Samstag, 5. Dezember 2015

Eines Morgens in Tangermünde

Früher hieß es oft: in der ersten Nacht, die man woanders, d.h. nicht im eigenen Bett verbringt, schläft man nicht gut. Bei mir ist das mit zunehmendem Alter anders: gerade dann, wenn ich nicht zuhause bin, schlafe ich gut. Ich denke, es ist die Entfernung von allem Alltäglichen und auch den Sorgen, die der Alltag mit sich bringt. Oft ist es im Urlaub oder Kurzurlaub auch ruhiger als zuhause.

Während ich in den vergangenen Nächten zuhause meist vier oder maximal fünf Stunden geschlafen habe, waren es in der vergangenen Nacht etwa achteinhalb Stunden. Es war immer noch dunkel, als ich aufwachte, aber in nicht mehr (wie so oft) mitten in der Nacht. Kurz vor halb sieben – das ist für meine Gewohnheiten wirklich spät – starte ich zu meinem kleinen Morgenlauf. Tangermünde ist ein hübsches Städtchen mit einer überschaubaren Altstadt. Ich verlasse das Hotel und bin mitten im Zentrum. Gestern Abend schon wurde der Weihnachtsmarkt aufgebaut – am Morgen sind die Arbeiten wieder im Gange. In den ersten Geschäften brennt Licht, aber es sind nur wenige Leute unterwegs. Ich laufe bis zum Neustädter Tor und wende mich von dort aus Richtung Hafen. Der Hafen von Tangermünde ist nicht sehr groß, aber es ist stimmungsvoll am Wasser. Die Promenade ist beleuchtet, ein paar Schiffe liegen an, aber kein Mensch ist zu sehen. Der Mond steht hoch am Himmel, es ist frisch und der Wind weht kräftig.

Wahrscheinlich ist es dieser Ort, der mich beflügelt: ich laufe zügig und mit Leichtigkeit. Streckenziele habe ich derzeit nicht: ich mache Pause vom leistungsorientierten Laufen. Einfach eine Runde vor dem Frühstück, nicht mehr und nicht weniger. Relativ schnell habe ich das andere Ende der Stadtmauer erreicht, laufe wieder ins Zentrum hinein und starte zur zweiten Runde. Dieses Mal geht es noch ein Stück weiter am Hafen entlang, am Hafen wieder zurück und weiter durch die Innenstadt bis zur Stephanskirche. Nun wird es hell. Die letzten Schritte bis zum Hotel gehe ich. Die ersten Touristen bummeln schon durch Tangermünde. Es ist wirklich ein Städtchen mit Flair. Ich freue mich, hier zu sein und auch Zeit für einen Lauf gefunden zu haben.

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