Samstag, 16. April 2011

16.04.11

Als ich mir gestern im Büro vorstellte, dass ich heute wieder laufen würde, bekam ich so ein unternehmungslustiges Kribbeln im Bauch, dass ich am liebsten die Laufschuhe geschnürt hätte und sogleich gestartet wäre. Zum Feierabend war die Euphorie dann allerdings verflogen, und ich hatte kaum noch Lust auf den Heimweg mit dem Fahrrad.

Nun ist es soweit: ich starte gehend am Hoftor, und als ich die Sternstraße überquert habe, kann ich nicht länger an mich halten und beginne langsam und locker zu laufen. Zeit: 7.11 Uhr. Es ist noch kühl, aber die Sonne erhebt sich strahlend über den Häusern, und der Tag verspricht sehr schön zu werden. Ob ich es schaffe, mich heute nicht unter Druck zu setzen, sondern auch diese längere Strecke zu genießen? Bis zum Blauen Wunder möchte ich mindestens kommen, aber ich denke nicht so sehr an das Ziel, sondern versuche, so ruhig und locker wie möglich unterwegs zu sein. Im Unterschied zum vergangenen Wochenende bin ich nicht mehr so ehrfürchtig, was die Strecke angeht und denke mir, dass ich sie ganz gut schaffen müsste. Es macht viel aus, wenn man eine Strecke schon einmal gelaufen ist! Ich bin natürlich nicht die einzige Läuferin, die unterwegs ist. Die morgendliche Kühle ist angenehm. Ich trage meine Sportbrille und kann deswegen gut der Sonne entgegen laufen. Herrlich grün erstrecken sich die Elbwiesen, und ringsum blühen die Obstbäume.

Ich nehme mir vor, möglichst bis zur Albertbrücke so locker unterwegs zu sein, eventuell sogar bis zur Waldschlösschenbrücke. Unsere Yoga-Lehrerin hat Recht, wenn sie uns ermahnt, uns nicht so sehr anzustrengen: es führt oft zu übermäßiger Anspannung, und man neigt dazu, sich zu früh zu sehr zu verausgaben. Brücke um Brücke rückt näher, und an der Waldschlösschenbrücke angekommen, bin ich noch immer locker und guter Dinge. Ich schaue hinüber zum anderen Ufer und halte es für möglich, heute bis dorthin zu gelangen. Erzwingen möchte ich es allerdings nicht. Als ich das Blaue Wunder schon sehen kann, kommt eine Walkerin vor mir auf den Weg. Sie ist in zügigem Tempo unterwegs, und ich kann mich ihr nur allmählich nähern. Das ist nun die Strecke mit dem Kopfsteinpflaster, wo man aufpassen muss, aber ich kann die Frau überholen, ehe es ein Stück bergan geht. Die kleinen Steigungen stellen kein Problem mehr dar. Über das Pflaster geht es auch schon besser. Nun geht es hinauf zur Brücke, und ich komme nicht aus der Puste. Ich überquere das Blaue Wunder und fühle mich wesentlich leistungsfähiger als beim letzten Mal. Wahrscheinlich sollte ich donnerstags nur kurz laufen oder anderweitig trainieren, wenn ich samstags die Entfernung steigern will. Gestern Abend habe ich einen Salat mit Mais, Kirschtomaten und Thunfisch gegessen – ein leichter Energiespender, genau richtig für Sportler - , und heute Morgen 1 ½ Stunden vor dem Lauf normal gefrühstückt.

Am Wochenendmarkt vorbei gehe ich ein paar Schritte hinunter zur Elbe und nutze die Pause, um etwas Orangensaft zu trinken – erstmals während des Laufens. Dann fange ich wieder an zu joggen. Die Sonne steht schon höher, und ich binde mir meine Jacke um, die ich nun nicht mehr brauche. Für längere Strecken habe ich einen Trinkgürtel, in den man zwei kleine Fläschchen einstecken kann und an dem sich auch eine Tasche für Handy, Ausweis und Fahrkarten befindet. Nun sehe ich die Waldschlösschenbrücke vor mir und habe keine Zweifel mehr daran, dorthin zu gelangen. Die Elbe macht hier einen weiten Bogen, und ich komme meinem Ziel nur langsam näher. Man muss etwas früher zur Straße abbiegen, weil der Weg an der Baustelle endet. Ich achte darauf, locker zu bleiben, und kann noch immer das herrliche Wetter und die Spiegelungen auf dem Wasser genießen. Dann ist es geschafft, ich bin oben an der Brücke angekommen und möchte noch ein Stück weiter. Die Albertbrücke soll nun Endstation sein. Es ist jetzt anstrengender, aber die Reserven sind noch nicht völlig aufgebraucht, und die Körperkontrolle ist in Ordnung. Die letzten Meter kann ich sogar noch leicht beschleunigen. An der Albertbrücke angekommen, sehe ich zur Uhr: 1 Stunde und 38 Minuten Zeit für … wie viele Kilometer, das ist die Frage. Zuhause kann ich mir ein freudiges Kreischen nicht verkneifen: 15 Kilometer war ich unterwegs. Sicher kein Schnelligkeitsrekord, aber ich bin optimistisch, was die nächsten Ziele angeht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen