Sonntag, 30. Januar 2011

Im Schneckentempo

Gleich vorab: ich war heute nur spazierend unterwegs. Das Laufen am vergangenen Dienstag ist mir bekommen wie ein heißes Bad, und ich wollte schon jubelnd darüber berichten, aber der Infekt hat sich nur kurz verzogen, um noch kräftiger Anlauf zu nehmen. Zum Glück war es nicht mehr weit bis zum Wochenende, und ein wenig Ruhe bewirkt schon viel.

Eine Zwangspause wie diese hat Vorteile: man kann ausschlafen und in Büchern lesen, die man schon längst einmal zur Hand nehmen wollte. Manche Bücher können heilsam sein wie ein Lauf oder eine Fahrradtour. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny erinnerte mich daran, dass es sie gibt, die richtigen Worte und Bilder, gleichermaßen neu, vertraut und unglaublich treffend:

„Eine bleigraue, riesenhaft ausgedehnte Ebene lag da, schmutzig und neblig, wie ein ausladender Brotteig, etwas drohend wie ein ferner Stern von nah gesehen. John atmete tief. Er setzte seine Füße in einen stolpernden Trab und lief auf das ausladende Ding zu, so schnell er konnte. Jetzt hatte er den Ort gefunden, der zu ihm gehörte. Das Meer war ein Freund, das spürte er, auch wenn es im Augenblick nicht so gut aussah.“

Ein Buch wie ein Tempel des Äskulap oder wie Spaghetti con olio e aglio!
Alain de Bottons Buch „Glück und Architektur“ beschreibt, wie sehr wir die schönen Dinge um uns herum für unser Wohlbefinden brauchen.

„Doch dann, wenn wir endlich allein sind und aus dem Salonfenster in den Garten und in die zunehmende Dunkelheit schauen, können wir langsam wieder Kontakt mit dem wahren Selbst aufnehmen, das in der Kulisse nur auf das Ende unserer Show gewartet hat. … Die Dinge um uns herum regen die höchsten Hoffnungen an, die wir für uns hegen. In dieser Umgebung können wir uns wieder einer seelischen Verfassung nähern, die von Integrität und Vitalität geprägt wird. Wir können uns innerlich befreit fühlen. Wir können im wahrsten Sinne ‚heimkehren‘.“

Auch ein Sonntagsspaziergang kann heilsam sein. In Begleitung, musste ich mich nicht vor Hunden fürchten. Ich habe meine neue Kamera ausprobiert. Beim Laufen werde ich sie eher nicht dabei haben, und dies war eine gute Gelegenheit, die Gegend zu fotografieren, in der ich oft unterwegs bin. Wie man sieht, ist mir die Elbe mit ihren Ufern, Orten und Landschaften sehr nahe.
Spaziergang 30.01.11

Dienstag, 25. Januar 2011

25.01.11

Ich bin reif für die Insel – dabei ist es doch gar nicht so lange her, dass ich auf einer war. Gestern war ich zu deprimiert, um in den Yoga-Kurs zu gehen: Beschwerden können sich durch Yoga verstärken; diese Erfahrung habe ich selbst schon gemacht. Mein Immunsystem gibt auch langsam auf; und ich weiß nicht recht, ob ich mit einer beginnenden Erkältung laufen sollte. Aber ich meine doch, dass ich es riskieren sollte: es ist besser, draußen unterwegs, als drinnen trübsinnig zu sein.

Start 18.43, es ist ekelhaft kalt. Ich laufe zum Feld, merke, dass ich ganz gern wieder auf dem Weg bin, und wende mich Richtung Elbe, denn ich möchte nicht nach Übigau, so sehr ich die Strecke mag: es ist auf Dauer langweilig. Also hinunter zur Uferpromenade, an der Molenbrücke vorbei. Ich laufe an der gut beleuchteten und gut befahrenen Leipziger Straße entlang. Mal sehen, wie weit ich komme. Ich bin heute nicht besonders ehrgeizig; möchte mich nach meiner Kondition richten. Vorbei geht es an dem wunderbaren Restaurant „La Siciliana“, wo wir in der Vorweihnachtszeit waren, und bald komme ich dort an, wo die Hafenmole endet. Noch ein Stück, noch ein Stück, es geht ganz locker voran. Zwei laute, angeheiterte Jungs wollen mich im Vorbeigehen anrempeln, da fliegt mir wie von selbst der Ellenbogen hoch, und es kommt zu keiner Berührung. Damit muss man in solchen Wohngegenden rechnen – in meiner Ecke ist es ruhiger und unliebsame Begegnungen hat man kaum. Weiter und weiter geht es, der nächste markante Punkt ist die Marienbrücke, und dort will ich hin. Angekommen, habe ich keine Lust mehr auf den Fußweg, nehme die Uferstraße und schaue mal, wie es unten an der Elbe ist. Kalt, windig und düster sieht es zunächst aus, und am liebsten würde ich umkehren. Aber dann laufe ich doch auf dem Elberadweg und es gefällt mir sehr gut. Ruhig und friedlich ist es am Wasser. Da ist das Herbergsschiff mit seinen bunten Lichtern, und hinter mir liegt das beleuchtete Stadtzentrum.

Ich höre jemanden hinter mir laufen, näher kommen, ein sehr schneller Läufer überholt mich und grüßt freundlich. Solche Begegnungen sind mir doch viel lieber. Der hat aber einen Schwung drauf! Ein bisschen schneller kann ich auch, also beschleunige ich, aber keine Chance: den hole ich nicht ein. Ist auch egal, ich muss mein eigenes Tempo finden. Vereinzelte Spaziergänger sind mit Hunden unterwegs. Ich laufe über die Molenbrücke. Am Pieschener Hafen ist es ruhig und idyllisch, aber der Wind weht kalt und bringt Schneeregen. Nun ist es nicht mehr weit bis nach Hause. 19.37 komme ich an, nicht ganz eine Stunde war ich unterwegs.

Samstag, 22. Januar 2011

22.01.11

Eigentlich wollte ich morgen laufen, aber als die Sonne herauskommt, hält mich nichts mehr zuhause. Ich möchte nicht mehr länger warten, sondern etwas anderes als bisher machen, und so packe ich meinen Rucksack und fahre mit Bus und Straßenbahn nach Klotzsche.
Ich starte 10.25 Uhr an der Haltestelle „Zur neuen Brücke“. Dort geht es in die Dresdner Heide hinein.

Ein bisschen erschrecke ich, weil der Weg noch vereist ist und darüber nur eine dünne Schnee- und Graupelschicht liegt. Es geht bergab ins Prießnitztal, und ich bin sehr vorsichtig; was ich da tue, kann man eher tippeln und ein ständiges Suchen nach dem besten Halt nennen. Im Tal angekommen, geht es schon sehr viel besser voran. Meine Schuhe finden gut Halt. Allerdings ist der Rucksack lästig. Ich trage eine Thermofleecejacke, warme Handschuhe und eine warme Mütze zum Wechseln bei mir, außerdem ein wenig Apfelschorle und eine Banane, natürlich auch Portemonnaie und Handy sowie ein paar überflüssige Dinge wie Schminktäschchen und Parfum – ich habe nicht gründlich genug ausgeräumt.

Hinter dem Waldbad Klotzsche, in dem sich kein Bad mehr, sondern ein Klettergarten befindet, geht es das erste Mal bergauf. Schon wegen der vielen Hügel zieht es mich in die Heide, und an diesem Anstieg habe ich zu tun. Ich schaffe es gerade so, ohne völlig aus der Puste zu kommen. Ein Läufer kommt mir in zügigem Tempo entgegen. Bergab ist es nun nicht mehr so steil. Mein Rucksack ist sehr bequem und lässt sich gut festschnallen, aber beim Joggen schüttelt es ihn dennoch hoch und runter und das Gewicht macht sich auch bemerkbar: ich bin langsamer als sonst.

Es geht weiter geradeaus ins Prießnitztal hinein. Eine Läuferin kommt mir entgegen und grüßt mich. Auf dieser Strecke sind viele Läufer unterwegs; oft genug habe ich sie bewundert und mir nicht vorstellen können, selbst einmal durch die Heide zu laufen. Bald bin ich an der Kannenhenkelbrücke, wo wir schon oft Rast gemacht haben. Hier zweigen drei Wege ab: nach links geht es Richtung Langebrück, nach rechts zur Stauffenbergallee und geradeaus nach Bühlau. Der Wegweiser dorthin zeigt 9 Kilometer an, bisher waren es zwei, vielleicht drei Kilometer. Ich hatte vor, zur Stauffenbergallee abzubiegen, aber nun habe ich mich gerade gut eingelaufen, und außerdem reizt mich die Strecke nach Bühlau sehr. Ich kenne diese Strecke und komme mir ein wenig verrückt vor; andererseits kann ich ja jederzeit eine Pause machen und gehen.

Gestern Abend habe ich schon eingekauft und Parmigiana di Melanzane gemacht; da kann ich mich also richtig verausgaben und mein Lieblingsessen ist schon fertig. Ich folge der roten Wegmarkierung, und wie ich erwartet habe, führt sie mich bald nach rechts und es geht steil bergauf. Dort muss ich wegen vereister Fußspuren aufpassen und mir wird die Luft knapp – aber da bin ich schon fast oben. Die folgenden Steigungen sind mäßig, ein Stück noch geradeaus und ich bin am Saugarten. Bis hierher gelaufen zu sein, macht mich ein wenig stolz und nun komme ich der Radeberger Straße näher. Im Wald liegt noch ein wenig Schnee und an vielen Stellen haben sich kleine Seen gebildet. Manchmal versperren große Pfützen den Weg und ich muss von einem Grasbüschel zum nächsten springen. Da sind wasserfeste Laufschuhe sehr nützlich.

Als ich die Radeberger Straße überquert habe, bin ich im Dresdner Osten angekommen. Nun ist Bühlau wesentlich näher als Klotzsche. Irgendwann sehe ich die rote Markierung nicht mehr, aber das ist nicht weiter schlimm – ich laufe nach Gefühl weiter und in der Heide kann man sich ohnehin nicht verlaufen. Ich bin auch noch erstaunlich gut in Form und denke, dass ich gute Chancen habe, mein Ziel zu erreichen. Ein Mann mit einem kleinen fuchsähnlichen Hund lässt mich vorbei, worüber ich sehr froh bin, weil der Hund etwas nervös wirkt. Ich laufe weiter und weiter und kann nur ahnen, wo ich mich befinde: in der Nähe der Mordgrundbrücke könnte es sein. Weiter vorn wird es sehr hell, dort scheint die Sonne aus den Wolken. Auf einmal aber weiß ich, wo ich mich befinde: dicht am Weißen Hirsch, gegenüber vom Konzertplatz! So schnell schon – das habe ich nicht erwartet.

Ich halte mich links, weil ich nicht in den Stechgrund hinein will. Da treffe ich meinen rot markierten Weg wieder, von dem ich abgewichen war und folge ihm. Es geht oberhalb des Stechgrundes weiter bis zu einer Brücke, die ich überquere. Links geht es noch einmal bergauf; hier habe ich oft mein Kinderrad hinauf geschoben und am Stechgrundbach haben wir viel gespielt. Es ist ein schönes Gefühl, hier zu joggen. Unterhalb dieses Hügels sind schon die Bühlauer Waldgärten. Ich möchte hier noch nicht zur Straßenbahn, sondern bis zur Endhaltestelle laufen. Ein Stück laufe ich an Straßen entlang, die ich gut kenne, entscheide mich aber doch wieder für einen Waldweg. Am Sportplatz geht es vorbei und geradeaus weiter. Hier im Wald haben wir immer Buden gebaut, und ich sehe die Schneise, die direkt zur Straße führt, in der ich als Kind gewohnt habe. Dann bin ich am Heidemühlweg. Wenn man dort entlang läuft, kürzt man etwas ab: 10 Kilometer sind es bis Klotzsche. Ich verlasse nun die Heide und laufe zum Ullersdorfer Platz, meinem Ziel. Auf den letzten Metern bin ich sehr langsam, aber das spielt keine Rolle. Heute bin ich viel weiter als bisher gelaufen, und da geht es nur um Ausdauer. 12.33 Uhr bin ich an der Haltestelle. Zwei Stunden und acht Minuten – so lange kam es mir gar nicht vor, aber für 11-12 Kilometer war ich langsam. Egal, ich freue mich und ziehe mir gleich die warmen Sachen über. Ich bin quer durch die Heide gejoggt! Für die Beine war es heute das Maximum, ansonsten fühle ich mich aber sehr gut.

Donnerstag, 20. Januar 2011

20.01.11

Dunkel, kalt und ungemütlich ist es draußen, und einen Moment lang ist mir der Gedanke an einen Lauf unangenehm. Ich will aber trotzdem los; das Wetter ist kein Grund, zuhause zu bleiben. Als ich in meinen Laufsachen vor die Tür trete, fühle ich mich gut gerüstet und bin sicher, nicht zu frieren Ich starte 17.50 Uhr, das Thermometer zeigt 2 Grad über Null.

Heute wäre ich gern an der Elbe entlang gelaufen, die sich erstaunlich schnell wieder zurückgezogen hat, aber es ist noch kein Vergnügen, den Elberadweg zu benutzen. Ich habe es heute Nachmittag mit dem Rad ausprobiert und bin einige Meter durch Wasser gefahren, an anderen Stellen war es sehr schlammig. Da müssen wohl noch ein, zwei Tage vergehen, bis man dort gut laufen kann. Und deshalb zieht es mich wieder in die übliche Gegend. Heute geht es geradeaus übers Feld; ich bin auf meine Beleuchtung angewiesen.

Gestern war ich nicht auf dem Laufband, sondern habe mich aufs Krafttraining beschränkt. Mein linkes Fußgelenk macht sich immer bemerkbar, wenn ich an meine Grenze gegangen bin, und da ich keine Laufschuhe fürs Fitnessstudio habe, ist das Laufbandtraining nicht besonders gut für die Gelenke. Heute spüre ich viel mehr Energie als am vergangenen Donnerstag. Ein paar Schneeflöckchen tanzen im Licht meiner Stirnlampe. Auf einmal ist es draußen nicht mehr ungemütlich, sondern richtig romantisch.

Ich lasse das Feld hinter mir und laufe die Washingtonstraße entlang bis zur Flügelwegbrücke. Dort geht es links herum, an Nebenstraßen entlang durch Übigau. Ich mag wegen des Verkehrslärms und der Radfahrer nicht über die Brücke laufen. Heute Morgen ist ein Radfahrer so dicht an mir vorbeigesaust, dass er meinen Ärmel gestreift hat. Ich war derart wütend, dass ich ihm einen Sturz übers Brückengeländer hinweg in die Elbe gewünscht habe. Da kann man noch so vorsichtig fahren: gegen solche Vollidioten ist man machtlos.

Auch in der Flutrinne ist das Wasser zurückgegangen. Als ich sie überquert habe, wende ich mich noch einmal nach links, um das komplette Feld bei meinem Rückweg überqueren zu können. Die Beine werden lahm und zeitweise fühlt es sich wie kurz vor einem Wadenkrampf an. So etwas kenne ich sonst gar nicht. Da wird die Runde wohl etwas kürzer als sonst werden. Nun fängt es heftig an zu graupeln und ich bekomme alles ins Gesicht. Ein paar Meter noch, dann kann ich rechts herum laufen und habe die Eiskörnchen von der Seite. Auf einmal sind es nur noch grelle, weiße Streifen im Licht; das sieht sehr ungewöhnlich aus. Ich bin froh, das Laufen für mich entdeckt zu haben, denn normalerweise wäre das ein Wetter, um sich drinnen zu verkriechen. So aber kann ich abends an der frischen Luft sein.

Als ich das Feld überquert habe, sehe ich zur Uhr. 40 Minuten bisher, aber nun habe ich Lust, noch weiter zu laufen, und die Beine wollen auch wieder. Also hinunter zur Elbe und dort entlang bis zur Molenbrücke. Der Schauer hat nachgelassen, es schneit nur noch ein wenig. An der Molenbrücke wende ich und laufe nach Hause. Eine Stunde sieben Minuten – damit hätte ich heute nicht gerechnet.

Dienstag, 18. Januar 2011

18.01.11

Ich bin auf Frühling eingestellt. Gestern fielen mir so viele Eindrücke meiner Radtour an den Senftenberger See ein und ich machte Pläne für das kommende Wochenende. Die Wettervorhersagen aber machen wenig Hoffnung, diese Pläne umsetzen zu können. Was soll ich mit Schnee? Ich will den nicht haben!
Aber statt mich zu ärgern, ging ich früh aus dem Büro mit dem Vorsatz, die Einkäufe auf die Abendstunden zu verschieben und im Hellen zu laufen.

15 Uhr geht es los; es ist mild draußen. Ich laufe am Feld vorbei, die Sternstraße entlang nach Übigau, dann zur Washingtonstraße, wo ich eine Gelegenheit suche, die Fahrbahn zu überqueren. Der Berufsverkehr hat schon begonnen, aber ich habe Glück: eine Ampel schaltet auf Grün. Auf der anderen Seite geht es Richtung Klärwerk und dort zur Elbe. Der Weg oberhalb der Elbwiesen bis hin zur Autobahnbrücke ist ein ganzes Stück begehbar, also laufe ich in diese Richtung. Die Elbe ist bei Hochwasser sehr beeindruckend und nahe. Von Westen her ziehen graublaue Wolken heran, der Himmel spiegelt sich mit all seinen Farbschattierungen im Wasser. Die Wintersonne vergoldet die Berghänge auf der rechten Elbseite, auf der linken Seite schimmern sie silbergrau. Möwen lassen sich auf den Wellen schaukeln. Grün leuchtet das Gras, auf dem ich laufe. Über den Radebeuler Weinbergen wird es immer dunkler, und die Sonne leuchtet kraftvoll dagegen an – ein beeindruckendes Farbspiel geht dem Wetterumschwung voran. Ich möchte weiter und weiter laufen und darin versinken. Ganz still ist es am Elbufer. Ich laufe bis dorthin, wo der Weg vom Wasser überspült wird, und kehre um. Ich kann die Strecke an der Elbe zurücklaufen und hoffe, bis zur Flügelwegbrücke zu kommen. Auf dem Deich könnte das sogar möglich sein, aber da kommt mir jemand mit zwei Hunden entgegen. Zwei Hunde und wenig Platz zum Ausweichen – das ist nichts für mich. Ich kehre zur Straße zurück, wende mich wieder Richtung Washingtonstraße und habe an der Ampel abermals Glück. Nun möchte ich noch bis zur Tankstelle laufen und dann durch Übigau nach Hause zurück. Aber weiter vorn sehe ich den Hang am anderen Ufer leuchten, sehe die Sonne durch die Wolken scheinen und will noch weiter, auf die Flügelwegbrücke, um Himmel, Wasser und die Weite des Elbtals zu sehen. Die Aussicht ist überwältigend, alles strahlt und leuchtet und die Elbe breitet sich nach allen Seiten. Die Radfahrer sind durchweg rücksichtslos und halten kaum Abstand, obwohl der Weg breit genug für alle ist. Am anderen Ende der Brücke angelangt, kehre ich um und laufe zurück. Ich bin nun schneller geworden und lasse die Gedanken fliegen: künftige Läufe und Radtouren fallen mir ein. Auch wenn der Winter zurückkehrt, kann man die Grundlage für bessere Zeiten legen.

Nun wende ich mich rechts herum nach Übigau. Wenn ich Nebenstraßen überquere, lassen mich viele Autofahrer vorbei. Sehr schön! Vorbei geht es an Schloss Übigau, das mir in der Dunkelheit nicht aufgefallen ist. Als ich der Flutrinne näher komme, muss ich das Tempo etwas reduzieren, weil ich es bis nach Hause nicht halten kann. Noch einmal geht es übers Wasser hinweg. Übigau ist zur Insel geworden und nur noch über Brücken zu erreichen. Die Sternstraße kommt mir lang vor, aber bis nach Hause komme ich noch. Eine Stunde und sieben Minuten waren es heute, die Strecke könnte fast der vom Sonnabend entsprechen. Das könnte morgen Muskelkater geben – aber schön war es!

Samstag, 15. Januar 2011

15.01.11

Gestern Abend war es trotz Dunkelheit sehr schön, mit dem Rad durch die Stadt zu fahren. Im Rückenkurs hat es mir auch gefallen, so anstrengend die Übungen waren. Die Übungsleiterin macht die Erwärmung immer richtig flott, aerobic-ähnlich mit fetziger Musik – so was ist genau richtig zum Freitagabend. Leider ist sie nicht immer da. Auf dem Weg nach Hause sah ich dann, wie hoch die Elbe schon steht: die Hafenmole ist völlig verschwunden. Etwas unheimlich sieht das schon aus.

