Samstag, 5. April 2014

Es hat geregnet über Nacht: Tropfen an den Fensterscheiben, Pfützen auf den Straßen. Die Luft ist ein wenig kühl, aber nicht zu kalt. So kann ein Tag beginnen: man tritt in Laufbekleidung aus dem Haus, atmet tief ein und denkt: Herrlich! Es ist noch dunkel und still draußen, so liebe ich das. Heute habe ich wieder konkrete Vorstellungen, wie weit ich gern laufen würde, und die passende Strecke beginnt mit einer Feldrunde zum Einlaufen. Langsam, locker, ruhig – das wird heute kein Tempotraining! Von Anfang an kann ich den Lauf genießen und das ist eine gute Voraussetzung. Süße Düfte liegen in der Luft; die Bäume blühen, manche sind schon verblüht. So könnte auch ein Mai-Morgen sein! Nach unserer Wochenendwanderung hatte ich – mit gutem Gefühl – das Montag-Lauftraining ausfallen lassen. Die Wanderung war ein richtig gutes Training gewesen: fordernd, aber nicht überfordernd. Ich wusste, ein Tag Pause würde besser sein als ein erzwungenes Training danach. Den Freitag-Lauf habe ich auf den Donnerstag vorgezogen, denn der Freitag war anderweitig verplant. Somit gewann ich wiederum einen Tag Pause vor dem langen Lauf und ahnte schon, dass dies nur gut sein konnte. Nach der Feldrunde geht es an der Elbe entlang Richtung Stadtzentrum. Ein paar Leute stehen schon auf der Molenbrücke. Der Morgen dämmert, ein leichter Dunst liegt über dem Elbtal. Ich spüre, dass es mir heute gut gelingt, meine Kräfte einzuteilen. Als ich von Brücke zu Brücke laufe, sehe ich hier und da Spaziergänger, die entweder schon früh auf oder immer noch auf sind, manche haben gleich auf den Elbwiesen übernachtet; sogar das eine oder andere Zelt ist zu sehen. Eine schöne Stimmung ist das, beinahe sommerlich, aber angenehm frisch – ideal zum Laufen. Schon kann ich die Waldschlösschenbrücke sehen. Ich habe bald neun Kilometer hinter mir und fühle mich gut. Den Anstieg zur Brücke nehme ich als kleines Hügeltraining, er fällt mir auch nicht allzu schwer. Anstiege möchte ich bald regelmäßiger laufen! Als ich die Brücke überquert habe, wende ich mich heimwärts. Am Johannstädter Fährgarten mache ich eine kurze Trinkpause. 12 Kilometer sind geschafft, und ich weiß, der Rest wird gut zu bewältigen sein. Weiter geht es locker und ruhig durch die Stadt. Schon vor der Augustusbrücke werde ich ein klein wenig schneller. Kann ich das bis nach Hause durchhalten? Wir werden sehen... Ich überquere die Brücke, und wieder unten an den Elbwiesen angelangt, sehe ich immer mehr Läufer. Etliche von ihnen trainieren für den Oberelbe-Marathon. Locker und nicht zu langsam laufe ich heimwärts. Auch der Anstieg zur Molenbrücke fällt mir nicht schwer; reichlich siebzehn Kilometer Laufstrecke liegen hinter mir. Ich werde mein Höchstziel für heute, 18 Kilometer, gut schaffen. Als ich am Hoftor ankomme, sind es 18,5 Kilometer in 2,28 h. Ich fühle mich gut gefordert, gut ausgearbeitet, erfrischt – rundherum wohl und zufrieden. Ich bin stolz und glücklich über diesen Lauf, aber gemessen an Wettkampfläufern, bin ich viel zu langsam. In den vergangenen Tagen habe ich nachgedacht über meine Ziele und bin immer mehr zu dem Entschluss gekommen, auch beim Laufen nur noch mein eigener Maßstab zu sein. Ich möchte das tun, was mich reizt und was mir Freude macht: so weit laufen, wie ich kann, bei gutem Befinden. Ein Halbmarathon ist gewiss etwas, was ein Freizeitläufer nicht mal so nebenbei tut, aber für mich ist er kein Ziel mehr, das mich beflügeln könnte. In drei Wochen möchte ich kein Limit kennen außer meinen ganz persönlichen Grenzen. Und deshalb heißt es: Tschüss Halbmarathon beim Oberelbe-Marathon. In diesem Jahr werde ich nicht dabei sein.

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