Freitag, 31. Dezember 2010

31.12.10

Nach dem Eisregen heute Morgen bin ich etwas skeptisch, was das Laufen angeht. Gegen Mittag steigt das Thermometer über Null: Tauwetter – und ich möchte es probieren.
Gestern Abend habe ich geschlemmt: Salat mit Hähnchenbrust, dazu reichlich Malzbier, wahre Energiespender für Sportler. Und heute drängt es mich, die Energie auch einzusetzen.

Sehr vorsichtig geht es 11.42 los. Unter den Schuhen knirscht es verdächtig. Ich frage mich, ob ich völlig plemplem bin, aber währenddessen laufe ich weiter. Da kommt mir jemand rasant mit dem Mountainbike entgegen – und ich habe mich für verrückt gehalten.

Ich bleibe auf geräumten und gestreuten Wegen, dort läuft es sich gut. Wenn ich Nebenstraßen überquere, bin ich vorsichtig, und jeder Untergrund wird erst einmal ausprobiert. Es geht an der Sternstraße entlang zur Washingtonstraße. Die Ampel, die ich überqueren möchte, schaltet auf Rot und ich wende mich nach rechts Richtung Elbepark. Dort muss ich aber hinüber und warte einen Moment. Die großen Straßen sind frei.

Ich laufe unter der Autobahn hindurch nach Kaditz. Natürlich bin ich heute auch ein wenig ängstlich, fürchte mich davor, dass mir irgendjemand einen Böller hinterherschmeißen könnte – die Dinger erschrecken mich immer sehr – aber ich meine, man sollte seinen Ängsten nicht zu viel Raum geben. Ein gewisses Maß an Vorsicht ist sicher richtig, aber wenn einen die Angst von schönen Erlebnissen abhält, sollte man sich ab und an einen Ruck geben. Bin ich unterwegs, denke ich ohnehin nicht mehr daran.

Der Wind kommt kalt von vorn und es regnet wieder. Als ich auf dem Elberadweg entlang nach Serkowitz laufe, wird es zeitweise unangenehm, weil die Brillengläser voller Wassertropfen sind und ich darüber hinweg sehen muss, um den Weg zu erkennen, der auf Grund von Verwehungen etwas tückisch ist. Ein Spaziergänger kommt mir entgegen und kurz vor Serkowitz ein Mann, der einen Hund ausführt. Da wird mir etwas mulmig, denn der Hund ist kräftig und sehr agil. Er kommt mir entgegen, schwanzwedelnd, was mich etwas beruhigt, und dann sehe ich, dass es ein Labrador ist. Diese Rasse mag ich – einen Labrador, der Verwandten gehört, habe ich sehr ins Herz geschlossen und bin sicher, das beruht auf Gegenseitigkeit.

Da ist Serkowitz, und ich möchte gern noch ein Stückchen laufen, am liebsten bis zur Stadtgrenze. Es geht in den Ort rein, einen Hügel hinauf – und dort zögere ich, denn bergab sieht es nach Schlitterbahn aus. Ich gebe dem unguten Gefühl nach und kehre um. Nun habe ich den Wind im Rücken und es läuft sich angenehm. Kurz vor Kaditz kommen mir zwei jugendliche Skiläufer entgegen. Ein paar Meter hinter mir werfen sie einen Böller aufs Feld. Sie verhalten sich rücksichtsvoll, aber ich denke mir, dass es nun Zeit ist, nach Hause zu laufen.

In Kaditz fährt die Straßenbahn, aber ich möchte sie nicht nehmen: bis nach Hause kann ich noch laufen. Ich bin schneller als zu Beginn, denn der Untergrund fühlt sich nun besser an. Am Elbepark schaffe ich es bei Grün über die Ampel. An der nächsten Kreuzung wieder Grün – das passt mir gut, und ich laufe weiter geradeaus, statt einen Umweg über das Feld zu nehmen. Für heute reicht es, und es geht über Nebenstraßen nach Hause. Noch ist es überall relativ ruhig. 12.55 Uhr bin ich wieder am Hoftor und kann nun mit gutem Gewissen das alte Jahr hinter mir lassen.

Mittwoch, 29. Dezember 2010

29.12.10

Gestern habe ich nach der Arbeit trainiert, damit ich nicht heute im Urlaub Richtung Firma muss.
Auf dem Laufband hatte ich ein gutes Stück Steigung eingestellt und das merke ich heute in den Beinen. Aber dennoch möchte ich los: sonniges Winterwetter lockt nach draußen.

Weit wird es heute nicht, ist so mein Gefühl, aber ein bisschen Winterwald möchte ich gern um mich haben.
Ich starte 12.56 Uhr Richtung Radebeul/Junge Heide. Das ist nicht die Dresdner Heide, sondern ein Stückchen Wald zwischen Radebeul und Boxdorf – für mich gut und relativ schnell zu erreichen. Es geht die Geblerstraße bergan und dann unter der Autobahn hindurch in den Wald. Alles ist tief verschneit, auf den Zweigen liegt die weiße Pracht und darüber ist strahlend blauer Himmel – so liebe selbst ich den Winter. Die größeren Wege sind relativ frei und gut zu begehen. Spaziergänger sind unterwegs und einige Skiläufer. Außer mir will hier offenbar niemand joggen.

Die Sonne blitzt zwischen den Bäumen hervor. Hier im Wald kann sie nicht blenden; auch deswegen habe ich mich für diese Strecke entschieden. Eine Sportbrille ist bereits bestellt, aber noch habe ich sie nicht.
Ein paar Mal muss ich langsamer werden und Skiläufer vorbeilassen, ein andermal muss ich Spaziergänger überholen und in den tiefen Schnee, aber das macht mir keine Sorgen, denn ich bin gut ausgerüstet. Heute Morgen hatten wir 11 Grad unter Null, jetzt sind es nur noch 7 Grad.

Wie meist beim Laufen, ist die anfängliche Trägheitsphase überwunden, ich bin begeistert von der Schönheit des Winterwaldes und möchte gar nicht aufhören. Deshalb geht es weiter geradeaus; ich will doch mal sehen, wo dieser Weg hinführt. Als er dann nach links Richtung Radebeul abbiegt, entschließe ich mich, rechts herum zu laufen – auch dieser Weg sieht gut aus. Er wird bald etwas schmaler und geht leicht bergan, aber ich kann ohne Probleme weiterlaufen. Ich begegne niemandem mehr, und der Wald wird immer schöner: die schneebedeckten Äste biegen sich über dem Weg und bilden eine Art Korridor, die Sonne scheint, und ringsum ist alles still und weiß.

Ich bin eine ganze Weile auf diesem Weg unterwegs. Es geht weiter bergan – das Training setzt sich sozusagen fort – und weiter vorn sieht es aus, als ob der Wald endet. Falls ich mich dort nicht auskenne und keine Möglichkeit sehe, nach Hause zu kommen, laufe ich zurück. Aber angekommen, weiß ich, wo ich bin: unterhalb des Boxdorfer Berges an der Baumwiese. So ungefähr hatte ich es mir gewünscht. Ich folge nun ein paar Skispuren und gelange zur Moritzburger Landstraße, aus der in Boxdorf die Dresdner Straße wird. Landwärts führt sie direkt zum Schloss Moritzburg. Ich muss sehen, dass ich einen Fußweg finde, denn von der Straße trennt mich die Leitplanke. Die Skispuren führen mich bis zu einer Haltestelle, wo ich die Straße überqueren kann. Dort drüben ist zwar noch kein Fußweg, aber neben der Straße ist etwas Platz, wo man laufen kann, wenn kein hoher Schnee liegt. Mir bleibt nichts weiter übrig, als teils auf der Straße, teils am Straßenrand über eine schmale Matschkante zu laufen. Die Straße ist ziemlich befahren und Spaß macht das nicht. Der Verkehr nimmt zu und ich weiche in den Schnee aus. Der ist allerdings knietief und ich bin froh, als ich am Fußweg ankomme, der bis zum Heidefriedhof führt und gut geräumt ist. Dort muss ich die Straße überqueren und ein Weilchen auf der Verkehrsinsel ausharren.

Wegen dieser Zwangspause, denke ich mir, ist das doch ein geruhsamer Lauf. Es geht weiter Richtung Dresden, aber ich möchte nicht so lange an Straßen entlang laufen und entscheide mich, einen schmalen Weg durch die Junge Heide zu nehmen, den wir von Spaziergängen her kennen. Er sieht nicht besonders gut, aber auch nicht unpassierbar aus: das wird schon gehen. Es geht ziemlich mühsam über tiefe Spuren, die unter dem Schnee vereist sind. Pferdespuren! Die sinken tiefer ein als unsereiner. Das ist kein Laufen mehr, eher ein Stolpern durch Schnee und Eis. Wenn ich hier ausrutsche, falle ich wenigstens weich. Irgendwo müssen auch Wege abzweigen, und nach einer Weile sehe ich einen: er führt direkt neben der Autobahn entlang. Nicht gerade idyllisch, aber er ist etwas besser als der vorige. Langsam geht es voran und irgendwann sehe ich weiter vorn Skiläufer, die den Weg kreuzen. Dort ist der Ausgang aus der Heide durch die Autobahnunterführung.

Als ich die Heide verlasse, wird das Laufen anstrengend, aber langsam und locker klappt das sicher bis nach Hause. Unterwegs an der Leipziger Straße, staune ich wieder einmal, wie sehr das Laufen erfrischt. Den ganzen Vormittag lang war ich müde, aber das ist nun vorbei. Der einzige Nachteil an so einer erlebnisreichen Strecke sind die Straßenüberquerungen. 14.13 Uhr bin ich wieder zuhause. Nach Abzug von etwa fünf Minuten Wartezeit ist das doch zufriedenstellend.

Sonntag, 26. Dezember 2010

26.12.10

Vor Weihnachten war der Schnee weggetaut, und nun liegt er so ziemlich in der gleichen Höhe wie vorher. Es soll weiter schneien, und dabei steht mir der Winter jetzt schon bis sonstwohin. Winterfrust, Wetterfrust, Familienkoller – aber ein schöner Spaziergang nach Kaditz um die Mittagszeit herum. Dennoch fehlt mir etwas, und deshalb ziehe ich mich um, kaum dass wir zuhause angekommen sind.

Wenn ich nichts unternehme, werde ich verdrießlich, und da ist es besser, gleich zu starten, statt dem Schweinehund Gelegenheit zu geben, größer und größer zu werden. 13.22 Uhr geht es los. Da wir schon in meiner Laufgegend unterwegs waren, wende ich mich in eine andere Richtung, laufe die Leipziger Straße entlang, unter dem Bahndamm hindurch und immer an der Hauptverkehrsstraße entlang nach Radebeul. Der Fußweg ist ordentlich geräumt und es läuft sich gut. Ich finde das Joggen weniger anstrengend als das Spazierengehen, vermutlich, weil ich nicht in dicken, schweren Winterklamotten und hohen Schuhen unterwegs bin. Drei dünne Schichten Funktionskleidung wärmen genauso, sind leichter und schränken die Bewegungen nicht ein. Was die Laufschuhe angeht, musste ich wieder versichern: nein, damit friert man nicht, es sind gefütterte, wetterfeste Turnschuhe „für draußen“.

Aber auch die gleichmäßige Belastung und die intensive Atmung sorgen für mehr Wohlbefinden. Und tatsächlich kommt die Sonne ein Stück aus dunklen Wolken hervor. Das beste Mittel, den Winter zu überstehen, ist die Freude auf bessere Jahreszeiten. Die Sommerferien sind schon geplant – ich hoffe, wir werden auch schönes Wetter haben.

Besonders fehlen mir derzeit die Fahrradtouren. Das Laufen ist immer ein wenig kurz, und für Skilanglauf war nicht genügend Zeit. Nun ist Weihnachten überstanden, aber wer weiß, was der Winter noch bereithält.

Von Dresden-Nord aus läuft man nach Radebeul etwa ebenso lange wie ins Dresdner Stadtzentrum. Ich nehme mir vor, Radebeul-Ost zu erreichen, und nach einigem Überlegen fällt mir ein, dass es ein Stück weiter entfernt ist als Serkowitz. Nun kenne ich den Elberadweg schon gar nicht mehr richtig.

Ich laufe bis zur Hauptstraße, der Einkaufsstraße in Radebeul-Ost. Da habe ich keine Lust, den gleichen Weg zurück zu laufen, bleibe also auf der Hauptstraße, laufe dort geradeaus und überquere schließlich die Brücke, die über die Bahngleise führt. Hinter der Brücke wende ich mich nach links, um dort entlang nach Hause zurück zu laufen. Immer mehr Spaziergänger sind unterwegs, und ich möchte nicht ständig irgendwelchen Leuten ausweichen. Jogger sind auch nur Fußgänger, aber da ich schneller unterwegs bin als andere, fühle ich mich mehr zur Rücksichtnahme verpflichtet: keine Omi soll fürchten, von mir umgerannt zu werden.

Es klappt ganz gut auf dieser Strecke, die Begegnungen halten sich in Grenzen. Immer mal wieder blitzt die Sonne zwischen den Häusern hervor. Als ich kurz vor Dresden bin, trübt es sich wieder ein.

Ich laufe die Rankestraße zurück, und als ich sie überqueren möchte, lässt mich freundlicherweise ein Autofahrer vorbei. Dann geht es an der Leipziger Straße zurück und weiter bis nach Hause. Eine Stunde genau war ich unterwegs.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

23.12.10

Diese Weihnachtszeit ist anders als sonst, und ich habe mich entschlossen, alles zu vereinfachen. Ich mag nicht nach einer Extremwoche noch eine Spätschicht in der Küche einlegen, das geht einfach nicht mehr. Stattdessen laufe ich lieber. Zuvor wollte ich einem Baguette von „Nordsee“ nicht widerstehen, das musste einfach sein nach diesem Sch…tag.

18.35 Uhr geht es am Hoftor los, langsam und vorsichtig, denn es ist stellenweise glatt. Ich muss einfach nach draußen, muss mich, wie es so heißt, freilaufen. Und dass ich aufpassen muss, wohin ich trete, ist gar nicht so schlecht: Konzentration ist die beste Ablenkung vom Arbeitstag.

Ich laufe die Sternstraße entlang zur Washingtonstraße, dann weiter Richtung Flügelwegbrücke. Locker und zugleich aufmerksam drehe ich meine Runde; es beruhigt und befreit. Unter normalen Umständen mache ich meine Arbeit sehr gern, aber tagelang allein zwei Büros über Wasser halten ist nicht normal, sondern geht an die Substanz.

Umso wohltuender ist es, nach getaner Arbeit an der frischen Luft zu sein. Ich habe Lust, über die Flügelwegbrücke zu laufen, aber als ich dort ankomme, schaltet die Ampel auf Rot, und ich mag nicht warten; kehre wieder um und laufe zurück. Nach einer Weile wende ich mich nach rechts Richtung Übigau; diese Straße ist breit und die Fußwege könnten, meine ich, gut geräumt sein. Dies ist aber bald nicht mehr der Fall; ich wechsle mehrmals die Seite und laufe zeitweise auf der Straße, was aber auch kompliziert ist, weil immer wieder Autos kommen.

Dann wird der Weg wieder besser. Ich laufe langsam an der Sternstraße zurück; dort muss man stellenweise sehr aufpassen. Meine Laufschuhe sind inzwischen meine Lieblings-Allwetterschuhe geworden, die ich auch im Alltag trage, aber wo es sehr glatt ist, können sie keine Wunder vollbringen. Nach Hause zurück mag ich noch nicht, das Laufen tut gut, und deshalb wende ich mich Richtung Elbe. Die meisten Fußwege sind frei und ich komme gut bis zur Molenbrücke, die wieder einmal Wendepunkt ist. Zurück geht es auf der gleichen Strecke über gut geräumte Fußwege. An der Elbe ist es neblig geworden. Die Fenster sind weihnachtlich geschmückt, aber so richtig in Stimmung bin ich nicht. Das kann morgen noch werden, da muss ich nicht arbeiten. Am Hoftor zeigt mir die Uhr eine Stunde Laufzeit an.

Wären meine Kinder noch klein, würde ich ihnen erzählen, dass ich Schlittenspuren gesehen habe und der Weihnachtsmann vielleicht schon unterwegs ist. Aber sie sind groß und werden damit klarkommen, dass ein paar Traditionen dieses Jahr entfallen. Veränderungen gehören zum Erwachsenwerden.

Das neue Leuchthaus steht selbstverständlich seit dem ersten Advent im Weihnachtsdorf.

Sonntag, 19. Dezember 2010

19.12.10

Nach zweieinhalb Stunden im Schwimmbad bin ich ganz gut ins Wochenende gekommen, aber gestern hatte ich leichten Muskelkater vom Training und war außerdem erschöpft. Heute bin ich etwas erholt, aber nicht wirklich fit. Dennoch möchte ich einen Lauf probieren: mal sehen, wie das geht. Hier zuhause ist Ruhe eingekehrt, alle sind mit ihren Dingen beschäftigt. Ich packe mich noch wärmer ein als sonst, denn der Frost draußen schreckt mich ein wenig ab. Vermutlich wird mir bald zu warm werden, aber egal.

Mich zieht es hinunter zur Elbe. Während der ersten Meter fühle ich mich ganz schlapp und denke mir: weit komme ich heute nicht. Aber ein Weilchen möchte ich schon unterwegs sein und habe mir für den Fall der Fälle eine Fahrkarte eingesteckt. Durch die im Schnee versunkene Baustelle hindurch, laufe ich die Böcklinstraße entlang bis nach Altmickten. Der Pfad an der Elbe entlang lockt mich sehr, aber dort sind Leute mit Schlitten und kleinen Kindern unterwegs, an denen ich nicht vorbeikomme, ohne einen Sturz ins Wasser zu riskieren, also geht das nicht. Ich wende mich nach rechts Richtung Übigau. Dort spüre ich, dass ich nicht richtig durchatmen kann, irgendetwas schnürt mir den Brustkorb zu. Nur die Ruhe, denke ich mir, halte ein langsames, gleichmäßiges Tempo und atme so tief wie möglich. Es ist ein sehr schöner Wintertag, ein wenig bedeckt, und ein paar winzige Schneeflocken sinken von Himmel herab. Neben mir ein alter, schmiedeeiserner, weiß verzuckerter Zaun; die trockenen Ranken einer Kletterpflanze sind voller glitzernder Eiszapfen. Solche Details habe ich in letzter Zeit vermisst; der Stress hat mich überreizt und benommen gemacht. Aber wie schön ist es, wieder Kleinigkeiten zu entdecken! Als ich Richtung Flügelwegbrücke laufe, könnte ich vor Müdigkeit die Augen schließen. Aber die Sonne scheint behutsam aus den Wolken, als wollte sie tageslichtblinde Büromaulwürfe nicht überfordern, und ein solches Geschenk sollte man annehmen. Ich überquere in einem günstigen Moment die Washingtonstraße und steuere einen Weg an, den ich schon lange einmal laufen wollte. Wir sind von hier aus öfter Richtung Kaditz spazieren gegangen. Nach Kaditz möchte ich heute nicht, aber ein Stück an den Elbwiesen entlang wäre schön. Zur Elbe hinunter wird es mühselig, ich muss ein Stück auf der Straße entlang laufen, denn dort, wo einmal Fußwege waren, türmt sich Schneematsch. Bisher klappt es doch ganz gut, und mir fällt ein, wie Bewegung im Freien schon so oft auf mich gewirkt hat: kräftigend und geradezu heilsam. Und ich spüre, wie die Energie wächst. Ich laufe Richtung Elbe hinunter, merke aber bald, dass ich mich in einem eingezäunten Werksgelände befinde und muss wieder zurück. Im Schnee sieht alles ein wenig anders aus; der Weg daneben ist der richtige. Bald bin ich an einem Deich über den Elbwiesen angelangt. Ich möchte ein Stück bis zur Flügelwegbrücke laufen, aber vor mir liegt nur ein schmaler Pfad aus Fußspuren in tiefem Schnee. Da will ich entlang, und da ich die Brücke schon sehen kann, wird das schon. Ein Stück hinter mir führt die Autobahnbrücke über den Fluss. Ich befinde mich zwischen Übigau und Kaditz und wie es aussieht, bin ich völlig allein und ungestört. Man muss hier ein wenig die Beine heben, aber das geht recht gut. Die Gamaschen bewähren sich wieder einmal; nasse Hosenbeine wären bei einem längeren Lauf sehr unangenehm.

Um mich herum tiefer, unberührter Schnee, daneben die Elbe und darüber sanftes Sonnenlicht: nun fühle ich mich beruhigt und ganz frei. Da bin ich wieder – nach einer Woche, in der ich unter Unmengen von Arbeit verschüttet wurde. Im Nu bin ich an der Flügelwegbrücke und möchte noch nicht wieder hinauf, sondern ein Stück weiter. Über Trampelpfade geht es mal hier, mal dort entlang, allmählich bewege ich mich Richtung Übigau, komme der Elbe sehr nahe – dort habe ich beim letzten Mal Enten aufgescheucht, aber heute sind keine da. Gern würde ich weiter geradeaus laufen, weiß aber nicht, ob nicht Familien mit Kindern mir den schmalen Pfad versperren. Also geht es wieder zurück. Was ist schon Zeit – sie bedeutet hier draußen nichts mehr, und den Blick zur Uhr will ich mir sparen. Ich bin auch nicht zu warm angezogen: heute tut es gut, mit Sicherheit nicht zu frösteln. An trüben Tagen wirkt diese Landschaft sehr melancholisch, aber nun, da der Schnee sie bedeckt, ist sie verändert; klar, weit und licht. Nach einigen Metern bin ich wieder an der Flügelwegbrücke, laufe durch den Schnee bergauf, was besser geht, als ich dachte. Oben auf geräumten Fußwegen läuft es sich anders, und ich drücke mich stärker vom Boden ab. Die Spannkraft hat sich in den vergangenen Wochen spürbar verbessert. Es kann sein, dass ich zu Beginn des neuen Trainingsplanes das Laufen etwas einschränken muss: man soll die Muskulatur nicht überfordern. Aber langfristig werde ich stärker sein; das wird sich beim Radfahren, aber auch beim Laufen bemerkbar machen.

Ich laufe an der Washingtonstraße entlang bis zum Elbepark, dort weiter geradeaus und dann rechts herum, immer da, wo geräumt ist. So geht es bis zur Sternstraße und an dieser entlang bis fast nach Hause. Die letzten Meter fallen mir nicht mehr so leicht, aber ein Lauf ist, so wunderbar er zeitweise sein kann, eben kein Spaziergang. Eine Stunde und fünfzehn Minuten – ein schöner Ausdauerlauf, und mit einer solchen Zeitdauer habe ich keinesfalls gerechnet.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

16.12.10: neuer Trainingsplan

Ich wollte den Trainingsplan aus einem bestimmten Grund noch 2010 haben. Als das Fitnessstudio vor reichlich drei Jahren eröffnet hat, habe ich – wie viele Kollegen – einen Fitnesstest gemacht und danach den ersten Trainingsplan bekommen. Und an diesem habe ich mich sage und schreibe drei Jahre lang aufgehalten. Er war abgearbeitet, aber dann kam die Vorweihnachtszeit, der Jahreswechsel stand bevor, und ich habe den Termin beim Trainer immer vor mir hergeschoben. Aus „in diesem Jahr wird das nichts mehr“ wurde „ich komme derzeit nicht dazu“ und schließlich „ich komme sowieso nicht regelmäßig dazu, also brauche ich keinen neuen Trainingsplan“. Um zu verhindern, dass so etwas wieder passiert, musste ich mich gewissermaßen festnageln. Der heutige Tag war eine der letzten Gelegenheiten; ich hatte also Termin beim Trainer. Das ist immer etwas zeitaufwändig: man bekommt die neuen Übungen gezeigt und erklärt und führt sie dann unter Beobachtung aus, was auch wichtig ist, damit sich Fehler und Fehlhaltungen gar nicht erst einschleichen. Das Programm ist gut, aber – logischerweise – ein Level höher als bisher und zum ersten Mal habe ich eine Übung nicht in der festgelegten Intensität geschafft. Es ist das Ziel, wurde mir gesagt. Nun gut. Vor allem ist es Krafttraining für den Rücken – meine Schwachstelle -, das aber in rückenschonender Haltung durchgeführt wird. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Dazu kommt Bauchmuskeltraining, das ebenfalls den Rücken unterstützen soll, ein bisschen was für die Armkraft, die im Alltag nützlich ist, und nun auch für die Beine – das habe ich mir zusätzlich gewünscht. Alle Übungen habe ich nötig. Im Anschluss an das Krafttraining war ich 45 Minuten auf dem Laufband – durchweg gehend, denn die Übungen waren ziemlich kräftezehrend.

In der nächsten Woche ist Training eher unwahrscheinlich, aber in der übernächsten habe ich zwei Tage Urlaub – meine Vorgesetzten bestehen darauf, dass ich diesen, wenn irgend möglich, nehme :-)), und an einem dieser Tage würde ich gern trainieren.

Für morgen habe ich keinen Sport geplant, den Rückenkurs habe ich abgesagt. Einen Wellnesstag, den ich dringend nötig habe, kriege ich am Wochenende nicht hin, und deswegen möchte ich morgen, wenn es klappt, einen Wellnessabend machen, um für die nächste Woche Energie zu tanken. Und wenn es ein Verkehrschaos gibt, laufe ich eben zum Schwimmbad.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

15.12.10

Das Wintermärchen hat sich zum Chaos ausgeweitet. Heute Morgen konnte ich die Schneemassen nur noch lagenweise aus dem Hof und von der Straße aus in den Vorgarten schaufeln. Immerhin fahren die Straßenbahnen.

Der ganze Tag war chaotisch und beim Weg nach Hause sagte ich mir: Ich lasse es. Aber eine andere Stimme sagte in mir: gerade nach einem solchen Tag sollte ich laufen. Und als ich die Leute mit Schlitten durch den Schnee stapfen sah, bekam ich auch ein wenig Lust. Also schlüpfe ich in die volle Laufmontur einschließlich Gamaschen und laufe 18.03 am Hoftor los.

Es hat keinen Sinn, mir eine bestimmte Strecke vorzunehmen – ich muss einfach sehen, wo ich laufen kann. Richtung Stadt sind die Wege am besten geräumt, aber dort sind mir zu viele Leute mit kleinen Kindern und Schlitten unterwegs. Auf den Fußwegen ist meist nur noch eine schmale Gasse frei. Ich laufe zum Feld und an der Sternstraße entlang. Zeitweise ist dort nur ein Trampelpfad. Wenn mir Leute entgegen kommen, weiche ich in den tiefen Schnee aus. Irgendwann bin ich an der Washingtonstraße, die Ampel hat gerade Grün und ich laufe weiter Richtung Flügelwegbrücke. Es geht leicht bergauf und dort wird es mühselig. Als die Strecke wieder eben wird, geht es relativ gut und ich fühle mich entspannt – der Lauf verfehlt auch dieses Mal seine Wirkung nicht.

An der Flügelwegbrücke drehe ich um und laufe in die gleiche Richtung zurück – ein Bogen durch Übigau ist bei dieser Witterung wohl nicht zu empfehlen. Ich überlege noch, Richtung Elbepark weiterzulaufen, aber die Ampel steht auf Rot und ich möchte dort nicht ewig herumstehen. Außerdem ist das Laufen anstrengender als sonst und mir wird klar, dass es heute eine kleine Runde sein wird – was immer noch besser ist, als gar nicht zu laufen. Es geht also zurück zur Sternstraße und von dort aus nach Hause. In den Nebenstraßen haben Autofahrer ihre Mühe, überhaupt voran und aneinander vorbeizukommen, und auch das Laufen ist mühsam und macht keine Freude mehr. Als ich am Hoftor ankomme, sind 47 Minuten vergangen – heute kann ich wohl Erschwernis geltend machen.

Montag, 13. Dezember 2010

13.12.10

Nach dem furchtbaren Wetter gestern und vorgestern hat es heute wieder geschneit. Ich habe bereits in der Mittagspause beschlossen, mir den Yoga-Kurs zu streichen. Das Wochenende war nicht sehr erholsam; ich brauche frische Luft und die beruhigende Wirkung des Laufens. Und ich möchte hinaus in dieses Wintermärchen, das sich über die Stadt gelegt hat.

Start 17.52 Uhr am Hoftor: ich laufe locker Richtung Feld, wende mich dort nach links Richtung Elbe. Ich möchte sie sehen und so wächst der Wunsch, ein ganzes Stück an ihr entlang zu laufen. Vorbei geht es an weihnachtlich beleuchteten Fenstern. Im feinen Neuschnee läuft es sich sehr gut. Der Himmel ist besonders hell, es ist locker bewölkt und der Mond ist auch zu sehen. Ein kleiner funkelnder Stern steht ihm zur Seite. Ich laufe zur Molenbrücke und überquere sie. Ein paar Meter vor mir ist ebenfalls ein Läufer unterwegs. Die Beleuchtung an der Brücke ist teilweise ausgefallen. Ich schalte meine Stirnlampe ein. Nun bin ich nahe am Wasser, kann sehen, wie sich die Lichter darin spiegeln. Am Ende der Hafenmole gibt es keinerlei Beleuchtung mehr, aber ich habe ja mein Licht dabei. Ich entschließe mich, weiter auf dem Elberadweg Richtung Stadtzentrum zu laufen, das schon gut zu sehen ist. Die Kuppel der Frauenkirche ist sanft erleuchtet, daneben erstrahlen Schloss und Hofkirche. Ich möchte mich überraschen lassen, wie weit ich laufen kann. Es sind sogar ein paar Radfahrer unterwegs. Hier heißt es aufpassen, denn unter dem Neuschnee sind vereiste Fußspuren. Aber das gehört zum Erlebnis dazu: ich bin sehr froh, mich fürs Laufen entschieden zu haben. Yoga entfällt deswegen ja nicht ganz; mir bleibt meine morgendliche Dreiviertelstunde. Und nun, da Weihnachten näher rückt, ist die Zeit gekommen, den Sport etwas zu reduzieren.

Es ist wunderschön an diesem Abend; winzige Schneeflocken glitzern in der Luft, und die Elbe schimmert wie ein breites Silberband. Vor mir liegt der Neustädter Hafen mit dem Herbergsschiff „Koje“. Es ist mit bunten Lichtern geschmückt und sieht sehr weihnachtlich aus. Ich schaue zur Uhr: fast eine halbe Stunde bin ich unterwegs. Da kann ich auch noch bis zur Eisenbahnbrücke laufen. Dort, an der Brücke, mache ich kehrt und laufe wieder zurück. Ich habe keine Fahrkarte dabei: sollte es mir zu viel werden, muss ich eben ein Stück gehen. Aber eigentlich möchte ich durchlaufen. Das geht locker und mit gutem Gefühl, und als ich am Pieschener Hafen ankomme, habe ich noch keine konditionellen Schwierigkeiten. Da bin ich mir sicher, dass ich bis nach Hause laufen kann. Ich genieße die Bewegung im Freien und das gleichmäßige Atmen. Nach einem Lauf ist auch der Schlaf besser und erholsamer. Ich laufe die Molenbrücke hinauf, ohne dass es mir besonders schwer fällt, aber als ich hinunter laufe, wird mir ein wenig kühl und deshalb lege ich an Tempo zu. Das zügige Tempo muss ich bis nach Hause halten, damit ich nicht zu frieren anfange. Aber es ist gut zu schaffen und ich kann ohnehin probieren, zeitweise etwas schneller zu laufen. 58 Minuten Zeitdauer, und es war schon fast der doppelte Arbeitsweg – sieben Kilometer schätzungsweise. Damit kann ich als Anfängerin zufrieden sein.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Aus gegebenem Anlass

Ich laufe heute nicht, sondern faulenze ein bisschen, um zur Ruhe zu kommen. Das schreibe ich ganz bewusst hier hinein, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich sei immer, wie man so sagt, auf Posten und ziehe alles wie geplant durch. Ich versuche, durch mein Sportprogramm meiner Woche einen Rahmen zu geben und zu einer besseren körperlichen Form zu gelangen. Letzteres war auch nötig; die Form – und nicht nur die körperliche – war in diesem Jahr viele Monate lang schlecht, daran gibt es nichts zu beschönigen.

Aus der schlechten Form heraus habe ich an dem bereits erwähnten Motivationsseminar an der Volkshochschule teilgenommen. Es war ganz hilfreich, sich unter fachlicher Beratung – die Kursleiterin war Psychologin - ein wenig zu sortieren. Ich habe erzählt, dass Ausdauersport meine Kraftquelle und bei meiner depressiven Veranlagung die beste Medizin ist. Und als ich ein bisschen erzählt hatte, meinte sie, ich solle auf jeden Fall weitermachen, denn Sport sei für mich Therapie.

So deutlich hat mir das noch niemand gesagt, und ich möchte es hier erwähnen, weil ich in letzter Zeit aus Rückmeldungen erfahren habe, dass ich sehr „perfekt“ rüberkomme und Leute verunsichere. Das ist aber ganz gewiss nicht meine Absicht.

Ich tue etwas für meine Form, weil ich es muss – das ist die simple Wahrheit. Was für andere hilfreich sein mag – sich in negative Stimmungen fallen zu lassen, auch mal ausgiebig zu jammern und zu klagen, hilft mir eben nicht, sondern macht alles nur schlimmer.

Ich bin auch nicht die geborene Sportlerin, sondern galt als Kind immer als Sport-Niete. Wenn bei Mannschaftsspielen die Mitspieler gewählt wurden, blieb ich unter den letzten, die niemand haben wollte. Und ich genieße es so, Ehrgeiz und Power zu spüren, weil ich das jahrelang oder eher jahrzehntelang überhaupt nicht kannte.

Vielleicht kennen die Leser dieses Blogs die Geschichte vom Pinguin, erzählt von Eckart von Hirschhausen.

Es liest sich ganz zauberhaft und schlüssig, dass man nur „sein“ Element finden müsse und schon sei alles prima. Die Geschichte übersieht aber etwas ganz Wesentliches: die menschliche Lernfähigkeit. Wäre es so wie beschrieben, säße die Menschheit noch im Neandertal – oder im Buddelkasten.

Das Gefühl, im richtigen Element zu sein, kann wunderbar sein und tatsächlich diesen Flow auslösen, aber es wäre doch schade, wenn für jeden Menschen nur ein einziges Wirkungsfeld in Frage käme.

Man kann sich neue Elemente erschließen – und genau davon möchte ich in diesem Blog berichten.

Samstag, 11. Dezember 2010

11.12.10

Ich habe mich auf eine Runde an der frischen Luft gefreut, aber bei Regen auf Schnee sind Fußwege und Nebenstraßen zu Eisbahnen geworden. Auch mit meinen Superschuhen ist das Schieben des Fahrrades ein Balanceakt und mir wird klar, dass es nichts wird mit einem Lauf ihm Freien. Die einzige Alternative ist das Laufband, umso ungeliebter, da das Fitnessstudio in der Firma ist: wahrlich keine gute Richtung für jemanden, der Abstand zu dienstlichen Dingen gewinnen möchte und sogar muss. Mein Mann muss heute zur Schicht und mir wird klar, dass ich mit meinem Training noch gut dran bin; also mache ich mich auf den Weg.

Von der Straßenbahn aus sehe ich, dass die Elbe über die Ufer getreten ist. Grau, regnerisch und windig ist es, als ich zum Fahrradkeller hinuntergehe. Der Weg ist zum Glück gut gestreut. Neben dem Fahrradkeller befindet sich ein Umkleideraum, wo ich einen Schrank gemietet habe, und hinter dem Fahrradkeller ist das Fitnessstudio, das ebenfalls Umkleideräume hat. Seit ich den Schrank in der Fahrradumkleide habe, ziehe ich mich dort um. Es ist praktisch, Sportkleidung und andere Dinge wie die Yogamatte dort deponieren zu können.

Ich beginne mit 15 Minuten Erwärmung auf dem Crosstrainer und gehe danach aufs Laufband. Außer mir ist niemand im Fitnessstudio, was mir durchaus recht ist. Ohne dass ich es bewusst will, tippen meine Finger 50 Minuten Zeitdauer ein und ich denke mir, warum nicht. Am Donnerstag waren es 10 Minuten Dauerlauf und gegen Ende der Zeit hatte ich schon dieses Flow-Erlebnis, das ich sonst nur von draußen kenne und das Gefühl, noch eine ganze Weile weiterlaufen zu können. Und nun will ich es auch tun und starte gleich mit dem Dauerlauf.

Diesen Flow habe ich früher immer für ein Märchen gehalten. Im Motivationsseminar vor ein paar Wochen hat die Kursleiterin uns Teilnehmer gefragt, ob wir so etwas schon erlebt haben. Da musste ich mir eingestehen, dass es mir noch nie bei der Arbeit, auch nicht beim Schreiben passiert ist, selten beim Malen, aber regelmäßig erlebe ich es nur beim Sport: bei Yoga und bei Ausdauerleistung wie Laufen oder einer längeren Radtour.

Heute beginnt die Phase, in der ich nur noch Atmung und Bewegung bin, nach etwa 15 Minuten. Auf einmal bin ich nicht mehr allein: eine Frau kommt zum Training und ich bin erst einmal aus dem Takt, muss mich gleichzeitig lockern und konzentrieren, ehe ich meinen Rhythmus wieder finde. Aber es gelingt und das ist eine wichtige Erfahrung. Die Frau macht mal dies, mal jenes, und ich laufe einfach vor mich hin. Irgendwann bin ich so darin versunken, dass ich seitlich an der Begrenzung ankomme. Draußen bin ich noch nie gegen Zäune oder Straßenlaternen gelaufen, aber drinnen beim Laufen auf der Stelle ist das kein Wunder. Dann sind 25 Minuten herum und ich fühle mich noch immer so konditioniert wie nach dem Start – eigentlich sogar besser. Mir kommt der Gedanke, dass ich die 50 Minuten durchlaufen könnte, und das beflügelt regelrecht.

30 Minuten und ich bin mir sicher, dass ich es schaffe. Auf dem Laufband habe ich so etwas bisher noch nicht probiert. 40 Minuten und die Beine werden müde, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass ich die letzten zehn Minuten auch noch laufe. Als ich Ende August mit dem Training begonnen habe, hätte ich kaum 5 Minuten durchlaufen können und wäre danach völlig erledigt gewesen. Noch vor einiger Zeit musste ich mich gedanklich regelrecht distanzieren von denjenigen, die 20 Minuten oder länger im Dauerlauf verblieben: an solchen Verrückten, sagte ich mir immer, darf ich mich nicht messen. Und deshalb kommt mir das, was ich gerade tue, fast ein wenig unwirklich vor. 45 Minuten und es wird anstrengend – aber das ist durchaus im normalen Bereich und zu bewältigen. Als 50 Minuten um sind und das Band automatisch herunterschaltet, bin ich zwar ausgearbeitet, aber nicht aus der Puste. Na also! Das Laufband ist eine erlebnisarme und unromantische Alternative, aber immer noch besser, als nichts zu tun.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

09.12.10

Heute war ich auf dem Laufband wie gestern schon. Im Fitnesstudio habe ich mir meinen neuen Trainingsplan bestellt – denn der alte ist abgearbeitet – damit ich noch in diesem Jahr beginnen kann, und praktischerweise gleich das Ausdauertraining absolviert. Viel gibt es nicht darüber zu schreiben: 40 Minuten, davon 20 Minuten zügiges Gehen bei 3 Prozent Steigung wie immer, 10 Minuten bei 5 Prozent Steigung, 10 Minuten Dauerlauf. Mit Letzterem tue ich mich schwer im Fitnessstudio, aber allmählich wird es. Bei dem Schnee- und Graupelsturm draußen war ich dann ganz froh, diese Alternative genutzt zu haben.

Dienstag, 7. Dezember 2010

07.12.10

Am Arbeitsplatz bin ich entlastet worden. Ich hatte mich auf eine weitere Extremwoche eingestellt und genieße nun die kleinen Freuden des Alltags: zum Yoga-Kurs gehen zu können, obwohl ich damit gerechnet hatte, statt dessen im Büro zu sitzen, heute nur ein normales Maß an Überstunden zu machen und relativ pünktlich zum Laufen zu starten.

18.10 Uhr geht es los. Schmuddelwetter, bei dem ich mich einen Moment geziert habe. Im Stadtzentrum waren viele Wege glatt, auch das hat mir nicht gerade Mut gemacht. Aber dann habe ich einen Läufer gesehen und wollte nun auch meine Runde drehen. Heute habe ich mir die Warnweste angezogen, ein Stück aus dem Sportgeschäft, denn in so ein Einheitsgrößen-Exemplar aus dem Baumarkt würde ich mindestens zweimal hineinpassen; dazu trage ich mein rotes Licht zum Umschnallen und meine neue Stirnlampe. Nasskalt ist es und knapp unter Null – unangenehmer als neulich bei strengem Frost. Ich laufe die Sternstraße entlang und biege kurz vor Übigau nach rechts ab, um zur Washingtonstraße zu gelangen. Dort geht es weiter geradeaus Richtung Flügelwegbrücke. Meine Trailrunner haben ein viel besseres Profil als meine Wanderschuhe, die ich derzeit auf dem Arbeitsweg einlaufe – das war wirklich eine gute Anschaffung.

Ich bin nicht in Hochform und werde schon auf dem Weg nach Übigau müde. Dabei lief der Tag gut und ich hatte auch den Eindruck, der Akku ist wieder ganz gut aufgeladen. Ich bin entschlossen, auf jeden Fall eine Standardstrecke zu laufen, denn Regelmäßigkeit ist beim Sport sehr wichtig und auch eine durchschnittliche Leistung hält fit. Allerdings habe ich keine Lust, an der Flügelwegbrücke umzudrehen und die gleiche Strecke zurück zu laufen, deshalb wende ich mich nach links und laufe durch Übigau Richtung Elbe. Inzwischen ist mir angenehm warm und ich komme in Schwung. Vor ein paar Tagen bin ich die gleiche Strecke aus der anderen Richtung gelaufen und hatte heute gar keine Lust auf diesen Weg, weil die Fußwege in Übigau schmal und schlecht geräumt sind. Aber es geht vorbei an geschmückten Häusern und Vorgärten und ich muss, was sehr angenehm ist, über keine Ampel hinweg. Ein paar Mal muss ich die Straßenseite wechseln, durch tiefen Schnee und Matsch hindurch, weil Autofahrer beim Einparken in ihre Garagen die Fußwege blockieren. Freilich müssen sie in ihre Grundstücke hinein, und bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen hilft nur Geduld.

Nun habe ich Freude am Laufen und wende mich nach rechts, wo es hinunter zur Elbe geht. Durch Altmickten ist es etwas beschwerlich, weil Schnee und Schneematsch wirklich überall sind und man nur durch tiefe Fahrspuren laufen kann. Aber ich bin besser dran als die Autofahrer, die nur sehr langsam oder gar nicht vorankommen. Dann geht es an der Elbe entlang, wo ich schon eine ganze Weile nicht mehr gelaufen bin. Hier kann ich die Stirnlampe ausprobieren; sie leuchtet gut den Weg vor mir aus. Vorbei geht es an der Baustelle und weiter Richtung Molenbrücke. Niemand kommt mir in die Quere. An der Molenbrücke drehe ich um und laufe zurück, gelange durch Nebenstraßen zur Sternstraße und von dort aus nach Hause. Lichterglanz in Fenstern und in den Vorgärten; beleuchtete Tannen tragen weiße Schneemützen. 52 Minuten waren es heute – na also, es ging doch.

