meinen Enkel im Sinn, der
auch so voller Neugier und Tatendrang steckt, dass er wohl ebenso gern in
seinem Bettchen durch die Nacht fahren würde. Vor einem Jahr ungefähr war ich auch
an so einem zauberhaften Morgen unterwegs, deutlich länger und weiter als
heute, aber da bin ich ja übers Jahr weniger gelaufen. Derzeit ist es mir wichtiger,
einmal wöchentlich das Krafttraining durchzuführen, wieder in den Yogakurs zu
gehen und: ich habe Zumba entdeckt, mich bereits viermal im Kurs blamiert und
sehr viel Spaß gehabt. Auf der zweiten Feldrunde sehe ich wieder einen Hasen.
Allmählich nimmt der Autoverkehr ringsum zu, aber noch wird es nicht hell.
Schätzungsweise fünf bis sechs Kilometer war ich heute unterwegs, das fühlt
sich wirklich wie ein Abschluss an, dem gewiss im neuen Jahr ein Neustart
folgen wird.
Sonntag, 15. Dezember 2013
Kurzer Sonntag-Lauf...
Ich bin nicht gestern, sondern heute gelaufen, eine gute
Stunde, es war nicht allzu weit. Momentan muss ich mich durchringen, überhaupt
mal laufen zu gehen und nicht zu träge zu werden. Aber sicher spielen der
Jahresend-Stress und der Lichtmangel eine Rolle. Das Laufen tat jedenfalls gut,
die frische Luft gibt Energie und neue Ideen. Ich wünsche einen erholsamen
dritten Advent, möglichst fern von Hektik und Termindruck, Zeit für
Besinnlichkeit und all das, was man sich derzeit wünscht und was doch leider
meist zu kurz kommt.
Sonntag, 1. Dezember 2013
Samstag, 23. November 2013
Regeneration
Ich schrieb ja schon beim letzten Eintrag, dass ich in Sachen Laufen nun etwas kürzer trete, und ja, ich bin schon völlig im Winter- bzw. Faulheitsmodus. Heute morgen keine Unruhe, sondern Ausschlafen, und das mit triftigem Grund: es war mal wieder Enkel-Sitting angesagt und der Kleine hält einen ganz schön auf Trab. Da lohnt es sich schon, das Krafttrainings-Programm beizubehalten, und einigermaßen ausgeruht wollte ich auch sein.
Laufen war ich auch, erst nachmittags, deutlich kürzer als bei meinen letzten Wochenendläufen, aber den Streckenumfang kann ich nicht benennen, weil der Forerunner in den nächsten Wochen zu Hause bleibt. Ich laufe nach Lust und nach Gefühl und maximal zweimal wöchentlich.
Der 25-Kilometer-Lauf ist mir übrigens sehr gut bekommen. Keine negativen Nachwirkungen, bisher keine Überlastungserscheinungen. Dennoch habe ich das Gefühl, eine Pause ist nun angemessen. Ich bin überzeugt, diese wird sich langfristig positiv auswirken.
Laufen war ich auch, erst nachmittags, deutlich kürzer als bei meinen letzten Wochenendläufen, aber den Streckenumfang kann ich nicht benennen, weil der Forerunner in den nächsten Wochen zu Hause bleibt. Ich laufe nach Lust und nach Gefühl und maximal zweimal wöchentlich.
Der 25-Kilometer-Lauf ist mir übrigens sehr gut bekommen. Keine negativen Nachwirkungen, bisher keine Überlastungserscheinungen. Dennoch habe ich das Gefühl, eine Pause ist nun angemessen. Ich bin überzeugt, diese wird sich langfristig positiv auswirken.
Samstag, 16. November 2013
Noch ein langer Lauf
In der vergangenen Woche habe ich etwas geruhsamer
trainiert. Kein Intervalltraining, sondern am Dienstag zunächst eine Radtour
als Alternative zum Laufen und am Donnerstag… da habe ich gerade so 8,5
Kilometer geschafft. Mir hat zwar eine innere Stimme zugeflüstert: stell dich
nicht so an, du schaffst auch zehn Kilometer, aber ich wollte mich nicht quälen
und habe aufgehört. So toll empfand ich meine Form nicht und ließ völlig offen,
ob und wie weit ich heute laufen würde. Aber ich wachte schon kurz nach
Mitternacht auf und dachte sehnsüchtig: Warum kann ich nicht jetzt schon
loslaufen. Freilich wäre das möglich, aber der ganze lange Lauf in der
Dunkelheit, das ist dann doch nichts für mich. Ich mag ja besonders die
Morgendämmerung und den Tagesbeginn, das könnte von mir aus ewig andauern. Also
drehte ich mich nochmal um, aber kurz nach drei Uhr wollte ich dann aufstehen.
Ich war sowas von hibbelig! Es war immer noch sehr früh am Morgen, aber ich
nutzte die Gelegenheit für ein erstes kleines Frühstück. Gegen halb fünf war
ich dann nicht mehr zu halten: ich begann langsam mit einer großen Aufwärm-Runde
ums Feld. Als es dann richtig losgeht, habe ich schon vier Kilometer
zurückgelegt. Nun geht es an der Leipziger Straße Richtung Stadtzentrum, genau
wie am vergangenen Sonnabend. Heute muss ich mich besonders zügeln und um Ruhe
bemühen. Wenn ich in der Dunkelheit zu meinem Lauf aufbreche, denke ich oft an
die Hochtouren-Geher und Höhenbergsteiger, die meist schon in der Nacht losgehen
oder klettern. Ich habe viele solcher Tourenberichte gelesen, und mein
Wochenendlauf ermöglicht mir doch sehr regelmäßig ein kleines Highlight, eine
Auszeit aus dem Alltag. Durch die Feldrunde bin ich etwas später dran und der
Berufsverkehr ist schon im Gange. An der Albertbrücke geht es hinunter auf den
Elberadweg. Wieder begegnet mir ein Läufer in der Dunkelheit. Die beleuchtete
Waldschlösschenbrücke ist schon von weitem zu sehen. Mein Tempo ist sehr
gemächlich, aber so leicht wie am vergangenen Wochenende geht es nicht voran.
Ich mache mir darüber nicht weiter Gedanken. Noch weiß ich nicht, wie weit ich
heute laufen werde. Dann der lange, dunkle Wegabschnitt zwischen
Waldschlösschenbrücke und Blauem Wunder. Ich muss noch meditativer, noch
gelassener beim Laufen sein, mich völlig fallenlassen in die gleichmäßige Bewegung.
Auf dem Kopfsteinpflaster muss ich mich heute mehr konzentrieren. Stolpern oder
gar Umknicken wäre jetzt nicht so gut. Aber als Auflockerung des Lauftrainings
ist ein solcher Streckenabschnitt gar nicht verkehrt. Ich trage heute erstmals
meinen neuen Laufrucksack, der besonders klein und flach ist und eine
1-Liter-Trinkblase enthält. Ich habe aber nur 0,75 Liter eingefüllt. Die Träger
sind mit Täschchen versehen, praktisch fürs Handy, Fahrscheine und was man
sonst so benötigt. Ich habe heute gut vorgesorgt; immerhin bin ich gut im
Training und halte einen langen, weiten Lauf für möglich. Als ich das Blaue
Wunder, Dresdens östlichste Brücke, überquere, ist es zehn vor sieben. Wie es
mir wohl in einer Stunde gehen wird? Ich werde sehen. Nun bin ich über 14
Kilometer unterwegs, bald habe ich die 15-Kilometer-Marke erreicht. Blau
dämmert der Morgen, es ist trüb und kühl. Fünf Grad, dazu beinahe Windstille –
das sind für mich ideale Laufverhältnisse. Ich bin gern unterwegs, wenn es kühl
ist. Den Rückweg bis zur Waldschlösschenbrücke will ich heute genießen. Das ist
nicht nur der größte Abstand zwischen zwei Brücken, der sich hinzieht, sondern
das Elbtal ist hier so schön weit und es ist noch so still. Man sieht die
Elbschlösser auf der anderen Seite und wieder die Lichter der
Waldschlösschenbrücke. Nach etwa zehn Kilometern hatte ich die erste Trinkpause
gemacht, nach 16 Kilometern mache ich die zweite. Ich gehe dabei immer ein paar
Schritte und nutze diesen Moment als kurze Erholung. Es bringt nichts, während
des Laufens trinken zu wollen und sich dabei möglicherweise zu verschlucken. Und
irgendwann habe ich die Brücke hinter mir gelassen und begegne immer mehr
Läufern jeglichen Alters. Die meisten von ihnen starten und ich bin auf dem
Heimweg – einem langen Heimweg allerdings, wie ich nun beschlossen habe. Am
Johannstädter Fährgarten, Kilometer 18 ist überschritten, genehmige ich mir
eine Traubenzuckertablette. Vier Kilometer weiter soll es noch eine geben. Ich
laufe am Elbe-Flohmarkt vorbei, wo schon emsiges Treiben herrscht, und als ich
mich dem Stadtzentrum nähere, erfüllen mich Glück und Zufriedenheit. Mein
großes Ziel in diesem Jahr rückt näher, es ist heute realistisch. An der
Anlegestelle der Weißen Flotte ist die 20-Kilometer-Marke erreicht. Ich fühle
mich noch sehr gut, besser eigentlich als drüben auf der anderen Seite. Vermutlich
wirkt auch der Traubenzucker. Am Kongresszentrum ist Halbmarathon, 7:54 Uhr,
Trinkpause. Ich bin wirklich sehr langsam, aber nur so sind für mich derartige
Strecken zu schaffen. Und weiter geht es. Ich werde nicht versuchen zu kämpfen.
Kampf ist meist auch Krampf. Locker, ruhig und entspannt kommt man weiter. Ich
werde keine Strategien bemühen, der Kopf kann die Arbeit getrost den Beinen
überlassen, die sind trainiert und werden das schon machen. Ich sehe mich immer
mal um. Allmählich kommt man in Weihnachtsstimmung, etwa Adventsschmuck in der
Stadt wäre doch schön. Bald ist es soweit! Heute laufe ich weiter geradeaus, am
Ostra-Sportpark vorbei und von dort aus nach Nordwesten zur Flügelwegbrücke.
Den Radweg hier unten habe ich erst kürzlich für mich entdeckt; man fährt sehr
ruhig an Wiesen vorbei, eine richtige Genießer-Strecke und passend für mein
heutiges Laufziel. Aber plötzlich sehe ich vorn jemanden mit mehreren großen
Hunden, die wild herumspringen, und bin froh, sofort einen Abzweig zur Straße
hinauf nehmen zu können. Denen will ich heute nicht begegnen! Also leider keine
Genießer-Tour, aber dafür bringe ich jetzt schon etwas Anstieg hinter mich. Noch
eine Traubenzuckertablette, die sollte dann auch genügen. An der Bremer Straße
entlang … 24 Kilometer sind mein nächstes Streckenziel. Nun ist es anstrengend,
aber ich kann mich noch konzentrieren -
was bei der Beschaffenheit des Fußwegs nötig ist - und es tut nichts weh, also
werde ich heute mein Ziel erreichen. Keine Trinkpause mehr, ich will nun bis
Kilometer 25 durchlaufen. Anstieg zur Flügelwegbrücke, ich bin schon stolz, es
gleich geschafft zu haben. Als ich die Brücke etwa zur Hälfte überquert habe,
ist die magische Marke erreicht. Ich laufe noch weiter bis zur nächsten
Bushaltestelle am anderen Ende der Brücke. 25,5 Kilometer in 3:46. So weit und
so lange bin ich bisher noch nicht gelaufen! Und damit beende ich für mich die
Lauf-Hauptsaison 2013. Bis Anfang Dezember werde ich etwas abtrainieren und
dann eine Regenerationsphase einlegen, nur noch zweimal wöchentlich und
deutlich kürzere Strecken laufen und dafür öfter mal etwas anderes machen:
Spaziergänge, andere Sportarten und alles etwas ruhiger angehen. Den einen oder
anderen Genusslauf werde ich aber sicher auch weiterhin beschreiben – und dann
irgendwann im Februar , wenn es klappt, zu neuen Laufzielen starten.
