Mittwoch, 14. Oktober 2015

Den Sport hinter sich bringen

Menschen sind Gewohnheitstiere. Freizeitsportler werden häufig mit der Frage konfrontiert, wie sie es nur schaffen, dran zu bleiben. Ich empfehle immer einen regelmäßigen Wochenplan, in dem die Sporttermine festgelegt sind – wenn das irgend möglich ist. Aus diesem Grund habe ich meinen Wochen-Sportplan auch umgestellt, als ich anfing, mir die Sonnabende fürs Enkelkind freizuhalten. Nun betreue ich das Enkelkind nicht an jedem Sonnabend, aber es ist mir viel zu mühsam, meinen Sportplan immer mal kurzfristig umzustellen. Da sind ja auch noch andere Beschäftigungen zu berücksichtigen und überhaupt: hat man beispielsweise gerade am Donnerstag einen anstrengenden Lauf absolviert und muss kurzfristig für den Freitag noch den langen Lauf einplanen, weil der Sonnabend für den Sport nicht zur Verfügung steht, kann das schon mal an die Substanz gehen. Vor allem dann, wenn sich solche Unregelmäßigkeiten wiederholen – denn der Körper braucht Ruhephasen. In den Ruhepausen wird aufgebaut! Ein Vorteil des Wochenplans ist auch, dass sich der innere Schweinehund – so ist zumindest meine Erfahrung – seltener und leiser zu Wort meldet und eher durch ein Machtwort: „heute ist Lauftermin und der wird durchgezogen“ zum Schweigen gebracht werden kann. Natürlich gibt es auch Gründe, den Lauf nicht durchzuziehen: wenn man sich nicht fit fühlt oder gar krank ist, oder wenn man spürt, dass man kürzer treten muss.

Momentan setzten mir die plötzliche Kälte und das Novembergrau draußen zu. Das geht nicht nur mir so, und mich beruhigt es ein wenig, wenn andere ebenso darunter leiden. Es fing schon damit an, dass ich am Sonntag keine Lust zum Wandern hatte: der eisige Wind draußen war ungewohnt und ich hätte am liebsten die Wohnung nicht verlassen. Mir ist klar, dass eine solche Reaktion grundfalsch ist: man soll trotzdem warm angezogen hinaus gehen. Das tat ich auch. Zu der Kälteempfindlichkeit kam auch Trübsinn – jahreszeittypisch. Am Montag Morgen ging ich selbstverständlich laufen, einzig und allein mit der Motivation, es hinter mich zu bringen. „Ich bringe den Sport gleich am Morgen hinter mich und muss dann nicht mehr nach draußen.“ Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Satz, den ich mit auf die Laufstrecke nahm, so viel Energie freisetzt! Sollte man das tun: an eine Sache herangehen und Energie aus dem Gefühl zu beziehen, dass man es hinter sich bringt? Warum nicht, wenn es funktioniert?

Und so fuhr ich gestern früh zum Krafttraining, obwohl ich müde und lustlos war: der Termin ist in meinem Wochenplan festgelegt und liegt auch günstig, dort wo er ist. Bei den ersten Übungen dachte ich mir: warum habe ich mir nicht irgendwas ausgesucht, wobei man noch ein bisschen dösen kann? Aber ich kam dann relativ schnell in Gang, wie man so sagt.

Heute nun: Regen, Dunkelheit und Kälte draußen. Aber ich hatte gut geschlafen, was nicht immer der Fall ist, und so etwas muss man ausnutzen. Ich nahm mir vor: wenn es irgend geht, mache ich heute schon den langen Lauf. Denn wer weiß, wie es am Freitag ist… Ich lief meine erste Runde, und als ich sie beinahe beendet hatte, wurde der Regen stärker. Ich musste mir ein Cap unter der Kapuze aufsetzen, damit der Regen nicht ständig ins Gesicht und auf die Brille träufelte. Man sieht im Dunkeln und bei Scheinwerferlicht ohnehin nicht so gut, deswegen ist der Regen im Gesicht beinahe das Unangenehmste. Ich vergaß allerdings die Handschuhe zuhause, was sich zum Ende der großen Runde schon bemerkbar machte, zumal die Nässe allmählich die Jacke durchdrang. Acht Kilometer- wenn es ein langer Lauf werden soll, muss ich nochmal los... Und ich dachte mir: gerade jetzt mache ich den langen Lauf! Ich war angriffslustig geworden. Die Handschuhe zog ich wieder an; das machte viel aus. Obwohl nicht mehr ganz trocken, konnte ich die dritte Runde laufen, ohne zu frieren. Danach genoss ich die heiße Dusche. Für den Weg zur Arbeit zog ich mich wärmer an. Mit 13,5 Kilometern war ich zufrieden: diese Strecke entsprach genau meinen Vorstellungen. Und für den Rest der Woche wird mir auch was einfallen.

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