Samstag, 4. Dezember 2010

04.12.2010

Der Stress am Arbeitsplatz hat sich noch verschärft. Ich war am Mittwochabend beim Training und auf dem Laufband, am Donnerstag bin ich zu nichts außer Dienstlichem gekommen und gestern Abend war ich fix und alle. Seit gestern mag ich nur selten etwas essen, ich bekomme es einfach nicht runter. Nächste Woche muss ich darauf achten, Pausen zu machen, auch wenn ich mir das zeitlich eigentlich nicht erlauben kann und es mir schwer fällt. Das ist eine echte Notsituation, die aber nicht abzusehen war. Ich will nicht völlig aus meinem Sportprogramm herausfallen, habe auch sämtliche Einkäufe heute Vormittag per Fahrrad erledigt, um Licht und frische Luft abzukriegen. Und laufen möchte ich auch – mir bleiben ja noch die Wochenenden zum Trainieren.

Start 12.08 am Hoftor. Nach einer kalten Nacht ist es wunderschön sonnig geworden. Ich habe die neuen Gamaschen angelegt, die sehr robust und praktisch sind. Als es am Donnerstag heftig geschneit hat, habe ich sie beim Schneeschippen getragen und gleich auf dem Weg zur Arbeit anbehalten.

Vor fünf Stunden habe ich gefrühstückt und noch immer keinen Hunger. Ich werde mich nun mit kalorienreichen Getränken und leichten Kleinigkeiten wie Joghurt behelfen – sowas rutscht einfach besser.

Anfangs fühle ich mich schlapp, finde aber schnell meinen Rhythmus, und als ich auf dem Feld unterwegs bin, wird mir klar, dass Laufen das Beste ist, was ich tun kann. Es beruhigt sehr und die tief verschneite Landschaft ringsum ist ein ganz besonderer Anblick. Es zieht mich heute woanders hin; nicht nach links Richtung Übigau, sondern geradeaus. An der großen Ampelkreuzung am Elbepark muss ich warten und laufe etwas auf der Stelle. Dann geht es weiter, unter der Autobahnbrücke hindurch und nach Kaditz, von dort aus weiter nach Altkaditz. Dort beginnt mein Lieblingsabschnitt des Elberadwegs, und weil es so schön draußen ist, laufe ich noch weiter, an schneebedeckten Feldern entlang. Die Radebeuler Weinberge sind in weißen Dunst gehüllt.

Am besten läuft es sich dort, wo geräumt ist, der Schnee aber nicht zu festgefroren ist. Aber auch auf den Trampelpfaden im Schnee kann man ganz gut laufen und ein paar Schritte im tiefen Schnee sind auch kein Problem. Die warme Laufkleidung leistet mir gute Dienste und ist auch anderweitig gut einsetzbar. Ein paar Skiläufer sind unterwegs, wenige Spaziergänger, und eine Läuferin habe ich heute auch schon gesehen. An den ersten Häusern von Serkowitz drehe ich um – eine reichliche halbe Stunde bin ich unterwegs. Nun habe ich die Sonne im Gesicht und sie blendet sehr auf dem Schnee. Ich werde über die Anschaffung einer Skibrille nachdenken müssen. Eigentlich wollte ich das nicht, und beim Radfahren genieße ich immer die volle Dosis Sonne. Aber wenn ich länger bei Schnee unterwegs bin, geht es wohl nicht anders.

Wieder zurück nach Altkaditz, und in Kaditz fährt die Straßenbahn. Ich könnte bis nach Hause fahren, aber mir geht es bestens – so gut wie seit dem letzten Wochenende nicht mehr, und ich laufe weiter. Man bekommt wirklich den Kopf frei beim Laufen. Ich habe vor zwei, drei Jahren zum Entspannen und Abschalten längere Radtouren begonnen; Laufen funktioniert ähnlich bei geringerem Zeitaufwand. Aber wenn es zeitlich und vom Wetter her passt, werde ich auch wieder radfahren.

Der Elbepark ist in Sichtweite. Ich bin froh, so ein Einkaufszentrum in unmittelbarer Nähe zu haben, aber nun bin ich besonders froh, die Einkaufstour hinter mir zu haben. An Wochenenden ist dort immer viel los. In der Gewissheit, dass mein heutiger Lauf mein bisher weitester sein wird, bin ich richtig gut drauf und auch ein wenig stolz. Ich komme tatsächlich wieder bis nach Hause zurück! Das Feld ist schnell überquert, ein paar Nebenstraßen noch und ich bin wieder am Hoftor. 64 Minuten – und es können 8 bis 9 Kilometer gewesen sein. In der Wohnung angekommen, bin ich tatsächlich hungrig. Erst mal gibt es einen Organgensaft, aber ein Stück Eierschecke werde ich am Nachmittag wohl verdrücken.

Dienstag, 30. November 2010

30.11.10

Mit einem Mal ist alles weiß. Was schön und stimmungsvoll aussieht, bedeutet für Hauseigentümer: Winterdienst. Weckerklingeln 4.45 Uhr, eine Viertelstunde früher als sonst – das muss reichen. Ich stehe mit genügend Zeitreserve auf, denn für Yoga braucht man Ruhe und mein morgendliches Dreiviertelstündchen lasse ich mir nicht nehmen. Es gibt Tage, an denen ich meine Übungen lustlos abspule, aber selbst dann tut es gut. Das Fahrrad aber bleibt bei diesen Straßenverhältnissen zuhause. Man muss ja schon zu Fuß aufpassen, nicht auszurutschen. Deshalb trete ich heute ein wenig zaghaft zum Laufen an.

Start 18.10 Uhr am Hoftor. Beleuchtung ist heute dabei, aber es ist durch den Schnee so hell, dass sie nicht unbedingt nötig wäre. Ich laufe vorsichtig los; der Schnee ist tagsüber an einigen Stellen getaut und wieder festgefroren. Aber die Schuhe machen sich gut: ich rutsche nicht. Heute trage ich die wärmere Jacke und auch wärmere Handschuhe – beides skilanglauftauglich – und zwei Laufhosen übereinander. Ich habe Lust, durch tieferen Schnee zu laufen, aber damit muss ich warten, bis mir der Nikolaus – etwas vorfristig – Gamaschen bringt.

Es geht am Feld vorbei, die Sternstraße entlang nach Übigau und dort weiter geradeaus. Ich laufe ein ganzes Stück. Dort bin ich noch nie unterwegs gewesen, nicht einmal mit dem Fahrrad. Als es geradeaus nicht mehr weiter geht, folge ich der Straße nach rechts und komme schließlich an der Flügelwegbrücke an. 25 Minuten; also weiter geradeaus Richtung Elbepark. Eine schöne große Runde ist das geworden, mit meinen ersten Strecken nicht zu vergleichen. Aber es läuft sich anders über Schnee und Eis, es strengt mehr an. Am Elbepark werde ich langsam müde, möchte aber weiter, und nachdem ich mich – auch innerlich – gelockert habe, geht es wieder flotter. Zurück zur Sternstraße und von dort aus nach Hause, vorbei an weihnachtlich geschmückten Häusern. Mancher Schmuck ist hübsch, mancher weniger, aber als Freizeitsportlerin, die abends unterwegs ist, sollte mir jegliche Beleuchtung recht sein. Die letzten Meter bis zum Hoftor- ich komme mir sehr lahm vor – und dann Zeitvergleich: 45 Minuten bin ich gelaufen, eine schöne Zeit und ordentliche Strecke. Aufs Thermometer sehe ich erst zuhause: 7 Grad unter Null. Gefroren habe ich nicht, nur auf dem Rückweg war der Gegenwind ziemlich eisig im Gesicht.

Heute muss es mal wieder Nervennahrung – Spaghetti – geben. Ich achte darauf, dass ich nicht zu oft Ausnahmen mache, aber mein Gewicht kenne ich derzeit nicht. In Stresszeiten gehe ich nicht auf die Waage, und die Stresszeit kann noch eine ganze Weile andauern. Ich habe einige Kilo abgenommen und bin froh, dass mir alle meine geliebten Kleidungsstücke wieder passen, aber ich möchte nicht in Extreme fallen und nur noch Kalorien zählen. Und dünn aussehen möchte ich auch nicht. Deswegen habe ich derzeit zum Thema Ernährung nicht viel zu schreiben: Es gibt Wichtigeres.

Sonntag, 28. November 2010

28.11.10

Mit Stress und Hektik ist es oft wie mit einem Virus: wenn in Büros aus Überlastung nur noch gestöhnt und geflucht wird, kann man sich noch so sehr um Abstand bemühen und versuchen, sich bei Laune zu halten – irgendwann ist man doch infiziert und greift zu bewährten Mitteln, damit sich alles in Grenzen hält.

Heute, am ersten Advent, habe ich eigentlich keine Zeit zum Laufen, aber gerade deswegen bin ich entschlossen, es zu tun. Zu der virusähnlichen Situation passt auch, dass ich mir den Lauf nicht wirklich zutraue, obwohl ich genau weiß, dass ich damit falsch liege.

Start 12.35 Uhr am Hoftor. Ich möchte gern Richtung Elbe laufen, denn es ist sonnig und klar und die Weite des Elbtals ist immer ein schöner Anblick. Aber es weht ein kalter Südwestwind, und den möchte ich nicht im Gesicht haben. Deshalb wende ich mich nach Nordwesten Richtung Radebeul und Junge Heide und finde, dass diese Strecke gewiss die bessere Wahl ist. Aber gewiss ist auch, dass dies nicht der Tag für großartige Steigerungen ist – ich bin irgendwie k.o., komme mir auch sehr langsam vor. Aber ich erhoffe mir doch einen Energiekick von diesem Lauf und will weiter.

Als ich in die Junge Heide hineinlaufe, sehe ich einen großen dunklen Schäferhund auf dem Weg. Der Hund sieht mich auch, läuft dann ein Stück in die Büsche hinein. Ist der allein dort? Zum Glück nicht, zwei Begleiter tauchen auf, und alle drei kommen langsam auf mich zu. Während sich die Begleiter unterhalten, konzentriert sich der Hund auf mich. Mein ungutes Gefühl bestätigt sich, er sieht angriffsbereit aus. Meinen ersten Gedanken, einen anderen Weg einzuschlagen, verwerfe ich aus Trotz. Wegen diesem doofen Köter lasse ich mir meinen Lauf nicht vermiesen, die Begleiter haben gefälligst auf ihn aufzupassen. Es sind sportlich angezogene, sympathisch aussehende Männer, und ich vertraue darauf, dass sie den Hund in Schach halten. Da merken sie auch, dass er in eine Art Lauerstellung gegangen ist, sie tadeln ihn und halten ihn fest. Ich bedanke mich beim Vorbeilaufen und bin zufrieden.

Ich laufe die gleiche Strecke wie beim letzten Mal, immer geradeaus, erkenne auch meinen Wendepunkt vom letzten Mal wieder, bin aber entschlossen, noch ein Stück zu laufen. Einige Meter weiter sticht es im rechten Fußgelenk. Es wird immer heftiger, so dass ich mich entschließe, umzudrehen. Ich hoffe, dass das Stechen aufhört, wenn ich auf der anderen Wegseite laufe und somit den Fuß anders belaste, und tatsächlich ist es so. 25 Minuten sind um – nicht gerade viel. Nun möchte ich es dem inneren Schweinehund richtig zeigen: ich wende mich nach links. Das wird also ein Erkundungslauf. Auf den Bäumen liegt schon ein wenig Pulverschnee, das ist ein hübscher Anblick. Einige Spaziergänger sind unterwegs, auch ein paar Läufer. Meine neuen Laufschuhe halten schön warm, und ich rutsche auch nicht auf dem festgefrorenen Laub. Es geht nun eine Runde über schmale Waldwege, bis ich schließlich wieder auf den Weg treffe, auf dem ich in den Wald hineingelaufen bin. Langsam werden die Beine müde, und ich kann mich heimwärts wenden. An der Leipziger Straße angekommen, denke ich kurz darüber nach, die Straßenbahn zu nehmen. Aber das ist nur die absolute Notfallvariante, wenn gar nichts mehr geht, und ich kann ja noch – und außerdem ist es viel zu kalt, um mit Laufbekleidung an der Haltestelle zu stehen. Also weiter bis nach Hause. Ich komme mir noch langsamer vor, aber als ich am Hoftor zur Uhr schaue, sehe ich, dass ich 55 Minuten gelaufen bin. Die gleiche Zeit wie beim letzten Heidelauf, aber wesentlich mehr Strecke – das heißt, ich bin in Wirklichkeit schneller geworden. Nun kann ich die Freude über den Lauf auskosten und bald auch den Kaffeetisch vorweihnachtlich decken.

Donnerstag, 25. November 2010

25.11.10

Start 16.57 am Hoftor. Ich laufe los und merke, dass ich meine Beleuchtung vergessen habe. Dann schaue ich an mir herunter – Laufkleidung habe ich an, wenigstens das stimmt. Bleibt mir nichts weiter übrig, als auf gut beleuchteten Straßen zu laufen. Ein blöder Tag war das, hektisch vom ersten Moment an, eine dringende Sache nach der anderen, und von dem, was ich sonst noch erledigen wollte, habe ich nicht genug geschafft. Ich habe nichts gegen viel Arbeit, aber gegen Druck von allen Seiten habe ich was. Zwar tun diejenigen, die Termine setzen, meist nichts anderes, als diese weiterzureichen, aber nervig ist es trotzdem. Wenn jede E-Mail mit einem „Dringend“ versehen wird, nimmt irgendwann niemand mehr das „Dringend“ als dringend, sondern als normal an – und vielleicht wäre das wirklich das Beste.

Wegen all dem bin ich unzufrieden mit dem Tag und vor allem mit mir. Laufen mag ich eigentlich auch nicht, aber heute ist nun mal der vorgesehene Tag, und ein Notfall ist zum Glück nicht eingetreten. Ich laufe die Sternstraße entlang Richtung Übigau, stelle fest, dass es doch gut tut, an der frischen Luft zu sein, und komme in meinen Rhythmus. Frische Luft ist eigentlich übertrieben, denn meist geht es an Hauptstraßen entlang, wo der Berufsverkehr vorbeibraust, aber angenehmer als im Büro ist es allemal.

