Samstag, 19. Oktober 2013

Mond und Sonne



Komischerweise hatte ich gestern schon „Hummeln“. Am liebsten wäre ich bei Nieselregen gelaufen oder Fahrrad gefahren, aber ich sagte mir: dieser eine Ruhetag muss jetzt sein und die Beine fühlten sich noch strapaziert an.
Heute also Start gegen sechs Uhr. Das intensive Licht draußen erstaunt mich: es ist der Mond, der hell am Nordwesthimmel steht. Beinahe ein Vollmond sogar. Eigentlich wollte ich der Morgensonne entgegen laufen, aber dafür ist es noch zu früh. Also laufe ich Richtung Feld. Man spürt schon, dass ein schöner Tag anbricht: über mir ist der Himmel ganz klar, nur am Horizont sind ein paar Wolken. Es ist angenehm frisch, aber nicht zu kalt, viel angenehmer als an den vergangenen unbeständigen Tagen, und es ist beinahe windstill. Ideale Verhältnisse zum Laufen! Ich laufe wieder ganz gern Feldrunden, die sind gut zum Warmwerden. Noch wird hier nicht gebaut, es gibt nur einen breiten Weg für Fußgänger und Radfahrer sowie ein paar Nebenstraßen. Man läuft an Alleebäumen vorbei, durch die heute der Mond scheint. Das Feld wird auch von Tieren bewohnt: oft sehe ich morgens einen Hasen. Die Vögel sind noch still. Manchmal ist eine Katze unterwegs. Ich spüre, dass dies ein guter Tag zum Laufen ist, ich habe von Anfang an Schwung. Nur nicht zu schnell werden, ruhig und gleichmäßig… an Ruhe mangelt es mir derzeit. Der Sonnabend-Lauf kann eine gute Gelegenheit sein, zur Ruhe zu kommen. Ich kürze die Feldrunde etwas ab, um nicht an der Sternstraße entlang laufen zu müssen, wo Scheinwerfer sind. Ich habe doch lieber das Mondlicht um mich herum. Und da es so stimmungsvoll ist, laufe ich gleich nochmal über das Feld. Kurzzeitig ist der Mond von Wolkenschleiern verhangen. Im Osten fängt es an zu dämmern. Also werde ich eine halbe Feldrunde laufen, weiter nach Altmickten und von dort aus zur Elbe. Der Mond leuchtet noch immer, als ich über die Flutrinne laufe. Als ich an den Elbwiesen entlang laufe, wird es heller. Hier hat man einen freien Blick bis nach Pieschen – ich mag es, dieses Stück bis zur Molenbrücke zu laufen. An der Brücke angekommen, schaue ich zur Uhr: 7,23 Kilometer. Nun geht es über die Brücke, auch hier ist sehr viel Weite und die Elbe leuchtet silbern. Weiter vorn das Stadtzentrum: die Türme von Hofkirche und Frauenkirche sind in feinen Dunst gehüllt. Der erste Läufer kommt mir entgegen. Weiter vorn sind auch schon Spaziergänger – hoffentlich ohne große Hunde. Tief atmen… nur so gelingt ein längerer Lauf. Aber die Kilometer interessieren mich erst einmal wenig. Der Morgen ist so besonders schön, da konzentriere ich mich auf meine Umgebung. An der Marienbrücke weist ein Schild darauf hin, dass der folgende Abschnitt des Elberadwegs morgen gesperrt sein wird. Ich freue mich für alle Läufer, die beim Dresden-Marathon an den Start gehen, denn das Wetter wird wohl ganz gut sein. Natürlich freue ich mich nicht nur für diejenigen, welche die sagenhaften 42,195 Kilometer laufen wollen, sondern auch für die anderen Teilnehmer. Ich werde morgen nicht laufen, sondern radfahren oder wandern. Ein Zehn-Kilometer-Lauf reizt mich nicht, und für einen Halbmarathon bin ich nicht trainiert genug. Außerdem bin ich kein Fan von City-Läufen. Zwischen Augustus-Brücke und Carolabrücke wird am Radweg der Belag erneuert: das soll wohl morgen fertig sein. Noch ist die Sonne nicht zu sehen, aber bald… An der Carolabrücke beschließe ich, umzukehren. Das ist ein guter Wendepunkt – ich hätte gar nicht gedacht, dass meine Lauflust bis hierher vorhalten würde. An der Augustusbrücke möchte ich eine kurze Trinkpause einlagen. Weiter vorn, am Pavillon mit dem Glockenspiel, fällt es mir wieder ein. Oops, das wären schon 11 ½ Kilometer. Beim Lauf am Donnerstag habe ich vor lauter Anstrengung die Trinkpause vergessen. Heute ist alles anders, ich fühle mich noch immer richtig gut und diese Leichtigkeit möchte ich mir noch ein Weilchen erhalten. Also trinken, ein paar Schritte gehen und dann locker, ganz locker weiterlaufen. Nun ist die Sonne aufgegangen, sie lässt das bunte Laub an den Bäumen erstrahlen. Und etliche Läufer sind unterwegs, allein, in Grüppchen… einige von ihnen werden sicher morgen an den Start gehen. Ob die Teilnehmer eigentlich wissen, dass die schönsten Laufstrecken erst jenseits der Marienbrücke in nordwestlicher Richtung beginnen? Aber das ist schließlich Geschmackssache. Da mich der Forerunner schon gewarnt hat, dass die Batterien schwach sind, schaue ich an markanten Punkten immer mal zur Uhr, um notfalls den Rest der Strecke nachzeichnen zu können. An der Carolabrücke hatte ich beschlossen, vierzehn Kilometer zu laufen. An einem der nächsten Wochenenden will ich dann 15 Kilometer laufen, das ist schon eine besondere Zahl. Aber während ich der Molenbrücke näherkomme und immer noch recht gut und locker unterwegs bin, korrigiere ich mein Ziel noch einmal. Nicht an einem der nächsten Wochenenden – ich werde die 15 Kilometer heute laufen. Es passt doch so gut an diesem schönen Morgen! Das Licht ist ganz außergewöhnlich, die Bäume an anderem Ufer leuchten von gelb, orange bis dunkelrot. Auf der Molenbrücke schaue ich mich noch einmal um: nun steigt die Sonne über die Häuser. Ich laufe heute 15 Kilometer, und es geht ziemlich leicht. Und ich hatte doch sogar damit gerechnet, den Lauf frühzeitig beenden zu müssen, weil es vorgestern so mühsam war. Auch nach drei Jahren, die ich nun laufe, gibt es immer noch Überraschungen. Von der Elbe aus mache ich noch einen kleinen Bogen am Feld entlang. Am Ende sind es 15,7 Kilometer. Schöner kann ein Wochenende kaum beginnen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen