Donnerstag, 28. Juli 2011

28.07.11

Der Wecker klingelt viel zu früh und Lust zum Laufen habe ich nicht. Da ab Mittag Gewitter angesagt sind, denke ich mir: keine Ausflüchte, sondern vor der Arbeit loslegen, ehe die Motivation im Laufe des Tages noch weiter absinkt. Am Wochenende werde ich wohl nicht zum Laufen kommen; auch deshalb ist es mir heute wichtig, mich noch einmal aufzuraffen. Allerdings muss mein Morgenyoga ausfallen, da ich bei der Arbeit einen Termin habe, zu dem ich nicht völlig abgehetzt erscheinen will.

Ich starte 6.44 Uhr zur gleichen Runde wie am Dienstag. Es ist bereits schwül, wenn auch noch unter 20 Grad. Die Sonne wird bald herauskommen. Ich wundere mich selbst, wie flott ich beginnen kann. Heute trage ich den Kayano 17 von Asics. Das war ein Frustkauf, den ich mir nach einem blöden Arbeitstag erlaubt habe, Laufbandanalyse inklusive. Heute spüre ich besonders, wie komfortabel er sich läuft. Die seitliche Stütze ist ein wenig abgepolstert, so dass man sie kaum spürt. Der Brooks Glycerin passt mir wie maßgefertigt; bei Asics muss ich das mit der Schnürung ausgleichen, aber dennoch ist der Kayano inzwischen mein gleichberechtigter Favorit, vor allem auf längeren Strecken. Wie alle hochwertigen Laufschuhe sieht er sehr chic aus; allerdings habe ich ihm schon ein paar Dreckspritzer verpasst. Aber zum Benutzen sind die Schuhe schließlich da.

Tatsächlich habe ich einen guten Moment zum Laufen abgepasst – der Morgen ist noch ganz stimmungsvoll. Mich ärgern nur die Radfahrer, die sehr dicht an mir vorbei rasen. Ich kann ein zügiges Tempo halten. Die Beine wollen wieder - ich glaube es noch kaum. In den vergangenen Tagen habe ich mich so vollwertig wie möglich ernährt und versucht, auf „leere“ Kalorien ohne Nährwert zu verzichten. Es gibt aber oft Phasen, da ich solche Vorsätze nicht durchhalte. Besonders in Stresszeiten greift man oft zu den falschen Sachen – das geht mir nicht anders als anderen. Momentan ist mir die sportliche Leistungsfähigkeit wichtiger als die Figur – das werte ich als Fortschritt. Auf Kaffee verzichte ich nun nicht mehr am Morgen, das ist einfach nur Quälerei , sondern am Nachmittag, und demzufolge schlafe ich ziemlich viel. Sollte sich das schon auswirken?

Es sieht so aus, als ob ich mein Tempo halten kann. Das hat den Vorteil, dass ich schneller von einer Brücke zur nächsten komme. Die Sonne steht schon hoch, und es wird sehr warm. Da bin ich froh, die Albertbrücke überqueren zu können, und freue mich auf das Laufen unter Bäumen. Das ist heute schon ein Lauf jenseits des Wohlfühltempos, das ja immer von der Form des Läufers abhängt. Zwischen Carola- und Augustusbrücke kann ich noch etwas beschleunigen. Auf einmal ertönt auf der anderen Seite das Glockenspiel vom Pavillon. Es ist 7.29 Uhr! Begeistert lege ich noch ein wenig Tempo zu – und bin 7.33 Uhr an der Firma. Da habe ich mich im Vergleich zu vorgestern um sechs Minuten verbessert.

Dienstag, 26. Juli 2011

26.07.11

Ich wollte heute noch pausieren, aber: das Wetter ist gut (nicht zu heiß, Tendenz freundlich), und wegen eines System-Updates können wir nicht vor acht Uhr arbeiten, so dass das morgendliche Zeitfenster etwas größer ist als sonst. Heute Nachmittag habe ich etwas Anderes vor und deshalb kommt nur ein Lauf in der Frühe in Frage.

Es geht 7.03 Uhr am Hoftor los. Ich richte mich darauf ein, eventuell nur 5 Kilometer oder weniger zu laufen. Am letzten Freitag habe ich begriffen, dass ich mich überlastet habe. Ich muss von der Einstellung weg, eine Wanderung sei kein Sport; ich muss darauf achten, mindestens einen Tag pro Woche ohne jeglichen Sport zu haben und ich darf nicht versuchen abzunehmen, wenn ich deutliche Anzeichen von Erschöpfung spüre. Rückblickend alles logisch – es muss aber dennoch immer aufs Neue geübt werden.

Der Himmel ist bewölkt, als ich die Molenbrücke überquere und Richtung Stadtzentrum laufe. Hinauf geht es etwas mühsam, aber bergab freue ich mich über den Schwung. Allzu langsam bin ich wohl nicht. Tatsächlich habe ich mich kurz vor der Marienbrücke eingelaufen. Nun scheint die Sonne durch die Wolken. Ich finde es angenehm, dass es nicht so heiß und schwül ist wie an den vergangenen Tagen. Mir ist auch klar geworden, dass ich nicht ausschließlich zu meinem Vergnügen laufe – so viel Gelassenheit ist mir leider nicht vergönnt. Tage, an denen es weniger gut läuft, gehören dazu. Heute klappt es besser als beim letzten Mal, aber leicht fällt mir das Laufen vor der Arbeit eher nicht. An der Filmnächtebühne vorbei, lasse ich die Carolabrücke hinter mir. Das Stück zur Albertbrücke kann ich noch laufen. Dort überquere ich die Elbe und wechsle die Richtung. Hier sind viele Radfahrer unterwegs. Zwischen Carolabrücke und Augustusbrücke lege ich etwas an Tempo zu. Das klappt sogar ganz gut. Ich achte darauf, mich nicht zu sehr zu verausgaben, denn ein Stückchen ist es noch bis zur Firma. 7.58 Uhr bin ich da. Sieben Kilometer unter einer Stunde – wow! Das ist ironisch gemeint, ich freue mich aber trotzdem über den kleinen Fortschritt.

