Sonntag, 13. Februar 2011

13.02.11

Ich habe mich entschieden, hier auch zu schreiben, wenn ich nicht laufe, denn es wäre unrealistisch, nur von Erfolgen zu berichten, Rückschläge und Pausen jeglicher Art dagegen nicht zu erwähnen. Diese Gesellschaft ist so auf Sieger fixiert, dass der überwiegende Teil der Menschen versucht sein könnte, sich an den wenigen Ausnahmen zu messen und die eigenen Bemühungen zu gering zu schätzen.

Mir ist das Laufen nicht verboten worden; laut meiner Ärztin soll ich tun, was gut für mich ist. Ich spüre selber, dass ich eine Trainingspause brauche: ich muss erst wieder zu Kräften kommen und den Ehrgeiz, sofern vorhanden, ein wenig zügeln. Ich bin ziemlich froh darüber, nicht mehr von der Arbeit zu träumen. Tagsüber schleichen sich immer wieder Gedanken an den Job ein, aber sie nehmen nicht mehr so viel Raum ein. So weit so gut.

Der heutige Spaziergang führt mich an der Elbe entlang nach Übigau. Wir haben wieder etwas Schnee bekommen; die Luft ist nasskalt. Gestern habe ich mir völlig neidlos die Läufer angesehen, die an mir vorbei gezogen sind. Es kommt mir ein wenig komisch vor, durch die Gegend zu schleichen, aber es ist eben so. Ich bin viel zu erholungsbedürftig, um mich darüber zu ärgern, dass der ganze Trainingserfolg vermutlich hinüber ist.

Beim Spazierengehen sieht man mehr. Orte lösen Erinnerungen aus: eine Treppe, von Efeu umschlungen, ein alter Torbogen, ein Nussknacker, der in einem Fenster steht. Ich habe die Kamera nicht mitgenommen, weil ich nicht nach Motiven suchen, sondern einfach nur gehen will. Ich schaue mir Schloss Übigau an; es gefällt mir eigentlich so, wie es ist – wer könnte ein rekonstruiertes Schloss brauchen? Ein Pfad führt zur Elbe hinunter. Ich bin ihn bisher noch nicht gegangen: man kommt hier sehr schnell und bequem ans Wasser. Es gibt einen Gedenkstein an das Jahrhunderthochwasser 2002 und Anschauungstafeln zur Geschichte von Altübigau.

Ich kehre langsam um, laufe über die Flutrinne hinweg zur Sternstraße. Die Radebeuler Weinberge schimmern hell am nordwestlichen Horizont. Als wir gestern dort oben waren, war es sehr kalt, aber vorfrühlingshaft. Der Himmel begann sich schon zu beziehen, aber es gab noch keinen Schnee.

Ein Hubschrauber kreist über dem Elbtal; die Polizei hat heute, am 13. Februar, viel zu tun. Ich gehöre zu denen, die meinen, dass man Faschisten gar nicht erst marschieren lassen dürfte. Es kann nicht Sinn und Aufgabe einer Demokratie sein, Verbrechern eine öffentliche Plattform zu geben und sie zu schützen. Politische Themen stehen aber meist, wie ich zugebe, nicht an erster Stelle für mich.

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