Freitag, 10. Juni 2016

Es hat sich deutlich abgekühlt und dennoch komme ich nicht richtig in Schwung. Die erste Runde ganz langsam, dann die zweite Runde ganz langsam, insgesamt fünf Kilometer. Dann geht es auf zur dritten Runde Richtung Radebeul: heute ist wieder die Spitzhaustreppe fällig. Aber das Laufen geht nicht richtig gut: seit Mittwoch ist mein rechtes Knie immer mal steif. Bei Yoga bin ich zu lange in der Standwaage geblieben und habe mich dabei auch komisch verdreht, als ich die Position nicht mehr halten konnte und mir dachte: das muss doch noch gehen. Wenn man ehrgeizig ist, kann das gut gehen - oder auch nicht. Bei Yoga ist Eigenverantwortung ganz wichtig: man muss längst nicht alles tun, was vom Übungsleiter angeboten wird… ein Yoga-Lehrer ist kein Drill-Instructor! Genau das finde ich so gut an Yoga, aber die Umsetzung ist nicht immer einfach.

Während ich mich Richtung Oberlößnitz hinauf arbeite, werde ich lockerer. Wird schon gehen, denke ich mir. Erst mal bis zur Treppe und wenn ich dann davor stehe, arbeite ich mich Stück für Stück nach oben. Es ist noch ganz ruhig hier in den Nebenstraßen - schön. Heute ist ja Arbeitstag, wenn auch nicht für mich, und demzufolge Berufsverkehr, weshalb ich auch nicht durch Boxdorf laufen werde, dort ist einfach zu viel Verkehr um diese Zeit. Allmählich fange ich an zu zweifeln, ob mein Wunsch, die Spitzhaustreppe irgendwann mit Leichtigkeit hinaufzuspringen, je in Erfüllung gehen wird. Aber ohne Übung werde ich das nicht herausfinden.

Während meiner beiden ersten Runden habe ich überlegt, ob ich mir nicht die Kniebandage anlegen soll. Andererseits tut es bisher nicht weh, fühlt sich nur komisch an - was freilich bei einem langen Lauf auch nicht gut ist. Dann laufe ich nach Hoflößnitz hinein. Seitlich von mir kommt ein älterer Mann gelaufen. Ich steuere die Treppe an und laufe die ersten Absätze hinauf. Als ich die erste Pause zum Luftholen machen muss, bemerke ich, dass auch er die Treppe hinauf läuft, allerdings deutlich langsamer und gleichmäßiger als ich, was wohl auch vernünftiger ist. Bei jeder Pause frage ich mich, ob ich eigentlich völlig bekloppt bin, hier hinauf zu wollen, aber ich erhole mich relativ schnell wieder und kann mir die nächsten Stufen vornehmen.

Als ich oben bin, kann ich es selbst kaum glauben. Ich gehe ein paar Schritte weiter bis zum Bismarckturm, aber die Aussicht ist heute nicht so toll, es trübt sich ein. Ich laufe weiter bis nach Wahnsdorf, kehre aber dort um und steuere wieder die Treppe an, die ich heute auch hinunter laufen möchte. Der Mann kommt schon wieder die Treppe hinauf und geht vor mir hinunter. Bewundernswert!

Beim Hinuntersteigen habe ich noch keine Schwierigkeiten, aber unten angekommen, ist das Knie noch steifer als zuvor. Laufen ist aber angenehmer als Gehen, also laufe ich. Nun sind sämtliche Radebeuler Kinder auf dem Weg zur Schule, entweder mit Fahrrädern oder zu Fuß, oder die Eltern kurven mit ihren Autos durch die Nebenstraßen. Die Ruhe ist vorbei. Ich frage mich, wie weit ich wohl noch laufen kann. 15 Kilometer und es geht immer schleppender voran. Das wird wohl kein Tag für eine Wunschstrecke. Ich schaffe es tatsächlich bis nach Dresden hinein, zur ersten Haltestelle nach dem Ortsschild. Dann kommt auch schon die Straßenbahn und ich fahre drei Stationen mit.

17 Kilometer waren das bei 433 Höhenmetern in 2:37 - ich war wirklich sehr langsam und mehr ging einfach nicht. Ich wusste, wenn ich noch ein Stück erzwinge, mache ich mir was kaputt. Außerdem möchte ich heute Nachmittag im Lausitzer Seenland Rad fahren. Sicherheitshalber werde ich die Bandage mitnehmen.

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