Ich beginne meinen Lauf in der Morgendämmerung. Mit zwei
Grad ist es recht kühl, aber das war an den vergangenen Tagen ebenso. Beim
Laufen muss man sich nicht so warm anziehen wie beim Radfahren, aber ich trage
doch zum ersten Mal meine neue Winter-Laufhose, erst vorgestern im
Sonderangebot erworben. Sie sitzt sehr gut und ist spürbar hochwertiger als
meine bisherige, die ich irgendwann ausrangieren werde. Zunächst laufe ich eine
größere Feldrunde. Meine erste Idee, am Elbufer zu laufen, verwerfe ich wieder.
Dazu hätte mich meine Goretex-Schuhe tragen müssen und auf diese hatte ich
heute noch keine Lust. Im Winter werde ich noch oft genug dazu Gelegenheit
haben! Ich laufe am liebsten in den Brooks und nach einer Weile ist es auch
nicht mehr kalt an den Füßen. Nach der Feldrunde wende ich mich Richtung Elbe
und Pieschener Hafen. Es ist nun heller geworden. Eigentlich hätte ich meine
Runde ganz gern wieder beendet: die letzten Tage waren anstrengend und ich bin
etwas schlapp. Gestern habe ich mir auch das Krafttraining gestrichen, ich war
einfach zu müde dazu. Am Wochenende waren wir kurzfristig in Wien, auch da hieß
es immer: früh aufstehen – am Sonnabend wurden wir vom Schlafwagenschaffner
geweckt. Der Aufenthalt war sehr schön, aber innerhalb langer, anstrengender
Arbeitstage ist so ein Ultra-Kurztrip doch kräftezehrend. Beim Laufen aber gebe
ich so schnell nicht auf, und tatsächlich: als ich auf dem Elberadweg Richtung
Stadtzentrum unterwegs bin, klappt es besser. Die frische Luft wirkt und ich habe ein
ruhiges Tempo gefunden. Das ist gar nicht so einfach nach den vergangenen
Tagen! Ich höre auf, mir über die Dauer und die Strecke Gedanken zu machen:
einfach nur laufen ist das Beste. Tatsächlich kommt mir wieder einmal ein
Läufer in kurzen Hosen entgegen. Der ist allerdings sehr viel schneller
als ich. Mir wird klar, dass das Laufen im Freien, in ruhiger Umgebung gefehlt
hat. In den letzten Wochen musste es immer schnell gehen und möglichst effektiv
abgearbeitet werden: genau das, was man eigentlich nicht braucht. Aber manchmal
ist dies die einzige Möglichkeit, überhaupt dranzubleiben. Jenseits der
Augustusbrücke ist Wendepunkt. Nun kann ich wirklich gelassen sein, aber es
sind immer noch an die vier Kilometer bis nach Hause. Das wird schon: bis zur
nächsten Wegkreuzung, dann noch ein Stück und noch eins. Die letzten beiden
Kilometer sind anstrengend. Heute ist meine Garmin-Uhr zwar wieder aufgeladen,
aber ich habe vergessen, den Startknopf richtig zu drücken, so dass ich die
Strecke schätzen muss. Neun bis zehn Kilometer waren mein Wunsch für heute; auf
die Zeit habe ich nicht geachtet. Zu Hause angekommen, möchte ich es dann doch
wissen. Glücklicherweise gibt es Programme wie runmap.net, wo man die Strecke
einzeichnen und die Kilometer ablesen kann: das habe ich eine ganze Weile so gemacht,
bis ich mir den „Forerunner“ zulegte. Ich bin tatsächlich 11 Kilometer gelaufen
– das war eigentlich mein Wunschziel für Sonnabend. Da brauche ich mich wegen
des versäumten Krafttrainings wohl nicht zu grämen.
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