Samstag, 1. September 2012

Start 5.40 Uhr kurz vor dem Feld, an der 41. Grundschule. Ich bin seit vier Uhr munter. Die Nächte sind kühl und angenehm, aber als ich aufwachte, dachte ich ans Laufen, und da hielt es mich nicht mehr lange im Bett. Ich musste aber noch eine ganze Weile bis zum Tagesanbruch warten. Wie so oft, beginne ich zu schnell und muss mir ernsthaft zureden, langsamer zu werden. Gerade, wenn man eine Stunde lang ungeduldig in der Wohnung herumgegangen ist, möchte man sich doch endlich austoben… Die rechte Hüfte zwickt ein wenig. Das passiert immer mal, seit ich im Juni zu intensiv in eine Pilates-Übung gegangen bin. (Halten, halten!) Übungsleiter können auch nur Anregungen geben; letztlich ist man selbst für seinen Körper verantwortlich. Das intensive Halten hat einem Nerv nicht so gefallen, und der zeigt mir nun, dass ich mich heute unbedingt mäßigen muss. Ganz ruhig und ganz locker traben… am Feld ist es fast noch dunkel. Man kann den Weg aber schon gut sehen und wird auch gesehen. Ein Radfahrer kommt mir entgegen, die Beleuchtung eingeschaltet. Für alle Fälle gibt es die Reflektoren an den Laufsachen. Ohne Jacke würde es heute nicht gehen; es weht ein frischer Wind. Die Morgenstimmung ist ganz anders als sonst, richtig herbstlich. Es gefällt mir, so früh zu laufen. Dort, wo das Feld zu Ende ist, habe ich den ersten Kilometer geschafft. Ich spüre die Hüfte noch immer und kurzzeitig fürchte ich, aufhören zu müssen. Bloß keine Zipperlein so kurz vor dem Urlaub! Ich muss locker bleiben, gut abrollen, mich nicht verkrampfen und vor allem darf ich keine Angst haben. Die Muskulatur müsste das doch schaffen nach acht Monaten Krafttraining! An der Washingtonstraße ist es nicht mehr so ruhig, der Berufsverkehr ist bereits im Gange. Die Ampeln sind ausgeschaltet, weswegen ich ohne Verzögerungen über die Nebenstraßen komme. Das langsame Tempo macht sich gut: ich laufe mich ein, ohne mich zu sehr anstrengen zu müssen. Ich nähere mich der Flügelwegbrücke. In den vergangenen Wochen gab es immer mal Momente, in denen sich die Fortschritte etwas unwirklich anfühlten. Nach einigem Überlegen habe ich etwas getan, was ich im Grunde ablehne: durch eine etwas strengere Diät habe ich den Füßen zuliebe acht Kilo abgenommen. Es scheint sich auszuzahlen. Allerdings werde ich mein Gewicht nun in etwa halten müssen, was noch wesentlich schwieriger ist. Von der Flügelwegbrücke aus kann man das Elbtal gut überblicken, das ist immer sehr stimmungsvoll. Am anderen Ende der Brücke habe ich drei Kilometer geschafft. Nun geht es wieder zurück. Die Elbhänge werden im Morgendunst sichtbar. Der Tag beginnt doch ganz gut! Weiter geht es die Werftstraße entlang nach Übigau hinein. Weiter vorn kommt eine Frau auf den Fußweg; sie geht paar Schritte. Fängt sie auch an zu joggen? Sie geht schneller. Ich komme nur langsam näher und brauche eine ganze Weile, bis ich sie überholt habe. Die Frau ist wirklich schnell im Gehtempo unterwegs, und für eine Joggerin bin ich sehr langsam. Ich bewundere diejenigen, die sich mit Walken begnügen. Ich bin da ein wenig stur und auch ein wenig maßlos: so schnell lasse ich mich vom Joggen nicht abbringen. Dann bin ich an der Elbe und fühle mich immer noch sehr gut, kein bisschen abgehetzt. So soll es nun weiter gehen. Kilometer fünf. Hier könnte ich links abbiegen und nach Hause laufen, aber heute soll es noch ein zusätzliches Stückchen sein. Ich bin nun ganz gelassen. Die Molenbrücke kommt näher und ich denke, dass sich heute mein Wunsch erfüllen wird: noch vor dem Urlaub die sieben-Kilometer-Marke zu knacken. Im letzten Sommer wären sieben Kilometer eine Kleinigkeit gewesen; heute muss ich sie mir mit Ruhe und guter Technik verdienen. Ein Mann mit einem großen, schwarzen Hund kommt mir entgegen. Der Hund ist mir unheimlich, er wirkt sehr furchtlos, und der Mann neben ihm macht nicht den Eindruck, als würde er ihn im Fall der Fälle in Schach halten. Ich lasse aber keine Angst in mir aufkommen, sondern weiche dem Hund ein kleines Stück aus. Dann ist er an mir vorbei und ich kann den Wendepunkt ansteuern. Zurück geht es entlang der Leipziger Straße, wo die letzten Nachtschwärmer den Heimweg antreten. Sechs Kilometer habe ich hinter mir und das letzte Stück werde ich auch schaffen. Diese Strecke bin ich oft in meinem ersten Lauf-Winter gejoggt und da hatte ich hier mitunter schon zu kämpfen. Heute geht aber alles prima. Ich biege in die Herbstraße ein und laufe den letzten kleinen Bogen heimwärts. Ein Stückchen hätte es durchaus noch sein können, aber für heute soll es genügen. 7,5 Kilometer in 65 Minuten – ich war nicht nur ein ganzes Stück weiter als bisher, sondern auch länger unterwegs, und das Laufen hat gut getan. Es ist immer schön, ein Trainingsziel erreicht zu haben, und ich bin nicht nur zufrieden, sondern auch dankbar für das, was wieder möglich ist.

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