Samstag, 14. Februar 2015

Es ist ja eigentlich ganz schön draußen – wenn nur der kalte Wind nicht wäre. Wenn man darüber jammert, jammert man wirklich auf hohem Niveau. Gestern früh sah ich nur die Außentemperatur, die praktischerweise vom Wecker zur Zimmerdecke projiziert wird: -2 Grad… da beschloss ich, erst am Nachmittag nach der Arbeit zu laufen. Mein Elan hält sich in Grenzen. Es ist nicht so, dass ich mit dem Sport hadern würde und am liebsten gar nichts täte. So ein Trainingsplan kann zeitweise sogar entlastend sein, weil er ziemlich klare Vorgaben enthält und man meist gar nicht auf die Idee kommt, darüber nachzusinnen, ob man nun Lust hat oder nicht. Einer meiner Vorsätze für 2015 lautet: mindestens einmal wöchentlich komplett bei Tageslicht laufen – das heißt nachmittags oder abends. Ich fühle mich morgens, sogar im Dunkeln, wohler beim Laufen, bin auch schlicht besser in Form, das liegt am Biorhythmus. Nachmittags ist es immer mühsam, aber ich hoffe, dass die Bewegung bei Tageslicht im Freien gut fürs Gemüt ist. In der vergangenen Woche waren es zwei Läufe am Nachmittag. Anstrengend, aber ich hoffe doch, dass ich so nach und nach, Woche für Woche, wieder mehr in Schwung komme und Freude habe an dem, was ich tue. Der gestrige Lauf war schon ein bisschen entmutigend: ich habe mit Mühe meine fünf Kilometer (laut Trainingsplan) absolviert und keinen einzigen Schritt mehr. Es war ein flotter Lauf – für meine Verhältnisse, wie ich hinzufügen muss: weit entfernt von den astronomischen Tempo-Vorgaben in meinem Trainingsplan, aber dennoch ziemlich anstrengend. Am Mittwoch war ich so schnell gelaufen, wie es eben ging, und ich spüre ja kleine Fortschritte beim Tempo. Allerdings war mein rechtes Bein gestern etwas steif - da hatte ich es wohl doch übertrieben. Ein wenig gezweifelt habe ich schon an der Vorgabe für heute: ein 17-Kilometer-Lauf stand auf dem Plan. Als ich mich heute Morgen auf den Weg machte, stand für mich fest: nur, wenn ich ganz ruhig, langsam, ganz locker laufe, habe ich eine Chance, diese Strecke zu schaffen. Der lange Lauf soll auch langsam sein; allerdings nicht so langsam, wie ich gewöhnlich… aber was soll’s. Ich staune darüber, dass den meisten Läufern das langsame Laufen schwer fällt. Viele hassen es sogar. Bei mir ist es genau anders: ich mag schnelles Laufen nicht. Viele Läufer sind der Meinung, dass es schädlich ist, deutlich länger als drei Stunden zu laufen. Mein Körper rebelliert aber meist, wenn ich zu schnell unterwegs bin. Und ich vertraue dem Körpergefühl. Der Wind hat mir heute die Lust genommen, längere Zeit an der Elbe zu laufen. Ich habe mich für die „Weichei-Variante“ entschieden: mehrere Runden hier im Stadtteil, überwiegend durch relativ geschützte Nebenstraßen. Langsam laufen bedeutet auch, mit allen Sinnen die Umgebung erfassen zu können, was beim Laufen in der Dunkelheit besonders wichtig ist. Zwar bin ich in einer relativ ruhigen Zeit unterwegs, die ich als wenig gefährlich empfinde: es sind kaum noch Nachtschwärmer, sondern überwiegend Leute unterwegs, die zur Arbeit gehen oder fahren, aber man weiß ja nie. Und neben den rein sachlichen Gründen, unterwegs aufzupassen, beobachte ich einfach gern die Umgebung. Da gibt es so viel zu sehen: eine Tierfigur auf einem Dachgiebel, die ich bisher noch nicht bemerkt, ein Vogelnest hoch oben im Baum, der Mond, der sich in einer Pfütze spiegelt, die Dämmerung am Horizont. Wenn ich schnell laufen muss, bin ich im „Kampf-Modus“ und nur noch begrenzt aufnahmefähig für das, was um mich herum passiert. Es ist gut für Trainingsfortschritte, das Tempo zu variieren, aber Spaß macht es mir nur sehr selten. Auf die erste kleine Runde in Wohnortnähe folgte die zweite, etwas größere. Da waren es etwas über acht. Nun die dritte und größte Runde, die sich als die mühsamste erwies. Allerdings kam dann auch der Punkt, an dem ich mich richtig auf die große Strecke einließ und wusste, dass genau dies, nämlich das Vertrauen auf meine mentalen Fähigkeiten, mein Ding ist. Von da an wurde es wieder leichter, und ich lief den Rest der Strecke locker durch. Gedanken, dass ich nun kämpfen müsste, ließ ich nicht zu. Wer meint, kämpfen zu müssen, tut das auch und dadurch wird es meist mühsamer als nötig. Nach fünfzehn Kilometern ging es in eine letzte, kleinere Runde. Es war nun schon hell, und ich war mir sicher, mein Tagesziel zu erreichen. 17,5 Kilometer waren es insgesamt bei einem sehr, sehr ruhigen Lauftempo. Ich bin zufrieden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen