Freitag, 30. März 2012

Kleiner Exkurs

Das Training in den Morgenstunden hat viele Vorteile, und ich stelle fest, ich habe mich relativ schnell daran gewöhnt. Heute bin ich nun auch für mein Freitag-Training früh aufgestanden. Das bedeutet: Weckerklingeln 4.45 Uhr und dann raus aus dem Bett. Kurz nach sechs Uhr fange ich an zu trainieren. Heute: Kraft , Balance und Stabilität. Das Freitagstraining ersetzt den Rückenkurs, der Anfang März zu Ende war. Da ich den Rücken weiterhin trainieren möchte, besteht mein Trainingsplan aus etlichen schon erwähnten fiesen Übungen. Die besonders fiesen sind besonders wichtig. Es ist verlockend, das Pensum schon vor der Arbeit zu absolvieren: man kann dann nicht mehr in Versuchung geraten, es aus irgendeinem Grund (da findet sich doch immer einer) ausfallen zu lassen. Genau genommen kneife ich vor der Auseinandersetzung mit dem Schweinehund, aber kneifen ist immer noch besser als sich überwältigen lassen.

Heute Morgen war ich richtig gut drauf. Freitagmorgen heißt ja auch: das wöchentliche Trainingspensum ist fast geschafft und was noch bleibt, ist etwas freiwilliger als alles andere. Allerdings hatte ich heute ganz leichten Muskelkater vom Mittwochtraining. Der war bald nicht mehr zu spüren. Wie gewohnt, habe ich bei einigen Übungen – nicht bei allen – die Schwierigkeit oder die Anzahl der Wiederholungen ganz geringfügig erhöht. Das Training kurbelt den Kreislauf an und macht schön munter, so dass man immer sehr fit an die Arbeit geht. Am Nachmittag sah es dann schon anders aus. Ich dachte zunächst, ich werde krank, weil mir alles weh tat, aber es war eindeutig Muskelkater, der sich intensiv zu entwickeln begann. Außerdem wurde ich richtig müde. Ich hatte gerade begonnen, Aktenordner anzulegen und zu beschriften. Diese Arbeit schieben wir seit langem vor uns her, und da ich allein im Büro war, sagte ich mir: nun mach ich das mal. Kollegin freut sich, wenn sie aus dem Urlaub zurückkommt. Meine Kollegin ist sehr gewissenhaft und strukturiert. Ich dagegen habe Neigungen zum Chaotischen, die ich nicht immer zügeln kann. Im Büro ist eine gewisse Ordnung von Vorteil. Für die Ordnerrückseiten gibt es vorgefertigte Etiketten zum Ausdrucken, damit alles einheitlich aussieht. Es ist gar nicht so einfach, diese Etiketten gut auf den Ordnerrückseiten zu platzieren. Manchmal will es mir partout nicht gelingen, dies faltenfrei zu tun. Kleinere Falten kann man, wie bei Rauhfasertapete, etwas ausstreichen, aber bei größeren ist das nicht möglich und die Ordnerrückseite sieht vermurkst aus. Bei dieser Arbeit war ich nun permanent kurz vorm Einnicken und - schwupps - war eine Falte im Etikett, die ich gerade noch ausbessern konnte. Ein paar Minuten später beinahe das nächste Malheur: fast hätte ich einen der Aktenordner mit einem falschen Etikett versehen. Meine Kollegin hatte mich ausdrücklich gebeten, alte Etiketten zuvor zu entfernen, aber auf einmal – schwupps – klebte ein neues Etikett auf einem alten. In diesem Moment fiel mir auf, dass auch von zuvor entfernten Etiketten Überreste geblieben waren, die ich nicht immer komplett überklebt hatte. Abgesehen davon, dass die Etiketten auch nicht in ein und derselben Höhe angebracht waren. Eine Wasserwaage wäre vielleicht hilfreich gewesen … Ich begann mich zu fragen, ob ich nicht doch lieber bis zum Feierabend Aufträge bearbeitet hätte und ob meine Kollegin nicht wünschen wird, die Ordner selbst beklebt zu haben. Als ich schließlich ein Etikett verkehrt herum aufklebte, bekam ich einen Lachanfall, der mich zumindest vorübergehend wieder aufmunterte. Was hat all das mit Laufen zu tun, könnte man meinen. Nun, müsste ich nicht alternativ trainieren, wäre ich vielleicht entspannter und konzentrierter. Das frühmorgendliche Training hat mir heute nicht zu mehr Feierabend-Aktivität verholfen, sondern zum Abhängen auf dem Sofa. Aber das ist ja auch mal ganz schön.

Mittwoch, 28. März 2012

So schnell wie heute bin ich wohl noch die durch mein Krafttrainingsprogramm gekommen. Nicht etwa, weil es gut lief, sondern weil ich der Unlust keine Gelegenheit geben wollte, stärker zu werden. Ich habe so gut wie keine Pausen gemacht. Aus ähnlichem Grund trainiere ich derzeit vor der Arbeit. Am Abend packe ich alles Nötige ein, und am Morgen greift der Automatismus: Weckerklingeln, Aufstehen… schließlich zum Fitnessstudio fahren. Frühmorgens stelle ich Vorhaben nicht in Frage, da wird funktioniert. Besonders beim Krafttraining ist das von Vorteil, denn ich mag es wirklich nicht. Da sind so fiese Übungen dabei. Das Mittwochtraining ist eigentlich die größte Hürde, denn das Freitags-Krafttraining ist fakultativ, und ich trage es auch nicht in meinen Trainingsplan ein. Freiwilligkeit ist immer besser als Pflicht, aber ganz ohne Pflicht geht es nicht, wenn man Ziele verfolgt.

Welche Ziele verfolge ich? Gute Frage eigentlich. Mit Kraft- und Ausdauertraining möchte ich meine allgemeine Kondition erhalten. Balance- und Stabilitätsübungen sind fürs Wandern und irgendwann auch wieder fürs Laufen gut. Ich bin nun so lange nicht mehr regelmäßig gelaufen, dass alles zuvor Erreichte wirklich hin ist. Nun zieht es mich nur noch hinaus, weil ich an die Luft und in die Sonne möchte. Ich hoffe, die Einlagen tun in ein bis zwei Wochen das, was sie tun sollen. Laufstrecken in die Natur hinaus von 9 Kilometern und mehr, die ich ganz besonders mochte, sind derzeit undenkbar, und es kann ewig dauern, bis ich dazu wieder in der Lage bin – wenn überhaupt. Da frage ich mich hin und wieder, ob ich denn neu beginnen will. Ja, ich würde neu beginnen, auch wenn Runden ums Viertel für mich keinen besonderen Reiz haben. In absehbarer Zeit muss ich einen Teil meines Trainings nach draußen verlagern können, sonst kriege ich einen Budenkoller.

Montag, 26. März 2012

Das wäre heute nun richtig schönes Laufwetter. Ich bin nicht immer zuversichtlich, und auch wenn ich es bin, dann eher aus Strategie als von Natur aus. Manchmal rechne ich durchaus mit weiteren Monaten Pause und bin damit eher realistisch als pessimistisch. Montage sind Tage, an denen mir solche Gedanken kommen. Auch ein Halbmarathon im nächsten Jahr erscheint mir oft fraglich. Manchmal wünsche ich mir scherzhaft, ich könnte mich zum Cyborg umbauen lassen. Dann hätte ich Beine und Füße aus Stahl, die alles mitmachen würden. Ich weiß, dass es Unsinn ist, meinem Körper zu grollen, und dass Selbstvorwürfe nichts nützen. Meine Füße haben den schönsten Urlaub meines bisherigen Lebens mitgemacht, haben mich auf einen Über- und einen Beinahe-Dreitausender getragen. Und ich möchte, dass sie das wieder tun. Laufen wäre schon schön, aber der liebste Sport wird einem verleidet, wenn es weh tut. Ich mag keinen Fehlstart, keine Verschlimmerung mehr riskieren, und ich möchte keine Kortisonspritze haben, die mir im Fall einer Verschlimmerung droht. Dass 2012 nicht mein Laufjahr wird, habe ich schon akzeptiert. Aber irgendwann möchte ich wieder laufen. Eigentlich wollte ich die trübe Stimmung mit einer Radtour vertreiben, aber aus verschiedenen Gründen wird nichts daraus. Deshalb halte ich an meinem Wochenplan fest und gehe zum Yogakurs. Dehnungen sind wichtig…

Samstag, 24. März 2012

Da ich wegen der Ultraschall-Behandlungen nicht aufs Training verzichten wollte, war die Woche ziemlich ausgefüllt: an allen Tagen Sport, heute nun eine Wanderung. Das Alternativtraining fand ich – zumal es vor der Arbeit stattfand – ziemlich ermüdend. Aber es hat sich gelohnt! Bei der heutigen Wanderung habe ich wieder deutliche Fortschritte gespürt. Ich konnte ein gutes Stück ohne Stöcke wandern, auf weichem Waldboden ging es schon richtig flott. Längere Asphaltstrecken sind weniger schön; irgendwann brauche ich dann die Stöcke. Ich habe sie mir im letzten Sommer fürs Hochgebirge gekauft und hätte nie gedacht, dass ich sie in Dresdens Umgebung einsetzen würde. Aber die Belastung lässt sich zeitweise gut dosieren und ohne sie würde ich mich noch nicht an diese relativ kurzen Wanderungen wagen. Es beruhigt mich schon, wenn ich sie nur in der Hand trage – aber ich bin doch zuversichtlich, sie irgendwann wieder zuhause lassen zu können.