Samstag, 9. November 2013
Stunde der Wahrheit
Am Mittwoch hatte ich wieder einmal Fitnesstest. Wenn man,
wie ich, nach Programm trainiert, ist einmal im Jahr „Stunde der Wahrheit“. Das
Ergebnis war okay, aber im vergangenen Jahr war es etwas besser. Dazu muss man
wissen: der Test wird auf dem Fahrradergometer durchgeführt und mein vorheriger
Test fand gleich anschließend an einen Fahrrad-Urlaub auf dem Elberadweg
(Magdeburg – Cuxhaven) statt. Der Trainer war etwas enttäuscht, dass ich dieses
Mal abbrach, ehe ich meinen Maximalpuls erreicht hatte. Grund dafür waren aber
weder mangelnde Motivation noch fehlender Wille, sondern schlicht fehlende
Muskeln für diese Sportart. Mein Ruhepuls war etwas erhöht, aber kein Wunder:
es war ja die erste Arbeitswoche nach freien Tagen. Heute ist es so, dass einen
nach freien Tagen gleich mal ein Berg Arbeit erwartet, welche liegengeblieben
ist, so dass man quasi von 0 auf 150 startet und dementsprechend körperlich und
psychisch reagiert. Gestern war ich einfach nur erholungsbedürftig und
zweifelte daran, ob ich einen längeren Wochenendlauf durchführen würde und ob
es überhaupt gut wäre, dies zu tun. Aber wie durch ein Wunder erwachte ich früh
am Morgen mit der entsprechenden Vorfreude. Und abweichend von den vorherigen
Wochenenden gab es ein halbes Brötchen zum Frühstück. Der Grund: ich hatte Hunger
– morgens 4.30 Uhr! Aber vermutlich wusste mein Körper schon mehr als mein
Kopf. Aber der ahnte wohl auch etwas, denn ich begann meinen Morgensport mit
einer Runde Gehen ums Viertel.
Gegen fünf Uhr beginnt mein Lauf. Der Forerunner ist
eingeschaltet, der Brustgurt zum Pulsmessen liegt – wie beinahe immer –
zuhause. Ich richte mich nach der Atmung. Wichtig ist dagegen die Kilometeranzeige,
aber es wird heute dauern, bis ich sie überhaupt erkennen kann. Es ist noch
dunkel. Mit Warnweste, heller Laufjacke und Stirnlampe bin ich entsprechend
ausgerüstet. Ich laufe an der Elbe entlang, weiter an der Leipziger Straße
Richtung Stadtzentrum. Es ist sehr warm, aber ab und an nieselt es und der Wind
weht böig. Ich bin richtig begeistert von meiner neuen Laufjacke. Sie ist
leicht, bequem, hält den Wind gut ab, trägt sich einfach wunderbar, hat eine
Kapuze, was bei Regen sehr praktisch ist, und sieht auch hübsch aus. Es hat
lange gedauert, bis ich mir so ein – nicht ganz billiges – Stück geleistet
habe, aber nun bin ich rundum zufrieden und kann sie auch bei anderen
Aktivitäten nutzen. Ein paar Nachtschwärmer sind auf dem Heimweg. Ich mache
rechtzeitig einen Bogen um sie. Die meisten allerdings haben mit sich zu tun. Heute
bleibe ich noch eine Weile oben an der Hauptstraße und habe Glück: an den
Ampeln ist immer Grün. Erst an der Albertbrücke wechsle ich hinunter auf den
Elberadweg. Es ist noch immer dunkel, aber ich staune nicht schlecht, als mir
etwa auf halber Strecke zur Waldschlösschenbrücke ein Läufer entgegen kommt. Es
ist noch sehr still, und die Bäume am Wegrand rauschen. Stille, frische Luft
und die Weite des Elbtals – das ist einfach schön. Ich bin heute sehr langsam
und kann ruhig und fließend laufen. Zeit spielt keine Rolle mehr. Irgendwo im
Hintergrund ist der Gedanke, dass ich heute um die drei Stunden laufen werde,
aber es fühlt sich nicht anders an, als eineinhalb Stunden an anderen Tagen. Da
ist nichts mehr außer mir und der Laufstrecke, ich bin nur noch im jeweiligen
Moment und kümmere mich weder um die Entfernung, die vor mir liegt, noch um
das, was der Tag bringen wird. Ein wenig unwirklich kommt mir dieser Zustand
schon vor, aber ein solches Geschenk sollte man nicht in Frage stellen, sondern
annehmen. Manche Wegabschnitte sind gut beleuchtet, andere weniger gut, aber
ich habe ja meine Stirnlampe. Auf dem Weg zum Blauen Wunder, dessen Lichter ich
