Samstag, 22. Januar 2011

22.01.11

Eigentlich wollte ich morgen laufen, aber als die Sonne herauskommt, hält mich nichts mehr zuhause. Ich möchte nicht mehr länger warten, sondern etwas anderes als bisher machen, und so packe ich meinen Rucksack und fahre mit Bus und Straßenbahn nach Klotzsche.
Ich starte 10.25 Uhr an der Haltestelle „Zur neuen Brücke“. Dort geht es in die Dresdner Heide hinein.

Ein bisschen erschrecke ich, weil der Weg noch vereist ist und darüber nur eine dünne Schnee- und Graupelschicht liegt. Es geht bergab ins Prießnitztal, und ich bin sehr vorsichtig; was ich da tue, kann man eher tippeln und ein ständiges Suchen nach dem besten Halt nennen. Im Tal angekommen, geht es schon sehr viel besser voran. Meine Schuhe finden gut Halt. Allerdings ist der Rucksack lästig. Ich trage eine Thermofleecejacke, warme Handschuhe und eine warme Mütze zum Wechseln bei mir, außerdem ein wenig Apfelschorle und eine Banane, natürlich auch Portemonnaie und Handy sowie ein paar überflüssige Dinge wie Schminktäschchen und Parfum – ich habe nicht gründlich genug ausgeräumt.

Hinter dem Waldbad Klotzsche, in dem sich kein Bad mehr, sondern ein Klettergarten befindet, geht es das erste Mal bergauf. Schon wegen der vielen Hügel zieht es mich in die Heide, und an diesem Anstieg habe ich zu tun. Ich schaffe es gerade so, ohne völlig aus der Puste zu kommen. Ein Läufer kommt mir in zügigem Tempo entgegen. Bergab ist es nun nicht mehr so steil. Mein Rucksack ist sehr bequem und lässt sich gut festschnallen, aber beim Joggen schüttelt es ihn dennoch hoch und runter und das Gewicht macht sich auch bemerkbar: ich bin langsamer als sonst.

Es geht weiter geradeaus ins Prießnitztal hinein. Eine Läuferin kommt mir entgegen und grüßt mich. Auf dieser Strecke sind viele Läufer unterwegs; oft genug habe ich sie bewundert und mir nicht vorstellen können, selbst einmal durch die Heide zu laufen. Bald bin ich an der Kannenhenkelbrücke, wo wir schon oft Rast gemacht haben. Hier zweigen drei Wege ab: nach links geht es Richtung Langebrück, nach rechts zur Stauffenbergallee und geradeaus nach Bühlau. Der Wegweiser dorthin zeigt 9 Kilometer an, bisher waren es zwei, vielleicht drei Kilometer. Ich hatte vor, zur Stauffenbergallee abzubiegen, aber nun habe ich mich gerade gut eingelaufen, und außerdem reizt mich die Strecke nach Bühlau sehr. Ich kenne diese Strecke und komme mir ein wenig verrückt vor; andererseits kann ich ja jederzeit eine Pause machen und gehen.

Gestern Abend habe ich schon eingekauft und Parmigiana di Melanzane gemacht; da kann ich mich also richtig verausgaben und mein Lieblingsessen ist schon fertig. Ich folge der roten Wegmarkierung, und wie ich erwartet habe, führt sie mich bald nach rechts und es geht steil bergauf. Dort muss ich wegen vereister Fußspuren aufpassen und mir wird die Luft knapp – aber da bin ich schon fast oben. Die folgenden Steigungen sind mäßig, ein Stück noch geradeaus und ich bin am Saugarten. Bis hierher gelaufen zu sein, macht mich ein wenig stolz und nun komme ich der Radeberger Straße näher. Im Wald liegt noch ein wenig Schnee und an vielen Stellen haben sich kleine Seen gebildet. Manchmal versperren große Pfützen den Weg und ich muss von einem Grasbüschel zum nächsten springen. Da sind wasserfeste Laufschuhe sehr nützlich.

Als ich die Radeberger Straße überquert habe, bin ich im Dresdner Osten angekommen. Nun ist Bühlau wesentlich näher als Klotzsche. Irgendwann sehe ich die rote Markierung nicht mehr, aber das ist nicht weiter schlimm – ich laufe nach Gefühl weiter und in der Heide kann man sich ohnehin nicht verlaufen. Ich bin auch noch erstaunlich gut in Form und denke, dass ich gute Chancen habe, mein Ziel zu erreichen. Ein Mann mit einem kleinen fuchsähnlichen Hund lässt mich vorbei, worüber ich sehr froh bin, weil der Hund etwas nervös wirkt. Ich laufe weiter und weiter und kann nur ahnen, wo ich mich befinde: in der Nähe der Mordgrundbrücke könnte es sein. Weiter vorn wird es sehr hell, dort scheint die Sonne aus den Wolken. Auf einmal aber weiß ich, wo ich mich befinde: dicht am Weißen Hirsch, gegenüber vom Konzertplatz! So schnell schon – das habe ich nicht erwartet.

Ich halte mich links, weil ich nicht in den Stechgrund hinein will. Da treffe ich meinen rot markierten Weg wieder, von dem ich abgewichen war und folge ihm. Es geht oberhalb des Stechgrundes weiter bis zu einer Brücke, die ich überquere. Links geht es noch einmal bergauf; hier habe ich oft mein Kinderrad hinauf geschoben und am Stechgrundbach haben wir viel gespielt. Es ist ein schönes Gefühl, hier zu joggen. Unterhalb dieses Hügels sind schon die Bühlauer Waldgärten. Ich möchte hier noch nicht zur Straßenbahn, sondern bis zur Endhaltestelle laufen. Ein Stück laufe ich an Straßen entlang, die ich gut kenne, entscheide mich aber doch wieder für einen Waldweg. Am Sportplatz geht es vorbei und geradeaus weiter. Hier im Wald haben wir immer Buden gebaut, und ich sehe die Schneise, die direkt zur Straße führt, in der ich als Kind gewohnt habe. Dann bin ich am Heidemühlweg. Wenn man dort entlang läuft, kürzt man etwas ab: 10 Kilometer sind es bis Klotzsche. Ich verlasse nun die Heide und laufe zum Ullersdorfer Platz, meinem Ziel. Auf den letzten Metern bin ich sehr langsam, aber das spielt keine Rolle. Heute bin ich viel weiter als bisher gelaufen, und da geht es nur um Ausdauer. 12.33 Uhr bin ich an der Haltestelle. Zwei Stunden und acht Minuten – so lange kam es mir gar nicht vor, aber für 11-12 Kilometer war ich langsam. Egal, ich freue mich und ziehe mir gleich die warmen Sachen über. Ich bin quer durch die Heide gejoggt! Für die Beine war es heute das Maximum, ansonsten fühle ich mich aber sehr gut.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen