Heute Morgen im Dunkeln laufen – nein, dazu hatte ich keine
Lust. Und aufs Laufband wollte ich auch nicht: das war ja schon am Dienstag
dran gewesen. Also war beschlossen, am Nachmittag oder Abend zu laufen, um
vielleicht noch etwas Helligkeit genießen zu können. An manchen Tagen ist das
Wetter so trüb und da giert man jeder Gelegenheit, draußen zu sein. Als heute
gegen Mittag die Sonne rauskam, war ich begeistert und konnte es kaum erwarten,
starten zu können.
14.30 Uhr bin ich dann umgezogen und beginne meinen Lauf. In
der Sonne ist es warm, sommerlich warm sogar, im Schatten ist es deutlich
kühler und es weht ein unangenehmer Nordwestwind. Er reißt das bunte Laub von
den Bäumen, das sich stellenweise auf dem Boden häuft. Spätsommerliche Momente
sind immer wieder unterbrochen von Spätherbst-Stimmung. Ich laufe zuerst eine
große Feldrunde. Zeitweise muss ich mir die Jacke überziehen, an anderen,
geschützten Stellen ist es mit Jacke nicht auszuhalten und ich kann im
Kurzarmshirt laufen. Das ist ein bisschen umständlich. Wenn ich mich dazu
entschieden hätte, in Windrichtung zu laufen, hätte ich es durchweg bequem
gehabt und auf die Jacke verzichten können. Das hätte aber auch bedeutet:
hinein ins Stadtzentrum, am Elberadweg entlang, der im Berufsverkehr zur
Fahrrad-Autobahn wird. Das will ich mir keinesfalls antun, um diese Zeit dort
zu laufen! Während der ersten Runde fühle ich mich, als würde ich zum ersten
Mal joggen. Es geht mühsam und kein bisschen flüssig voran. Kann ja noch besser
werden. Ich habe vor, ein Stück an der Elbe entlang zu laufen, aber nicht gar
so weit und da kommen mir 1 ½ Feldrunden gelegen. Bevor ich mich Richtung
Übigau wende, habe ich schon vier Kilometer zurückgelegt. In Übigau ist es
relativ geschützt, aber an der Elbe werde ich die Jacke wohl brauchen. Unterhalb
der Flügelwegbrücke laufe ich in der Sonne und brauche die Jacke immer noch
nicht. Die Elbe macht hier einen weiten Rechtsbogen und ich bin noch eine ganze
Weile ziemlich geschützt. Erst als ich kurz vor Altkaditz auf dem Deich laufe,
muss ich die Jacke überziehen. Hier bläst der Wind auch ziemlich kräftig. Aber
der Himmel, die Elbhänge, das Licht – einfach herrlich! Was für eine schöne
Strecke! Die Schafherde, die wir am Sonntag beim Spazierengehen noch an der
Autobahnbrücke beobachtet hatten, ist nun nach Altkaditz weitergezogen. Die
Wiesen sind gemäht und ich laufe weiter auf einem Trampelpfad entlang. Ein
Stück noch. Neun, vielleicht zehn Kilometer und dann zurück nach Kaditz, wo die
Straßenbahn abfährt – das wäre eine gute Strecke für heute. Das Laufen strengt
heute ziemlich an. Donnerstage sind generell keine guten Sporttage. Frühmorgens
im Fitnessstudio – das geht noch. Ausgeruht eine knappe Stunde Fahrtspiel –
sowas gelingt mir an Donnerstagen meist recht gut. Aber lange Läufe gehen meist
nicht so gut. Beim Halbmarathon-Training war alles anders; da waren die
Einheiten in der Woche etwas kürzer, maximal 55 Minuten und meist auch etwas
zügiger, allerdings lief ich viermal pro Woche. Momentan trainiere ich aber nicht auf Halbmarathon und laufe generell
lieber dreimal wöchentlich, davon zweimal etwas weiter. Am Wasser entlang nach Serkowitz – das ist ein
wunderschöner, ruhiger Streckenabschnitt. Am anderen Ufer taucht irgendwann die
Gohliser Windmühle auf, und weiter vorn sieht man die Radebeuler Weinberge. Ich
laufe hier ganz allein heute. Der Gegenwind ist auszuhalten, aber ich merke,
dass er mich ein wenig bremst. Ich wollte eigentlich längst umkehren, aber nun
mag ich nicht. Bis nach Radebeul West zu laufen, traue ich mir allerdings nicht
zu. Ich werde vermutlich ein Stück bis zur Straßenbahn gehen. Aber diese
Stimmung an der Elbe möchte ich noch etwas genießen, auch wenn das Laufen
mühsamer wird. Ein Stück schaffe ich noch. Dass ich heute nicht nur auf Asphalt
laufe, wird die Beine und den Rücken etwas entlasten. Ich sehe schon die
Radfahrer auf dem Elberadweg nach Meißen und bald bin ich selbst dort
unterwegs, als es am Ufer nicht mehr weiter geht. Ich versuche, mich ein wenig
zu lockern. Im Schienbein fängt es an zu stechen – das kann ich aber jetzt gar
nicht leiden, kurz vor der 11-Kilometer-Marke! Ich laufe ein Stück auf dem Gras
und das Stechen ist wieder verschwunden. Weiter vorn geht es wieder hinauf auf
den Deich. Ein bisschen kann ich noch laufen. Dann bin ich auf dem Deich oben –
der Wind wird wieder unangenehmer – und denke mir: wenn ich jetzt zu lange
gehe, fange ich an zu frieren. Lieber noch weiterlaufen, solange es geht.
Langsam, ruhig. Sehr langsam… weiter vorn macht der Deich einen Bogen. Dort
geht es nach Altkötzschenbroda hinein. Ein gutes Ziel! Da bin ich doch
tatsächlich bei 13 angelangt, und es geht immer noch ein Stück, vorbei am
Bahnhof Radebeul-West bis zur Straßenbahnhaltestelle. 13,5 Kilometer… soweit
wollte ich wirklich nicht laufen! Meine Bedenken konnten sich nicht
durchsetzen, das Licht, die Sonne, die grünen Elbwiesen und das bunte Laub an
den Bäumen waren reizvoller.
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