Samstag, 23. April 2011

23.04.11

Gestern war ich faul, weil ich noch Muskelkater hatte – nach dem Lauf am Mittwochabend habe ich auch nicht erwartet, dass er schnell vergeht. Heute bin ich ihn noch immer nicht ganz los, aber es zieht mich mit aller Macht hinaus. 7.10 Uhr starte ich von zuhause aus und laufe am Feld vorbei zur Flutrinne, wo sich gerade der Frühnebel auflöst. Die Sonne beginnt zu wärmen. Ich bin ausgerüstet mit meinem Mini-Rucksack, denn ich möchte ein schönes Stück durchs Elbtal laufen. Die Fernsicht ist beeindruckend; die Elbhänge sind klar zu sehen; es ist nur ganz leicht diesig, was schönes Wetter verheißt. Ich laufe an der Rethelstraße entlang durch Übigau. Eigentlich wollte ich am Elbepark vorbei nach Altkaditz laufen, aber das bringe ich nicht fertig – ich möchte unbedingt an die Elbwiesen. Es ist noch sehr ruhig, nur wenige Leute sind auf dem Weg zur Arbeit, und zwischen Flügelwegbrücke und Altkaditz wird es mit Sicherheit wunderschön sein.

Still, idyllisch und sonnig ist es, und das Gras glitzert vom Tau. Die Schafe haben sich schon ein Stück weiter bewegt und grasen nun jenseits der Flügelwegbrücke. Hier gibt es keinen Asphaltweg, nur einen Trampelpfad. Ich kann mich ganz gut in der ausgetretenen Spur halten. Das ist auch nötig, denn meine Schuhe sind nicht wasserabweisend. Hinter dem Klärwerk gibt es eine kleine Querstraße, und dort stehen zwei Autos. Man sieht, dass damit Hunde transportiert werden, und ich halte Ausschau, wo die Bellos denn sind. Weit und breit nichts, nur eine Gestalt sehr weit vorn. Ich beschließe, oben auf dem Damm zu laufen. Die Gestalt ist unten unterwegs. Bald sehe ich den großen Hund, der die Gestalt begleitet. Zweifellos habe ich den richtigen Weg gewählt, aber er hat auch einen Nachteil: das Gras steht hier oben höher und macht meine Schuhe schnell nass. Ich muss nun ein Weilchen hier bleiben, und dem Hund mag ich mich ohnehin nicht nähern. Als er samt Herrchen vorbei ist und ein Weg hinunter führt, sind Schuhe und Strümpfe so patschnass, dass das Wasser beim Auftreten herausquillt. Daran hätte ich wirklich vorher denken können, aber andererseits ist der Weg sehr schön und die Idylle ist die nassen Schuhe wert. Hinter der Autobahnbrücke geht es auf den Damm hinauf und kurz vor Altkaditz wieder hinunter. Hier im Gras können sich die Schuhe abermals richtig vollsaugen, ehe ich hinauf zur Straße laufe. Ich wende mich Richtung Elberadweg. Die Schuhe fühlen sich deutlich schwerer an – na toll. Außerdem liegt mir der Proteinshake schwer im Magen, der mir heute das Frühstück ersetzt hat. Deswegen wird überall geraten, vor Wettkämpfen nur etwas zu sich zu nehmen, das man erfahrungsgemäß gut verträgt. Von Altkaditz nach Serkowitz ist es ein ganzes Stückchen. Beim letzten Mal bin ich am Wasser entlang gelaufen, das ist einfach hübscher – aber für heute war ich genug im nassen Gras unterwegs.

Ich bin nun wieder auf dem Elberadweg Richtung Radebeul. Mit mir sind die ersten vereinzelten Radfahrer unterwegs. An manchen Tagen sehne ich mich sehr nach einer Radtour, aber das wird auch wieder werden. Nach einigen hundert Metern kommt eine Läuferin mit zwei Hunden auf mich zu. Die Hunde sind neugierig und spielfreudig, aber die Frau ruft sie glücklicherweise zurück. Über die Umleitung des Elberadwegs geht es nun wieder nach Altkötzschenbroda. Meine Form bessert sich, und es geht recht locker voran. Als ich durch Altkötzschenbroda laufe, öffnen die ersten Geschäfte, aber es ist noch sehr ruhig. Sonderlich schnell bin ich heute nicht, aber ich muss den Lauf nicht beenden. Als ich wieder auf den Elberadweg treffe, bin ich in Hochstimmung. Es geht weiter – mindestens bis Niederwartha dürfte ich es schaffen. Dennoch lege ich eine kurze Gehpause ein und trinke etwas Orangensaft. Es ist empfehlenswert, im Gehen zu trinken – während des Laufens könnte man sich verschlucken. Danach geht es weiter zur Brücke, die noch im Bau ist. Der Elberadweg führt bereits darunter hindurch und wird nicht mehr umgeleitet. Wieder kommen mir ein paar Radfahrer entgegen. Es ist ein schönes Gefühl, hier auf meiner Lieblingsstrecke unterwegs zu sein, und in den Morgenstunden kann man den beliebtesten Radweg Deutschlands am besten genießen. Die ersten Anzeichen von Ermüdung machen sich bemerkbar, aber ich bin optimistisch, bis Coswig laufen zu können. Bald kommt auch schon ein Hinweisschild „Coswig grüßt seine Gäste“ oder so, ich lese es nicht genau durch. Die Kötitzer Fähre ist für heute meine geplante Endstation, und mir wird klar, dass ich sie erreichen werde. Ich bin nun etwas schneller – das kann man vor dem Ziel auch sein. Kurz vor der Fähre geht es leicht bergab – wie schön! Dann bin ich auch schon da. Ich bin nicht total erledigt, wie man vielleicht annehmen könnte, aber es hat gereicht. Mit einer Stunde und 52 Minuten für knapp 15 Kilometer habe ich auch recht lange gebraucht. Ich gehe nun ganz gemütlich die Kötitzer Straße entlang, die mich zum Bahnhof Coswig führt. Am Bahnsteig angekommen, trinke ich Wasser mit Fruchtgeschmack aus meinem Rucksack und dehne mich ein bisschen. Lauter unternehmungslustige Leute mit Wanderrucksäcken stehen um mich herum. In der S-Bahn kann ich vom Fenster aus ins Elbtal schauen und bin mit mir und der Welt zufrieden.

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