Samstag, 28. Mai 2016

Am Montag hatte ich ein neues Erlebnis zum Thema Laufen und Altern oder allgemein: Sport und Altern. Ich war mal wieder beim Fitness-Test. Einmal im Jahr bestellt mich der Trainer zu so einem Belastungstest, um meine Kondition zu messen. Kann ja nicht schaden, denke ich mir dann, denn allzu viel gebe ich auf solche Tests nicht, höre lieber auf meinen Körper. Der Test wird auf dem Ergometer durchgeführt. Auch deswegen zweifle ich ein wenig, ob die Messung für mich wirklich aussagekräftig ist, denn mein wichtigster Ausdauersport ist Laufen und weniger das Radfahren. Nachdem ich nicht einmal zehn Minuten lang auf dem Ergometer gestrampelt habe, musste ich aufhören. Ich war ziemlich enttäuscht von mir, denn obwohl der letzte Test ein Jahr zurück liegt, konnte ich mich deutlich erinnern, länger durchgehalten zu haben. Auf die Frage, wie ich mein Ergebnis einschätze, antwortete ich: schlechter als beim letzten Mal. Der Trainer klärte mich darüber auf, dass dem nicht so sei: ich hätte zwar etwas früher - bei einem Puls von 130 - abbrechen müssen, aber meine Kondition sei besser als im vergangenen Jahr, als ich noch bis zu einem Puls von 150 strampeln durfte. "Aus Sicherheitsgründen", sagte er, weil ich nun in einer anderen Altersklasse bin, würde das nun anders gehandhabt. Na toll, dachte ich, jetzt geht das also so weiter. Aber sogleich meldete sich mein unvernünftiger Persönlichkeitsanteil und flüsterte mir zu: draußen, beim Training, misst niemand den Puls. Da entscheide ich allein, wie weit ich bei Belastungen gehe. Man darf durchaus mal aus der Puste kommen!

Und das war heute auch Programm, denn der lange Lauf mit dem Boxdorfer Berg stand auf dem Plan. Fünf Uhr aufstehen: da war ich gar nicht ausgeruht, aber schlafen konnte ich auch nicht mehr. Draußen war es feuchtwarm, und es regnete. Der Regen war aber um diese Zeit nicht mehr angesagt. Ich laufe ganz langsam eine erste kleine Runde. Zuhause ziehe ich die Jacke aus und nehme statt dessen eine Weste, die ein wenig den Regen abhält. Noch eine weitere, ruhige Runde brauche ich, um ganz allmählich in Gang zu kommen. Das scheint zu funktionieren. Zu Hause noch etwas trinken, den Laufrucksack anlegen und los geht es zur eigentlichen Strecke. Es regnet noch immer.

Während ich an der Leipziger Straße entlang laufe, entscheide ich mich anders. Nicht der Boxdorfer Berg wird mein Ziel sein, denn ich habe keine Lust, mich dort ständig von Autos vollspritzen zu lassen. Ich laufe weiter nach Radebeul hinein und mein Ziel ist die Spitzhaustreppe. Ich schwöre, das hatte ich nicht vor: erst am nächsten Wochenende wollte ich mich dort ausprobieren. Aber es passt so besser zu den Verhältnissen. Ich habe breite Fußwege und bald biege ich in Seitenstraßen ein. Stück für Stück komme ich den Weinbergen bzw. ehemaligen Weinbergen näher, denn nicht überall wird mehr Wein angebaut. Radebeul ist eine wirklich schöne Stadt, nicht umsonst gehört sie zu den begehrtesten Wohngegenden Deutschlands. Nun hört der Regen auf. Irgendwann sehe ich die Wegweiser: Hoflößnitz. Und dann erkenne ich auch das Spitzhaus, das schon ganz nahe erscheint. Das Weingut Hoflößnitz befindet sich unterhalb der Treppe; man kann hindurch laufen. Und dann wird es ernst. Zwei ältere Herrschaften sind vor mir, steigen langsam über die Stufen unterhalb der eigentlichen Treppe. Nein, schärfe ich mir ein, das ist mir jetzt nicht peinlich, hier ins Schnaufen zu kommen. Ich probiere es einfach und sehe zu, wie weit ich es schaffe. Auch wenn ich es mental ganz ruhig angehe: Treppenlaufen über so viele Stufen ist verdammt anstrengend, vor allem dann, wenn man es das erste Mal tut. Sechsmal muss ich pausieren, bis ich wieder genügend Puste habe, um weiter zu laufen. Aber das ist okay, zumal bei diesem Waschküchen-Klima.

Als ich oben bin, freue ich mich riesig. Mein heutiges Ziel war gewesen, den Boxdorfer Berg zweimal hinauf zu laufen. Hat nicht geklappt, aber die Spitzhaustreppe ist eine gute Alternative. Ich möchte mich nun besser an sie gewöhnen. Ich laufe weiter über Wahnsdorf und Reichenberg nach Boxdorf. Da es nicht mehr so nass ist, kann ich dort gut bergab laufen. Langsam und ruhig geht es bis nach Dresden. 19 Kilometer waren es insgesamt, die Höhenmeter mögen ähnlich wie am vergangenen Wochenende sein. Leider hat mich die Technik im Stich gelassen … ein Ersatzteil ist unterwegs, damit ich hoffentlich den nächsten langen Lauf wieder besser auswerten kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen