Samstag, 7. November 2015

Wieder im Regen

Erneut habe ich den Sonnabend zur freien Verfügung und möchte ihn mit einem Lauf beginnen. Die Wettervorhersage war nicht so günstig und wirklich: als ich nach dem Aufstehen aus dem Fenster sehe, regnet es. Da ich aber nun aufgestanden bin, findet der Lauf statt. Als ich draußen bin und loslege, wird der Regen stärker. So habe ich mir das nicht vorgestellt… aber morgen habe ich keine Zeit, daher werde ich heute sehen, was geht. Wenigstens ist es sehr mild, der Regen ist beinahe warm, und es ist auch nicht windig.

In der vergangenen Woche musste ich mein Pensum deutlich reduzieren. Der 19-Kilometer-Lauf war im Nachhinein doch anstrengender, als ich gedacht hatte. Am Montag Morgen kam ich beim Laufen kaum von der Stelle und habe die Runde abgekürzt. Dass die Kondition dermaßen einbricht, ist mir bisher selten passiert und wenn, dann war es ein deutliches Zeichen, dass das Training zu intensiv war.

Es hat auch keinen Sinn, mit mir zu hadern… andere trainieren härter und häufiger und erreichen dann auch was … aber ich muss akzeptieren, dass meine Grenzen eben meine sind. Am Dienstag habe ich aufs Krafttraining verzichtet, die Beine hatten ohnehin noch Ruhe nötig. Am Mittwoch bin ich wieder meine Normalstrecke von acht Kilometern gelaufen und ein paar Steigerungen waren auch machbar. Am Donnerstag hatte mich das schlechte Gewissen so weit, dass ich das Krafttraining nachgeholt habe. Im Anschluss habe ich noch ein kurzes Laufband-Hügeltraining von 25 Minuten drangehängt. Mit diesem kombinierten Training konnte ich mir den Freitag sportfrei halten und habe das auch genossen. Mir war klar: ohne diesen Ruhetag wird es nichts mit einem langen Lauf.

Wird es heute etwas mit dem langen Lauf? Ich bin längst nicht in so guter Stimmung wie am vergangenen Sonnabend, aber das ist auch nicht nötig. Der letzte lange Lauf verlief so gut, dass ich das Gefühl habe: es klappt auch, wenn die Verhältnisse mal nicht so ideal sind. Zwei Runden und acht Kilometer habe ich bereits hinter mir. Es regnet wieder stärker. Das ist nun wirklich nicht mein Fall, aber ich denke nicht darüber nach und laufe einfach weiter. Kalt ist mir nicht. Es ist noch so dunkel, dass ich bis kurz vor der Albertbrücke oben an der Straße entlang laufe. Auf den Elberadweg gehe ich erst, als es heller geworden ist. Da sehe ich die Waldschlösschenbrücke schon einige hundert Meter entfernt vor mir liegen.

Heute habe ich mal wieder einen Ohrwurm, der mir nicht aus dem Kopf geht: „The Rose“ von Bette Midler. Die Musik trägt mich immer weiter, wenn es etwas mühsamer wird. Kopfhörer brauche ich nicht – es wäre mir viel zu gefährlich, mir beim Laufen die Ohren zu verstöpseln. Es ist ja ganz nützlich und auch wichtig, Geräusche aus der Umgebung mitzubekommen.

Bei Nebel und Nieselregen überquere ich die Waldschlösschenbrücke. Na also, mehr als die Hälfte und nun geht es heimwärts. Heute sehe ich erst einmal gar nicht auf die Kilometeranzeige, weil ich die Strecke gut kenne und mir denken kann, wo ich mich in etwa befinde. Die ersten Spaziergänger kommen mit Hunden, aber in Johannstadt bleibe ich ohnehin neben der Straße auf dem Fußweg. Woran ich denke? Belangloses, mal dies, mal jenes. Ich habe das Gefühl, den Lauf einfach so zu machen, ohne mich entspannen oder konzentrieren zu müssen.

Wie fast immer bei den langen Laufrunden, gibt es anstrengende Abschnitte und solche, wo es wieder leichter geht. Ob sich das beliebig fortsetzen lässt? Zurück an der Marienbrücke, schaue ich auf die Kilometeranzeige: 20,6. Ein Halbmarathon soll es heute schon werden – und wenn möglich noch mehr. Ich bin auch überzeugt, dass das möglich ist. Weiter geht es bis zur Molenbrücke, über sie hinweg und dann noch ein Stück an der Elbe entlang. Der Regen hat nachgelassen und es ist mit einem Mal beinah schwül. Ein Läufer nach dem anderen kommt, sie tragen zumeist kurzes Shirt und kurze Hose. Ich bin mit langer Hose, langem Shirt und Jacke unterwegs. Während der ersten 2 ½ Stunden war das die passende Kleidung und nun ziehe ich mich auch nicht mehr aus… der Lauf wird einfach zu Ende gebracht, ohne dass ich mich um Äußerlichkeiten kümmere.

Natürlich wäre es verlockend, nun einfach nach Hause abzubiegen, und die Beine werden allmählich schwer. Aber ich möchte gern 25 Kilometer laufen und weiß, dass es zu schaffen ist. Deswegen hänge ich noch eine größere Feldrunde dran. Hier war ich am frühen Morgen schon… das ist nun etwas anstrengender als bisher, aber machbar. Schließlich geht es wieder heimwärts und nach 25,6 Kilometern beende ich den Lauf. 3:40 h habe ich dafür benötigt. Ich kam mir gar nicht so langsam vor, aber letztlich bleibt es dabei, dass ich trotz Tempo- und Hügeltraining langsamer werde. Es ist nicht zu ändern. Die Länge meiner heutigen Strecke dagegen macht mich sehr froh. 25 Kilometer sind ein schönes Ergebnis – genau das, was ich jetzt brauche, wenn es in anderen Bereichen nicht so gut läuft. Mir ist klar, dass ich mich beim langen Lauf in letzter Zeit ziemlich zügig gesteigert habe: von reichlich 15 auf reichlich 19 und dann auf 25 Kilometer. Aber ich hatte ein gutes Gefühl dabei: geschwächelt haben höchstens mal die Muskeln, keine Gelenke, keine Sehnen haben Probleme signalisiert. Und Ausdauer habe ich auch im Wanderurlaub trainiert. Es ist das, was mir liegt – und dies ist wiederum ein angenehmes Gefühl, etwas ganz gut zu können.

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