Regelmäßiges Dehnen, mehrmals am Tag, ist wichtig. Ich darf dies auch künftig nicht vernachlässigen. Einige Yoga-Übungen dehnen die Plantarsehne sehr gut: der nach unten schauende Hund sowie Helden- und Kriegerpositionen mit Stand auf dem Ballen und Absenken der Ferse sind genau richtig. Aber Vorsicht ist geboten: man erlernt Yoga am besten zunächst unter Anleitung, um Fehler und Verletzungen zu vermeiden. Ich habe diesbezüglich auch schon negative Erfahrungen gemacht, aber nun, nach fünf Jahren Kursteilnahme, sind mir die genannten Übungen recht gut vertraut. Eine oft empfohlene Übung, bei der man den Fuß an einer Treppenstufe absenkt, kann ich nicht empfehlen: sie wirkt für mein Empfinden zu brachial und man kann das Problem eher verschlimmern als verbessern. Als Hilfsmittel, um den Fuß des ausgestreckten Beines näher an den Körper heranzuziehen (im Liegen, aber auch im Sitzen möglich), genügen die um Zehen und Ballen greifenden Hände. Ein leichtes Ziepen kann man durch Veränderung der Position oder Intensität verringern oder ganz vermeiden. Auf keinen Fall sollte man sich Schmerzen zufügen.

Morgen ist nun ein Ruhetag fällig. Ich bin sehr froh, einigermaßen wandern zu können und werde den Füßen noch etwas Zeit lassen, bis es wieder – vorsichtig – ans Laufen geht.

Sonntag, 18. März 2012

Das Training der vergangenen Woche ist ähnlich wie das der Vorwoche verlaufen. Ich kann auch wieder leichte Fortschritte verzeichnen. Regelmäßige Dehnungen, stundenweises Tragen der Einlagen und Ultraschallbehandlungen haben zu einer Besserung geführt. Gestern sind wir 16,8 Kilometer gewandert und hatten sogar ein Gipfelchen, den Wilisch, dabei. Der Weg war zum Schluss ziemlich steil gewesen. Ohne meine Stöcke hätte ich die Wanderung nicht geschafft, aber ich bin dennoch wieder recht optimistisch geworden. Einen Teil der Strecke – ca. 3-4 Kilometer – habe ich in den Nike free zurückgelegt. Diese Schuhe sind wirklich gut geeignet, um die Füße zu trainieren. Ich habe nicht im Wanderblog über den gestrigen Tag berichtet, weil ich noch zu sehr mit dem Gelände und meinen Füßen beschäftigt war und deswegen nicht so sehr „unterwegs“ war wie früher. Das wird sich, hoffe ich, wieder ändern. Bis auf ein gelegentliches leichtes Ziepen hat alles gut geklappt. Die Stöcke geben mir unterwegs mehr Sicherheit. Aus Angst, es könnte weh tun, neigt man zu einer Schonhaltung, was wiederum zu Verspannungen führen kann. Aber ich kann froh und zufrieden sein: keine negativen Nachwirkungen wegen der Wanderung!
Ich hoffe doch, im September in den Alpen wieder richtig gut in Form zu sein, denn dann möchte ich – unter anderem - dort hinauf. So ein Ziel kann sehr motivieren! Bis dahin hat die Umgebung von Dresden auch viel Schönes zu bieten.

Samstag, 10. März 2012

Ein neues Trainingsziel musste gefunden werden. Manchmal liegt etwas so nahe, dass man einfach nicht darauf kommt. Meine Aufgabe in den nächsten Wochen wird sein, die Füße wieder fit zu machen. Die Einlagen habe ich bekommen. Da sind, wie man so sagt, Knubbel drin, die mir die Füße wieder richten sollen, also Stellen, die drücken und anfangs weh tun können, weshalb ich die Dinger nur zeitweise tragen soll. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, was unter größerer Belastung – wie zum Beispiel beim Laufen – passieren könnte. Also wird erst einmal nichts mit Rennen, auch wenn es dem Namen nach Sporteinlagen sind.

