Freitag, 13. März 2015

Halbzeit Trainingsplan

Diese Trainingswoche habe ich etwas komprimiert, um heute schon den langen Lauf machen zu können. Gestern Abend hatte ich das Gefühl: wer weiß, ob das was wird: heute 25 Kilometer zu laufen, wie mein Trainingsplan vorsah. Ich schlief auch nicht besonders gut. Manchmal wünsche ich mir, so tief und fest wie als Vierzehnjährige schlafen zu können! Momentan hadere ich mit dem Älterwerden. 50 werden, das ist schön, wenn man noch am Feiern ist. 50 sein ist doof. Mit einem Mal, als hätte das Schicksal auf diesen Zeitpunkt gewartet, melden sich körperliche Macken, kündigen sich andere Einschnitte an. Ich kann Einschnitten nichts Positives abgewinnen, will es auch gar nicht. Ich will mich darüber ärgern; das nehme ich mir heraus. Nach sechs Wochen intensiven Trainings fühle ich mich fett wie ein Hefekloß. In meinem Alter abnehmen wollen ist ein frustrierendes Unterfangen. Ein, zwei Wochen lang nimmt man vielleicht 500 Gramm ab. Dann tut sich nichts mehr, weil der Körper auf „Notversorgung“ umschaltet. Lockert man die Diät, ist schnell alles wieder beim Alten – oder noch schlimmer. Ein durchweg leidiges Thema jenseits der 50. Warum bunkert mein Körper wie verrückt? Hängt das mit dem Trainingsplan zusammen? Es ist ungerecht und frustrierend. Da kann ich mir dreimal sagen, dass es ohne Sport vermutlich schlimmer wäre. Mich tröstet das gerade nicht: ich mag nicht mehr das, was ich im Spiegel sehe. Gegen sechs Uhr mache ich mich auf zu meinem Lauf, der ein langer werden soll. Ich habe nicht die geringste Lust. Der Trainingsplan ist so dicht gestrickt, er lässt keine Lust aufs Laufen mehr aufkommen. Jetzt ist Halbzeit, die ich am Wochenende feiern möchte. Aber alles fühlt sich eher nach Laufkrise an. 25 Kilometer… auf solche Strecken habe ich mich mal richtig gefreut. Glücklicherweise fällt mir rechtzeitig ein: heute darf ich langsam laufen. In letzter Zeit hatte ich zu viele schnelle Läufe (die allgemein gesehen auch langsam sind, aber auf mich bezogen waren sie schnell): ich habe das Gefühl, dass im wahrsten Sinne ein bisschen die Luft raus ist. Ich mag auch keine große Runde durchs Elbtal laufen. Es wird mit kürzeren Runden gehen: ich möchte mein Zuhause, meinen „Sicherheitsbereich“ nicht allzu weit hinter mir lassen. Vor allem möchte ich keinen frei laufenden Hunden begegnen. Heute würde ich am liebsten das Haus nicht verlassen. Es in großzügigen Runden zu umkreisen, ist meine Lösung für einen solchen Tag. Während ich ruhig unterwegs bin, gehe ich allerlei Gedanken nach. Die Strecke, die vor mir liegt, versuche ich zu ignorieren. Es wird schon irgendwie klappen. Nach der ersten kleinen Aufwärmrunde folgen zwei große Runden. Die zweite große Runde macht mir Mut, es klappt alles ziemlich locker. Es ist wunderbar, sich nicht hetzen zu müssen! Am Elbepark angekommen, sehe ich zur Uhr. Mehr als 18 Kilometer habe ich zurückgelegt, aber allmählich ist mir nach Aufhören. Mein nächstes Ziel ist die Trinkpause nach 20 Kilometern. Dabei gehe ich ein paar Schritte. Dann die letzten fünf Kilometer: natürlich möchte ich mein Tagesziel erreichen. Es geht auch noch recht gut, solange ich immer auf die Technik achte und mich regelmäßig lockere – innerlich und äußerlich. Eine kurze Pause an einer Ampel ist mir ganz recht: zwei, dreimal durchatmen. Man kann auch während des Laufens phasenweise tiefer atmen, was durchaus erholsam ist, aber mal ein Stück gehen oder kurz stehen bleiben ist noch erholsamer. Die Sorge, mich dann nicht wieder aufraffen zu können, habe ich mir abgewöhnt. Bisher ging es immer problemlos. Noch ein Stück, und ich nehme die letzten 1 ½ Kilometer in Angriff. Dass ich sie schaffen werde, steht nun fest. Meiner Zeit heute werde ich keine Bedeutung beimessen, ich bin sowas von langsam. Aber Hauptsache, die Strecke schaffen! Es ist ein herrliches Gefühl, als ich nach 25 Kilometern ins Gehen wechseln kann. 3:30 habe ich gebraucht: geht so für einen Tag, an dem man null Bock hatte. Mir wird wieder einmal klar, dass ich in manchen Momenten meinen Körper zu negativ bewerte. Solange ich solche Strecken laufen kann, gibt es keinen ernsthaften Grund zur Klage. Wie gut, dass Laufen zu meinem Alltag gehört!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen