Donnerstag, 10. Februar 2011

Wieder im Schneckentempo

Ich habe natürlich nicht vor, das Laufen aufzugeben. Aber derzeit muss ich pausieren und es dann behutsam angehen.

Spaziergang also, sehr langsam, ich schaue absichtlich nicht zur Uhr. Die Hüfte macht mir beim Gehen kaum noch Schwierigkeiten, gut so. Hinunter zur Elbe und langsam Richtung Molenbrücke. Die rotgoldene Sonne sinkt und spiegelt sich im Wasser. Leute gehen wie ich spazieren, bleiben stehen, betrachten das Naturschauspiel. „Canaletto-Blick“, ruft eine ältere Dame aus. Das Licht erinnert wirklich an ein Ölbild.

Ich schaue sehr lange aufs Wasser. Enten schwimmen in Ufernähe, Zweige, an denen man die Knospen schon ahnt, wiegen sich im Wind. An einem Sommermorgen hätte ich vor Rührung und Euphorie Luftsprünge machen können; heute möchte ich nur zur Ruhe kommen und gebe mich damit zufrieden, mich überhaupt an Euphorie zu erinnern. Gestern habe ich mich krankschreiben lassen; ich bin seit Wochen überarbeitet und kann mich nicht mehr konzentrieren. Ich weiß, es war richtig, die Notbremse zu ziehen, aber es ist ungewohnt und macht mir Sorgen. Mein Arbeitgeber ist in Ordnung und ich hoffe, dass ich nun nicht gleich als unzuverlässig gelte, denn es ist mir wichtig, zuverlässig zu sein. Aber jetzt muss ich mich erst einmal bemühen, die Arbeit aus dem Kopf zu kriegen.

Ich gehe auf die Molenbrücke, schaue von oben aufs Wasser, gehe weiter. Das Licht wird immer sanfter und schöner; ich sollte öfter spazieren gehen. Da fällt mir ein, dass wir am Sonntag hier unterwegs waren – das hatte ich beinahe schon vergessen. Eine Läuferin überholt mich; das Stadtzentrum ist in Sicht und sie läuft darauf zu. Ich möchte wieder laufen, nächste, übernächste Woche vielleicht. Heute entdecke ich die Langsamkeit; nur das ist angemessen. Am Ende der Hafenmole angekommen, gehe ich zum Ufer hinunter. Im Nordwesten ziehen dunkle Wolken auf, morgen soll es regnen. Ein Hund kommt näher; ich gehe wieder zur Mole zurück, sehe mir die Häuser mit ihren Balkonen an. Junge Leute kommen; ein Rottweiler tobt und springt um sie herum. Glücklicherweise beachtet er mich nicht. Ohne solche Erlebnisse geht es wohl nicht.

Die Sonne nähert sich dem Horizont; die Elbwiesen sind silbergrau, der Himmel ist golden gefärbt. Wie wunderschön! Ich gehe weiter bis zur Flutrinne, steige dort die Treppe hinauf; die Sonne ist hinter den Wolken verschwunden, und es wird kalt. Ich lasse mir Zeit; meine freien Tage wollen gut genutzt sein. Im März und April werde ich viel zu tun haben und möchte dann auch fit sein.

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