Ich laufe wieder zur Flügelwegbrücke und mache dort kehrt. Da ich zügig unterwegs war und noch Energie habe, entscheide ich mich für eine etwas größere Runde und laufe Richtung Elbepark. Das Einkaufszentrum ist hell erleuchtet, überhaupt glänzen und strahlen die Konsumtempel jetzt, da das Weihnachtsgeschäft beginnt, um die Wette. Mir kommen die ersten Zweifel, ob ich mein Sportprogramm in der Vorweihnachtszeit durchhalten kann. Gerade vor Weihnachten ist Ultrastresszeit, und nach der Arbeit beginnt zuhause die zweite Schicht – garantieren kann ich eigentlich für gar nichts. Aber das muss mich jetzt noch nicht kümmern; heute jedenfalls kann ich eine schöne Runde laufen und bin konditionell auch gut drauf.

Die Vorstellung, während der Feiertage laufen zu gehen, hebt die Stimmung wieder, und ich überlasse mich ganz der Bewegung und Atmung. Am Elbepark vorbei, geht es über das Feld zurück bis zur Sternstraße, von dort weiter heimwärts. Einen kleinen Umweg habe ich gemacht, kann aber ein gutes Tempo bis nach Hause halten. Am Hoftor angekommen, bin ich mit 46 Minuten Laufzeit zufrieden.

Dienstag, 23. November 2010

23.11.10

Unsere Wanderung am Wochenende hat mir verdeutlicht, wie wichtig der Rückenkurs am Freitag ist. Auf diesen Termin habe ich wirklich niemals Lust, aber ich müsste ihn spätestens am Vorabend absagen, sonst wird er mir von der Krankenkasse in Rechnung gestellt. Deswegen bin ich ein wenig in die Pflicht genommen, aber das ist gut so.

Nun aber der erste Lauftermin in dieser Woche: Start 15.10 Uhr. Ich kann doch tatsächlich im Hellen laufen, und mich zieht es von den Straßen fort zur Elbe, am Elbufer entlang Richtung Übigau. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie es im Winter weiter geht. Ein wichtiges Hilfsmittel sind Trailrunningschuhe, und seit gestern besitze ich ein solches Paar. Diese Schuhe sind, wenn sie etwas taugen, aus wasserabweisendem Material, besonders stabil und haben eine stärkere Profilsohle. Deshalb sind sie meist auch als Wanderschuhe geeignet.

Bei Übigau verläuft ein Pfad an der Elbe entlang. Wir sind dort am Sonntag spazieren gegangen, und nun reizt es mich, dort entlang zu laufen. Das wäre eine gute Gelegenheit, die Geländetauglichkeit der Schuhe zu testen. Auf dieser etwas einsamen Strecke werden aber oft Hunde ausgeführt. Nun ist weit und breit kein Hund zu sehen, und meine Neugier ist stärker als die Abneigung gegen unangenehme Begegnungen mit Vierbeinern. Der Weg ist teilweise grob gepflastert, teilweise schlammig. Wo es glitschig wird, können die Schuhe keine Wunder tun, da muss man aufpassen. Eine Pfütze nach der anderen und – igitt – Pampe, an der ich nicht vorbei kann, weil der Pfad sehr schmal ist. Ich versuche, von einem Wegrand zum anderen zu springen, aber das klappt nicht immer. Solchem Dreck wollte ich die neuen Schuhe nicht aussetzen, aber andererseits… sind sie zum Benutzen da.

Kalt ist es geworden, beinahe winterlich. Auf der Elbe sind bei erhöhtem Wasserstand Kanus unterwegs – in sowas möchte ich keinesfalls sitzen, schon gar nicht in dieser Jahreszeit. Weiter geht es unterhalb von Schloss Übigau, das man vom Weg aus nicht sehen kann, am Gelände der ehemaligen Binnenwerft mit dem alten Drehkran – heute ein Denkmal – vorbei. Dann wird das Ufer idyllisch und ruhig. Enten sitzen in einer Reihe, springen eine nach der anderen ins Wasser, als ich vorbei komme. Der Weg wird wieder schlammig, aber breiter, und ich kann auf die Wiese ausweichen. Dort läuft es sich wirklich prima mit den neuen Schuhen, und ich spüre den Unterschied zu meinem anderen Paar. Die Flügelwegbrücke ist bereits zu sehen – und kein Hund weit und breit. Glück gehabt! Man kann an der Elbe bis nach Kaditz und noch weiter gehen; das ist auch an Wochenenden ein schöner ruhiger Spaziergang. Heute ist es rau draußen, aber auch schön. Die Kleidung ist angemessen – ich muss nach und nach ausprobieren, was bei welchen Temperaturen richtig ist. Ich würde gern noch weiter laufen, aber von Kaditz aus müsste ich fahren, und dort sind die Busverbindungen schlecht. Also soll es für heute genügen. Zur Flügelwegbrücke hinauf habe ich einen schönen Anstieg; das ist mal eine Abwechslung. Die neuen Schuhe passen gut und sind angenehm zu tragen. Auf der Brücke angekommen, geht es wieder leicht bergab. Radfahrer kommen mir entgegen; ich wundere mich, warum sie nicht auf dem Radweg fahren, bis mir klar wird, dass sie in der falschen Richtung unterwegs sind.

Der Unterschied zwischen Wiese und gepflastertem Fußweg ist wirklich krass, besonders, wenn man ein längeres Stück in der Natur unterwegs war. Ich laufe nun die gleiche Strecke zurück wie am vergangenen Donnerstag. Wieder am Markt vorbei, den Bogen durch Übigau, an der Sternstraße entlang, dann durch Nebenstraßen nach Hause. Mir ist nun ziemlich warm geworden, aber ich hüte mich, Jacke, Mütze oder Handschuhe abzulegen. Nach 42 Minuten bin ich wieder am Hoftor.

Donnerstag, 18. November 2010

18.11.10

Start 18.40 Uhr am Hoftor. Morgen kriege ich nur Gymnastik hin, und deswegen geht es heute nochmal los. Es hat aufgehört zu regnen. Ich bin etwas schwung- und lustlos, habe auch nicht vor, eine andere Strecke zu entdecken, möchte einfach wie ein Zirkuspferd die gewohnte Runde traben. Die kühle Luft ist angenehm. Ich möchte mich umsehen, habe aber die Brille zuhause gelassen. Macht nichts, den Weg vor den Füßen sehe ich gut. Da ich von der Umgebung nicht so viel mitbekomme, konzentriere ich mich darauf, einen guten Rhythmus zu finden. Das klappt bald so gut, dass ich ganz locker und entspannt laufe – es geht alles wie von selbst. Die Sternstraße entlang, dann über die Flutrinne Richtung Übigau, an der Washingtonstraße geht es ein ganzes Stück gerade aus - weiter, als ich bisher gelaufen bin. Es strengt mich bisher nicht an. An dem Markt geht es vorbei, wo ich bald ein Häuschen für mein Weihnachtsdorf aussuchen werde. Ich laufe fast bis zur Flügelwegbrücke; an der Tankstelle schaue ich zur Uhr. 20 Minuten – ein guter Wendepunkt. Erst einmal möchte das Häuschen verdient werden, und ich bin ganz froh, mich heute noch einmal aufgerafft zu haben. Zur Zeit habe ich viel mit Vertretung zu tun, aber da ich um mehr Arbeit gebeten habe, ist es in Ordnung so, und es zahlt sich ja aus. Ich finde es auch sinnvoll, Kollegen zu ihrem wohlverdienten Urlaub zu verhelfen.

Die Ampel schaltet nicht um, und deswegen laufe ich noch einen Bogen, statt die Straße zu überqueren. Bin inzwischen etwas schneller geworden. Nach dem bekannten Weg durch Übigau gelange ich zur Sternstraße. Die letzten Meter erst kommen mir etwas anstrengend vor, aber da bin ich ja schon so gut wie zuhause. Erwartungsgemäß bin ich nach 40 Minuten am Hoftor.
Beim abschließenden Dehnen genügen mir drei intensive Vorbeugen und kurzes, intensives Ausstrecken. Durch Yoga habe ich genügend Stretching, und im Kurs lernt man auch, wie man das macht. Ich finde überhaupt, dass sich die Elemente meines Sportprogramms sehr gut ergänzen.

Mittwoch, 17. November 2010

17.11.10

Feiertag in Sachsen. Ich habe nichts zu büßen und beten möchte ich auch nicht, deshalb geht es, wie jeden Mittwoch, ins Fitnessstudio. Außer meinem Sohn Daniel schlafen zuhause noch alle. Trainieren kann man auch an Wochenenden und Feiertagen. Ich bin tatsächlich die erste und bleibe auch die einzige, was mir sehr lieb ist. Das Fitnessstudio in der Firma ist nicht groß, und gerade im Kraftbereich kann es schon mal eng werden. Mein Krafttraining dauert mit Erwärmung und Stretching etwa eine Stunde. Ich bin es gewohnt, danach aufs Laufband zu gehen, aber heute habe ich etwas anderes vor.

Start 10 Uhr vor dem Fahrradkeller der Firma. Es geht zunächst die Rampe hinauf, dann über den Parkplatz und von dort aus Richtung Marienbrücke. Meinen Arbeitsweg zu joggen, habe ich mir schon lange gewünscht, und heute bin ich mir sicher, dass der Moment gekommen ist, das auszuprobieren. Es sind vier Kilometer – das habe ich mal gemessen, als ich noch einen Kilometeranzeiger am Fahrrad hatte. Ich laufe langsam und gleichmäßig los. Heute muss ich ganz auf Ausdauer setzen, denn ich merke durchaus, dass ich schon Sport getrieben habe. An Jacke und Hose perlen die Regentropfen ab; es ist ein gutes Gefühl, richtig angezogen zu sein. Für die Hose habe ich etwas tiefer ins Portemonnaie gegriffen, aber dafür erfüllt sie alle meine Wünsche. Bei solch teuren Stücken achte ich besonders auf vielseitige Verwendung und Funktionalität; Markennamen sind mir gleichgültig.

Ich habe die Marienbrücke überquert, laufe unter der Eisenbahnunterführung hindurch Richtung Leipziger Straße, wende mich aber gleich nach links, wo es hinunter zum Elberadweg geht. Dort geht es geradewegs nach Hause. Es sind mehrere Läufer und Läuferinnen auf dem Weg, alle deutlich schneller als ich, aber sie haben vermutlich kein Krafttraining hinter sich. Am Hafen sind ein paar Angler – mein ältester Sohn will heute auch nach neuen Angelplätzen suchen. Vorbei geht es an der ganzen Disco- und Beachpartymeile, welche nun Winterschlaf hält, weiter an den Elbwiesen entlang zur Mole und Molenbrücke. Am Geländer der Molenbrücke wird derzeit Beleuchtung angebracht, das sieht abends sehr hübsch aus. Der Anstieg zur Brücke läuft sich ganz gut. Ich bin inzwischen etwas schneller geworden, habe mich an den Wechsel der Sportart gewöhnt. Eine Unterhaltung könnte ich beim Laufen wohl nicht mehr führen, finde die Ausarbeitung aber ganz angenehm.

Hinter der Brücke geht es heimwärts und ich freue mich schon, mein erstes Lauftrainingsziel geschafft zu haben. Auf den Straßen ist es noch ruhig. Zuhause angekommen, sehe ich auf die Uhr und glaube es kaum: 32 Minuten war ich unterwegs. Mit dem Rad fahre ich diese Strecke in etwa 25 Minuten – nur wenn ich schnell über sämtliche Ampeln komme, sind es 20 Minuten. In dieser Woche möchte ich mein Sportprogramm ein wenig zusammenschieben; das hat also funktioniert.

Dienstag, 16. November 2010

16.11.10

Start 18 Uhr am Hoftor, Nieselregen. Ich bin gespannt, wie das ist: kühl zunächst, und ich laufe etwas schneller als sonst. Richtung Übigau, an der gut beleuchteten Sternstraße entlang, dann einen Rechtsschwenk zur Washingtonstraße, damit es eine Runde wird, kleiner Bogen durch Übigau, die Sternstraße zurück. 25 Minuten sind erst vergangen, da kann ich noch nicht nach Hause. Also hinunter zur Elbe, zur Molenbrücke, dort Wendepunkt und zurück. Ich mag diese Feiertagswochen nicht, weil der Wochentag einfach fehlt und sich die Arbeit auf die übrigen Tage verteilt. Zudem ist in vielen Abteilungen nur eine Notbesatzung im Dienst; mitunter sind es Leute, die nicht richtig eingewiesen wurden, was leicht für Chaos sorgt. Ist der Feiertag aber heran, freut man sich natürlich. Ich musste wegen eines Termins in der Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und habe das sehr ungern getan. Gedränge an den Haltestellen, in Bussen und Bahnen, Berufsverkehrshektik. Das Jobticket habe ich gekündigt, aber die Kündigung ist erst im neuen Jahr wirksam. Eine Monatskarte verleitet dazu, sie etwas häufiger zu nutzen, als es unbedingt nötig wäre. Ich möchte so oft es geht mit dem Fahrrad fahren, und das heutige Wetter wäre normalerweise kein Grund gewesen, das Rad stehen zu lassen. Im Übrigen ist die Kündigung der Monatskarte eine der wenigen Möglichkeiten, sich gegen die ständigen Preiserhöhungen zur Wehr zu setzen. Ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich bei schlechteren Leistungen mehr bezahlen soll. Die fadenscheinigen Gegenargumente in solchen Fällen akzeptiere ich einfach nicht mehr und tue dabei noch etwas für meine Gesundheit.

Meine Laufbekleidung hält dem Regen stand, aber das Sehen durch die Brille bei Scheinwerferlicht und Regen ist etwas mühsam. Deshalb bin ich froh, als meine Runde zu Ende ist. Reichlich 40 Minuten war ich unterwegs.

Sonntag, 14. November 2010

14.11.10

Ich bin sowas von sauer: meine Schleifmaschine ist kaputt. Eine Gummidichtung, das gleiche Verschleißteil, das im Sommer schon seinen Geist aufgegeben hatte, ist gerissen. Ich wollte den heutigen Tag und auch den Feiertag in der kommenden Woche für die Baustelle nutzen, und daraus wird nun nichts. Eigentlich wollte ich das Gröbste bis zum Jahresende geschafft haben – das kann ich vergessen. Mein Mann fährt zu seinem Bruder, um sich dort um die Heizung zu kümmern, aber ich möchte nicht mit – hier ist noch zu tun und schlecht gelaunt will ich sowieso niemanden besuchen. Der morgige Yogakurs ist gestrichen, weil ich in den Baumarkt fahren und die Maschine zur Reparatur geben muss. Draußen ist schönes Wetter. Warum also nicht gleich loslaufen?