Heute starte ich 9.55 Uhr; Temperatur 9 Grad, das Wetter noch unbeständig. Zuerst laufe ich am Feld entlang und geradeaus Richtung Flutrinne. Die Elbe fließt über die Böcklinstraße, wo ich vorgestern noch gelaufen bin, in die Flutrinne hinein. Bloß gut, dass es sie gibt! Ich weiche hier etwas vom Weg ab und laufe auf dem Gras an der Flutrinne entlang. Heute trage ich wieder die neuen Trailschuhe, die für solchen Untergrund perfekt geeignet sind. Ich spüre sofort das gute Bodengefühl, das diese Schuhe vermitteln. So geht es weiter auf weichem Untergrund bis zur Washingtonstraße, wo ich einen Moment warten muss: sonnabends ist alles unterwegs zum Elbepark. Aber ich komme doch recht schnell auf die andere Seite, laufe wieder bei Hornbach vorbei und unter der Autobahn hinweg nach Kaditz.

Aus Neugier habe ich mich heute Morgen auf die Waage gestellt: kein Grund zur Sorge, ich liege sogar ein wenig unter meinem Wunschgewicht, von dem ich wahrscheinlich noch ein wenig abrücken werde, denn durch Muskelaufbau wird man schwerer. Mein Mann und auch mein Trainer sagen, dass ich nicht weiter abnehmen sollte. Das möchte ich ohnehin nicht; ich bin derzeit völlig mit meiner Figur zufrieden. Mir ist klar, dass das nicht ewig andauern wird. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem ich nicht mehr Größe 36 tragen kann, und das wird gewiss keine Katastrophe sein. Aber solange ich noch kann, genieße ich es. Ich mag figurbetonende Shirts, mein Schrank ist voll davon, und sie sehen nur an einem straffen Körper gut aus. Das Wichtigste am Sport ist jedoch, dass ich etwas für meine Gesundheit tue und für unsere Ferien in den Alpen Kondition aufbaue.

Nun bin ich am Elberadweg und laufe ein Stück geradeaus, bis ich mehrere Hunde vor mir sehe, mit denen ich nicht spielen möchte. Einer von ihnen hört nicht im Geringsten auf die Kommandos seines Besitzers, welche diese unentwegt in den Wind ruft. Eine Begegnung mit denen muss ich mir nicht antun, laufe zurück, um dann nach links in die Spitzhausstraße einzubiegen. Diese Strecke kenne ich noch nicht, es wird also Zeit, dass ich mal dort entlang laufe. Ich kann das Spitzhaus auf den Radebeuler Weinbergen gut sehen. Es geht eine ganze Weile so weiter, bis die Spitzhausstaße die Kötzschenbroder Straße trifft. Dort möchte ich nicht weiter und kehre um. Die Wolken am Himmel reißen auf, herrlich blau ist es über mir. Ich kann noch ein Stück einen Feldweg entlang laufen. In Kaditz die Straßenbahn zu nehmen, ist keine Option; ich möchte es bis nach Hause schaffen. Gegenverkehr: zwei Läuferinnen, die ich vorhin schon gesehen habe. Ich bin nun richtig durchgewärmt und habe die Energie einer Sprungfeder. Das körperliche Hoch ist schon überschritten, aber das psychische dauert länger. Als ich in die Straße zum Hornbach-Markt einbiege, merke ich in den Beinen, dass ich schon eine Weile unterwegs bin, aber bis nach Hause werde ich kommen. Ich richte mich auf, lockere mich und achte darauf, die Füße gut abzurollen. Ich nehme wieder den Weg an der Flutrinne entlang. Dort sind viele Spaziergänger unterwegs, betrachten und fotografieren das Naturschauspiel. Zurück am Hoftor: eine Stunde und 17 Minuten bin ich gelaufen. Nun würde mich auch interessieren, wie viele Kilometer das waren.

Donnerstag, 13. Januar 2011

13.01.11

Start 18 Uhr, 8 Grad, Nieselregen. Ich bin noch unentschlossen, wohin es gehen soll, tendiere aber zu einem Lauf durch ruhige Straßen. Heute trage ich wieder meine Allwetterschuhe. Ich laufe an der Sternstraße entlang, geradeaus nach Übigau. Es gibt hier keine schlechtere, sondern gar keine Straßenbeleuchtung; das einzige Licht, das mir den Weg zeigt, kommt von meiner Stirnlampe. Straßenlaternen sind vorhanden, aber nicht eingeschaltet. Die Fußwege sind schmal, man muss ein wenig aufpassen, zumal da im Dunkeln auch noch Mülltonnen stehen. Am meisten irritieren mich die entgegenkommenden Autos mit ihren Scheinwerfern. Naja, die da drinnen wollen auch etwas sehen.

Gestern beim Training war ich so gut in Form, dass ich die Schwierigkeit öfter erhöht habe. Heute fehlt es (wahrscheinlich deswegen) ein wenig an Kraft, aber eine durchschnittliche Strecke möchte ich laufen. Es zieht sich hin bis zur Flügelwegbrücke, aber schließlich bin ich da. Ich wende sogleich, laufe ein Stück zurück und dann in eine Nebenstraße hinein, die parallel zur Washingtonstraße verläuft. So lerne ich Übigau noch etwas besser kennen, und auf den Lärm an der Hauptstraße verzichte ich gern. Dann geht es rechts herum, ein Stück geradeaus, dann wieder rechts, noch ein Stück an der Scharfenberger Straße entlang bis zum Kreisverkehr. Dort laufe ich geradeaus weiter, an Altmickten vorbei und hinunter an die Elbwiesen.

