Donnerstag, 17. Februar 2011

17.02.11

Heute führt mich mein Weg eine typische Laufstrecke entlang; ich gehe spazieren. Es ist spät am Nachmittag. An der Flutrinne sind Bäume und Sträucher gefällt worden; das habe ich in der Zeitung gelesen und möchte es mir ansehen. Der Deich an der Flutrinne wird erhöht und es sei nötig, Bäume und Sträucher zu entfernen. Es soll Ersatzpflanzungen geben. Die Stämme und Äste liegen noch da, es sind eher kleine und junge Bäume, die weichen mussten. Wir hatten heute ebenfalls Baumschnittarbeiten auf dem Grundstück und ein Baum wurde gefällt – dies ist der Grund, weshalb ich so spät unterwegs bin. Ich kann über das, was an der Flutrinne passiert ist, weder schimpfen, noch klagen, zumal es mich enorm beruhigen wird, wenn der Deich höher ist. Wenn man einen Baum pflanzt, ist das eine gute Tat, die einen froh stimmt. Es ist ein symbolischer Akt für Hoffnung, Zukunftsgestaltung und Naturverbundenheit. Wenn ein Baum gefällt wird, klingt allein die Aussage schon barbarisch, und ja: uns ist die Entscheidung, einen kräftigen, gesunden Baum fällen zu lassen, nicht ganz leicht gefallen. Wir haben diesen Pflaumenbaum zu einer Zeit geschenkt bekommen, als man Bäume nicht immer zu kaufen bekam. Es gab schon einen Pflaumenbaum in unserem Garten und zwei waren auf Dauer zu viel. Er nahm viel Licht weg und Raum in Anspruch, was in einem kleinen Garten besonders schwer wiegt. Auch bei uns wird es eine Ersatzpflanzung geben, wir wünschen uns einen kleinen Apfelbaum. Das ist vorerst ein schwacher Trost, und es kann mein Gewissen nicht beruhigen. Ich habe mir ein paar Stücke vom Stamm des Pflaumenbaums behalten.

Ich gehe über die Flutrinne hinweg, ein Stückchen durch Übigau und zur Elbe hinunter. Es ist grau, neblig und nasskalt, aber ich bin gern noch einmal draußen. Novemberwetter, das mich an die Adventszeit erinnert: fast habe ich Sehnsucht nach Räucherkerzen, Lichterglanz und Gemütlichkeit. Dabei steht der Frühling bevor und weil er naht, werden Bäume jetzt verschnitten, bevor sie austreiben und Vögel darin nisten. Die vom Nebel umhüllten Elbwiesen sehen ruhig und friedlich aus. Ich könnte noch ewig so weiterlaufen, aber es wird bald dunkel werden. Die neue Flutschutzmauer an der Böcklinstraße wächst: in früheren Jahrhunderten hätte das fast eine Stadtmauer sein können. Es ist schade um den Blick zur Elbe hinunter, aber ich bin dennoch froh über diesen Bau, der uns eine Situation wie im Sommer 2002 hoffentlich ersparen wird. So ist das mit Idealen: sie halten meist nicht der Wirklichkeit und den realen Bedürfnissen stand. Ich gehe bis zur Molenbrücke, die mein Wendepunkt ist, und von dort aus zum nächsten Einkaufszentrum. Ein paar Läufer habe ich heute auch gesehen, aber ich weiß noch nicht, wann ich wieder damit beginne.

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