Samstag, 4. Juni 2011

04.06.11

Der Lauf vom Donnerstag hat nachgewirkt: als leichter Muskelkater und neue Motivation. Brückentage sind etwas Schönes für diejenigen, denen sie ein langes Wochenende bescheren. Wer dagegen arbeiten geht, kann – bei allem Pragmatismus – hin und wieder deprimiert sein. Mir hat der 17-Kilometer-Lauf wirklich den gestrigen Tag gerettet. Vor allem, weil ich wusste: heute ist wieder Gelegenheit zum Laufen.

Ich bin gestern zeitig schlafen gegangen und kann früh aufstehen. Nach dem Frühstück und ein paar Erledigungen starte ich 6.31 Uhr am Hoftor. Heute möchte ich eine Runde laufen, da ich keine Lust habe, in einer überfüllten Straßenbahn zu fahren – es ist immer noch Kirchentag in Dresden.

Ich laufe zunächst an der Leipziger Straße entlang. Da sehe ich wieder so ein Plakat, das mit dem Slogan „Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden“ – oder so ähnlich – für ehrenamtliche Tätigkeit wirbt. Derartige Aussagen lösen stets zwiespältige Gefühle in mir aus. Einerseits ist da was dran, und gemeinnützige Tätigkeiten sind gewiss wichtig und lobenswert. Ich war so viele Jahre hindurch fast ausschließlich nur nützlich, dass ich mich auf gewisse Weise von einer solchen Einstellung distanziere: noch immer werde ich gebraucht, finde das aber immer weniger erstrebenswert und möchte zunehmend eigennütziger sein. Wie in solchen Morgenstunden, in denen ich unterwegs bin!

Heute geht es relativ langsam voran; das ist auch in Ordnung so. Ich spüre den langen Lauf noch immer in den Beinen. Der gestrige Rückenkurs war sehr fordernd; es gab intensive Übungen für die Rumpfstabilität. Das ist eine optimale Ergänzung zum Laufen. Es geht nun leicht bergan Richtung Junge Heide, aber zunächst möchte ich nicht in den Wald hinein. Es könnte sein, dass Hundebesitzer die frühen Morgenstunden nutzen, um ihre Lieblinge von der Leine zu lassen, und auf Begegnungen dieser Art habe ich keine Lust. Deswegen laufe ich an der Neuländer Straße entlang – angenehm, da überwiegend im Schatten. Auch hier geht es stetig bergauf; es ist aber gut zu bewältigen. Dann treffe ich auf die Moritzburger Straße, laufe an ihr entlang unter der Autobahn hindurch und wende mich nun ein Stück nach links, in den Wald hinein. Hier neben der Straße laufe ich gern, und die Strecke ist gut einzusehen. Bald kann ich die Straße überqueren – es ist noch sehr ruhig. Weiter geht es auf einem Waldweg, bis dieser endet und ich ein Stück auf der Straße laufen muss. Ein Linienbus fährt an mir vorbei: die Insassen werden sich über mich amüsieren oder den Kopf schütteln. An der Baumwiese wird es steiler: da beginnt der Boxdorfer Berg. Heute also ein Hügeltraining. Ein Sprint wird das nicht; ich möchte ausdauernd laufen und möglichst ohne Gehpause oben ankommen. Mit Ruhe klappt das ganz gut. Ich laufe nicht links herum, wo es direkt nach Moritzburg geht, sondern rechts herum. An der großen Kreuzung Waldteichstraße/Hauptstraße biege ich rechts ab und laufe durch Boxdorf. Die Sonne scheint schon recht warm. Im Ort ist es noch ruhig, und auch auf der Landstraße, die ich anschließend nehmen muss, sind kaum Autos unterwegs. Einfach herrlich! Neben mir steht das Getreide hoch und am nahen Flughafen starten hintereinander zwei Maschinen. Sie funkeln in der Morgensonne. Ich denke an Ferien, an Inseln im Atlantik und kühles, blaues Meer. Das lenkt ein bisschen von der beginnenden Müdigkeit ab. Nun laufe ich wieder rechts herum Richtung Waldmax. Bald geht es bergab und – endlich – wieder in den Wald hinein, wo es angenehm kühl ist. Ich bleibe aber auf der Straße. Bergab zu laufen, ist nicht ganz einfach. Ich versuche, nicht allzu sehr abzubremsen, denn auf diese Weise kann man den Schwung, den man bekommt, für sich nutzen. Weiter unten parkt ein Auto am Waldrand. Meine Vermutung mit den Hunden trifft wohl zu. Dann komme ich am Heidefriedhof an und laufe wieder den Waldweg entlang, dieses Mal in umgekehrter Richtung. Ich merke, dass der Puls ziemlich am Anschlag ist, und lege eine kurze Trink- und Gehpause ein. Das schnelle Bergablaufen sollte ich nicht unterschätzen. Beim Weiterlaufen merke ich, dass die Kräfte nachlassen. Bis zum Waldrand, unter der Autobahn hindurch laufe ich, und dort ist Feierabend. Asphalt soll heute nicht mehr sein. Der Weg nach Hause wird ein Spaziergang, angenehm an diesem Morgen. Reichlich 10 Kilometer waren es heute.

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