Samstag, 16. Oktober 2010

16.10.10

Ein ruhiges Wochenende, wie es hin und wieder nötig ist, mit ein wenig Garten-winterfest-machen lässt noch genügend Lust und Energie für einen Lauf am späten Nachmittag. Start drei Minuten vor Fünf am Hoftor. Bei 12 Grad Außentemperatur laufe ich ohne Jacke, und am Feld ist es kühl. Ich habe aber vor, etwas weiter als sonst zu laufen und bin sicher, dass mir bald warm wird. Ich laufe bis ans Ende des Feldes und dann an der Washingtonstraße entlang, um die Runde zu erweitern. An einer roten Ampel will ich nicht stehen bleiben, laufe, statt geradeaus, erst einmal links herum und überquere die Straße an einer anderen Stelle. Es gibt einen hübschen Spazierweg an Kleingärten entlang, aber als ich dort einbiegen will, sehe ich junge Leute und etwas Kampfhund-Ähnliches herumspringen. Ich habe keine Lust, herauszufinden, ob der nur spielen oder etwas anderes will und laufe weiter geradeaus. Warum nicht ein Stück durch Übigau laufen? Ich biege links in die Overbeckstraße ein. Das ist eine Strecke, die ich auch in der Dunkelheit nehmen kann, beleuchtet und in einem ruhigen Wohngebiet. Die Molenbrücke zu überqueren, wäre eine Alternative gewesen, aber an Wochenenden wimmelt es dort von Spaziergängern und an denen möchte ich mich nicht vorbei drängeln. Die Scharfenberger Straße ist die Verlängerung der Overbeckstraße Richtung Elbe; ich treffe also wieder auf meine schon bekannte Strecke, laufe durch Altmickten und an der Elbe entlang bis zur Baustelle. Der schmale Weg durch sie hindurch ist ein nicht ganz angenehmer Engpass. Als ich ihn nehmen will, kommt mir eine Frau mit zwei Hunden entgegen. An dieser schmalen Stelle will ich nicht an denen vorbei und laufe über die Elbwiesen, wo sich schon ein Trampelpfad gebildet hat. Das ist ein bisschen nass und dreckig, nicht so gut für meine hellen Schuhe, aber eine Übung in Sachen Trittsicherheit. Glücklicherweise ist der Baustellenzaun an einer Treppe unterbrochen, und ich kann wieder nach oben an die Straße zurückkehren. Die Restaurants an der Elbe sind schon beleuchtet, hübsch und stimmungsvoll sieht das aus. Ich höre einen Vater zu seinem Sohn sagen, dass es schon halb sechs ist. Halb sechs erst? Ich will doch heute länger und weiter… und da ich keine Lust auf Runden durch Nebenstraßen habe, tue ich es doch: ich laufe über die Molenbrücke. Es geht besser als ich dachte, die Leute nehmen weitgehend aufeinander Rücksicht. Nun muss ich aber auch bis ans Ende der Mole und langsam spüre ich es in den Beinen. Etwas abgehetzt komme ich an der Mole an und wende mich nach links Richtung Leipziger Straße. Beim Radfahren kann man einen Gang runter schalten, wenn es zu viel wird, und so ähnlich geht es auch beim Laufen: man wird etwas langsamer. Ich laufe an der Leipziger Straße entlang zurück, aber bis nach Hause ist es noch ein Stück. Achtsamkeit ist wichtig, schön und gut, aber hin und wieder kann ich mich auch richtig antreiben, und heute will ich es: ich gebe mir gewissermaßen die Peitsche und laufe weiter, obwohl mir nach Aufhören ist. Ich möchte etwas mehr schaffen und den Stolz darauf genießen. Eine Pulsuhr trage ich nie, das kann ich mal machen, wenn ich routiniert bin. Heute bin ich garantiert weit über dem empfohlenen Wert, aber das kümmert mich nicht; erfahrungsgemäß kann ich mir einiges zumuten. Ich achte darauf, mich immer wieder von innen heraus zu lockern, und das ist hilfreich. Hier und da zwickt es in den Muskeln, aber solange es beim Zwicken bleibt, brauche ich mich nicht zu sorgen. Der Weg an der Elbe entlang ist geschafft, ich laufe Richtung Sternstraße, überquere sie; nach ein paar Metern biege ich in unsere Straße ein und weiß, dass ich schaffe, was ich nicht hundertprozentig für möglich gehalten habe. Am Hoftor schaue ich auf die Uhr: 55 Minuten bin ich gelaufen. Erhitzt und leicht bekleidet, wie ich bin, gehe ich schnell ins Haus und mache erst in der Wohnung meine Dehnungsübungen. Drei, vielleicht knapp vier Kilometer können es heute gewesen sein, und das macht mich wirklich ein bisschen stolz.

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