Samstag, 19. Januar 2013

Der gestrige Tag war einer von der Sorte, die man am liebsten aus dem Kalender streichen möchte, und dementsprechend war die Nacht auch nicht so gut. Gegen 5.40 Uhr beginne ich zu laufen. Meine Lust hält sich in Grenzen, ich bin nicht ausgeruht. Aber an solchen Tagen übernimmt der Wille und der steuert gerade jetzt aufs Ziel zu. Das Ziel ist zunächst der 19. Februar: von diesem Tag an möchte ich zehn Wochen lang nach Trainingsplan laufen, wenn die Gesundheit mitspielt. Eine Standardrunde soll es heute durchaus sein, und ich bin auf meiner derzeitigen Standardstrecke unterwegs. Ich laufe extrem langsam und deswegen muss ich immer mal die Finger in den Handschuhen bewegen, damit sie nicht zu kalt werden. Wir haben 6 Grad unter Null und der Wind ist ziemlich unangenehm. Vor mir hoppelt ein Hase übers Feld. An der Washingtonstraße herrscht freilich schon Verkehr. Meine Standardrunde von neun bis zehn Kilometern kommt mir heute endlos vor, aber ich denke nicht weiter nach und laufe einfach langsam weiter. Nach schätzungsweise drei Kilometern sind die Hände warm. Es geht weiter Richtung Flügelwegbrücke. Ich komme mir wie eine lahme Ente vor. Endlich der erste Wendepunkt – wieder zurück Richtung Elbepark. Wirklich gut unterwegs bin ich nicht. Ich laufe normalerweise nüchtern, aber heute habe ich ein Energy-Gel ausprobiert. Da die Läufe nun absehbar weiter werden, möchte ich mich an kleine Stärkungen vor dem Laufen oder unterwegs gewöhnen. Nur scheint es überhaupt nicht zu wirken. Im Gegenteil: ich werde zeitweise hungrig. Unterwegs gibt es heute aber nichts. Ich wende mich rechts herum Richtung Sternstraße. Mir geht so allerlei durch den Kopf, ich bin nicht bei der Sache, aber das macht nichts – die Beine laufen auch ohne gedankliche Zuwendung. Am Montag bin ich voller Bewegungsdrang abends aufs Laufband gesprungen. Für lange Tage am Schreibtisch bin ich einfach nicht gemacht. Menschen sind eben nicht zum Sitzen, sondern zum Laufen geboren! Weiter hinunter zur Elbe. Da ich nun Gegenwind habe, laufe ich an der Leipziger Straße entlang. Man ist doch etwas anders auf Schneeresten und Eis unterwegs als sonst, und das strengt auch mehr an. Ich würde ja gern etwas mehr als 10 Kilometer laufen, möchte mich aber auch nicht überfordern und wende mich Richtung Elbe, um über die Hafenmole und Molenbrücke zurück zu laufen. Das soll für heute genügen. Wieder am Elbufer zurück und hinauf zur Sternstraße, dann die letzten Meter nach Hause. Und auf den letzten Metern passiert etwas Ungewöhnliches: auf einmal läuft es wie am Schnürchen. Ich kann mich kraftvoll vom Boden abdrücken, werde auch etwas schneller. Wirkt jetzt vielleicht das Energy-Gel, oder ist der Kreíslauf etwas verspätet in Schwung gekommen? Nichts tut weh, ich könnte gut noch weiter laufen, und irgendwas in mir sagt: Mach es. Ich breche also zu einer zweiten, kurzen Runde auf: hinunter zur Elbe, wo der Morgen dämmert, weiter bis nach Altmickten, über die Flutrinne hinweg zur Sternstraße und an ihr entlang wieder heimwärts. Ich laufe jetzt konzentriert und versuche, eine halbwegs gute Technik durchzuhalten. Man soll ja auf seinen Körper hören, und wenn er mehr verlangt, dann bitte! Erst auf den letzten Metern spüre ich, dass die Beinmuskeln genug haben. Im Hof gibt es noch ein paar Lockerungsübungen, Dehnungen aber erst im Warmen. Es waren heute über 13 Kilometer – das hat mich aber überrascht.

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