Allmählich fühle ich mich ausdauernd und schaue gern zur Molenbrücke hinüber, an der ich das zweite Mal wenden möchte. Die Elbe hat noch mehr Hochwasser als am Wochenende. Rechts vor mir ein kleines Irrlicht, das hin und her flitzt: wie sich herausstellt, ein Hund mit einem leuchtenden Halsband.

An der Baustelle vorbei, wo es sehr matschig ist, gelange ich zur Straße und laufe an der linken Seite weiter. Der rechte Fußweg wird verbreitert und ist nicht passierbar. Ein Stück noch, und die Molenbrücke ist erreicht. Mein Tempo ist heute eher bescheiden. An Donnerstagen fällt mir das Laufen weniger leicht, was aber auch logisch ist. Bald bin ich wieder an der Sternstraße, und als ich in die Herbststraße einbiege, laufe ich etwas schneller. Nun ist es nicht mehr weit bis nach Hause. Heutige Zeit: 50 Minuten. An der Haustür muss ich einen Moment warten, weil ich versehentlich statt der Codenummer meinen Pin von der EC-Karte eingegeben habe. Ich habe auch schon die Firmen-Zugangskarte an der Haustür gezückt, aber solange ich meinen Irrtum erkenne, besteht wohl noch Hoffnung.

Dienstag, 11. Januar 2011

11.01.11

18:39 Start am Hoftor. Die Temperatur nähert sich dem Gefrierpunkt, und man sieht den Straßenbelag glitzern. Da heißt es wieder aufpassen, aber die Reste von Schnee und Eis schmelzen dahin. Schon beim Radfahren habe ich gemerkt, dass es ein wenig glatt ist, aber gefährlich würde ich es nicht nennen. Auch gestern bin ich mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren, und ich werde es so oft wie möglich tun. Das Fahren mit der Straßenbahn stresst mich; es nimmt auch viel mehr Zeit in Anspruch.

Ich laufe die Sternstraße entlang, überquere die Flutrinne, laufe weiter durch Übigau zur Washingtonstraße und zur Flügelwegbrücke. Diese Fußwege sind gut beleuchtet, weitgehend eisfrei und Streusand und Split verhindern, dass man irgendwo ausrutscht. Ich teste ein neues Paar Trailschuhe, ein Schnäppchen der wirklich guten Sorte, das, belüftet und somit nicht wetterfest, für die wärmere Jahreszeit gedacht ist. Ich kann die Schuhe vierzehn Tage lang ausprobieren und zurückgeben, falls sie mir nicht zusagen, aber sie tragen sich sehr gut und zwei bis drei Probeläufe werden mir genügen.

Die Flügelwegbrücke war oft genug mein Wendepunkt – heute will ich sie überqueren. Verschiedenfarbige Lichter spiegeln sich im Wasser, und über dem Stadtzentrum ist der Himmel hell. Ich laufe bis ans Ende der Brücke, kehre um und habe somit zweimal den Anstieg, aber auch zweimal eine abschüssige Strecke. Und es gibt Gegenverkehr, Radfahrer und Läufer. Hinter der Tankstelle wende ich mich nach rechts und nehme die ruhige Strecke durch Übigau, denn ich habe genug vom Verkehrslärm. Ich bin froh, die Stirnlampe dabei zu haben, denn hier ist es etwas duster; die Fußwege sind schmal und kurvenreich. In den Kurven heißt es, wachsam zu sein. Auch beim Radfahren bin ich sehr vorsichtig und steige an rutschgefährdeten Stellen ab. Als weiter vorn die Straßenbeleuchtung besser wird, bin ich ganz froh. Den Anstieg an der kleinen Brücke, die über die Flutrinne führt, finde ich schon recht anstrengend. Aber bis nach Hause ist es nicht mehr allzu weit und ich kann ein gutes Tempo halten. 59 Minuten sind es, als ich wieder am Hoftor bin.

Sonntag, 9. Januar 2011

09.01.11

Blauer Himmel, das Thermometer zeigt 10 Grad an - da hält mich nichts mehr drinnen. Die Kleidung kann auch etwas frühlingshafter sein: Handschuhe und Mütze bleiben zuhause, heute genügt das Stirnband. Der Sonnenschein über Mittag ist unglaublich. Ich bin unternehmungslustig, aber noch schlapp. Deshalb beginne ich ganz locker und schaue erst einmal nach der Elbe. Der Wasserstand ist hoch, aber noch fließt sie nicht in die Flutrinne. Die Wiesen sind größtenteils von Schnee befreit und dieser Anblick stimmt mich sehr froh. Ein paar Spaziergänger sind unterwegs. Ich laufe die Böcklinstraße entlang und biege dann nach Übigau ab. Dort fällt mir das Laufen schon viel leichter, und ich bin guter Dinge: bis nach Kaditz dürfte ich es schaffen, und für den Rückweg bleibt mir notfalls die Straßenbahn. An der anderen Straßenseite ist eine Läuferin mit Sonnenbrille und Kopfhörern unterwegs. Meine Sonnenbrille habe ich zuhause gelassen, denn ich brauche alles Licht, das ich kriegen kann, und mit Musik mag ich mich unterwegs nicht zudröhnen – ich höre gern Musik, aber nur dann, wenn ich nichts nebenbei tue.

Ich komme an der Washingtonstraße an und die Ampel steht wieder einmal auf Rot. Vielleicht schaffe ich es weiter vorn über die Fahrbahn? Am Sonntag könnte das klappen – und ein paar Meter weiter, als tatsächlich kein Auto zu sehen ist, laufe ich erst bis zum Mittelstreifen und dann auf die andere Seite. Weiter geht es rechts herum und dann an der Zufahrtsstraße zum Hornbach-Markt entlang. Auf diese Weise erspare ich mir zwei weitere Ampeln. Unter der Autobahn hindurch geht es weiter nach Kaditz. Die Fußwege sind an vielen Stellen schon frei, genauer gesagt dort, wo immer gut geräumt wurde. An anderen Stellen ist noch eine dicke Eisschicht. Mich ärgert es besonders, wenn Firmen ihre Anliegerpflichten versäumen – so etwas ist meist die Regel.

Ich genieße die frühlingshafte Luft und den Blick hinüber zu den Radebeuler Weinbergen. Die ersten Radfahrer sind unterwegs, aber richtig Spaß dürften sie noch nicht haben. Ich laufe nach Altkaditz, wo der Elberadweg beginnt. Wie erwartet, ist dort noch alles vereist. Ich laufe dennoch ein paar Meter am Rand entlang, um ein Stück nach vorn ins Elbtal schauen zu können. Das Blau des Himmels spiegelt sich in den Pfützen. Man könnte schon Lust kriegen, sich aufs Rad zu setzen, aber wenn das Eis weggetaut ist, kann man wegen des Hochwassers nicht nach Meißen fahren – jedenfalls nicht dort entlang, wo es schön ist.

Ich kehre um und ein Blick zur Uhr zeigt, dass ich eine gute halbe Stunde unterwegs bin. Nun laufe ich einen Bogen durch Altkaditz und dann wieder zurück Richtung Straßenbahn. Es ist immer gut, eine Alternative zu haben, aber nutzen würde ich sie nur, wenn ich mit Sicherheit nicht mehr nach Hause kommen würde – und das ist heute zum Glück nicht der Fall.

Wieder geht es rechts herum am Hornbach-Markt und wieder kann ich mir das Warten an der Ampel ersparen. An der Sternstraße entlang geht es zurück nach Hause. Eine Stunde und fünf Minuten waren es – für heute das Machbare, und ich bin zufrieden: sowohl mit der sportlichen Leistung als auch mit meinem Befinden. Nächste Woche darf ich keinesfalls auf den Ausgleichssport verzichten.

Samstag, 8. Januar 2011

08.01.11

So hatte ich mir diese Woche nicht vorgestellt – aber manchmal kommt es eben anders, als man denkt. Beruflich hatte ich eine größere, schwierige und dringende Aufgabe bekommen, und dann musste meine Tochter ins Krankenhaus. Ich möchte nicht zu den Müttern gehören, die als Mensch quasi verschwinden, sobald etwas mit ihren Kindern ist, aber meine Tochter ist schon sehr selbstständig und gerade deswegen ist es wichtig, dass ich Zeit finde, wenn sie mich braucht. Gestern ist sie wieder entlassen worden – und die Woche ist vorüber, ohne dass ich nennenswert Sport getrieben habe.

Heute starte ich 11.52 Uhr. Ich bin schon ein wenig mit dem Fahrrad gefahren – zum Ärger der Autofahrer auf immer noch zu schmalen Straßen – und habe mir die Fußwege angesehen. An vielen Stellen sind sie noch vereist und glatt; es ist also Vorsicht geboten.

Für heute habe ich mir einen kurzen und gemächlichen Lauf vorgenommen. Außer mir sind einige Läufer unterwegs – die sind wohl ebenso glücklich wie ich, endlich wieder eine Runde drehen zu können. In den vergangenen Tagen ging wegen Eisregen und Blitzeis draußen nichts mehr. Ich habe zwar Spikes, um sie unter die Schuhe zu schnallen, aber die sind gewiss nicht für die Dauerbelastung beim Joggen geeignet und sollen mir für den Alltag genügen.

An einem Tag wie heute muss man sich den Weg suchen, wo es am besten geht. Ich folge einem Läufer, der auf weitgehend geräumten Fußwegen an der Sternstraße entlang unterwegs ist. Schließlich biegt er rechts ab, aber ich möchte noch ein Stück weiter und laufe geradeaus Richtung Washingtonstraße. An manchen Stellen ist der Schnee schon weggetaut und dort sieht man tatsächlich grünes Gras, abgestorbene Pflanzen und andere, weniger schöne Hinterlassenschaften. Wenn es doch nur so bliebe! Von mir aus braucht der Winter gar nicht zurückzukehren – ich sehne mich nach milden Temperaturen und eisfreien Wegen.

Ich laufe die bekannte Strecke Richtung Flügelwegbrücke. Mit Unmengen starkem Espresso, der zuletzt gar nicht mehr geholfen hat, und zu viel Arbeit habe ich mich an den Rand eines Zusammenbruchs gebracht und gerade noch rechtzeitig aufhören können. Ich komme beim Laufen ganz gut voran, aber nicht wirklich in Schwung, und das sollte ich auch nicht erwarten. Die heutige Strecke soll mich zurück in die Spur bringen und morgen klappt es vielleicht wieder besser. Die Tankstelle an der Flügelwegbrücke ist mein Wendepunkt. Auf dem Rückweg stellt sich doch noch eine kurze Hochphase ein, mit der ich schon gar nicht mehr gerechnet habe: es geht ein Stück leichter voran.

