Dienstag, 15. Februar 2011

15.02.11

Heute bin ich in Bühlau, meiner alten Heimat, unterwegs. Keine Uhrzeit, aber was macht das schon.
Ich steige am Ullersdorfer Platz aus. Zuvor habe ich mir vom Waldschlösschen aus die umstrittene Brückenbaustelle angesehen. Wohin mich nun wenden? Hier gibt es so viele schöne Wege. Durch die Heide hindurch möchte ich nicht, aber am Wald entlang spazieren zu gehen gefällt mir. Ich gehe Richtung Weißig. Viele Orte hier sind für mich mit Erinnerungen verbunden. Manche Häuser sehen fast noch wie in meiner Kindheit aus, aber sie werden seltener. Das trifft auch auf Geschäfte und Gaststätten zu. Ich habe mich entschieden, nicht an der Schule vorbei zu gehen: alles auf einmal klappt nicht an einem Tag.

Derzeit schlafe ich neun bis zehn Stunden in der Nacht und tagsüber mache ich auch eine Ruhepause. Gestern hatte ich endlich Gelegenheit, mit den Kindern ein paar Probleme zu besprechen. Dafür hat es oft an Zeit gefehlt. Mit meiner Tochter, die noch nicht 18 ist, hatte ich in den letzten Wochen nur per SMS Kontakt. Ich erledige pro Tag ein bisschen, Wege, Telefongespräche, Kleinigkeiten im Haushalt, wohldosiert. Heute habe ich mein Rennrad zur Reparatur geschafft und tatsächlich freue ich mich darauf, mal wieder eine Runde damit zu drehen. Und ich koche jeden Tag eine Kleinigkeit, etwas, das schnell und unkompliziert zubereitet ist. Aber es ist mir wichtig, es selbst zu machen. Fertiggerichte kann ich gerade nicht mehr sehen und die Familie freut sich. Ein selbst gekochtes Essen ist immer auch Zuwendung.

Ich muss gegen das ständige Gefühl, keine Zeit zu haben, steuern. Heute Morgen habe ich gleichzeitig etwas gegessen und die Blumen versorgt, aber dann doch die Blumen gelassen und mich an den Tisch gesetzt. Keine Zeit zum Yoga? Doch, auch wenn es mir heute ein wenig an Ruhe gefehlt hat. Es ist ungewohnt, den ganzen Tag zur freien Verfügung zu haben, und selbst wenn ich mir ganz wenig vornehme, bleibt immer noch genug übrig.

Ein Spaziergang pro Tag möchte sein, denn Licht und frische Luft sind sehr wichtig. Heute ist es kalt, aber die Sonne scheint und der Himmel ist fast durchweg blau. Zwischen Bühlau und Weißig kann man sehr schöne Tannen und Fichten sehen, richtige Weihnachtsbäume, die auf dem Striezelmarkt stehen könnten – aber sie sind mir im Wald viel lieber. Als Kinder sind wir hier oft mit den Fahrrädern zum Marienbad gefahren, und bis dorthin möchte ich heute gehen. Im Marienbad habe ich Schwimmen gelernt; meine Schwimmlehrerin war die beste Lehrerin, die ich je hatte. Ich sehe den Wegweiser zum Bad, laufe aber nicht bis hin, sondern kehre um, denn ich möchte noch ein Stück durch Bühlau laufen. Ich könnte so viel über die Zeit dort schreiben, aber ein wenig kann ich mir noch für später aufheben. Laufen und Radfahren kann man an und in der Heide ja auch sehr gut.

Ich komme wieder am Ullersdorfer Platz an, laufe noch ein Stück weiter und biege in die Königsberger – früher Kaliningrader – Straße ein. Unser alter Rodelberg ist nun mit Häusern zugebaut. Hin und wieder lese ich vertraute Namen an Klingelschildern, oft sind es wohl Kinder von Leuten, die ich kannte. Viele Häuser haben nun andere Besitzer, so auch das, in dem ich groß geworden bin. Ich sehe es mir von weitem an, es ist klein und etwas zurückgesetzt, das Tor steht weit offen – ich möchte nicht aufdringlich erscheinen. Dann wende ich mich wieder Richtung Heide. Bühlau erinnert mich immer an Weihnachten. Die Häuser sind in der Weihnachtszeit besonders geschmackvoll geschmückt; das war schon früher so. Wir gehen in der Vorweihnachtszeit gern hier spazieren, aber im vergangenen Jahr haben wir das nicht geschafft. Wir haben kaum etwas Schönes geschafft in der letzten Weihnachtszeit.

Ich kenne mich noch aus in den Nebenstraßen, aber die Häuser und Grundstücke haben sich doch sehr verändert. An der Neubühlauer Straße entlang gehe ich zur Straßenbahn. Eine Stunde etwa war ich spazieren und bin platt. Aber es gibt Schlimmeres; ich werde mich erholen.

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