Freitag, 22. Juli 2011

22.07.11

Heute mal etwas ganz Anderes – ein Lauf am Freitagmorgen! Gestern brauchte ich einen Ruhetag, zumal ich beim Krafttraining am Mittwoch etwas mehr gemacht habe. Und nachdem wir uns im Büro abgesprochen hatten, dass ich heute einen Spätdienst mache, habe ich mich auf den Morgenlauf gefreut.

Ich starte 7.05 Uhr am Hoftor und bin noch ziemlich müde und matt. Ohne Kaffee ist das echt schwierig, aber ich will den Verbrauch etwas reduzieren. Ich hoffe, unterwegs in Schwung zu kommen. Es geht Richtung Feld und weiter am Elbepark vorbei nach Kaditz. Entgegen der gestrigen Prognosen ist das Wetter noch sehr ungemütlich: Nieselregen und Windböen, die mir entgegen kommen. Ich möchte trotzdem vorwiegend im Grünen unterwegs sein und wähle deshalb diese Strecke, obwohl sie eher ungeschützt ist. Als ich die Häuser von Altkaditz hinter mir lasse und auf Serkowitz zulaufe, weht es mir die Mütze vom Kopf. Also stecke ich das Ding ein – es regnet ohnehin kaum noch. Aber es ist zu doof – ich kann die Augen kaum offen halten und bin noch nicht richtig anwesend. Ich versuche, mich zu lockern, komme aber nicht so recht in Schwung. Ein paar unerschrockene Radfahrer sind heute unterwegs. Ich werde vermutlich auch zur Arbeit radeln – habe es ja nicht weit. Nun geht es weiter auf dem Elberadweg nach Radebeul. Locker laufen kann man das heute nicht nennen; die Füße kleben ja fast am Boden. An manchen Tagen, darin sind sich viele Freizeitläufer einig, ist das Gute am Laufen vor allem das gute Gefühl danach. Darauf konzentriere ich mich nun. Am Wochenende wollen wir wieder ausgiebig wandern und ein Tag wird ein Ruhetag sein.

Nach Altkötzschenbroda will ich es noch schaffen, aber dort wird Schluss für heute sein. Es geht zunächst ein kleines Stück bergauf bis zur Straße und weiter zur Umleitung des Elberadwegs. Der Weg ist schlammig und voller Pfützen, aber es gibt immer auch Stellen, wohin man gut treten kann. Bevor ich mein Ziel erreiche, gibt es noch einmal einen leichten Anstieg. Die letzten Meter durch den Ort, und ich bin schon relativ erleichtert, es bald geschafft zu haben. Durch die Fußgängerzone, am Bahnhof Radebeul West vorbei zur Meißner Straße und dort links herum: nun kann ich schon die Haltestelle sehen. Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals so auf ein Wartehäuschen gefreut zu haben! Angekommen, lasse ich mich entgegen aller Ratschläge auf den nächsten Sitz fallen. Hier könnte ich gleich wieder einschlafen! Es fängt wieder stärker zu regnen an, und mir wird klar, dass ich einen guten Moment zum Laufen abgepasst habe. 7,7 Kilometer in einer Stunde – das ist nicht berauschend, aber für einen Wochentags-Morgenlauf gerade noch ok. Dann freue ich mich auf die Dusche zuhause und ein gemütliches Frühstück, wofür ich noch ausreichend Zeit habe.

Dienstag, 19. Juli 2011

19.07.11

Den Lauf vom vergangenen Sonnabend habe ich gut und ohne jegliche Nachwirkungen verkraftet. Von der Wanderung am Sonntag war nur ein leichtes Spannungsgefühl in den Beinen geblieben – ein Zeichen, dass der Reiz für die Muskulatur gerade richtig war.

Heute geht es 17.33 Uhr am Hoftor los. Für einen Morgenlauf war ich zu müde und außerdem wollte ich nicht unter Zeitdruck sein. Gleitzeit ist zwar etwas sehr Praktisches: auf eine Viertel- oder halbe Stunde kommt es morgens nicht an, aber irgendwann muss ich doch ins Büro und außerdem ist die Laufstrecke kaum variabel. Bei 26 Grad möchte ich heute vorwiegend unter Bäumen laufen. Deshalb wende ich mich Richtung Radebeul/Junge Heide und bleibe so oft wie möglich im Schatten. Aber auch da strahlt der Asphalt Wärme ab. Heute habe ich wieder mehr Schwung. Im Wald ist es wirklich angenehm. Viele Radfahrer sind unterwegs, auch einige Läufer. Ich laufe immer geradeaus. Hier war ich schon eine ganze Weile nicht mehr. Heute geht es Richtung Boxdorf, bis der Wald lichter wird. Ich bin an einer relativ befahrenen Straße. Auf der anderen Seite geht der Wald weiter, und von dort kommt mir ein Läufer entgegen. Wo der unterwegs ist, kann ich auch, und deshalb überquere ich die Straße und laufe weiter geradeaus. Der Weg geht sanft bergauf und nach einer Weile komme ich am Augustusweg an. Dort nehme ich den Weg in den Fiedlergrund. Hier waren wir früher oft wandern und ich freue mich, diese Strecke gefunden zu haben. Im Fiedlergrund ist es angenehm kühl, und der Anstieg nach Boxdorf ist sanft und gleichmäßig. Ich komme problemlos hoch, und erst auf den letzten Metern in der prallen Sonne komme ich ein bisschen aus der Puste – aber da bin ich schon fast an der Moritzburger Straße. Hier ist starker Verkehr und den Bogen durch Boxdorf, den ich neulich gelaufen bin, nehme ich heute besser nicht. Ich laufe den Fußweg am Boxdorfer Berg hinunter. Das klappt ganz gut. Die Radfahrer, die hier unterwegs sind, beneide ich nicht. Ich bin noch voller Energie und könnte einen etwas anspruchsvolleren Anstieg gebrauchen. Deshalb biege ich an der Baumwiese links ein und nehme den rot markierten Weg Richtung Waldmax. Hier geht es steiler den Berg hinauf, aber die Strecke ist etwas kürzer als im Fiedlergrund. Ich komme relativ zügig hoch und muss keine Pause einlegen, aber es dauert ein Weilchen, bis sich Atmung und Puls wieder beruhigt haben. Ein Stück noch geradeaus, und ich kann links die Gaststätte „Waldmax“ sehen. Ich biege rechts ab und laufe weiter durch den Wald. Bald geht es den Berg hinunter. Ich komme am Boxdorfer Weg heraus und nach ein paar Metern bin ich am Heidefriedhof. Hier laufe ich den üblichen Weg unter Bäumen entlang, bis ich an der Autobahnunterführung die Junge Heide verlasse. Nun zieht es schon kräftig in den Beinmuskeln – die beiden Anstiege machen sich bemerkbar. Aber nach Hause werde ich noch kommen. Zunächst bis zur Leipziger Straße, an dieser entlang und über Bunsenstraße/Lommatzscher Straße bis nach Hause. Eine Stunde und 26 Minuten für 10,7 Kilometer. Ich bin wirklich langsam geworden, obwohl mir das Tempo heute zeitweise flott vorkam. Das soll mich aber nicht stören. Im Moment sind Entfernung und Hügeltraining wichtiger.

Samstag, 16. Juli 2011

16.07.11

Gestern Abend hatte ich eine gute Idee für einen Lauf. Vermutlich deswegen bin ich wieder kurz vor vier Uhr munter – völlig hibbelig und geradezu gierig aufs Laufen. Während des Frühstücks spüre ich das erste Mal seit Anfang Mai wieder Lust, an einem Wettkampf teilzunehmen. Vor unserem Urlaub wird das nichts, aber vielleicht sollte ich mir zum Saisonende noch eine Teilnahme an einer Laufveranstaltung gönnen.

6.03 Uhr starte ich am Hoftor, laufe am Feld vorbei zur Sternstraße, weiter nach Übigau und kurz vor der Flügelwegbrücke bin ich an den Elbwiesen. Die Sonne fängt an zu wärmen – da hätte ich doch ein ärmelloses Shirt nehmen sollen. Das ist nun nicht mehr zu ändern und ich laufe weiter Richtung Autobahnbrücke. Die Wiesen sind relativ trocken – das konnte ich nur hoffen. Auf dem Deich vor Altkaditz stehen Gras und allerlei Wiesenkräuter wieder etwas höher. Ein Greifvogel sitzt auf einem Pfosten. Als ich mich nähere, fliegt er auf und setzt sich auf einen weiter entfernten Pfosten. Leider muss ich ihn erneut vertreiben. Die Elbwiesen unterhalb des Deiches sind etwas feucht, deshalb laufe ich zur Straße und dort weiter nach Serkowitz. Hier sollte ich richtig in Schwung kommen – wo bleibt er nur? Als ich auf dem Elberadweg bin, setze ich mir Radebeul als Mindestziel. Das wären, weil ich durch Übigau gelaufen bin, etwa 9 Kilometer. Dann kommt der Abzweig zur Kötzschenbrodaer Straße, und heute wende ich mich rechts herum Richtung Kaufland. Vorbei geht es am Supermarkt und am Bahnhof Radebeul Weintraube. Ich kann schon mein Wunschziel vor mir sehen: das Spitzhaus über den Weinbergen. Dort will ich unbedingt hin! Ich überquere die Meißner Straße und laufe an der Haltestelle der Kleinbahn vorbei. Bald geht es leicht bergan, und nach ein paar Metern komme ich an dem Weg an, der zum Weingut Hoflößnitz führt.

Irgendwas stimmt heute nicht: ich fühle mich, als hätte ich schon mindestens 15 Kilometer hinter mir. Vielleicht waren es die unruhigen Nächte der letzten Zeit, vielleicht habe ich mich in der Woche beim Laufen zu sehr ausgepowert, oder ich habe mich irgendwo angesteckt – einige Kollegen kränkeln. Ein Blick zur Uhr bestätigt meine Vermutung: ich bin sehr langsam. Nun gut – die Spitzhaustreppe möchte ich hinauf, koste es, was es wolle! Bangigkeit lasse ich nicht aufkommen – in kleinen Etappen werde ich es schon schaffen. Ich bewundere diejenigen, die dort am Treppenmarathon teilnehmen – das wäre für mich eine unvorstellbare Hürde.

Schon am Weingut Hoflößnitz bin ich völlig aus der Puste und gehe ein paar Schritte. Zu Beginn der Spitzhaustreppe mache ich eine kurze Trinkpause und lege danach los. Aber es dauert nicht lange, und ich muss die erste Verschnaufpause machen. So geht das weiter – an die sechs Unterbrechungen brauche ich, bis ich oben bin. Die Aussicht ist allerdings phantastisch. Noch eine Trinkpause, und ich laufe langsam weiter nach Altwahnsdorf. Ein ganzes Stück bin ich im Schatten unterwegs und erhole mich ein bisschen. Dann geht es leicht bergauf. Irgendwann bin ich in Reichenberg und möchte nun weiter nach Boxdorf, denn dort fährt der Bus ab. Es geht bergab, und ein kühler Wind weht. Die Sonne habe ich aber im Gesicht und keine Sonnenbrille dabei. Das ist ebenfalls nicht zu ändern. Weiter vorn am Horizont sehe ich die ersten Hügel der Lausitz, aber ansonsten muss ich mich auf mich selbst und auf die Straße konzentrieren. Zum Glück ist kaum Verkehr. Körperlich bin ich wirklich nicht in Form, aber ich bin stolz auf die zurückgelegte Strecke und das treibt mich wieder an. Ich sehe Boxdorf vor mir und nach einigen Metern bin ich da. Nun ist es nur noch ein Stückchen durch den Ort. Da fährt der Bus gerade weg. Ich nehme das als Einladung, weiter zu laufen und die maximale Route in Angriff zu nehmen. Wenn es wirklich nicht geht, gibt es immer noch einige Haltestellen, an denen ich den Lauf beenden kann.

Ich laufe zunächst die Schulstraße entlang und biege an der Hauptstraße rechts ab. Nun heißt es, dieser Straße bis aus dem Ort heraus zu folgen. Ich denke nicht groß daran, wie weit ich noch kommen werde, sondern laufe einfach. Wieder ein Stück in der Sonne – und endlich kommt der Abzweig Richtung Waldmax. Die Sonne im Rücken und die Aussicht darauf, bald im Wald zu sein, beflügeln mich wieder. An der Ausflugsgaststätte Waldmax werden schon die Tische im Freien gedeckt. Das Dresdner Ortseingangsschild habe ich passiert. Das Bergablaufen ist noch einmal eine Belastung. Ich merke aber, dass es mir nicht so schwer fällt wie beim letzten Mal, als ich hier unterwegs war. Im Gegenteil: ich bin ganz froh darüber, denn nun habe ich durch die Hangneigung etwas Schwung. Als ich in den Waldweg am Heidefriedhof einbiege, bin ich erleichtert: eine richtige Wohltat ist es, hier unter Bäumen und auf Waldboden zu laufen. Das könnte mir wirklich den Rest der Strecke retten – aber den Gedanken schiebe ich gleich wieder weg. Neben mir dröhnt die Autobahn, aber die meiste Zeit bekomme ich sie nicht zu sehen. Die Strecke bis zum Sternweg, der unter der Autobahn hindurch aus dem Wald heraus führt, ist tatsächlich erholsam. Weiter geht es am Baumwiesenweg entlang zur Leipziger Straße. Wo es möglich ist, halte ich mich im Schatten. Mir wird klar, dass ich mein Ziel erreichen werde. Ein ziemlicher Kampf ist das heute – ich hoffe, morgen nicht zu k.o. zum Wandern zu sein. Da ist die Bunsenstraße, die mich zur Lommatzscher Straße führt, und nun sind es nur noch wenige Meter bis nach Hause. Im Hof mache ich zunächst ein paar vorsichtige Dehnübungen, bis ich zur Uhr sehe. Zwei Stunden und fünfzig Minuten für 19,9 Kilometer – sehr langsam war ich, aber die Strecke muss ich zweimal messen, ehe ich das wirklich glauben kann. Zweifellos mein bisher Weitestes! Dass die Motivation den Körper derart ziehen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Donnerstag, 14. Juli 2011

14.07.11

Gestern hatte ich einen Stapel mit ganz blöden Vorgängen auf meinem Schreibtisch – vielleicht war es auch der Tagesform geschuldet, dass ich sie so blöd fand. Es war ja auch so heiß und gewittrig. Als ich endlich den letzten Vorgang bearbeitet hatte, war das ein unglaublich schönes Gefühl. Danach stand die nächste Hürde an: das Krafttraining. Ich hatte überhaupt keine Lust. Aber ich bin doch gegangen, weil es eine wichtige Ergänzung zum Laufen ist. Und ich hatte Glück: im Fitnessstudio war es angenehm kühl, weil klimatisiert, und außerdem war ich fast die meiste Zeit allein. Schließlich kam noch eine Frau, aber das war kein Problem. Wenn viele Männer da sind, bin ich genervt, weil die sich im Kraftbereich so breit machen und dann auch ewig brauchen. Gestern klappte alles gut und zügig – und ich habe keinen Muskelkater bekommen! Es ist doch erstaunlich, wie schnell sich der Körper anpasst.

Heute fahre ich nach der Arbeit mit der Straßenbahn Linie 11 bis Bühlau, Haltestelle Grundstraße. Ich gehe die Großschönauer Straße Richtung Heide entlang. Früher kam mir alles weiter, größer, ausgedehnter vor. In dieser Straße habe ich als Kind gewohnt, und heute möchte ich einen Blick auf mein Elternhaus werfen. Es sieht nicht sehr verändert aus. Im Garten werden die letzten Überreste des Steingartens beseitigt, den meine Mutter einst angelegt hat. Ich gehe weiter und schaue mir die anderen Grundstücke an, mit denen ich auch Erinnerungen verbinde. Nicht immer kann ich die Erinnerungen zweifelsfrei zuordnen. Irgendwo muss es einen schmalen Durchgang zur Heide geben… da ist er endlich. Er sieht verwildert aus, deshalb gehe ich dort nicht entlang. Ich will mich genau umsehen und gehe deshalb noch spazieren, merke aber, dass ich wegen all der Eindrücke immer aufgeregter werde. Es wird Zeit, dass ich zu laufen beginne und mich dabei entspanne. Am Forsthaus geht es in den Wald hinein, und ich fange geruhsam an, wende mich gleich nach rechts Richtung Stausee. Nach ein paar Metern muss ich mir die Jacke umbinden. Ich habe Lust, in meiner alten Heimat zu laufen; die Dresdner Heide war früher gewissermaßen mein Spielplatz. Heute trage ich meinen Laufrucksack wie immer, wenn ich direkt vor oder nach der Arbeit unterwegs bin. Er ist kleiner als ein normaler Rucksack, aber alles Nötige passt hinein. Gestern Abend wollte ich mir noch eine Wanderkarte ansehen, habe das aber vergessen. Es wird auch so gehen. In der Heide kann man sich nicht wirklich verlaufen, solange man ausreichend Zeit zur Verfügung hat. Außerdem kenne ich mich noch einigermaßen aus.

Die Hauptwege sind gepflegt und beschildert, und nach zwei oder drei Kilometern sehe ich eine hübsche Schutzhütte. Auf diesem Weg ist kein Schotter, was ich sehr angenehm finde. Das ist ein ganz anderes Laufen als auf dem Asphalt. Bäume über mir, Bäche am Wegrand und dieses herrliche, intensiv grüne Gras, das überall im Wald wächst – eine bessere Umgebung kann ich mir gerade nicht vorstellen. Es sind Ferien und ich rechne damit, dass vielleicht ein paar Familien hier mit Fahrrädern unterwegs sind. Ich sehe aber nur hin und wieder ein paar ältere Leute. Eine Senioren-Wandergruppe macht mir unter Komplimenten Platz. Dann bin ich wieder eine ganze Weile allein mit der Natur. Den Abzweig zum Stausee erkenne ich problemlos und bald sehe ich das Wasser. Dies ist ein Feuerlöschteich, und es gibt zwei Buchten, in denen man auch baden kann. Für ältere Kinder sind Stausee und Umgebung ein Paradies. Wir sind früher oft mit den Fahrrädern hierher gefahren. Ich laufe ein Stück näher ans Wasser heran. Viele hübsche Sitzplätze sind rund um den Stausee entstanden, und fast überall rasten Spaziergänger. Es gibt auch eine Schutzhütte, die noch recht neu aussieht. Der Wasserstand ist ziemlich hoch. Ich habe nicht vor, hier zu verweilen, sondern laufe weiter, bis ich auf einen Weg treffe, der nach meiner Erinnerung Richtung Heidemühle führt. Es gibt eine rote Markierung, an der ich mich orientieren kann. Nun geht es wieder eine ganze Weile über Waldboden. Der Weg führt leicht bergab. Hier mitten in der Heide begegnet man nicht so oft Spaziergängern mit Hunden. Heute scheine ich in dieser Hinsicht wirklich Glück zu haben. Nur ein Pärchen mit einem Picknickkorb kommt mir entgegen; die wollen wohl auch zum Stausee. Dann geht es in ein Tal hinab, und ich muss ein bisschen aufpassen, wohin ich trete. Ist das hier unten schon die Prießnitz? Sieht fast so aus! Dann kommt ein Wegweiser: noch 1,5 Kilometer bis zur Heidemühle. Ich laufe ein ganzes Stück an der Prießnitz entlang. Weiter vorn sehe ich eine Familie mit Fahrrädern. Irgendwann kann ich die Radeberger Straße hören, die durch die Heide verläuft. Die Heidemühle sieht nach wie vor verfallen aus. Ich überquere die Straße und laufe weiter durchs Prießnitztal. Der Weg nach Klotzsche ist gelb markiert. Rechts von mir sehe ich einen Teich, und die Landschaft sieht fast wie ein kleines Moor aus. Faszinierend! Links von fließt die Prießnitz, mal nahe am Weg, mal weiter entfernt. Ich laufe eine ganze Weile, an einer größeren Lichtung vorbei, und sehe Wege, die wir schon gegangen sind. Vier Kilometer noch bis Klotzsche – das ist realistisch. Nun brauche ich eine Trinkpause – zum Glück habe ich genug dabei. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen, und es ist wieder warm geworden. Da kommt schon die Kannenhenkelbrücke! Es ist erstaunlich, wie schnell man durch die Heide kommt. Als unsere Kinder noch klein waren, war das Durchqueren der Heide fast schon ein Tagesausflug.

Ich merke allmählich, dass ich schon eine Weile unterwegs bin, und werde etwas langsamer. Da ist der Anstieg schon zu sehen, den ich hinauf muss. Ruhig, entspannt und mit kleinen Schritten geht es bergan. Es klappt besser, als ich erwartet habe. Im Winter bin ich kaum hier hinauf gekommen! Bergab komme ich richtig in Schwung. Rechts von mir sehe ich eine Bank, welche meist unser letzter Rastplatz vor Klotzsche ist. Am ehemaligen Waldbald Klotzsche geht es vorbei, wo heute ein Klettergarten ist, in dem wir aber wegen der horrenden Eintrittspreise nie waren. Nun steht mir der letzte Anstieg bevor, den ich noch einmal als Herausforderung betrachte. Wieder geht es langsam bergan, bis zur Eisenbahnbrücke und weiter. Ich freue mich bereits über die zurückgelegte Strecke und schaffe auch noch die restlichen Meter bis zur Königsbrücker Straße, wo der Bus abfährt. Wenn man die Heide von Ost nach West durchquert, sind das 12 Kilometer. Ich habe noch einen kleinen Umweg gemacht und gehe von 13-14 Kilometern aus. Etwa 1 ½ Stunden habe ich gebraucht – ein schönes Ergebnis für einen Wochentag.

Dienstag, 12. Juli 2011

12.07.11

Um Zeit zu sparen und der Hitze am Nachmittag auszuweichen, starte ich 6.15 Uhr zu meinem Lauf. An Arbeitstagen frühstücke ich erst im Büro und Energy-Gel mag ich heute nicht, also versuche ich es mal ohne. Wasser und Kaffee mussten aber sein.

Die Sonne kommt heraus, und es ist noch angenehm frisch. Ich laufe an der Elbe entlang, über die Molenbrücke und weiter auf dem Elberadweg Richtung Marienbrücke. Außer mir sind noch weitere Läufer unterwegs. Ich hatte heute richtig Lust zu laufen, was vor der Arbeit eher eine Ausnahme ist. An der Marienbrücke habe ich mich eingelaufen, halte aber ein Wohlfühltempo. Weiter geht es unter der Augstusbrücke hindurch, an der Filmnächtebühne vorbei, dann folgen Carolabrücke und Albertbrücke. Es macht sich bemerkbar, dass ich heute früh aufgebrochen bin – der Elberadweg bevölkert sich erst allmählich und es ist auch hier im Stadtzentrum noch nicht zu heiß. Viele Läufer überholen mich, manche sind auch langsamer als ich. Ich finde es schön, zu erleben, wie die Leute die Morgenstunden nutzen, um sich fit zu halten. Da ich heute so gut in der Zeit liege und mich das Laufen nicht zu sehr anstrengt, geht es noch ein Stück weiter. Ich brauche gar nicht zu warten, bis die Waldschlösschenbrücke passierbar ist – diese Denkblockade finde ich richtig amüsant. Es geht auch anders! Ich laufe weiter bis zur Brückenbaustelle und kehre um. Hier ist das Elbtal sehr schön und weit. Jetzt habe ich die Sonne im Rücken, das ist auch nicht schlecht. Zurück geht es zur Albertbrücke, und dort überquere ich die Elbe. Weiter geht es am Terrassenufer entlang bis zum Maritim-Hotel, wo ich die Elbe verlasse und mich Richtung Firma wende. 7.42 Uhr komme ich an. Für 10,7 Kilometer ist das eher ein Schneckentempo, aber dies war mein bisher weitester Lauf vor der Arbeit, und darüber freue ich mich. Nüchtern zu laufen, war auch kein Problem, aber ich will das nicht verallgemeinern – das mag von der Tagesform abhängen.

