Samstag, 25. Juni 2016

Ich kann mich an keinen Lauf erinnern, der so anstrengend war wie der am vergangenen Sonnabend. Und an den Folgetagen fing ich an zu grübeln: Warum quäle ich mich beim Laufen? Es ist - neben dem Wandern - mein Lieblingssport, der mir ja auch gut tun soll. Naja, meist, das gebe ich zu, quäle ich mich nicht, sondern laufe relativ ruhig und entspannt. Wenn nicht ab und an konkrete Ziele wären, bei deren Vorbereitung ich denke: nun muss ich mal raus aus der Komfortzone. Zumindest dann, wenn es nicht so läuft, wie ich mir das wünsche.

Auch heute war ich sehr unsicher, ob ich überhaupt einen langen Lauf machen würde. Das Knie ist noch nicht ganz in Ordnung, wenn auch Dehnungsübungen sehr gut helfen und ich im Alltag so gut wie nichts mehr spüre. Aber beim systematischen Training, vor allem bei einem langen Lauf, ist kein Alltag. Gestern Abend hatte ich dann auch wenig Lust auf den langen Lauf und wollte es heute nach dem Aufstehen spontan entscheiden, ob und was ich mache. Der Lauf vom letzten Sonnabend hatte es mir ein wenig vergrault. Auch wenn ich bewusst diese Strecke angestrebt habe, wollte ich dieses Mal keine Quälerei, sondern lieber abbrechen oder den Lauf auf kommenden Mittwoch verschieben. Es ist gut, zu wissen, dass man kämpfen kann, aber auf Dauer kommt man mit Verbissenheit nicht weiter.

Auf die innere Uhr ist Verlass: 4.19 Uhr stehe ich auf, ohne dass ich mir den Wecker stellen musste. Kurz vor fünf Uhr laufe ich ganz langsam los. Es ist immer noch sehr warm, 26 Grad. Während ich meine erste kleine Runde drehe, sehe ich die imposanten Wolkenformationen, die Gewitter ankündigen: dunkle Haufenwolken, einige leuchten rosa. Bald schon wird die Sonne aufgehen. In diesem Moment denke ich mir: egal wie weit ich heute laufe, ob zwei, fünf, zehn Kilometer oder doch mehr - ich sollte entspannt sein und die Morgenstimmung genießen. Und das gelingt erstaunlich gut.

Manchmal bin ich während eines langen Laufs gedanklich schon bei all den Dingen, die ich danach tun möchte. Unwillkürlich treibe ich mich dann auch an. Heute laufe ich nur und die Gedanken schweifen nicht aus, sondern sind bei dem, was ich gerade tue, ohne dass ich mich darauf konzentrieren muss. Wie es aussieht, muss ich Langstreckenlaufen wieder einmal lernen! Nach der zweiten Runde durch Übigau und über die Flügelwegbrücke trinke ich zuhause reichlich Wasser, ehe ich mich wieder auf den Weg mache. Nun ist auch mein Laufrucksack dabei. Auf dem Feld war es schon zu warm. Ob ich das, was ich vorhabe, überhaupt aushalte? Ich laufe wieder zum Boxdorfer Berg. Erzwingen werde ich ihn nicht, aber man kann ihn sich so schön in Etappen einteilen: bis dort vorne, und dann macht man weiter, und noch ein Stück... Es gibt immer wieder flachere Streckenabschnitte. Dennoch: der Anstieg strengt an bei der Tropenhitze, keine Frage. Ich laufe heute besonders langsam, langsam und gleichmäßig. Nordic Walker wären wohl schneller als ich, aber der Unterschied zwischen Walken und Joggen ist keine Frage der Schnelligkeit, sondern der Technik. Beim Joggen gibt es eine winzig kleine Flugphase, und genau diese gefällt mir so gut, weswegen ich so lange ich irgend kann joggen möchte - so gesund Walken auch ist.

Tatsächlich schaffe ich es bis nach Boxdorf hinauf. Immer wieder trinke ich Wasser aus der kleinen Trinkblase meines Laufrucksacks. Das ist an so einem warmen Tag ganz wichtig. Aber der Lauf klappt erstaunlich gut und ich fühle mich ziemlich wohl trotz der Hitze. Ich genieße es, unterwegs zu sein. Die Stecke durch die Junge Heide ist auch überwiegend schattig und kühl, viel angenehmer als unten im Elbtal. Langsam geht es nach Dresden zurück. Als ich es nicht mehr weit bis nach Hause habe, sehe ich zur Uhr. Ich habe fast 21 Kilometer geschafft! Ein Stückchen laufe ich noch weiter, bis zu einer Ampelkreuzung, wo ich den Lauf beende. Mit 21,59 Kilometern war das ein klein wenig mehr als ein Halbmarathon, bei 454 Höhenmetern Anstieg. Laufzeit 3:04. Ich staune selbst darüber, wie gut das ging. Aber ohne die 19 Kilometer am vergangenen Sonnabend, das ist mir klar, hätte ich heute die 21 nicht geschafft.

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