Freitag, 8. Mai 2015

Im Tal

Ich bin durchaus gern mal in Tälern unterwegs, die haben ja auch ihren Reiz. Ärgerlich werde ich – ganz bewusst den Vergleich zum Wandern ziehend – wenn ich mich auf einen Gipfel gefreut habe und es dann bergab und bergab und bergab geht, bis ich mich zu weit von meinem Weg entfernt habe, um noch einzulenken. Ich liebe Gipfeltouren, sie beflügeln mich, manchmal für Monate im Voraus, und sie wirken lange nach. Bleibt so eine Möglichkeit aus, fehlt etwas Wichtiges, ähnlich einer Kerze, die mir im Winter leuchtet. Ich kann nicht genau sagen, warum ich beim Laufen gerade in einem endlosen Tal herum trotte. Ich bin im Urlaub gelaufen, wollte es unbedingt durchziehen. Ich bin in dieser Nach-Urlaubswoche ebenfalls dreimal gelaufen. Es kommt keine Freude auf. Ich genieße es nicht. Es ist momentan nur noch ein Pflichtpensum, das ich absolviere. Ich überwinde mich zum Laufen und bin dann ganz froh, wenn es einigermaßen klappt. Von Leidenschaft bin ich weit entfernt. Ich möchte es jedoch nicht aufgeben, weil es mich fit hält. Und weil ich immer noch von Gipfeln träume. Laufen ist die beste Vorbereitung auf Bergtouren. Ob ich irgendwann wieder Erfolge beim Laufen spüren werde, weiß ich nicht. Ich begebe mich ja in eine ungewisse Zukunft, spüre derzeit, dass in anderen Lebensbereichen die Signale ebenfalls auf Talfahrt stehen. Will mein Körper nichts mehr leisten? Kann er nicht mehr das leisten, was ich ihm abverlangen möchte? Sind künftig nur noch kleine und noch kleinere Brötchen zu backen? Nein, ich will mich noch nicht damit abfinden.

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