Ich laufe den gleichen Weg wieder zurück, denn Nebenstraßen und Feldwege sind noch nicht zu empfehlen. Es gibt immer wieder Stellen, an denen es sehr glatt ist, aber ich bin darauf vorbereitet.
Nach genau 40 Minuten bin ich wieder zuhause; das soll mir für heute genügen.

Montag, 3. Januar 2011

03.01.11

50 Minuten joggen auf dem Laufband, da der Yogakurs ausgefallen ist.
10 Minuten davon mit 5% Anstieg bei 5,8 km/h, 40 Minuten mit 3% Anstieg bei 6,1 km/h
Kalorienverbrauch: 398

Sonntag, 2. Januar 2011

02.01.11

Vor allem an Wochenenden und Feiertagen freue ich mich schon während des Laufens auf das Schreiben über das Laufen. Für mich ist dies mehr als ein Trainingstagebuch, sondern eine Art Aufhänger, um überhaupt etwas zu schreiben. Das Thema ermöglicht ein lockeres Handhaben, das für mich derzeit die einzig mögliche Herangehensweise ist.
Ob ich irgendwann wieder größeren schreibtechnischen Ehrgeiz entwickle, weiß ich nicht, aber hin und wieder sehne ich mich danach. Ich möchte noch ein paar Dinge lernen, die nicht in Schreibratgebern zu finden sind, und ein bisschen was von der Welt sehen. Und ich vertraue darauf, dass mir nichts wegläuft. Mit dem Schreiben ist doch es so ähnlich wie beim Wein, der mit den Jahren nur besser wird. ;-)

Das neue Jahr habe ich nicht mit einem Lauf, sondern geruhsam mit einem Wellnesstag begonnen: Erholung pur war das.

Heute starte ich 11.05 Uhr am Hoftor. Wir haben immer noch Tauwetter, und man muss aufpassen, wohin man tritt. Ich laufe wieder zur Jungen Heide, möchte dort ein Stück entlang und eventuell über Radebeul zurück nach Hause. Die Fußwege sind rutschig, und ich laufe zaghaft, möchte nichts erzwingen. Im Wald ist es sehr viel angenehmer, die Sohlen greifen besser und ich kann das Tempo ein wenig erhöhen. Ich laufe geradeaus wie meist, wenn ich hier bin, aber als ich ein Stück weit gekommen bin, sehe ich mehrere Hunde vor mir an einer Wegkreuzung. Sie sind nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören, und sie machen den Eindruck, als ob sie sehr zum Spielen aufgelegt sind. Da ich nicht spielen will und überhaupt keine Lust auf eine Begegnung habe, kehre ich um und nehme einen abzweigenden Weg, der weiter in den Wald hinein führt. Die Wege, die näher an der Straße sind, eignen sich natürlich besonders gut zum Gassi-gehen, das kann man den Leuten nicht übel nehmen. Ich bin nun auf einem mir bisher unbekannten Weg, der bald auf einen breiten Weg trifft, der sehr gut aussieht. Ich laufe dort geradeaus, wieder Richtung Radebeul/Boxdorf, und es geht ein ganzes Stück leicht bergan. Am Ende des Weges ist ein Tor: dort ist also der Heidefriedhof. Links führt ein schmaler Weg daran vorbei und den nehme ich, entschlossen, sofort umzudrehen, sollte mir ein Hund entgegen kommen. Aber ich habe meine Ruhe, laufe ungestört durch den Winterwald und befinde mich auf dem Höhepunkt der Leistungskurve.

Angst habe ich unterwegs höchstens vor unliebsamen Begegnungen mit Vierbeinern. Früher hat mich dieses Allein-Unterwegssein regelrecht abgeschreckt, aber heute ist das nicht mehr so. Im Gegenteil: ich finde es sehr erholsam. Joggen ist nicht gefährlicher als Einkaufen gehen, Straßenbahnfahren oder Hausarbeit, im Wald noch weniger als in Wohngebieten. Ich vertraue darauf, dass Frauen, die Sport treiben, weniger als potentielle Opfer angesehen werden als andere. Dennoch habe ich immer ein Reizgasspray dabei.

Als ich auf einen größeren Weg treffe, tummeln sich dort zwei Hunde, aber sie beachten mich nicht und die Hundehalter sind dicht daneben. Ich folge diesem Weg weiter bergan in nordwestlicher Richtung. Es läuft sich sehr gut, der Weg ist auch breit genug, um aneinander vorbeizukommen. Jemand hat einen Futterring an einem Zweig aufgehängt, und neben mir im Wald ist eine Futterkrippe. Vorn ist eine Straße, aller Wahrscheinlichkeit nach führt sie von Boxdorf nach Radebeul. Ich möchte aber nicht hinüber sondern kehre um. Heute habe ich keine Lust auf unwegsames Gelände. Auf dem Rückweg begegnen mir ein paar Skiläufer; auch ein Reiter ist im Wald unterwegs. Als ich das Ende des Waldweges schon sehen kann, sind wieder die spielfreudigen Hunde vor mir. Ich will nicht an denen vorbei und wende mich kurzentschlossen nach links. Dort geht es noch mal ein Stückchen bergan bis zur nächsten Wegkreuzung. Dann kehre ich um und kann schließlich ungestört die Heide verlassen. Vorsichtig geht es über Fußwege zurück nach Hause. Eine Stunde und sieben Minuten war ich unterwegs.