Es gibt aber auch Positives zu berichten. Im Alltag kann ich nun überwiegend schmerzfrei gehen. Die erste Ultraschall-Behandlung hat auch gut getan. Meine extra-weichen Laufschuhe, in denen ich während der vergangenen Wochen überwiegend herumgelaufen bin, mögen die Füße nun gar nicht mehr: das Einsinken in Gel ist regelrecht unangenehm geworden. Stattdessen mögen sie öfter festere Sohlen und wollen auch etwas zu tun haben. Ich kann nun schon wieder stundenweise meine Bio-Pantoletten tragen – wie früher, ebenso die meisten „normalen“ Schuhe. Ich wechsle aber häufiger als früher. Zeitweise sollen ja auch die Einlagen getragen werden. Ich möchte den Heilungserfolg nicht aufs Spiel setzen; fürs Laufen ist es noch zu früh. Deshalb bleibe ich beim Alternativtraining, was die Füße ja auch belastet. Gestern war das erste Mal Gelegenheit zu einer zweiten, noch etwas reduzierten wöchentlichen Krafttrainingseinheit. Da ich die Füße auch aktiv trainieren möchte, habe ich spezielle Kräftigungsübungen ins Programm aufgenommen. Das alltägliche Dehnen darf ich ebenfalls nicht vernachlässigen. Außerdem möchte ich noch etwas Anderes versuchen. Ich habe, so verrückt das scheinen mag, Laufschuhe gekauft, Nike free, mit denen ich gestern in der Mittagspause die ersten vorsichtigen Schritte gegangen bin. Eigentlich wollte ich Teleskopstöcke dazu nehmen, aber das war mir dann doch zu albern. Und tatsächlich konnte ich eine gute halbe Stunde damit spazieren gehen, ohne dass etwas weh tat. Ob ich je damit laufen werde, weiß ich nicht, aber es sind auch schöne Freizeitschuhe. Vielleicht gehe ich morgen ein Stückchen damit über die Elbwiesen. Von den weich gewordenen Schuhen werde ich mich wohl trennen müssen.

Samstag, 3. März 2012

Dienstag und Donnerstag Alternativtraining im Studio, so meine Wochenbilanz. Bei grauem Himmel und Nieselregen fiel das nicht allzu schwer. Am Donnerstag war ich immerhin 15 Minuten auf dem Laufband. Laufen klappte besser als Gehen: ich habe mich schon etwas umgestellt, stärker auf dem Vorfuß und weniger auf der Ferse aufzusetzen, hatte aber insgesamt kein gutes Gefühl dabei und wollte auch nicht länger als 10 Minuten joggen. Das Training macht sich bemerkbar: ich könnte schreiben, dass es mit der Kondition wieder aufwärts geht, wäre da nicht dieses blöde Ding in meinem Fuß.

Ich besann mich auf das wunderbare Buch „Born to run“ von Christopher McDougall, das ich vor einigen Monaten geradezu verschlungen habe, und las noch mal ein bisschen nach. Die meisten Läufer haben früher oder später so ein Problem, wie ich es habe. Ein „verhinderter“ Läufer sieht alltäglich Leute joggen, früh, abends, zwischendurch, denen – so scheint es, der Körper keinen Strich durch die Rechnung macht. Es fällt schwer, angesichts dieser Tatsachen den eigenen Körper zu akzeptieren, ihn nicht als Feind zu betrachten. Wer Freude an Bewegung, an Aktivität hat, fühlt sich in einer Zwangspause um ein gutes Stück Lebensqualität beraubt. Erst bei einigem Nachdenken wurde mir bewusst, dass ich meinen Anteil an dem Problem habe. Ich war vielleicht zu leidenschaftlich bei der Sache, und aus Leidenschaft habe ich mich zu sehr auf meine teuren, komfortablen Laufschuhe verlassen, obwohl ich um deren Risiken wusste. Ich weiß auch, dass Sporteinlagen mit Risiken verbunden sind. Es wird hoffentlich nur eine Zwischenlösung sein.

Vor einigen Tagen stellte ich bedauernd fest, dass ich wohl nie wieder so unbekümmert laufen werde wie im vergangenen Sommer. Unbekümmert etwas tun können, ist ein Vorrecht der Jugend. In späteren Jahren kann man einen solchen Zustand nicht lange auskosten, ohne irgendwann die Konsequenzen tragen zu müssen. Sorglosigkeit ist Abwesenheit von Achtsamkeit. Und Achtsamkeit ist etwas durchaus Schwieriges.

Meine Wochenend-Ausdauereinheit war eine kleine Wanderung von 9 Kilometern. Da ich gestern den Gymnastikkurs absagen musste, war ich nicht sehr zuversichtlich, eine solche Strecke gehen zu können. Mit Stöcken, Trekkingstiefeln und der gebührenden Vorsicht klappte es doch ganz gut. Es war kein unbekümmertes Wandern, aber es hat gut getan.