Donnerstag, 31. Dezember 2015

Ich hatte diesen Silvester-Eintrag nicht geplant. Da ich am Montag und auch gestern gelaufen bin, hatte ich der gewohnten Regelmäßigkeit zufolge vor, am Neujahrsmorgen zu laufen. Zunächst kamen mir Zweifel daran, weil der Wetterbericht Glatteis angekündigt hatte. Also einen Tag früher oder eher später oder, falls es doch klappt, eventuell ein Neujahrslauf. Nun kam es aber, dass ich heute wie gewohnt gegen halb fünf hellwach war und Lust hatte, mich zu bewegen.

Ein Blick aus dem Fenster konnte mich auch nicht mehr stoppen: ich sah, wie sich Sträucher in Windböen bogen und die Bäume kräftig durchgeschüttelt wurden. Außerdem sah es frostig aus. Egal, dachte ich mir: jetzt wird einfach gelaufen. Kalt ist es draußen, aber ich spüre sogleich die besondere Stimmung dieses Morgens. Der Himmel ist klar und unzählige Sterne funkeln. Der Wind fegt durch die Straßen, über Gehwege und Höfe, lässt es mal krachen, mal rascheln und knacken. Ich laufe nicht allzu langsam, um nicht zu frieren. Zwar trage ich eine windabweisende Jacke, dazu Mütze und Handschuhe, die warme Winter-Laufhose und ein langes Shirt unter der Jacke, aber dennoch muss ich zusehen, dass ich nicht auskühle. Ich habe, zugegeben, auch nicht immer die größte Lust, bei solchem Wetter rauszugehen, aber zum einen ist es schön, heute noch ein wenig aktiv sein zu können, und zum anderen ist mir bewusst, dass ich auch etwas für meine Abhärtung im Winter tue. Das funktioniert zwar nicht immer so, wie man sich das wünscht, aber meistens. Die Straßen sind noch so gut wie menschenleer. Immerhin ist es ein Arbeitstag und ab und an sehe ich doch jemanden, mal einen Fußgänger, mal einen Radfahrer. Der ersten Runde folgt eine weitere kürzere Runde, ehe ich zur langen Runde aufbreche. Warum ich mir den Neujahrslauf vorgenommen hatte? Nicht unbedingt als Vorsatz, nein, denn regelmäßiges Laufen muss ich mir nicht mehr vornehmen. Der Morgenlauf am ersten Feiertag hatte mir so gut gefallen, dass ich mich auf eine Wiederholung gefreut hatte: diese Ruhe wollte ich gern wieder erleben. Nun, da ich an den Elbwiesen entlang laufe und mich daran erfreue, wie das Mondlicht auf dem Wasser schimmert und wie ruhig es rings um mich ist, denke ich, dass der heutige Lauf vielleicht doch die bessere Wahl ist. Wer weiß, wie viele Party-Heimkehrer morgen früh unterwegs sind und möglicherweise noch Böller zünden.

Viele Dinge gehen mir derzeit durch den Kopf und ich bin noch ein wenig aufgeregt vom Job zwischen den Jahren. Und so macht es mir wenig aus, gegen den Wind zu laufen, ich bemerke es zeitweise kaum. Auf der Flügelwegbrücke sieht sich ein Radfahrer verwundert nach mir um. Aber ich finde es toll, hier unterwegs zu sein, dem Wind ausgesetzt, und ich ahne schon, wie schön es sein wird, nachher in die warme Wohnung zurückzukehren! Bald kehre ich wieder um und habe den Wind im Rücken. Nun geht es die gewohnte Strecke entlang zum Elbepark und in einem Bogen heimwärts. Am Horizont zeigt sich ein heller Streifen. Der letzte Kilometer gegen den Wind ist ein wenig anstrengend, aber bald werde ich es geschafft haben. Die Vorfreude wird immer größer: auf die heiße Dusche mit einem guten, duftenden Duschbad, auf den zweiten Kaffee am Morgen, ein gemütliches, ausgedehntes Frühstück und die Kerzen, die ich anzünden werde. Ein besseres Wellness-Programm kann ich mir nicht vorstellen! Und obwohl ich nicht damit gerechnet hatte, bin ich mit 12Kilometern heute doch recht weit gekommen. Ich wünsche allseits einen guten Rutsch und freue mich auf das Laufjahr 2016.

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