Samstag, 9. Juli 2011

09.07.11

Ich wollte das Laufen heute nicht erzwingen und wäre länger liegen geblieben, hätte ich das Bedürfnis danach gehabt. Punkt vier Uhr bin ich munter und beschließe, doch eine Runde zu laufen. Beim Blick aus dem Fenster wird mir klar, dass ein schöner Morgen beginnt. Es ist genug Zeit, in Ruhe zu frühstücken, und sechs Minuten nach sechs beginne ich an der Ecke Trachauer/Lommatzscher Straße zu laufen.

Gestern Abend haben wir einen Spaziergang an der Elbe gemacht. Viele Läufer waren in der Dämmerung unterwegs, und ich stelle mir vor, dass dies im Sommer sehr angenehm ist. Zwei Gründe sprechen aber dagegen: Party-Volk auf den Elbwiesen sowie Hunde jeglicher Größe und verschiedenen Temperaments, die mit ihren teils angetrunkenen Besitzern dort unterwegs sind. Da bevorzuge ich doch die Morgenstunden, wenn es mir möglich ist. Weil es gestern so schön war, möchte ich heute wieder in diese Richtung. Ich laufe über das Feld, durch Kaditz und Altkaditz hindurch und hinter Serkowitz auf den Elberadweg. Hier ist es sehr still und ich bin lange Zeit so gut wie allein unterwegs. Die Sonne ist längst aufgegangen. Zeitweise ziehen dunkle Wolken auf, aber sie verflüchtigen sich bald wieder. Es beginnt aber bereits schwül zu werden – schweißtreibendes Wetter! Schon hinter Serkowitz brauche ich die erste Trinkpause. Heute bin ich wieder mit mehr Leichtigkeit unterwegs und empfinde den Lauf wie einen Kurzurlaub. Ich bin neugierig, wie weit ich kommen werde, möchte aber nichts erzwingen. Den Muskelkater vom Krafttraining bin ich gerade erst halbwegs losgeworden. Zukünftig möchte ich mehr dranbleiben, aber nicht immer ist die Arbeit mit einem umfangreichen Sportprogramm zu vereinbaren.

In Altkötzschenbroda ist es auch noch sehr ruhig. Ich laufe weiter und auf die Niederwarthaer Brücke zu. Hier bin schon ziemlich zufrieden mit mir. In den vergangenen Tagen war ich das weniger, aber solche Zeiten gibt es immer mal. Ich passe auf meine Haltung auf, damit ich nirgendwo anspanne und verkrampfe. Das ist vor allem bei längeren Strecken wichtig. Nun kommt schon Coswig näher und ich mache die nächste Trinkpause. Mit der 0,5er Flasche im Rucksack werde ich wohl reichen, aber beim nächsten Mal kann noch ein Reservefläschchen mit. Besonders wichtig ist es, gleich nach dem Aufstehen reichlich zu trinken. Diese Vorgehensweise war mir auch bei längeren Wanderungen von Nutzen.

Da ist die Kötitzer Fähre – und ich laufe weiter, an der Elbinsel vorbei, durch ein Wäldchen, und als ich es hinter mir lasse, sehe ich wieder das Elbtal und weiter vorn die Bosel, einen Felsen kurz vor Meißen. Das beflügelt mich sehr. Hier ist mein Lieblingsrastplatz, wo ich gern mal sitze. Besonders bei etwas rauem Wetter ist das sehr stimmungsvoll. Heute setze ich mich aber nicht hin. Bis zur Bosel müsste ich es doch schaffen! Ich versuche, so locker wie möglich zu bleiben, obwohl die Kräfte nachlassen. Hin und wieder kommen Radfahrer vorbei. Dieser Streckenabschnitt zieht sich in die Länge – nur mit dem Rennrad kann man ihn relativ zügig hinter sich bringen. Aber ist so ein Hinter-sich-bringen wirklich erstrebenswert? Von Brockwitz aus, dessen Häuser rechts zu sehen sind, führen ein paar Wege an die Elbe hinunter. Einen habe ich hinter mir gelassen, da kommt der nächste. Im linken Knie fängt es an zu stechen. Ich laufe bis zur Wegkreuzung und höre auf – bin aber ganz froh dass es dieses Mal nicht die Sprunggelenke sind. Fünf Kilometer sind es von hier bis Meißen. Die schaffe ich heute mit Sicherheit nicht, und auch bis zur Bosel ist es noch ein Stück. Nun habe ich Gelegenheit, diesen wunderschönen Teil des Elbtals ganz in Ruhe zu genießen. Ich gehe Richtung Meißen, denn der Weg nach Neusörnewitz ist ähnlich weit und weniger schön. Das Knie gibt wieder Ruhe. Da habe ich wohl im richtigen Moment aufgehört. Wir möchten heute Abend noch mal an die Elbe, und da will ich zumindest mit dem Rad fahren können. Knapp zwei Stunden bin ich gejoggt. Fünf Kilometer Gehen nach 16 Kilometern Joggen sind allerdings auch nicht zu verachten. In Meißen komme ich eher automatisch als willentlich voran. Dann endlich bin ich am Bahnhof. Zu meiner Freude steht die S-Bahn schon da und sechs Minuten später fährt sie Richtung Dresden.

Donnerstag, 7. Juli 2011

06.07.11 (Nachtrag)

Start 16.45 Uhr am Hotel Elbschlösschen, Kurort Rathen. Es ist sonnig und heiß in der Sächsischen Schweiz. Am Montag schon hatte ich den Wunsch verspürt, eine völlig neue Strecke zu laufen. Heute wollte ich fit dafür sein, aber mit solchen Temperaturen hatte ich nicht gerechnet, und auch den gestrigen Kontrolltermin im Fitnessstudio hatte ich unterschätzt. Muskelkater hat man oft erst einen Tag später, und nun macht er sich richtig bemerkbar.