vor mir sehe, ist es zeitweise sehr dunkel. Dann kommt ein Stück mit
Kopfsteinpflaster. Das ist weniger angenehm, aber man kann es als Abwechslung
betrachten. Als ich über das Blaue Wunder laufe, sehe ich, wie der Himmel
allmählich heller wird. Am Schillerplatz werden schon die Marktstände
aufgebaut. Ich laufe wieder zur Elbe hinunter. So gut habe ich mich selten nach
über 10 Kilometern gefühlt. Und eigentlich wusste ich es schon vorher: ein
Halbmarathon ist heute realistisch. Ich werde es schaffen. Nun wende ich mich
schon wieder heimwärts. Das Stück bis zur Waldschlösschenbrücke zieht sich in
die Länge. Allmählich wird es hell. Nun kommen mir ab und an Läufer entgegen. Radfahrer
sind erstaunlicherweise kaum unterwegs. An der Brücke angekommen, mache ich die
erste Trinkpause. Die Warnweste kann ich mir nun in die Tasche stecken. Die helle
Kuppel der Frauenkirche ist das Erste, was ich vom Stadtzentrum sehe. Nach und
nach erkenne ich auch die Hofkirche, den Rathausturm, das Kongresszentrum. Der
Johannstädter Fährgarten, dann der Elbe-Flohmarkt, die Albertbrücke, die
Carolabrücke: die markanten Punkte häufen sich. Über die Augustusbrücke laufe
ich hinüber auf die andere Seite. Die 17-Kilometer-Marke kommt näher, aber ich
weiß, es liegt noch ein ordentliches Stück Strecke vor mir. Dennoch, ich kann
mein Zuhause fast schon sehen. Unter der Marienbrücke hindurch, da bin ich in
Dresden-Nord. Dort, wo die umstrittene Hafencity entstehen soll, habe ich 18
Kilometer zurückgelegt. Noch eine kurze Trinkpause, noch immer habe ich einiges
vor mir. 19 Kilometer vor der Molenbrücke, 20 Kilometer hinter dem Ballhaus
Watzke. Nun wird es anstrengend, aber ab und an kann das ja mal sein. Es ist
wichtig, auch dann noch ruhig zu atmen und auf die Haltung zu achten. Bloß
nicht hetzen, auch das letzte Stück soll gelingen. Ein Stück noch an der Elbe
entlang, dann hinauf zur Sternstraße. Da geht noch ein Stück… ich laufe weiter
und nach 21,2 Kilometern wende ich mich heimwärts. Halbmarathon! Es müsste ein
Signal am Forerunner geben, das wäre noch motivierender. Ein Stück noch
geradeaus, dann am Feld rechts herum, die letzten Meter an Nebenstraßen
entlang. 22,2 Kilometer bin ich gelaufen. Das war nicht nur mein dritter
Halbmarathon in diesem Jahr, sondern ein Kilometer mehr und mein erster Lauf über
drei Stunden – naja, fast schon ein Langsamkeitsrekord. ;-) Stunde der Wahrheit
ist eben nicht drinnen auf irgendwelchen Geräten, sondern beim Laufen draußen im
Elbtal.
Samstag, 2. November 2013
Kurzer Nachtrag
In der vergangenen Woche hatte ich frei und somit auch
Frei-Zeit zum Sporttreiben. Weil aber auch Renovierungsarbeiten und anderes zu
erledigen war, kam ich auf zweimal Laufen und einmal Krafttraining, also ein
ganz normales Pensum. Gestern abend war ich schon drauf und dran, den
Wochenendlauf ausfallen zu lassen. Kurzfristig war Enkel beaufsichtigen angesagt
und … ja, meine Wochenendläufe sind derzeit ziemlich zeitintensiv. Da bin ich
mitunter gut drei Stunden von zuhause weg, besonders, wenn ich anschließend
noch Bus oder Bahn fahre. Aber ich war heute früh auf und entschied mich doch,
kleine Runden in Wohnungsnähe zu laufen, um auch pünktlich wieder daheim zu
sein. Runde um Runde kommt doch einiges zusammen. Als ich 11 Kilometer
Feldrunden gelaufen war und immer noch Zeit hatte, packte es mich dann doch:
ich setzte mir 17 ½ Kilometer in den Kopf und lief letztlich 18. Die Dehnungen
fielen nicht ganz so ausgiebig wie sonst aus, weil der Kleine bereits da
war. Aber die Laufstrecke war genau richtig bemessen und ich wäre vermutlich
unzufrieden gewesen, wenn ich nicht gelaufen wäre.
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