Samstag, 31. Oktober 2015

Ein Lauf in Feiertagsstimmung

Reformationstag, Feiertag in Sachsen! Nicht alle Gewerbe, aber einige haben doch etwas von dem freien Sonnabend. Vor allem versprach der Morgen ruhig zu sein und ich konnte mal wieder einen Samstag-Lauf planen. Ich nahm mir nicht vor, früh aufzustehen, war dann doch früh munter, aber ich ließ mir Zeit – um vier war ich wach, kurz nach halb fünf stand ich auf.

Als ich vors Haus trete, ist es noch dunkel und die Sterne blinken hell am Himmel. Obwohl das Thermometer 10 Grad anzeigt, kommt es mir kühler vor. Meine erste Runde fällt noch klein aus und zuhause angekommen, hole ich mir mein Stirnband. Die nächste Runde ist dann meine übliche, da komme ich allmählich in meinen Rhythmus. Aber ich komme immer wieder aus der Puste. Liegt das am Kaffee? Normalerweise vertrage ich ihn sehr gut vor dem Laufen. Ich passe mein Tempo an, das heißt: ich werde noch langsamer. Aber das soll ja auch so sein beim langen Lauf.

Nochmal geht es nach Hause, dort wartet schon mein Laufrucksack, den ich auf den beiden ersten Runden nicht mitnehmen wollte. Komisch: nach dieser Runde bin ich auf Aufhören eingestellt, die Beine werden ein wenig schlapp. Aber nichts da: nun geht es erst richtig los. Vermutlich ist das einfach die Gewohnheit, nach meiner Standardstrecke aufzuhören. Irgendwann wird mein Körper merken, dass heute etwas Anderes auf dem Programm steht.

Das Schöne an diesem Lauf ist: ein freier Tag liegt vor mir, das Wetter verspricht gut zu werden und ich bin gut drauf. Letzteres ist besonders wichtig. Man kann die Psyche ermahnen, sich zu fügen, man kann sie trainieren und auch mal überlisten, aber wenn sie von vornherein bereit ist auf das, was man sich vornimmt, sind die Bedingungen schon sehr gut. Als ich das Elbtal im Morgenlicht vor mir sehe, bin ich geradezu überwältigt. Ein bisschen hält sich noch der Dunst, aber man ahnt schon die Sonne: der Himmel leuchtet in Pastellfarben. Es ist unglaublich still. Nur ein paar Angler stehen am Ufer. Ich laufe nun auf dem Elberadweg und allmählich wird es heller. Das Herbstlaub leuchtet von gelb über orange bis flammend rot, viele Blätter sind schon herabgefallen und man ahnt, dass die Farbenpracht bald ein Ende haben wird. Als ich die ersten Brücken in der Stadt erreiche, fühlt sich das Laufen anstrengend an. Bis zur Waldschlösschenbrücke noch? Aber ich will mir nicht sagen, dass es weit und mühsam wird, sondern ich lasse es rankommen. Einfach gemütlich weiterlaufen und ich werde sehen, wie es klappt.

Und wie es oft kommt: als ich die Brücke sehen kann, ist die mühsame Phase überwunden und ich bin wieder in meinem gleichmäßigen Rhythmus. Nun kommen auch andere Läufer auf die Strecke, noch vereinzelt – die Leute werden zumeist ausschlafen. Die Sonne steigt als riesiger roter Ball über dem Horizont auf. Schon ist das Licht intensiv und es ist spürbar wärmer geworden. Eine Läuferin überholt mich – wie kann sie nur so schnell rennen? Aber vermutlich ist sie nicht so lange wie ich unterwegs. Ich laufe lieber weiter als schnell…

Bei der ersten Trinkpause auf der Johannstädter Seite blicke ich auf die Kilometeranzeige: fünfzehn und nochwas. Also wieder los und ganz locker weiter, der Rest wird auch noch. Nun laufe ich aufs Stadtzentrum zu und heimwärts, das geht gleich sehr viel besser. Ich achte auf eine tiefe Atmung. Das Wichtigste bei einem langen Lauf ist die Sauerstoffaufnahme. Je mehr man davon bekommt, desto länger hält man durch.

Wegen des Feiertages findet kein Flohmarkt an der Elbe statt. Das ist mir ganz lieb, weil ich nicht auf all die Autos achten muss, die auf den Elberadweg einbiegen. Ist man erst einmal an der Albertbrücke angelangt, wirkt der Rest vergleichsweise einfach. An der Augustusbrücke verlasse ich den Elberadweg und mache mich an den kleinen Anstieg zur Brücke, die ich anschließend überquere. Nun sind schon die ersten Spaziergänger an den Elbwiesen zu sehen. Die Kilometeranzeige sagt mir: 18,8! Da habe ich mich tatsächlich verschätzt… bis nach Hause wird es ein bisschen weit. Ich laufe also an der nächsten Haltestelle vorbei und versuche, die Anzeige zu erkennen: eindeutig im zweistelligen Bereich. Ein Stückchen möchte ich ja noch, also wird es eine Schleife am Japanischen Palais vorbei zur Kleinen Marienbrücke und auf der Großen Marienbrücke zurück zur Straßenbahn. Acht Minuten noch, so lange warte ich. Die Zeit an der Haltestelle vertreibe ich mir mit Gehen zur Lockerung. Wenn es unbedingt hätte sein müssen, wäre ich auch noch nach Hause gelaufen … zugetraut hätte ich es mir. Aber die Steigerung vom letzten langen Lauf zu diesem ist schon ganz ordentlich: einfach die Zahlen austauschen – am vergangenen Freitag waren es 15,9 km, heute sind es 19,5.

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