Start 12.05 Uhr. 20 Grad, der Himmel ist blau, und es ist beinahe windstill. Da ich nun Zeit habe, kann ich etwas Neues ausprobieren und mir außerdem den Pulsgurt umschnallen. Das Ding habe ich vor drei Jahren gekauft, natürlich im Supermarkt; ich beherrsche längst nicht alle Funktionen der Pulsuhr, aber nach einigem Herumdrücken auf den Knöpfen habe ich die Anzeige, die ich brauche. Beim Loslaufen habe ich einen Puls von 60. Nach einigen Metern ist er bei 100 und bleibt dort eine Weile. Mit so einem Spielzeug ist man ja gut beschäftigt! Ich laufe anders als sonst, nicht in Richtung Feld, Flutrinne und Elbe, wo es heute garantiert von Sonntagsspaziergängern wimmelt, sondern erst einmal an Straßen entlang Richtung nordwestliche Stadtgrenze. Ich halte mich im Schatten und finde es angenehm, dass auf den Fußwegen kaum Menschen sind. Mein linkes Fußgelenk zwickt neuerdings, dort bin ich im April umgeknickt. Ich habe heute eine Sportbandage angelegt, sicher ist sicher. Tatsächlich läuft es sich damit sehr angenehm, die Bandage stabilisiert sehr gut. Zeitweise springt der Puls auf über 200 – da habe ich an die Schleifmaschine gedacht. Er sinkt aber gleich wieder ab. Ich biege in die Geblerstraße ein, und dort geht es bald bergauf. Puls 170 bis 180. Mir kommt ein Läufer entgegen, er ist bergab sehr schnell. Weiter geht es geradeaus, die Strecke ist wieder eben – Puls zwischen 150 bis 160. Den Wert von 150 soll ich nicht tendenziell nicht überschreiten, aber kleine Abweichungen sind nicht so schlimm.

Ein Fußweg führt unter der Autobahn hindurch und in die Junge Heide hinein. Ich habe plötzlich Waldboden unter den Füßen; das ist ein ganz anderes Laufgefühl. Dazu der Duft von Laub und Tannennadeln – wie schön! Der Puls pendelt so hin und her. Mit der Zeit merke ich, dass er absinkt, wenn ich ruhig und locker laufe und mich auf eine gleichmäßige Atmung konzentriere. Ein paar andere Läuferinnen, Radfahrer und Spaziergänger sind unterwegs, aber es hält sich in Grenzen. Ich bin unschlüssig, wie weit ich laufen soll, habe aber meine Monatskarte dabei, um notfalls die Straßenbahn nehmen zu können, wenn es mir zu weit bis nach Hause ist. Es geht ein ganzes Stück so weiter; rechts von mir müsste der Heidefriedhof sein. Ich laufe und laufe, und als reichlich 25 Minuten vergangen sind, drehe ich um. Zurück geht es auf derselben Strecke. Ich stelle etwas Erstaunliches fest: mein Pulswert hängt weniger von der Strecke ab, sondern viel mehr davon, was ich dabei tue und denke. Bin ich locker und gleichmäßig unterwegs, sinkt der Wert zeitweise sogar unter 100. Wieder am Waldrand, merke ich, dass die Beine müde werden, der Puls ist bei 98. Gibt es sowas? Das kann mich sehr, sehr optimistisch stimmen – und was für Möglichkeiten und Strecken eröffnen sich! Am Wochenende kann man sich gut steigern, da ist man ganz anders drauf als in der Woche. Ich merke, dass ich lieber weiter statt schneller laufe. Es macht mir nichts aus, wenn mir Spaziergänger entgegenkommen, weil ich mich nicht abgekämpft fühle und sicher nicht so aussehe. In lockerem Tempo geht es zurück nach Hause. 55 Minuten Laufzeit, Puls 111. Ich bin nicht überhitzt, nicht k.o., aber angenehm ausgearbeitet und überglücklich.

Donnerstag, 11. November 2010

11.11.10

Als ich heute Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, kamen mir viele Läufer entgegen, und ich war ein bisschen neidisch auf sie. Umso mehr freute ich mich auf den Feierabend. Ich habe mich beeilt: runter vom Rad, Einkaufstaschen abstellen, umziehen und los.

Start 15.45 Uhr. Es ist nicht mehr so sonnig wie am frühen Nachmittag, ich werde meine Runde gerade noch im Hellen drehen können. Nach den ersten Metern merke ich, dass ich Schwierigkeiten habe. Das Laufen vorgestern hat sich nicht aufs Training ausgewirkt, wohl aber das Training aufs heutige Laufen. Ich komme mir wie eine lahme Ente vor. Und dabei ging alles so gut: ich habe gestern auf dem Laufband ein paar Steigungen eingebaut, bin sogar ein Stück gerannt. Es ist ja ziemlich langweilig, 45 Minuten in gleichbleibendem Tempo zu gehen – und dabei nicht einmal von der Stelle zu kommen. Heute habe ich das Gefühl, als sei ich schon drei Kilometer unterwegs gewesen. Das wird bestenfalls das Standardprogramm. Auch in der Mitte der Strecke wird es nicht besser, stattdessen werden die Beine schwerer. Am liebsten möchte ich abkürzen, laufe dann aber doch Richtung Übigau. Zuvor habe ich gewissermaßen zwischen Tür und Angel meine Tochter getroffen. Sie sagte, das Schwierige beim Joggen sei, sich regelmäßig zu überwinden, und ich meinte, man müsse bestimmte Tage dafür festlegen. Nun will ich auch nicht kneifen. Ich laufe wieder durch Übigau, aber nicht hinunter zur Elbe, sondern wende mich nach links über die Flutrinne. Mir ist klar, dass ich mit einer eher bescheidenen Runde völlig ausgelastet bin.

Am Feld wende ich mich heimwärts – endlich. Heute habe ich wirklich zu kämpfen, von Spaß kann keine Rede sein. Ich habe am Nachmittag das Essen versäumt, obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte. Etwa zwei Stunden vor dem Laufen – nicht unmittelbar davor - soll man eine Kleinigkeit zu sich nehmen. Mit dem Trinken war es auch nicht anders. Wie das im Büro so passiert: man nimmt sich vor, neuen Tee zu kochen, verschiebt es immer wieder und verpasst es schließlich. Ein dummer Fehler, gerade vor dem Sport, der sich möglichst nicht wiederholen sollte.

Die letzten Meter ziehen sich hin. Am Hoftor stelle ich fest, dass ich 45 Minuten gelaufen bin. Dieses Mal war die Strecke wesentlich kürzer. Aber ich hätte auf eine halbe Stunde Laufzeit getippt. Nun kann ich mir einen Orangensaft (später Tee) und Spaghetti gönnen. Normalerweise esse ich abends nichts, denn ich bin noch beim Abnehmen, aber heute ist eine Ausnahme fällig und sicher auch notwendig.

Dienstag, 9. November 2010

09.11.10

Start 17.15 Uhr. Es wird dunkel; am Himmel ist noch Licht zu sehen. Eine große silberne Mondsichel steht über den Dächern. Ich habe einen kleinen Strahler zum Umschnallen mit, und am Feld schalte ich ihn ein. In der Gebrauchsanweisung stand, man solle darauf achten, sich mit dem Gummiband nicht den Arm abzuschnüren. Irgendwie lustig, und ich frage mich, wie dumm die Verfasser die Käufer einschätzen. Die Gefahr des Abschnürens besteht bei mir nicht, eher muss ich aufpassen, dass mir das Band nicht über den Ellenbogen rutscht. Da muss ich mir noch irgendwas einfallen lassen.

Es gibt Straßenlaternen am Feld, aber sie werden nicht eingeschaltet. Ich muss mich konzentrieren, um den Weg vor mir zu sehen. Im Supermarkt gab es Stirnlampen zum Umschnallen, und ich habe keine gekauft. Aber das nächste Sonderangebot kommt bestimmt.

Meist laufe ich einen Weg entlang, der parallel zur Washingtonstraße verläuft, und heute stelle ich erfreut fest, dass er beleuchtet ist. An der Hauptstraße entlang zu laufen macht während des Berufsverkehrs keinen Spaß. Vor ein paar Wochen hätte ich die geplante Strecke noch als Herausforderung betrachtet; aber allmählich werde ich in dieser Hinsicht gelassen.

In Übigau kommt ein Opa mit flottem Tempo um die Ecke – er ist mit dem Fahrrad auf dem Fußweg unterwegs. Ziemlich gewagt – zum Glück bin ich ja langsam. Am Kreisverkehr, den ich Richtung Elbe überqueren will, muss ich einen Moment auf der Verkehrsinsel warten. Was fahren hier bloß so viel Autos herum?

An der Elbe ist es beinahe stockdunkel. Erst hinter der Baustelle fängt die Straßenbeleuchtung an. Dort kann ich um diese Zeit nicht mehr laufen – jedenfalls nicht ohne zusätzliche Beleuchtung, die mir den Weg zeigt. Eine halbe Stunde bisher; wegen der kleinen Pause kann ich gut noch ein Stück laufen. Bis zur Molenbrücke geht es in ruhigem Tempo, von dort aus über Leipziger Straße/Sternstraße zurück. Am Hoftor angekommen, merke ich es in den Beinen – Ausdauer voll ausgereizt. Aber ich bin kein bisschen aus der Puste gekommen. Die Zeit erstaunt mich etwas: 45 Minuten insgesamt; es war mir länger vorgekommen. Mit Strecke und Zeit bin ich zufrieden. Und wenn es doch zu weit war, werde ich es morgen beim Training merken.

Sonntag, 7. November 2010

07.11.10

Start 15.50 Uhr am Hoftor: ich bin von meiner Baustelle geflüchtet. Habe lange mit der Schleifmaschine gearbeitet und zu viel Staub geschluckt. Da hilft nur noch, nach draußen zu gehen und ausgiebig frische Luft zu tanken. Das Gröbste habe ich abgeschüttelt; die Dusche lohnt sich nachher umso mehr. Es regnet leicht, typisches Novemberwetter, wenig Leute unterwegs. Am Feld sehe ich mich um: die Hänge sind in Nebel gehüllt, die Bäume fast kahl.

Ich habe mich richtig aufs Laufen gefreut und die Freude hält an. Man kann bei schlechtem Wetter unterwegs sein, ohne zu frieren. Über Schnee oder ähnliches denke ich noch nicht nach. Das Laufbuch ist ganz nützlich; darin steht, dass man entweder länger oder schneller laufen kann – beides zusammen ist nicht zu empfehlen. Auch wird ein Ruhetag pro Woche ohne jeglichen Sport empfohlen. Rein rechnerisch klappt das. Gestern war also mein Ruhetag; ich hatte wirklich das Bedürfnis danach. Die Umgebung hält abwechslungsreiche und schöne Strecken bereit, aber sie sind doch etwas weiter und ich bin noch am Anfang. Da man in der kühlen Jahreszeit von Haustür zu Haustür laufen sollte, bin ich noch an die nähere Umgebung gebunden. Heute laufe ich einen Bogen durch Übigau. Bin dabei in Gedanken und das Laufen geht von allein. Wohltuend ist das, eine richtige kleine Auszeit, auch das trübe Wetter ist irgendwie schön. Von Übigau aus geht es zurück über die Flutrinne. Mich reizt wieder dieser Weg an den Gärten entlang, den ich schon einmal laufen wollte, aber dort sind mir zu viele Spaziergänger unterwegs, die sich breit machen. Ich laufe bis zur nächsten Querstraße und gelange so auf meine alte Strecke zurück, mit dem Unterschied, dass ich nun in entgegengesetzter Richtung unterwegs bin. Mit dem Tempo nehme ich mich ein wenig zurück, da es noch ein Stückchen bis nach Hause ist, quer über das Feld. Genau genommen war es früher ein Feld; heute ist es eine Grünanlage mit einem breiten Radweg, von Fußwegen gesäumt. Ich laufe viel auf Asphalt, aber daran kann ich derzeit wenig ändern.

Wie ich aufs Laufen gekommen bin? Es hat mich schon immer gereizt, aber konkret wurde es, als ich las, dass man in Vorbereitung für Hochtouren im Gebirge über sechs Wochen hinweg dreimal pro Woche 45 Minuten joggen sollte. Und bis man die 45 Minuten schafft, muss man als Anfänger einiges tun. Im nächsten Jahr soll es, wenn alles klappt, ins Hochgebirge gehen, und ich möchte fit sein für Gipfelbesteigungen. Inzwischen kann ich mir aber auch vorstellen, auf einen 10-Kilometer-Lauf zu trainieren.

Das Feld liegt hinter mir. Ich möchte noch nicht aufhören, aber die Beine werden langsam müde, und demnach war die Strecke richtig kalkuliert. Durch Nebenstraßen laufe ich nach Hause. 40 Minuten war ich unterwegs.

Im Laufbuch steht zwar viel über Kleidung, Ernährung, Technik …, aber gar nichts über Körperpflege. Wenn man seinen Körper fordert, sollte man ihm auch viel Gutes tun. Ich ziehe Hautöl jeder Creme oder Lotion vor; mein Lieblingsprodukt ist aus einer Serie von Naturkosmetik und hat einen zarten, natürlichen Blütenduft. Öl fühlt sich warm und angenehm an, während Lotion kalt und glitschig ist. Allerdings schafft es das Öl nicht allein; jeden zweiten Tag brauche ich eine Lotion für trockene Haut. Für das Gesicht nehme ich morgens und abends eine einfache wie wirksame Creme; zwischendurch eine Naturkosmetik-Gesichtscreme, die sehr sparsam im Verbrauch ist und ebenfalls zart und angenehm duftet. Ein wenig verwöhnen darf man sich schon! Einmal pro Woche verwende ich eine Haarkur, ansonsten ein mildes Shampoo und Pflegespülung. Ernährung ist ein Thema für sich – ich werde nach und nach etwas dazu schreiben.

Donnerstag, 4. November 2010

04.11.10

Am Wochenende werde ich voraussichtlich wenig Zeit haben, deshalb möchte ich heute noch mal los. Mein Training habe ich gestern absolviert, war danach aber für keine Aktivitäten mehr zu gebrauchen. Das Wetter und die mehrmalige Zeitumstellung mögen eine Rolle gespielt haben. Heute beginne ich ganz geruhsam: Start 16 Uhr am Hoftor. Ziemlich warm und windig ist es - komisches Klima für diese Jahreszeit. Die Jacke habe ich durch meine Fahrradweste ersetzt. Am Feld habe ich das Gefühl, nicht so richtig in Gang zu kommen – genau wie gestern an dieser Stelle. Geduld, das kann noch werden.

An drei Sportterminen pro Woche ist nicht zu rütteln: montags Yoga, mittwochs Training nach Programm, freitags Wirbelsäulengymnastik. Lange Zeit habe ich gedacht, so etwas flexibel handhaben zu können, aber das hat nicht funktioniert. Nun dürfen nur noch Urlaub, Krankheit oder wirkliche Notfälle dazwischen kommen. Laufen ist eher freiwillig – aber ich habe Gefallen daran gefunden. Mir würde etwas fehlen, wenn ich nicht regelmäßig dazu käme.

