Sonntag, 30. Januar 2011

Im Schneckentempo

Gleich vorab: ich war heute nur spazierend unterwegs. Das Laufen am vergangenen Dienstag ist mir bekommen wie ein heißes Bad, und ich wollte schon jubelnd darüber berichten, aber der Infekt hat sich nur kurz verzogen, um noch kräftiger Anlauf zu nehmen. Zum Glück war es nicht mehr weit bis zum Wochenende, und ein wenig Ruhe bewirkt schon viel.

Eine Zwangspause wie diese hat Vorteile: man kann ausschlafen und in Büchern lesen, die man schon längst einmal zur Hand nehmen wollte. Manche Bücher können heilsam sein wie ein Lauf oder eine Fahrradtour. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny erinnerte mich daran, dass es sie gibt, die richtigen Worte und Bilder, gleichermaßen neu, vertraut und unglaublich treffend:

„Eine bleigraue, riesenhaft ausgedehnte Ebene lag da, schmutzig und neblig, wie ein ausladender Brotteig, etwas drohend wie ein ferner Stern von nah gesehen. John atmete tief. Er setzte seine Füße in einen stolpernden Trab und lief auf das ausladende Ding zu, so schnell er konnte. Jetzt hatte er den Ort gefunden, der zu ihm gehörte. Das Meer war ein Freund, das spürte er, auch wenn es im Augenblick nicht so gut aussah.“

Ein Buch wie ein Tempel des Äskulap oder wie Spaghetti con olio e aglio!
Alain de Bottons Buch „Glück und Architektur“ beschreibt, wie sehr wir die schönen Dinge um uns herum für unser Wohlbefinden brauchen.

„Doch dann, wenn wir endlich allein sind und aus dem Salonfenster in den Garten und in die zunehmende Dunkelheit schauen, können wir langsam wieder Kontakt mit dem wahren Selbst aufnehmen, das in der Kulisse nur auf das Ende unserer Show gewartet hat. … Die Dinge um uns herum regen die höchsten Hoffnungen an, die wir für uns hegen. In dieser Umgebung können wir uns wieder einer seelischen Verfassung nähern, die von Integrität und Vitalität geprägt wird. Wir können uns innerlich befreit fühlen. Wir können im wahrsten Sinne ‚heimkehren‘.“

Auch ein Sonntagsspaziergang kann heilsam sein. In Begleitung, musste ich mich nicht vor Hunden fürchten. Ich habe meine neue Kamera ausprobiert. Beim Laufen werde ich sie eher nicht dabei haben, und dies war eine gute Gelegenheit, die Gegend zu fotografieren, in der ich oft unterwegs bin. Wie man sieht, ist mir die Elbe mit ihren Ufern, Orten und Landschaften sehr nahe.
Spaziergang 30.01.11

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