Sonntag, 18. Dezember 2011

In den letzten Wochen war ich sehr beschäftigt. Nun, kurz vor Weihnachten, wird es ein bisschen ruhiger. Ich starte 8.30 Uhr zu meinem Wochenendlauf, der dieses Mal am Sonntag stattfindet, weil gestern Vormittag so viel zu besorgen war. Unter anderem habe ich ein neues Paar Winterlaufschuhe gekauft, die ich heute zum ersten Mal trage: es sind Asics Gel Trail Lahar, das Nachfolgemodell meiner Winterschuhe vom Vorjahr. Auf meinen Einwand, dass die Dämpfung nicht so gut ist, bot mir der Verkäufer Einlegesohlen mit extra Dämpfung an. Es gibt schon schöne Dinge zum Geldausgeben, aber da dies meine einzigen Winterlaufschuhe sein werden, entschied ich mich dafür. Und man hat wirklich einen guten Halt darin. Die Läuferin allerdings passt nicht so recht zu den neuen Schuhen – sie müsste mal ausgewechselt werden oder brauchte zumindest Ferien. Ich komme so gar nicht in Gang und würde am liebsten nach ein paar Metern den Lauf abbrechen. Das linke Bein scheine ich mir gezerrt zu haben – nur wobei? Die letzten beiden Tage war ich fast nur drinnen in der Wohnung. Außerdem könnte ich gleich während des Laufens einschlafen. Warum ich nicht einfach aufhöre? Eine Läuferin kommt mir entgegen und ihr Anblick – sie ist ganz flott unterwegs und es sieht ganz leicht bei ihr aus – beschämt mich zu sehr, als dass ich jetzt umkehren könnte. Außerdem habe ich gestern Abend im Wanderführer „Silvretta – Rätikon“ von Eugen E. Hüsler gelesen, der mich immer wieder motiviert, weil die Touren so faszinierend und wunderschön sind und weil das Buch so gut geschrieben ist. Ich weiß also, wozu ich das hier tue. Deshalb kann mich auch der kalte Gegenwind nicht vom Laufen abhalten. Wenn ich eine Runde laufe, habe ich irgendwann Gegenwind, und ich ziehe ihn auf der ersten Hälfte der Strecke vor.

An der Flutrinne kommt mir wieder ein Läufer entgegen – und biegt in die Flutrinne ein. Gute Idee, denn da ist es etwas geschützter als dort, wo ich entlanglaufen will. Aber ich möchte doch an meinem Plan festhalten. Immer ein paar Meter weiter, und noch ein paar. So komme ich langsam vorwärts, eigentlich mehr stolpernd als laufend. Die Werftstraße entlang, und dann hinunter zur Elbe. Als ich auf den Elbwiesen Richtung Kaditz unterwegs bin, fühlen sich die Schuhe so richtig gut an. Fürs Gelände – und nicht für Asphalt – sind sie schließlich gemacht. Erstaunlicherweise ist es hier angenehmer als gedacht; der Wind kommt mehr von der Seite als von vorn. Ich genieße die Weite und den Blick zu den Radebeuler Weinbergen, befürchte allerdings, nicht mehr lange allein zu sein. Bald sehe ich die ersten Leute ihre Hunde ausführen. Es sind durchweg große, lebhafte Tiere, die weit von ihren Besitzern entfernt herumspringen, und ich weiche mehrmals auf den Deich aus.

Ich habe mich eingelaufen und komme etwas besser voran, aber Tempo… ist das wirklich nicht, eher ein Dahinschleichen. Ich erfreue mich an der frischen Luft, der rauen, stimmungsvollen Landschaft und dem guten Bodengefühl in den neuen Schuhen. Weiter vorn ist eine Familie mit Kindern und einem Hund unterwegs. Ich hoffe, sie kommen vor mir in Serkowitz an – ich mag sie nicht überholen. Zuerst laufe ich auf dem Deich weiter, dann zieht es mich doch ans Wasser. Auf dem gepflasterten Weg tun mir gleich die Füße weh, aber ich möchte doch bis hinter Serkowitz so weiterlaufen. Als ich dann endlich abbiegen kann, bin ich ganz froh. Wendepunkt. Nach Serkowitz hinein, ein Stückchen bergauf, und dann geradeaus nach Kaditz zurück. Die Höfe und Häuser hier sind weihnachtlich geschmückt. Da sehe ich die Familie wieder vor mir. Nach ein paar Metern brauche ich eine Gehpause mit Fußgymnastik. Die Sohlen muss ich wohl erst einlaufen. Auf dem Gras neben dem Elberadweg geht es dann ganz gut weiter, aber mir wird klar, dass ich nicht bis nach Hause laufen kann. Es sind nicht nur die Füße – meine Form ist nicht mehr das, was sie vor ein paar Wochen noch war. Ich hoffe, dass im Januar weniger Überstunden anfallen und sich alles normalisiert – aber völlig auf Sport verzichten mag ich nicht, denn dann wird es nur noch schwieriger, wieder einzusteigen. Ich hole die Familie erst kurz vor Kaditz ein. Kleine Kinder wandern schneller, als ich laufe – wo gibt es denn sowas! Im Bogen durch Altkaditz, dann die Grimmstraße entlang. Eine Straßenbahn steht bereit, und allmählich komme ich ihr näher. Siebzehn Minuten noch bis zur Abfahrt – aber egal. Drinnen ist es geschützt und warm, und es gibt Sitzgelegenheiten! Zuhause überprüfe ich, was mich so geschafft hat: es sind doch reichlich 10 Kilometer gewesen. Ein gutes Gefühl bleibt immer nach dem Laufen, und mit der Form wird es schon wieder werden.

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