Auch heute finde ich mein Tempo, sehr gemächlich und locker. Als ich über die Flutrinne laufe, beschließe ich, meine Strecke ein wenig zu variieren. Ich mag nicht durch diesen Engpass an der Baustelle laufen, und an der Elbe ist wieder ziemlich viel los. In der Mitte der Strecke läuft es sich am besten: ich hänge dann irgendwelchen Gedanken nach und der Rest geht von selbst. Ich laufe durch Altmickten, an der Elbe entlang, aber vor der Baustelle wende ich mich nach links, wo Treppenstufen einen kleinen Hang hinauf führen. Das ist doch mal etwas Neues, eine Treppe in die Strecke aufzunehmen. Oberhalb der Flutrinne angekommen, geht es zunächst ein paar Stufen hinunter und dann in die entgegengesetzte Richtung, vorbei an einer etwas verwilderten Parkanlage. Ich hoffe, keinen größeren Hunden zu begegnen und habe Glück. Ein Läufer ist direkt in die Flutrinne – einen ehemaligen Elbarm, der nur bei Hochwasser überflutet wird - eingebogen. Dort ist ein richtiger Tummelplatz für Hunde und somit ist das keine Strecke für mich.

Innerhalb dieser Parkanlage befand sich mal ein schöner kleiner Spielplatz, aber ich weiß nicht, ob man ihn jetzt noch nutzen kann. Hier sollten Häuser gebaut werden, aber nach der Erschließung des Geländes hat sich nichts mehr getan. Vielleicht sollte es auch dabei bleiben.

An der Sternstraße angelangt, wende ich mich heimwärts. Es geht ein Stück rechts herum und dann über das Feld zurück. Dort sind immer noch die Bagger am Ausschachten – mittlerweile sehe ich zwei Baugruben. In einer von ihnen entsteht bereits das Fundament.

Heute habe ich ein angenehmes Tempo gehalten. Auf die Uhr mag ich noch nicht schauen. Das tue ich erst am Hoftor: 35 Minuten war ich unterwegs. Etwas länger, als ich mir vorgenommen hatte, aber solange es sich gut anfühlt, ist wohl nichts dagegen einzuwenden.

Dienstag, 2. November 2010

02.11.10

Gestern Abend war der Himmel so schön rosa gefärbt, dass ich mir für einen Moment wünschte, an der Elbe laufen zu können. Aber es war Yoga-Kurs, und diesen möchte ich nicht vernachlässigen. Die Möglichkeiten, Sport zu treiben, machen mich sehr zufrieden mit meinem Arbeitgeber: Fitnessstudio wie auch Kurse sind in der Firma, was Zeit, Wege und auch ein bisschen Geld spart.

Heute ist es etwas trüb, aber auch stimmungsvoll. Seit ich für eine Woche in der Sonne war, kann ich den Herbst wieder genießen. Start kurz vor 16 Uhr am Hoftor. Ohne Funktionskleidung geht in dieser Jahreszeit wohl nichts mehr. Am Feld laufe ich an einer Baustelle vorbei: ein neues Einfamilienhaus scheint das zu werden. Eine richtige kleine Siedlung ist dort entstanden, mitten im Überschwemmungsgebiet – ein Jahrhunderthochwasser wie 2002 würde bei diesen Häusern mindestens das Erdgeschoss überfluten.

Aber vielleicht bin ich ja zu skeptisch mit meinen Überlegungen. Ich komme selber von einer kleinen Baustelle, über die ich zu gegebener Zeit berichten werde. Aus körperlicher Tätigkeit heraus zu starten, fühlt sich anders als nach Schreibtisch- und Hausarbeit an. Gerade erst losgelaufen, und ich könnte schon wieder aufhören. Oft muss man beim Ausdauersport einen gewissen Punkt überwinden, ehe man in Schwung kommt. Ich bin aus meiner Atemtechnik rausgekommen und korrigiere das. Grund dafür ist das „Runner’s World - Laufbuch für Frauen“, in dem ich gestern gelesen habe, aber die Empfehlungen fürs Atmen aus dem Buch bekommen mir nicht. Da es eben nur Empfehlungen sind, muss ich mich nicht an sie halten.

Langsam komme ich wieder in meinen Rhythmus. Dem Buch konnte ich entnehmen, dass mein Training bisher gar nicht so verkehrt war. Ich möchte mich nun langsamer steigern und auch wochenweise nicht steigern, das heißt, eine gleichbleibende Zeit laufen. Meine Strecke ist die gewohnte; heute laufe ich wieder durch Altmickten. Die Sonne glüht kraftvoll aus zartem Dunst. An der Elbe stauen sich Spaziergänger mit Kinderwagen, Radfahrer und Hundebesitzer; ich weiche auf die Elbwiesen aus. Die Bauarbeiter dort haben noch nicht Feierabend. Am nächstmöglichen Aufgang bin ich wieder oben und biege in die Herbststraße ein – wie passend. Es hätte mich gereizt, zur Molenbrücke zu laufen, und mit Willenskraft hätte ich es wohl auch von dort nach Hause geschafft. Aber ich habe beschlossen, mich ein wenig zu zügeln. Morgen ist Kraft- und Ausdauertraining im Fitnessstudio, und ich habe zwei Wochen lang nicht trainiert. Nach genau 30 Minuten komme ich am Hoftor an.

Samstag, 30. Oktober 2010

30.10.10

In den Ferien wollte ich vermeiden, komplett aus meinem Trainingsprogramm herauszufallen, aber pünktlich am Urlaubsort hat sich eine doofe, hartnäckige Erkältung eingestellt und mich am Laufen gehindert, obwohl Schuhe wie auch Kleidung mit im Gepäck waren. Da konnte ich wirklich nur Geduld haben und so gut wie möglich den Urlaub genießen. Es war dann auch so schön, dass ich mich einfach nicht ärgern wollte.

Heute bin ich wieder fit fürs Laufen, und das bedeutet im Grunde: das Ganze von vorn. Ich hasse es, wenn Pläne durchkreuzt werden. Die Vorstellung, dass sowieso immer etwas dazwischen kommt, hat mich schon oft von Vorhaben abgehalten. Das gilt aber nun nicht mehr. Sport ist eine so wichtige Kraftquelle, dass ich keinesfalls damit aufhören möchte.

Start 16.35 Uhr am Hoftor. Es ist sonnig und erstaunlich mild draußen, was mir sehr gelegen kommt. Ein wenig windig ist es. Ich bin vorsichtig, deswegen laufe ich in Jacke und allem Drum und Dran. Ich beginne langsam und will auch dabei bleiben. Rechne sogar damit, zeitweise gehen zu müssen. Aber es klappt alles ganz gut. Über das Feld, wo ich mir das herrlich bunte Herbstlaub ansehe und über den blauen Himmel staune. Mit so schönem Wetter habe ich Ende Oktober nicht gerechnet. Als ich am Feld wende, sage ich mir, dass ich viel Zeit habe, also weiterhin gemächlich laufen kann. Der Einkauf ist bereits erledigt, zuvor war Volkshochschulkurs. Thema Motivation, das passt doch, wenn der Alltag wieder naht. Allerdings wurde ich eher beruhigt, dass nicht alle Vorhaben auf einmal umzusetzen sind und ich mir doch Zeit lassen könne – das Rentenalter wäre doch auch noch eine gute Chance, Aufgeschobenes in Angriff zu nehmen. Naja, vermutlich sollte ich mir wirklich mit manchen Dingen keinen Stress machen.

Ich laufe immer noch und will ausdauernd bleiben. Auf Tempo kommt es mir heute nicht an, ich möchte mich auch nicht hetzen. Mit der Atmung habe ich keine Probleme. Zunehmend bin ich mir sicher, bald wieder meine Kondition steigern zu können. Es geht auf der bekannten alten Strecke weiter, über die Flutrinne, dann Richtung Elbe. Dort wird mir zeitweise etwas schwummrig und ich werde noch langsamer. Der Kreislauf beruhigt sich schnell wieder. An der Elbe sind viele Leute unterwegs, und unzählige Drachen schaukeln im Wind. Ich kürze meine Runde etwas ab, laufe nicht zur Molenbrücke, sondern biege vorher ab, Richtung Sternstraße und von dort aus nach Hause – für heute reicht es. Mit 30 Minuten bin ich zufrieden; langsam, aber kontinuierlich bin ich gelaufen, eine Pause war nicht nötig gewesen. Die richtige Strecke gelaufen zu sein, fühlt sich fast noch schöner als Urlaub an.

Montag, 18. Oktober 2010

Samstag, 16. Oktober 2010

16.10.10

Ein ruhiges Wochenende, wie es hin und wieder nötig ist, mit ein wenig Garten-winterfest-machen lässt noch genügend Lust und Energie für einen Lauf am späten Nachmittag. Start drei Minuten vor Fünf am Hoftor. Bei 12 Grad Außentemperatur laufe ich ohne Jacke, und am Feld ist es kühl. Ich habe aber vor, etwas weiter als sonst zu laufen und bin sicher, dass mir bald warm wird. Ich laufe bis ans Ende des Feldes und dann an der Washingtonstraße entlang, um die Runde zu erweitern. An einer roten Ampel will ich nicht stehen bleiben, laufe, statt geradeaus, erst einmal links herum und überquere die Straße an einer anderen Stelle. Es gibt einen hübschen Spazierweg an Kleingärten entlang, aber als ich dort einbiegen will, sehe ich junge Leute und etwas Kampfhund-Ähnliches herumspringen. Ich habe keine Lust, herauszufinden, ob der nur spielen oder etwas anderes will und laufe weiter geradeaus. Warum nicht ein Stück durch Übigau laufen? Ich biege links in die Overbeckstraße ein. Das ist eine Strecke, die ich auch in der Dunkelheit nehmen kann, beleuchtet und in einem ruhigen Wohngebiet. Die Molenbrücke zu überqueren, wäre eine Alternative gewesen, aber an Wochenenden wimmelt es dort von Spaziergängern und an denen möchte ich mich nicht vorbei drängeln. Die Scharfenberger Straße ist die Verlängerung der Overbeckstraße Richtung Elbe; ich treffe also wieder auf meine schon bekannte Strecke, laufe durch Altmickten und an der Elbe entlang bis zur Baustelle. Der schmale Weg durch sie hindurch ist ein nicht ganz angenehmer Engpass. Als ich ihn nehmen will, kommt mir eine Frau mit zwei Hunden entgegen. An dieser schmalen Stelle will ich nicht an denen vorbei und laufe über die Elbwiesen, wo sich schon ein Trampelpfad gebildet hat. Das ist ein bisschen nass und dreckig, nicht so gut für meine hellen Schuhe, aber eine Übung in Sachen Trittsicherheit. Glücklicherweise ist der Baustellenzaun an einer Treppe unterbrochen, und ich kann wieder nach oben an die Straße zurückkehren. Die Restaurants an der Elbe sind schon beleuchtet, hübsch und stimmungsvoll sieht das aus. Ich höre einen Vater zu seinem Sohn sagen, dass es schon halb sechs ist. Halb sechs erst? Ich will doch heute länger und weiter… und da ich keine Lust auf Runden durch Nebenstraßen habe, tue ich es doch: ich laufe über die Molenbrücke. Es geht besser als ich dachte, die Leute nehmen weitgehend aufeinander Rücksicht. Nun muss ich aber auch bis ans Ende der Mole und langsam spüre ich es in den Beinen. Etwas abgehetzt komme ich an der Mole an und wende mich nach links Richtung Leipziger Straße. Beim Radfahren kann man einen Gang runter schalten, wenn es zu viel wird, und so ähnlich geht es auch beim Laufen: man wird etwas langsamer. Ich laufe an der Leipziger Straße entlang zurück, aber bis nach Hause ist es noch ein Stück. Achtsamkeit ist wichtig, schön und gut, aber hin und wieder kann ich mich auch richtig antreiben, und heute will ich es: ich gebe mir gewissermaßen die Peitsche und laufe weiter, obwohl mir nach Aufhören ist. Ich möchte etwas mehr schaffen und den Stolz darauf genießen. Eine Pulsuhr trage ich nie, das kann ich mal machen, wenn ich routiniert bin. Heute bin ich garantiert weit über dem empfohlenen Wert, aber das kümmert mich nicht; erfahrungsgemäß kann ich mir einiges zumuten. Ich achte darauf, mich immer wieder von innen heraus zu lockern, und das ist hilfreich. Hier und da zwickt es in den Muskeln, aber solange es beim Zwicken bleibt, brauche ich mich nicht zu sorgen. Der Weg an der Elbe entlang ist geschafft, ich laufe Richtung Sternstraße, überquere sie; nach ein paar Metern biege ich in unsere Straße ein und weiß, dass ich schaffe, was ich nicht hundertprozentig für möglich gehalten habe. Am Hoftor schaue ich auf die Uhr: 55 Minuten bin ich gelaufen. Erhitzt und leicht bekleidet, wie ich bin, gehe ich schnell ins Haus und mache erst in der Wohnung meine Dehnungsübungen. Drei, vielleicht knapp vier Kilometer können es heute gewesen sein, und das macht mich wirklich ein bisschen stolz.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

14.10.2010

Ich muss nicht… aber ich möchte heute gern laufen. Deshalb bleiben die Einkaufstaschen unausgeräumt stehen, damit ich nicht zu sehr in die Dunkelheit hinein gerate. 18.15 Uhr Start am Hoftor. Ich laufe zum Feld, gebe mir wieder Mühe, locker zu bleiben, weil ich die Strecke genießen will. Es ist grau und trüb draußen, und als ich Richtung Flutrinne laufe, dämmert es schon.

Die leichte Steigung an der Flutrinnenbrücke macht mir heute nichts aus. Ich bin auch immer wieder mit den Gedanken woanders. Ich mache eine kleine Runde durch den Dorfkern von Altmickten. Dieser Umweg ist kaum erwähnenswert, aber hübsch. An der Elbe kommen mir die ersten Läufer entgegen.

Ich habe durchaus meine Freude an diesem Programm samt Ergänzungen, aber nebenbei spielen auch praktische Überlegungen, sogar Befürchtungen eine Rolle. Tun, was man kann, um gesund zu bleiben – vor wenigen Jahren habe ich kaum Gedanken an so etwas verschwendet. Es gibt Entwicklungen in der Gesundheitspolitik, die einem Angst machen können, und da ist es naheliegend, sich so gut wie möglich auf sich selbst und die eigene Vorsorge zu verlassen.

Wir sind auf dem besten Weg in eine Mehrklassenmedizin, teilweise haben wir sie schon, und die gesellschaftlichen Gräben, die sich auftun, sind bis in die Familie hinein spürbar. Es gibt Verwandte, die es in Ordnung finden, dass bei knappen Kapazitäten die Qualität der Behandlung der Patienten von deren finanziellen Mitteln abhängt. In meiner Familie waren Gegensätze schon immer sehr präsent, ich fand das auch schon immer interessant und anregend. Aber mit manchen Meinungen tue ich mich schwer, vor allem, wenn es um Menschenwürde geht.

Mit der Konzentration auf das Laufen ist es heute nicht weit her, aber einmal in Bewegung, macht der Körper auch weiter, wenn die Gedanken woanders sind. Es ist wärmer als am Dienstag. Ich bin froh, mich auf den Weg gemacht zu haben. Gerade nach langen Tagen im Büro ist ein wenig körperliche Ausarbeitung genau richtig. An der Elbe sind immer noch Spaziergänger unterwegs – und Läufer wie ich. Zuhause habe ich bemerkt, dass meine Jacke mit reflektierenden Mustern versehen ist – umso besser. Heute komme ich gut und zügig über die Straßen. Als ich in unsere Straße einbiegen will, zeigt mir die Uhr, dass 40 Minuten noch nicht ganz herum sind. Also mache ich noch eine kleine Runde durch Nebenstraßen und habe das Gefühl, auch diese paar Meter gut zu schaffen. Als ich am Hoftor ankomme, sind 40 Minuten um. Ich werde mir Gedanken über eine richtige Streckenerweiterung machen müssen.

Dienstag, 12. Oktober 2010

12.10.2010

Heute Morgen schon habe ich mich aufs Laufen gefreut. In der Abenddämmerung mache ich mich auf den Weg: Start am Hoftor, zum Feld laufen und weiter. Ich bin noch besser ausgerüstet; momentan werden einem die Lauf- und Outdoorsachen überall hinterhergeworfen. An einem trüben, nasskalten Abend kann ich die neue Jacke gut gebrauchen. Sie ist nicht nur praktisch, sondern gefällt mir auch sehr gut.

Oft wird empfohlen, morgens zu laufen. Ich habe nicht vor, mir das anzugewöhnen. Morgensport ist Yoga, und das ist auch sehr wichtig. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, in den Tag zu starten, zumal ich ganz geruhsam beginne. Lust habe ich dazu natürlich selten, aber die Wirkung verdeutlicht mir immer wieder, dass es sich lohnt, dafür früher aufzustehen. Am Wochenende allerdings findet kein Morgensport statt.

Heute will ich mich beim Laufen mehr anstrengen. Ein ganzes Stück kann ich etwas schneller laufen. Wieder bin ich nicht die einzige Läuferin auf dieser Strecke, aber insgesamt sind doch wenig Leute unterwegs. Vielleicht liegt es daran, dass ich etwas später dran bin. Die Brücke, die sich über die Flutrinne wölbt, bringt einen mäßigen Anstieg; ich bin froh, als es wieder bergab geht. An der Elbe muss ich das Tempo etwas verringern. Die Straßen sind bereits beleuchtet, wenn Beleuchtung vorhanden ist. Auf meiner Strecke ist das meist nicht der Fall. Ich muss ausprobieren, wie das in der Dunkelheit funktioniert. Mit Blinkleuchten bestückt möchte ich nicht unbedingt laufen, aber nur an der Straße entlang macht es auch keinen Spaß. Heute kann man noch gut sehen. Mein Wendepunkt ist wieder die Molenbrücke, dann geht es weiter nach Hause. Die Zwangspausen an den Straßen nerven mich. An der Elbe kommt es immer wieder dazu, da sich die Baustelle von Tag zu Tag ausdehnt und lange Abschnitte des Fuß- und Radweges unpassierbar macht. Auf dem Weg an der anderen Seite ist es ziemlich eng, und manchmal bleibt nur die Straße.

Ich habe immer wieder das Bedürfnis, abends an der frischen Luft unterwegs zu sein, und meine Laufrunde ist eine perfekte Möglichkeit, dieses Bedürfnis für ein kleines Training zu nutzen. Als ich am Hoftor ankomme, bin ich 40 Minuten gelaufen. Das möchte ich weiterhin in etwa durchhalten.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

07.10.2010

Keine spürbaren Nachwirkungen nach dem letzten Laufen! Mittwochs trainiere ich nach Plan im Fitnessstudio, und das klappte gestern problemlos. Das Gehen auf dem Laufband war sogar spürbar leichter als in den vergangenen Wochen.
Hinaus zum Laufen! Am Wochenende locken andere Unternehmungen, deshalb will ich meine Trainingseinheit vorziehen. Zweimal Laufen pro Woche habe ich mir ungefähr als Ziel gesetzt. Vor der Reha-Gymnastik am Freitagabend habe ich gern einen Ruhetag, denn die ist ziemlich anstrengend, aber darauf verzichte ich nun. Außerdem locken die Abendsonne und die milden Temperaturen. Ich kann es kaum erwarten, am Feld zu sein. Ich laufe in Ruhe los und finde schnell mein Tempo, bin gut gelaunt und schaue mich nach allen Seiten um. Hinter dem Elbepark kann man die Radebeuler Weinberge sehen. Buntes Laub liegt auf den Wegen. Über den blauen Himmel ziehen sich Silberstreifen.

Locker, nur locker bleiben – und das gelingt heute ganz gut. Sobald ich das Gefühl habe, es wird anstrengend, passe ich auf, nirgendwo im Körper anzuspannen. Es ist anders als vor zwei Tagen, nämlich sehr viel leichter. Über die Flutrinne hinweg, ein Stückchen bergauf und wieder hinunter. Die Sonne steht schon dicht über dem Horizont.

Schreiben als Fingerübung, der Flüssigkeit zuliebe, die sich hoffentlich einstellt, braucht keine großen Themen. Wer nichts Wichtiges zu erzählen hat, erzählt eben Gewöhnliches. Mir sind gewöhnliche Dinge wichtig, und das Gefühl der eigenen Bedeutsamkeit relativiert sich mit den Jahren – was ich ziemlich beruhigend finde.

An den Elbwiesen überall rotgoldenes Licht, Herbstleuchten, Altweiberleuchten. Sogar das Gras schimmert anders als am Tage. Heute habe ich die Brille auf und bekomme mehr Einzelheiten mit. Sie wird mir schon nicht herunter fallen. Das Laufen macht richtig Spaß; ich habe keine Zweifel, gut zur Molenbrücke zu kommen. Dort, wo ich an der Elbe entlang laufe, wird eine Flutschutzwand gebaut. Die Promenade soll verbreitet werden, was sinnvoll ist. Dass eine Reihe von Bäumen weichen musste, ist ein Jammer – da hat die Stadt blitzschnell vollendete Tatsachen geschaffen.

Blick auf die Uhr: nur 23 Minuten bis zur Molenbrücke! Trotz gefühlter Geruhsamkeit bin ich zu schnell und muss weiter laufen. Irgendwann möchte ich auf 45 Minuten kommen, das ist eine normale Ausdauersporteinheit. Meine Strecke habe ich gefunden, sie ist durchaus erweiterbar. Nach dem Wendepunkt habe ich einen wunderschönen Abendhimmel vor mir. 30 Minuten – also weiter bis nach Hause. Nochmal lockern. An der Sternstraße werde ich von Autos gestoppt, kurze Zwangspause. Nach ein paar Metern bin ich zuhause und kann mich in Ruhe in unserem Hof dehnen.

Dienstag, 5. Oktober 2010

05.10.2010

Muskelkater hatte ich nach dem Laufen am Sonntag nicht, eher so eine Vorstufe davon, ein lahmes Gefühl in den Beinen bei Anstrengung. Deswegen habe ich einige Yogaübungen im Kurs am Montag vorzeitig beendet – frei von schlechtem Gewissen, da ich am Vorabend schon trainiert hatte.

Und heute schon wieder? Ich habe mich dahingehend nicht festgelegt, sage mir aber bei der Heimfahrt vom Büro: Warum eigentlich nicht. Und da noch die Sonne scheint, lege ich nur schnell meinen Rucksack zuhause ab, ziehe mich um und mache mich auf den Weg zum Feld.

Nach den ersten Metern denke ich, dass ich nicht annähernd so weit wie am Sonntag laufen werde. Vermutlich haben die vielen Kalorien neulich doch etwas ausgemacht. Heute wollen die Beine irgendwie nicht, fühlen sich schwer und kraftlos an. Die Feldrunde wird gelaufen, sage ich mir, und am besten noch mehr. Bloß nicht schon am Anfang verzagen!

Der Trick mit der Naturbeobachtung funktioniert heute auch nicht richtig. Das feuerrote Laub – ja schön, aber davon wird es auch nicht leichter. Erstaunlicherweise komme ich nicht aus der Puste. Ich werde noch etwas langsamer. Dann, als ich mich wieder in die Gegenrichtung bewege, merke ich, dass ich mich „eingelaufen“ habe. Das Gefühl, als ob Gewichte an den Beinen hängen, ist auch vorüber. Also hinauf zur Brücke. Das wird schon, das wird bestimmt… mindestens ein Stück an der Elbe noch.

Außer mir sind nur junge Leute unterwegs, die durchweg flott laufen und sehr geübt wirken. Aber das soll mich nicht weiter stören. Ich achte darauf, nicht zu verkrampfen und auch die Arme locker zu halten. Die Atmung habe ich wohl im Griff. Vermutlich habe ich mein Tempo angepasst.

Im Fitnessstudio beschränke ich mich auf flottes Gehen auf dem Laufband. Laufen fällt mir dort viel schwerer als im Freien, weil der Anreiz von Zielen im Gelände fehlt. Man läuft stupid auf der Stelle, was ich geradezu deprimierend finde. Draußen ist alles anders. Ich brauche Möglichkeiten, in der kalten Jahreszeit im Freien trainieren zu können. Radtouren machen nur bei halbwegs schönem Wetter Spaß. Laufen ist eine Alternative, auch für Wochenenden mit wenig Zeit und generell für lange Arbeitstage. Bei Schnee und Glatteis allerdings bleibt dann wirklich nur das Studio. Ich möchte schon ein paar Mal gelaufen sein, ehe das Wetter richtig schlecht wird, so dass ich mich dann nur noch deswegen überwinden muss.

Dieses Mal bleibe ich an der Elbe und laufe wieder bis zur Molenbrücke. Dehnungsübungen auf der Straße müssen sein – wem das nicht gefällt, der kann ja weggucken. Der Weg zurück nach Hause ist wirklich ein Spaziergang. Meine Laufschuhe sind phänomenal, man glaubt nicht, dass ich sie als Schnäppchen vom Wühltisch erworben habe.

Die Sonne ist hinter dicken Wolken verschwunden. Vor lauter Eile habe ich vergessen, auf die Uhr zu sehen, aber vermutlich war ich langsamer als am Sonntag und deswegen auch etwas länger unterwegs.

Sonntag, 3. Oktober 2010

03.10.2010

Heute also geht es los. Nach einer Feier möchte ich mir zwei Stück Torte abtrainieren, so gut das möglich ist, und um ganz sicher zu gehen, habe ich meinem Sohn Marcus, der ebenfalls Sport treibt, davon erzählt. Der Besuch hat sich verabschiedet, ich schlüpfe in Laufshirt, Hose und Schuhe, alles aus dem Discounter, funktional und schön. Die Schuhe, superbequem, toppen alles, was ich bisher an Sportschuhen anprobiert habe – die mussten einfach zu mir. Bereits an dem Tag, als alles in meinem Einkaufswagen lag, war mir klar, dass es nun keine Ausflüchte mehr gab, mit dem Laufen zu beginnen.

Ein Kurzprogramm für Lauf-Einsteiger hängt an meiner Pinnwand, ich gehe es kurz noch einmal durch. 30-45 Minuten soll man unterwegs sein, am Anfang 10 Minuten gehen, nach ein paar Dehnungsübungen 2-3 Minuten joggen, danach wieder gehen. Tipps zu Körperhaltung und Atmung sind auch dabei, und man soll nicht vergessen, auch die Umgebung zu genießen. Nun denn. Es ist Sonntagnachmittag und die Straßen Richtung Elbe sind voller Spaziergänger. Aber vorgenommen ist vorgenommen und Ausflüchte gibt es nicht. Ich gehe bis zum Feld, das sich hinter den Häusern unseres Wohngebietes erstreckt. Niemand sieht mich komisch an, als ich in Sportsachen unterwegs bin. Fünf Minuten Gehen sollen mir reichen – darin bin ich ja nicht ganz ungeübt. Bis zum Ende des Feldes will ich auf jeden Fall laufen. Es ist ein schöner Herbsttag, aber ein frischer Wind weht. Am Ende des Feldes angekommen, biege ich nach links ab, um es so gut es geht zu umrunden. Wenn ich nicht mehr kann, höre ich auf, so weit klar. Wieder nach links und nach Hause zurück? Ich kann immer noch gut und wende mich nach ein paar Metern nach rechts Richtung Elbe, überquere eine Straße, die Brücke, die über die Flutrinne führt und laufe zur Elbe. Mir wird klar, dass ich vermutlich einen schönen Bogen laufen kann. An der Elbe ist eine Läuferin hinter mir; sie bleibt bald weit hinter mir zurück. Leute, denke ich mir, für jemanden, der bereits Sport treibt, müsst ihr ein anderes Programm schreiben. Ich sehe mich um und freue mich über den blauen Himmel, das Licht über dem Fluss und das bunte Laub an den Bäumen. Und ich sehe die Molenbrücke am Pieschener Hafen. Ob ich es wohl bis dorthin schaffe? Ich muss nicht, aber ich will es versuchen. Ich versuche, der Masse von Spaziergängern auszuweichen, aber so manchen Leuten begegne ich doch und finde es nicht besonders schlimm. Fast alle sehen mich freundlich an. Das ist wohl die Gewohnheit vom Radfahren, dass mir das Sporttreiben im Freien nicht mehr viel ausmacht.

Ich komme der Molenbrücke näher und näher, aber möglicherweise sind es die überschüssigen Kalorien, die mir so viel Energie geben. Noch ein Stück an der Leipziger Straße entlang, und die Molenbrücke ist erreicht. Nach kurzem Dehnen gehe ich nach Hause zurück. 25 Minuten bin ich gelaufen, damit kann ich für das erste Mal zufrieden sein. Es hat Spaß gemacht, und wenn es nach meinem Willen gegangen wäre, hätte ich noch weiter laufen können. Meine Beinmuskeln jedoch haben genug. Ich habe wohl nur ein Stück Torte kompensieren können, wenn überhaupt - aber immerhin.