Donnerstag, 8. September 2011

08.09.11

Zugegeben: so richtig Lust habe ich heute nicht zum Laufen, denn es ist viel verlockender, den letzten Urlaubstag ruhig anzugehen, statt vor dem Frühstück draußen im Regen unterwegs zu sein. Aber es reizt mich auch, zu erfahren, wie ich mich nach der Pause so mache. Ohne regelmäßiges Training hätte ich im Urlaub wohl keine unserer Touren geschafft, und deshalb steht fest, dass ich mich weiterhin fithalten möchte.

Mein Lauf beginnt 7.35 Uhr am Hoftor. Bei Nieselregen und 13 Grad brauche ich die dünne Jacke. Es geht hinunter zur Elbe, weiter über die Molenbrücke und Richtung Stadtzentrum. Es macht mir von Anfang an Freude, zu laufen. Im Urlaub habe ich viele Läufer gesehen und mir immer wieder gedacht: es wird Zeit, dass ich auch mal wieder ... und attraktive Laufstrecken gab es durchaus. Aber mit unseren Bergwanderungen war ich völlig ausgelastet; bis auf einen wetterbedingten Ruhetag waren wir täglich unterwegs, und jede Tour habe ich nachträglich in den Beinen gespürt. In so einem Fall müssen Prioritäten gesetzt werden, und von zuhause aus komme ich nicht so schnell in die Alpen.

Ich bemühe mich, locker zu laufen, und bis zur Marienbrücke kommt es mir auch ganz flott vor. Nun spüre ich schon deutlich die Laufpause und die damit verbundene Konditionseinbuße: normalerweise komme ich hier erst in Schwung, nun werden die Beine schwer. Ich möchte aber noch weiter und habe mir diese Strecke absichtlich ausgesucht, weil ich mir Brücke um Brücke als Ziel setzen kann. Bis zur Albertbrücke möchte ich gern kommen und denke auch, dass ich das schaffen werde, wenn ich mich um ein gleichbleibendes, ruhiges Tempo bemühe. Ich kann meine Jacke öffnen. Viele Läufer und auch einige Radfahrer sind trotz des Regens unterwegs. Unter den Brücken ist es ein Stückchen trocken, das genieße ich richtig. Die Carolabrücke habe ich hinter mir gelassen. Ich bin nun etwas langsamer, möchte aber an der Albertbrücke nicht aufhören, sondern die Waldschlösschenbrücke erreichen. Vor mir joggt ein Mann in Begleitung eines großen Hundes. Der Hund bleibt immer wieder stehen und muss gerufen werden – irgendwie tun sie mir beide leid, Läufer und Hund, denn ihre Bedürfnisse passen offenkundig nicht zusammen. Die Waldschlösschenbrücke kommt näher, und mein Abstand zu den beiden verringert sich immer mehr. Ich hoffe, sie laufen noch ein Stück weiter, damit ich sie, nachdem ich umgekehrt bin, nicht mehr vor mir habe. Prima – sie laufen weiter geradeaus, während ich nun wieder die Albertbrücke ansteuere. Von dort aus kann ich mit der Straßenbahn nach Hause fahren, ohne umzusteigen. Ich merke auch, dass ich wieder besser unterwegs bin. Langsam zwar, aber einen gewissen Punkt scheine ich überwunden zu haben. Und so entsteht der Wunsch, noch ein Stückchen weiter zu laufen. Ich habe zwar pausiert, aber eine verwandte Sportart betrieben, und es erfüllt mich mit Freude, das Laufen nicht verlernt zu haben.

Heute weiß ich auch wieder, warum ich laufe. Dass die Motivation kurz vor dem Urlaub nicht mehr die beste war, erschien mir normal, aber lästig war es doch hin und wieder, denn ich bevorzuge es, Freude am Sport zu haben. Ganz ohne Überwindung geht es freilich nicht. Von der Carolabrücke aus muss ich mich nicht überwinden, sondern bewusst lockern, um es bis zur Augustusbrücke zu schaffen. Von dort aus komme ich noch besser nach Hause. Ich laufe bis zur Straße, wo ich kurz an der Ampel warten muss. Eine Stunde und 11 Minuten habe ich gebraucht – und bin 10 Kilometer unterwegs gewesen. Damit bin ich mehr als zufrieden.

Schon vor dem Urlaub habe ich den Entschluss gefasst, nicht mehr jeden Routinelauf zu beschreiben, sondern nur noch das schriftlich festzuhalten, was mir erzählenswert erscheint. Vielleicht gelingt es mir, mehr Qualität statt Quantität zu liefern – so lautet jedenfalls mein Vorsatz.

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