Samstag, 31. Mai 2014

Es gibt so Motivationslöcher – und in der vergangenen Woche bin ich auch in eins gerutscht. Keine Lust auf Alltag mehr, sowas soll es geben. Die Zeit bis zum nächsten Urlaub kommt einem endlos vor. Lust zum Verreisen hätte ich schon! Aber selbst zum Laufen konnte ich mich kaum noch aufraffen. Laufen ist ja auch Alltag, Routine. Es wäre ja auch falsch, zu schreiben, ich bin immer mit gleicher Begeisterung dabei. Es gibt Tage, an denen es mir ähnlich geht wie jenen Menschen, die sich nicht zum Sport aufraffen können. Manchmal gebe ich diesem Bedürfnis nach und meist hole ich das Training noch an einem anderen Tag nach. Aber wichtig sind eben auch trainingsfreie Zeiten. Ideal ist für mich immer ein Aktivurlaub mit Bewegung ganz anderer Art: ein Wander- oder Fahrradurlaub ist dann meist genau das Richtige. Dumm nur, wenn man den Urlaub so schlecht über das Jahr verteilt hat wie wir in 2014… Am Abend vor Himmelfahrt war ich schon entschlossen, am nächsten Morgen nicht zu laufen und einfach liegen zu bleiben. Das Wetter ließ ja auch zu wünschen übrig. Ich bin dann punkt vier Uhr früh aufgewacht; das schlechte Gewissen hat mir keine Ruhe gelassen. Von fünf bis sechs Uhr bin ich dann bei Regen gelaufen, drei Runden in Wohnungsnähe, für ein besseres Gewissen – und es war die richtige Entscheidung gewesen. Es waren schätzungsweise sieben bis acht Kilometer: normalerweise hätte ich an einem Feiertag viel mehr gemacht. Wichtig war, überhaupt was zu machen. Letzte Nacht, kurz nach drei Uhr: ich werde langsam munter. Kurz nach halb vier stehe ich auf, gegen halb fünf starte ich zu meinem Morgenlauf. Man spürt schon, dass es ein schöner Tag wird, und ich bin wieder motiviert. Über die Strecke habe ich mir am Vorabend schon Gedanken gemacht. Es geht geradeaus am Elbepark vorbei, weiter nach Altkaditz und dort auf den Elberadweg. Ganz still und friedlich ist es, Nebelschleier ziehen über die Wiesen. Der Himmel im Osten färbt sich rosa. Das ist die perfekte Zeit zum Laufen! Weiter nach Serkowitz… das ist wirklich keine weite Strecke. Als ich mit dem Laufen anfing, war das schon eine kleine Herausforderung. Der Wasserstand der Elbe ist etwas erhöht, breit, silbern und still strömt sie dahin. Eine Krähe jagt einen Graureiher davon. Ein Angler geht ans Wasser hinunter. Ich biege ab nach Radebeul. Wenn ich zu den Weinbergen hinüber schaue, kann ich mein heutiges Ziel gut sehen: erstmals seit Jahren möchte ich mich an die Spitzhaustreppe (aufwärts) wagen. Überall in Radebeul künden Transparente von den Karl-May-Festtagen. Auf einer Wiese stehen Zelte, zwei Trapper sind schon auf und sitzen draußen. Ich mag es, einen Blick zu erhaschen und dennoch dem ganzen Trubel ausweichen zu können. Allmählich geht es bergauf, ein paar Treppen zum Weingut Hoflößnitz. Als ich dort bin, reicht es mir eigentlich schon… aber ich will nicht kneifen. Die eigentliche Treppe liegt noch vor mir. Sechsmal muss ich stehen bleiben und ziemlich lange nach Luft schnappen… ich komme mir jämmerlich und untrainiert vor. Bloß gut, dass ich so früh dran bin und mich kein routinierter Treppenläufer sieht! Am Boxdorfer Berg lege ich etwa die gleichen Höhenmeter zurück, aber eine Treppe ist doch noch etwas Anderes. Endlich oben angelangt, muss ich noch ein paar Schritte gehen, ehe ich langsam wieder zu laufen anfange. Ein Stück noch… bis nach Boxdorf werde ich nicht laufen, dafür sind die Beine schon zu schwer. Bis nach Wahnsdorf hinein, dann wieder zurück und die Treppe hinunter. Das geht allerdings ganz gut. Wieder in Radebeul angekommen, habe ich mich vom Anstieg erholt und beschließe, noch ein Stück Richtung Dresden zu laufen. Wenige Minuten später fährt die Straßenbahn an mir vorbei, so früh am Morgen ist das nicht ideal. Aber egal… irgendwann wird die nächste fahren. Irgendwann bedeutet konkret: in einer halben Stunde, wie ich an der nächsten Haltestelle sehe. So lange stehe ich hier nicht herum. Da fällt mir ein, ich habe doch ein Saftfläschchen im Gürtel stecken. Die Trinkpause kommt gerade richtig. Danach geht es wieder ein Stück weiter. Ich spüre, dass ich es noch gut bis zur Tarifzonengrenze schaffe. Dort angekommen, lese ich, dass ich immer noch mehr als zwanzig Minuten warten müsste… und ich kann noch weiter. Also weiter. Beim Blick auf den Forerunner packt mich der Ehrgeiz: fünfzehn Kilometer müssten zu schaffen sein! Zwei Haltestellen weiter sind fünfzehn Kilometer erreicht. Nun warte ich gar nicht mehr auf die Bahn, sondern gehe die letzten beiden Haltestellen nach Hause. Das ist mal wieder ein richtiges Auslaufen, wie es sein sollte. Ich war gut zwei Stunden unterwegs. Treppen allerdings muss ich noch üben...

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