Donnerstag, 2. Juni 2011

02.06.11

Ich muss mir wirklich einen Ruck geben, um aufzustehen. Gestern und vorgestern Abend war ich nicht zu gebrauchen und somit war nichts mit Sport. Wenn man selbst dann noch ewig liegen bleiben möchte, obwohl man den Stunden nach genügend Schlaf hatte, ist das kein Schlafmangel, sondern etwas anderes. Und da möchte ich doch einen Lauf probieren, zumal ich heute, am Feiertag, genügend Zeit habe. Es gibt nur Kaffee und Energy-Gel mit einem großen Glas Wasser. Das Wasser muss sein vor dem Laufen, aber frühstücken mag ich noch nicht.

6.50 Uhr geht es los – ein Schnellstart in den Morgen. Ich möchte so früh wie möglich loslegen, um möglichst wenig vom Vatertags-Trubel mitzubekommen. Die Kombination Kaffee/Energy-Gel tut ihre Wirkung; ich fühle mich nicht mehr so k.o. Das Gel, das ich verwende, enthält kein Koffein. Ich laufe zunächst über das Feld, wende mich dann nach links, um beim Hornbach-Markt die Washingtonstraße zu überqueren. Dann geht es unter der Autobahn hindurch nach Kaditz und weiter nach Altkaditz. Hier merke ich schon, dass das Laufen gut tut, auch wenn ich mich nicht gerade in Hochform fühle. Aber ich finde wieder meinen Rhythmus! Heute laufe ich nicht den etwas weiteren Bogen durch Übigau, sondern geradewegs zum Elberadweg und weiter nach Serkowitz. Bis Radebeul-West möchte ich gern laufen, obwohl ich nichts erzwingen werde. Als ich Serkowitz hinter mir lasse, steigt die Sonne über die Bäume, und ein wunderschöner Tag kündigt sich an. Es hat geregnet; die Luft ist frisch, und es ist nicht zu warm. Die Wiesen sind gemäht, und es duftet nach Heu. Ab und an kommen Rennradfahrer vorbei, vorwiegend Männer, die den Herrentag sportlich begehen. Einige grüßen sogar – das tun sportliche Radfahrer eher selten. Da kommt schon die Umleitung über Altkötzschenbroda. Überall ist es still, nur von der Straße her kann man das eine oder andere Auto hören. Auch in Altkötzschenbroda ist es noch sehr ruhig, aber das wird sich gewiss bald ändern. Und ich kann und will noch weiter – problemlos sogar. Hinter Radebeul-West kommt mir eine Läuferin entgegen. Hier habe ich mich erst richtig eingelaufen! Die Brücke bei Niederwartha kommt näher. Ich finde sie mit ihrem einzigen hohen Pfeiler optisch sehr ansprechend. Hinter der Brücke blüht Feldmohn, und die Heckenrosen duften zart und frisch. Heckenrosen erinnern mich immer an Hiddensee – nur der Sanddorn fehlt. Grün und ganz deutlich kann man die Elbhänge sehen. Ich laufe auf Coswig zu und bin immer noch am Genießen – das ist ein verdammt gutes Zeichen! Hier bin ich wieder völlig in meinem Element. Erst wenige Meter vor der Kötitzer Fähre werden die Beine müde. An der Fähre ist es Zeit für etwas Orangensaft. Ich kehre um und versuche, noch ein Stück zu laufen. Das geht sogar ganz gut. Vielleicht schaffe ich es bis zur Brücke. Ich bemühe mich, locker und gleichmäßig zu laufen und nicht aus der Puste zu kommen – das lässt sich mit dem Tempo regulieren. Nun kommen mir einige Ehepaare mit Fahrrädern und auch die eine oder andere Gruppe entgegen. Ehe es hier voll wird, bin ich runter von der Piste. Ich schaffe es tatsächlich zur Brücke, aber ein bisschen geht noch. Bis zur nächsten Kreuzung und noch ein Stück weiter. Da bin ich eine Stunde und 45 Minuten unterwegs. Zwei Stunden werden es heute nicht – oder vielleicht doch? Auf jeden Fall werde ich die Straßenbahn nehmen können; die fährt häufiger als die S-Bahn. Das ist ein Vorteil, wenn man umkehrt – ansonsten liebe ich es mehr, einfach geradeaus zu laufen.

Ich kann Radebeul-West schon vor mir sehen. Ein Stück geht noch, aber bis Altkötzschenbroda schaffe ich es nicht. Irgendwann setzt der Körper eine Grenze, die man fühlen kann und nicht überschreiten sollte, wenn man Verletzungen vermeiden will. Hinter der Dampferanlegestelle, wo die Häuser anfangen, höre ich auf zu laufen. Mir ist schon ein Weilchen klar, dass ich heute Grund zum Feiern hätte. Ich gehe zur Straßenbahn, die dann ziemlich voll ist, denn neben Familien- und Herrentagsausflüglern sind auch Kirchentagsgäste unterwegs in die Stadt. 17 Kilometer war ich unterwegs in zwei Stunden und drei Minuten. Ein Grund, glücklich und zufrieden zu sein!

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