Ich laufe wie geplant rechts herum. Ein Waldweg führt ein Stück an der Elbe entlang. Hier unter den Bäumen ist es wesentlich angenehmer als in der prallen Sonne, aber die Beine sind schwer, und am liebsten würde ich gleich wieder aufhören und mich auf eine der Bänke setzen, wo es sich ein paar Rentner gemütlich gemacht haben. Aber vor ihnen möchte ich mich nicht blamieren und laufe in relativ geruhsamem Tempo weiter. Diesen Weg Richtung Königstein sind wir vor Jahren einmal im Winter gegangen, und er ist mir in angenehmer Erinnerung. Schafe, die auf den Elbwiesen weiden, sind so weit wie möglich unter die Bäume gekrochen – auch ihnen ist es zu heiß. Viele Leute sind mit Booten auf der Elbe unterwegs. Ich staune über ihren Mut, denn die Strömung ist ziemlich stark, und es hat schon tragische Unfälle gegeben.

Der Weg, auf dem ich unterwegs bin, erfordert wegen der vielen Steine und Baumwurzeln etwas Konzentration, aber diese Abwechslung ist mir heute sehr recht. Links von mir sind Felsen zu sehen, und aus mancher schmalen Schlucht dringt angenehme Kühle. Was für eine herrliche Laufstrecke! Die Radfahrer, die mir hin und wieder entgegen kommen, haben es nicht so gut – sie müssen oft absteigen. Es ist, zugegeben, etwas verrückt, mitten in der Woche einen solchen Ausflug zu machen. Ich bin von der Arbeit aus hierher gekommen, und morgen früh werde ich von hier aus zur Arbeit fahren. Aber mir war nach einer solchen Aktion. Ich laufe, wie mir ein Wegweiser zeigt, auf dem Lottersteig Richtung Lilienstein. Hinauf möchte ich nicht, aber vielleicht ein Stück in die Nähe – mal sehen.

Ein älterer Mann mit einem Rennrad meint, ich hätte ein ordentliches Tempo. Ich finde das nicht. Ein Unterschied zum Walken möchte noch erkennbar sein! Er gibt dann bald auf, weil der Weg immer weniger radfahrtauglich ist. Dann gabelt er sich, und ich laufe weiter Richtung Königstein. Hier im Elbtal, unter Bäumen, könnte ich ewig unterwegs sein. Aber dann geht es bergab und heraus aus dem Wald. Ein kleiner Zeltplatz befindet sich direkt am Elbufer. Jugendliche baden in der Elbe; sie tragen orangerote Schwimmwesten. Nun würde ich gern mit ihnen tauschen, aber noch gebe ich mich nicht geschlagen. Die Elbe macht hier einen weiten Bogen. Von Rathen aus konnte ich die Festung Königstein auf der anderen Elbseite sehen, aber hier ist das nicht möglich, obwohl ich ihr immer näher komme. In der prallen Sonne ist das Laufen anstrengend. Jetzt schon aufhören? Da hätte ich auch zuhause eine Runde ums Viertel drehen können. Es ist gerade mal 17.10 Uhr. Da zweigt auf der linken Seite ein Radweg ab. Er führt durch den Wald hinauf zum Lilienstein. Wald, Bäume, Schatten – also nichts wie los. Doch bald muss ich eine Trink- und Gehpause einlegen. Wieder ein Stück – bis zur nächsten Pause. Der Anstieg zieht sich in die Länge. Es sind gefühlte 30 Grad und die Gehpausen werden häufiger – ich kann sie schon nicht mehr zählen. Nach einer Ewigkeit komme ich oben an – und sehe den Lilienstein vor mir. Dass ich ihm schon so nahe bin, habe ich nicht erwartet, aber ich war lange nicht mehr hier. Ich habe mir die Gegend zuvor auf der Karte angesehen und wende mich links herum. Bald geht es etwas bergab und das Laufen fällt mir wieder leichter.

Der Weg geht in eine Landstraße über, die mich nach Walthersdorf führen wird. Die Bäume am Straßenrand spenden Schatten. Immer wieder drehe ich mich um und schaue zurück zum Lilienstein. Was für ein schöner, markanter Felsen! Für heute soll es mir genügen, ihn aus der Nähe gesehen zu haben.

Ab und an kommt ein Auto, und ich weiche auf den Randstreifen aus. Die Straße ist schmal und kurvenreich. Dann endet der Wald, und ein paar Häuschen sind zu sehen. Es sieht nach brütender Hitze aus. Links zweigt ein Wanderweg in den Wald ab, und zu meiner großen Freude ist es der Lottersteig nach Rathen. Ich verzichte auf den Weg über die Landstraße und laufe wieder in den Wald hinein. Plötzlich ist ein Schäferhund neben mir – glücklicherweise hinter einem Maschendrahtzaun. Er bellt mich nicht an, läuft nur ein Stück mit.

Der Weg ist richtig schön, eine kleine, angenehme Hindernisstrecke unter Baumkronen, die die Hitze fernhalten. Auf einmal endet er an einer Stiege, wo es steil hinunter geht. Ich kann hier nur langsam absteigen und muss mich mit beiden Händen am wackligen Geländer festhalten, um nicht abzurutschen. Das wird heute verschärften Muskelkater geben, und die Vorstellung, nachher den Lift zum Zimmer nehmen zu müssen, amüsiert mich.

Noch ein paar Meter, und ich befinde mich an der Weggabelung von vorhin. Da bin ich doch eine hübsche Runde gelaufen und habe zum Schluss noch einen angenehmen Streckenabschnitt vor mir. Diesen genieße ich richtig und werde auch wieder schneller. Auf den letzten Metern merke ich, dass es für heute genug ist. 18.09 Uhr komme ich an, gehe noch ein Stück am Elbufer entlang und freue mich auf das Schwimmen im Hotelpool. Es können doch an die 10 Kilometer gewesen sein, wie ich nachträglich feststelle.

Montag, 4. Juli 2011

04.07.11

Beim Blick aus dem Bürofenster fiel mir zu meinem heutigen Vorhaben nur „Irrsinn“ ein. Düsteres, ungemütliches Novemberwetter draußen. Mir hat am Wochenende das Laufen gefehlt; ich habe anderes erledigt – vielleicht ein bisschen zu viel. Nach Albträumen von Computermacken und einem üblichen Nach-Urlaub-Montagmorgen traue ich mich eigentlich gar nicht mehr auf die Piste – und gerade deswegen muss ich.

14.15 Uhr laufe ich zuhause los – ich habe sehr pünktlich Schluss machen können. Wohin mich wenden? Ich bin deprimiert und hoffe, dass die Lust beim Laufen kommt. Da kann ich mir jeden Tag sagen, ich mache mir jetzt keinen Druck, aber so ganz gelingt mir das nicht. Mit meinem 19-Kilometer-Lauf habe ich mir die Messlatte ziemlich hoch gelegt. Mir ist klar, dass ich nicht regelmäßig so eine Strecke laufen kann, aber dennoch – so idiotisch mir das selber vorkommt – schleichen sich Versagensängste ein, dass ich dieses Niveau nicht wieder erreichen könnte. Selbst wenn ich es erreichen sollte – auch das macht mir Angst. Es ist, denke ich, so eine Schwellenangst, die ich auch zeitweise vor 10 Kilometern hatte. Nur ist das jetzt eine gewaltig höhere Schwelle. Ich wünschte, ich könnte mich so locker verhalten, wie es angemessen wäre! Denn einen Wettkampf werde ich dieses Jahr nicht mehr laufen – Stadtläufe sind einfach nichts für mich;, da ist keine Strecke, die passt. Und somit habe ich alle Zeit der Welt. Wenn da nicht so kleine fiese Teufelchen wären, die mich trotzdem treiben.

Ich rechne damit, heute nur wenig zu schaffen. Selbst wenn es nur zwei Kilometer sind – das wäre besser, als gar nicht zu laufen. Wieso habe ich Muskelkater in den Beinen? Vom Fußbodenschleifen wahrscheinlich – gestern war ich mir keiner Anstrengung bewusst. Heute trage ich meine Winterlaufschuhe, denn ich möchte keine nassen Füße bekommen. Diese Schuhe dämpfen nicht mehr gut, aber mittlerweile müsste ich ein wenig körpereigenes Dämpfungssystem erworben haben. Es hat aufgehört zu regnen, ist auch ein bisschen heller geworden. Ich laufe nach Übigau, hinunter zu den Elbwiesen und weiter nach Altkaditz. Die Schuhe fühlen sich vertraut an, und besonders auf dem Gras läuft es sich herrlich. Wiesen, Ruhe, weit und breit kein Mensch – genau das habe ich gebraucht. Es macht Freude, hier entlang zu laufen. Ich überlege mir ein paar schöne Dinge, die ich diese Woche noch tun könnte, und so geht es recht locker weiter. Bei Altkaditz entschließe ich mich, an der Elbe zu bleiben – das Heu ist jetzt weitgehend weggeräumt. Der Pfad ist ein bisschen holprig, aber dafür habe ich das Wasser ganz in der Nähe und bin völlig ungestört. Idylle pur! Weiter vorn ist sogar ein gepflasterter Pfad; der war mir bisher noch nicht aufgefallen. Ich laufe eine ganze Weile an der Elbe und dem schmalen Strand entlang. Gegenüber am anderen Ufer ist die Gohliser Windmühle. Hinter Serkowitz geht es auf dem Elberadweg weiter. Das Laufen auf dem Asphalt ist weniger angenehm. Bis Radebeul-West möchte ich gern laufen, spüre aber bald, dass mehr heute nicht drin ist. Wenn meine Winterschuhe einmal Dämpfung hatten, so ist jetzt nicht mehr viel davon übrig. Die Schritte werden immer kürzer; ich schaffe es aber fast bis zur Straßenbahnhaltestelle, wo ich an einem Engpass anhalte. Eine Stunde und 20 Minuten für 10 Kilometer – es darf mich jetzt nicht beunruhigen, dass ich so langsam geworden bin. Sollte ich schneller werden wollen, müsste ich wahrscheinlich ein paar Tempoeinheiten einbauen – aber wozu denn. Mit der Straßenbahn geht es zurück nach Hause, und als ich angekommen bin, fängt es wieder an zu regnen.

Freitag, 1. Juli 2011

01.07.11

Start 7.50 Uhr. Allmählich bin ich auf Urlaub und länger Schlafen eingestellt –Schade, dass die freien Tage schon fast wieder vorbei sind. Kaffee, Wasser und Energy-Gel genügen mir vor dem Lauf, frühstücken mag ich noch nicht. Wirklich munter bin ich auch noch nicht, aber das wird unterwegs schon werden. Ich laufe geradewegs nach Kaditz und hinter Altkaditz auf den Elberadweg, komme aber leicht aus der Puste. Heute habe ich den Laufrucksack dabei und ausreichend Trinkvorrat, falls es doch weiter wird, als ich vorhabe.

Der Berufsverkehr ist schon durch, und es ist ruhig auf der Strecke. Die Sonne kommt heraus, aber es ist noch frisch. Mittlerweile verzichte ich meist auf die Jacke, weil es unterwegs schnell warm wird – so auch heute. Altkötzschenbroda ist schon ziemlich belebt; die ersten Geschäfte haben geöffnet. Heute fällt mir so manch schön restauriertes Haus auf. Ein hübsches Fleckchen ist das und wir sollten wirklich einmal abends hierher gehen.

Wieder auf dem Elberadweg, merke ich, dass die Kräfte nachlassen. Ich kann mich heute nicht besonders gut vom Boden abdrücken, und die kurze Schwungphase ist auch schon wieder vorbei. Es geht an Kleingärten entlang, wo die Leute schon am Werkeln sind. Einige Radfahrer kommen auf den Weg – die haben heute bestimmt einen schönen Tag für ihre Tour. Morgen soll es wieder unbeständig sein, und ich bin froh, den heutigen Tag zum Laufen nutzen zu können.

Die Elbbrücke bei Niederwartha kommt näher. Ein Stück noch an den Elbwiesen entlang, und ich bin da. Eine Stunde und 15 für reichlich 10 Kilometer. Weder weit noch schnell, aber es hat mir gereicht. Und ich konnte gut ohne Bandage laufen, darüber freue ich mich sehr. Ich gehe zurück nach Radebeul-West. Die Boutiquen hier könnte ich fast alle leerkaufen – und es passiert mir wirklich selten, dass mir so vieles in den Schaufenstern gefällt. Kurz nachdem ich an der Straßenbahnhaltestelle angekommen bin, fährt auch schon die Bahn ein; besser konnte es nicht klappen.