Sonntag, 10. Mai 2015

Ein Lauf zum Muttertag

Ich hatte es mir offen gelassen, ob ich heute laufe oder nicht, denn erzwingen wollte ich es nicht. Gestern gab es – nach Enkelbesuch – einen ausgiebigen Nachmittagsschlaf, und zwar so lange, wie ich wollte. Das war richtig gut und vermutlich deswegen bin ich heute relativ ausgeruht um fünf Uhr aufgewacht. Das klingt nach Unzeit – ist es auch, aber derzeit tickt meine innere Uhr so. Es war schon richtig hell und noch relativ freundlich draußen, als ich mich auf den Weg machte: ganz ruhig, ganz langsam, ohne jegliche Vorgaben an mich. Mir war klar, dass es anders nicht funktionieren würde. Zunächst wieder die kleine Runde zum Einlaufen, nochmal nach Hause, etwas trinken, anschließend große Runde. Den Berglauf, von dem ich dachte, den müsste ich heute eigentlich durchziehen, habe ich bleiben lassen. Den mache ich wirklich erst dann, wenn ich mich dazu bereit fühle. Es ist so wunderbar ruhig um diese Zeit am Wochenende! Kaum Verkehr, kaum Leute unterwegs… ich trottete ganz gemütlich durch die Gegend und nahm mir viel Zeit, die blühenden Bäume und Sträucher unterwegs anzuschauen, die Mauersegler am Himmel zu beobachten und den Vogelstimmen zu lauschen. Am Pieschener Hafen wurde mir ein besonders schöner Anblick zuteil: ein Graureiher, wirklich ein Prachtexemplar, flog in den Hafen hinein und ließ sich am Ufer nieder. Er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, blieb aber, wo er war. Graureiher sind öfter in der Stadt zu beobachten, aber sie sind dennoch scheu: besonders dann, wenn man stehenbleibt, um beispielsweise ein Foto zu machen, verschwinden sie. An der Elbe waren auch andere Läufer unterwegs, überwiegend sogar Läuferinnen. Mag sein, dass einige von ihnen auf diese Weise in den Muttertag starten. Der Feiertag ist mir relativ gleichgültig und ohnehin kein Sport-Muss-Termin: ausschlafen wäre auch eine gute Option gewesen. Ich wählte den steilen Anstieg zur Molenbrücke, um überhaupt eine Kleinigkeit Richtung Hügeltraining zu tun, und später tat ich es an der Flügelwegbrücke ebenso. Von den Brücken aus hatte man eine wundervolle Aussicht über das Elbtal, ganz klar war es, das Licht sehr intensiv und die Luft fühlte sich nach dem Regen frisch und sauber an. Ein Lauf nur zum Vergnügen – genau das hatte mir gefehlt in den letzten Wochen. Dabei ist es so einfach… aber ich war viel zu sehr auf mein (bisher noch unerreichtes) Ziel fixiert gewesen, um überhaupt noch locker starten zu können. Ich bin ja allgemein langsam unterwegs, aber heute war ich noch langsamer als sonst, eigentlich kurz vor der Zeitlupe, aber genau so war es gut. Zwei weitere Graureiher konnte ich beobachten: einen sehr hoch am Himmel und einen anderen, der ziemlich nahe bei mir über die Washingtonstraße hinweg flog. Zu einem relativ späten Zeitpunkt sah auf die Kilometeranzeige: da hatte ich schon fast 13 Kilometer zurückgelegt. Schließlich war ich zwei Stunden unterwegs mit ziemlich genau 14 Kilometern. Es war mein vierter Lauf in dieser Woche.

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