Donnerstag, 14. Juli 2011

14.07.11

Gestern hatte ich einen Stapel mit ganz blöden Vorgängen auf meinem Schreibtisch – vielleicht war es auch der Tagesform geschuldet, dass ich sie so blöd fand. Es war ja auch so heiß und gewittrig. Als ich endlich den letzten Vorgang bearbeitet hatte, war das ein unglaublich schönes Gefühl. Danach stand die nächste Hürde an: das Krafttraining. Ich hatte überhaupt keine Lust. Aber ich bin doch gegangen, weil es eine wichtige Ergänzung zum Laufen ist. Und ich hatte Glück: im Fitnessstudio war es angenehm kühl, weil klimatisiert, und außerdem war ich fast die meiste Zeit allein. Schließlich kam noch eine Frau, aber das war kein Problem. Wenn viele Männer da sind, bin ich genervt, weil die sich im Kraftbereich so breit machen und dann auch ewig brauchen. Gestern klappte alles gut und zügig – und ich habe keinen Muskelkater bekommen! Es ist doch erstaunlich, wie schnell sich der Körper anpasst.

Heute fahre ich nach der Arbeit mit der Straßenbahn Linie 11 bis Bühlau, Haltestelle Grundstraße. Ich gehe die Großschönauer Straße Richtung Heide entlang. Früher kam mir alles weiter, größer, ausgedehnter vor. In dieser Straße habe ich als Kind gewohnt, und heute möchte ich einen Blick auf mein Elternhaus werfen. Es sieht nicht sehr verändert aus. Im Garten werden die letzten Überreste des Steingartens beseitigt, den meine Mutter einst angelegt hat. Ich gehe weiter und schaue mir die anderen Grundstücke an, mit denen ich auch Erinnerungen verbinde. Nicht immer kann ich die Erinnerungen zweifelsfrei zuordnen. Irgendwo muss es einen schmalen Durchgang zur Heide geben… da ist er endlich. Er sieht verwildert aus, deshalb gehe ich dort nicht entlang. Ich will mich genau umsehen und gehe deshalb noch spazieren, merke aber, dass ich wegen all der Eindrücke immer aufgeregter werde. Es wird Zeit, dass ich zu laufen beginne und mich dabei entspanne. Am Forsthaus geht es in den Wald hinein, und ich fange geruhsam an, wende mich gleich nach rechts Richtung Stausee. Nach ein paar Metern muss ich mir die Jacke umbinden. Ich habe Lust, in meiner alten Heimat zu laufen; die Dresdner Heide war früher gewissermaßen mein Spielplatz. Heute trage ich meinen Laufrucksack wie immer, wenn ich direkt vor oder nach der Arbeit unterwegs bin. Er ist kleiner als ein normaler Rucksack, aber alles Nötige passt hinein. Gestern Abend wollte ich mir noch eine Wanderkarte ansehen, habe das aber vergessen. Es wird auch so gehen. In der Heide kann man sich nicht wirklich verlaufen, solange man ausreichend Zeit zur Verfügung hat. Außerdem kenne ich mich noch einigermaßen aus.

Die Hauptwege sind gepflegt und beschildert, und nach zwei oder drei Kilometern sehe ich eine hübsche Schutzhütte. Auf diesem Weg ist kein Schotter, was ich sehr angenehm finde. Das ist ein ganz anderes Laufen als auf dem Asphalt. Bäume über mir, Bäche am Wegrand und dieses herrliche, intensiv grüne Gras, das überall im Wald wächst – eine bessere Umgebung kann ich mir gerade nicht vorstellen. Es sind Ferien und ich rechne damit, dass vielleicht ein paar Familien hier mit Fahrrädern unterwegs sind. Ich sehe aber nur hin und wieder ein paar ältere Leute. Eine Senioren-Wandergruppe macht mir unter Komplimenten Platz. Dann bin ich wieder eine ganze Weile allein mit der Natur. Den Abzweig zum Stausee erkenne ich problemlos und bald sehe ich das Wasser. Dies ist ein Feuerlöschteich, und es gibt zwei Buchten, in denen man auch baden kann. Für ältere Kinder sind Stausee und Umgebung ein Paradies. Wir sind früher oft mit den Fahrrädern hierher gefahren. Ich laufe ein Stück näher ans Wasser heran. Viele hübsche Sitzplätze sind rund um den Stausee entstanden, und fast überall rasten Spaziergänger. Es gibt auch eine Schutzhütte, die noch recht neu aussieht. Der Wasserstand ist ziemlich hoch. Ich habe nicht vor, hier zu verweilen, sondern laufe weiter, bis ich auf einen Weg treffe, der nach meiner Erinnerung Richtung Heidemühle führt. Es gibt eine rote Markierung, an der ich mich orientieren kann. Nun geht es wieder eine ganze Weile über Waldboden. Der Weg führt leicht bergab. Hier mitten in der Heide begegnet man nicht so oft Spaziergängern mit Hunden. Heute scheine ich in dieser Hinsicht wirklich Glück zu haben. Nur ein Pärchen mit einem Picknickkorb kommt mir entgegen; die wollen wohl auch zum Stausee. Dann geht es in ein Tal hinab, und ich muss ein bisschen aufpassen, wohin ich trete. Ist das hier unten schon die Prießnitz? Sieht fast so aus! Dann kommt ein Wegweiser: noch 1,5 Kilometer bis zur Heidemühle. Ich laufe ein ganzes Stück an der Prießnitz entlang. Weiter vorn sehe ich eine Familie mit Fahrrädern. Irgendwann kann ich die Radeberger Straße hören, die durch die Heide verläuft. Die Heidemühle sieht nach wie vor verfallen aus. Ich überquere die Straße und laufe weiter durchs Prießnitztal. Der Weg nach Klotzsche ist gelb markiert. Rechts von mir sehe ich einen Teich, und die Landschaft sieht fast wie ein kleines Moor aus. Faszinierend! Links von fließt die Prießnitz, mal nahe am Weg, mal weiter entfernt. Ich laufe eine ganze Weile, an einer größeren Lichtung vorbei, und sehe Wege, die wir schon gegangen sind. Vier Kilometer noch bis Klotzsche – das ist realistisch. Nun brauche ich eine Trinkpause – zum Glück habe ich genug dabei. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen, und es ist wieder warm geworden. Da kommt schon die Kannenhenkelbrücke! Es ist erstaunlich, wie schnell man durch die Heide kommt. Als unsere Kinder noch klein waren, war das Durchqueren der Heide fast schon ein Tagesausflug.

Ich merke allmählich, dass ich schon eine Weile unterwegs bin, und werde etwas langsamer. Da ist der Anstieg schon zu sehen, den ich hinauf muss. Ruhig, entspannt und mit kleinen Schritten geht es bergan. Es klappt besser, als ich erwartet habe. Im Winter bin ich kaum hier hinauf gekommen! Bergab komme ich richtig in Schwung. Rechts von mir sehe ich eine Bank, welche meist unser letzter Rastplatz vor Klotzsche ist. Am ehemaligen Waldbald Klotzsche geht es vorbei, wo heute ein Klettergarten ist, in dem wir aber wegen der horrenden Eintrittspreise nie waren. Nun steht mir der letzte Anstieg bevor, den ich noch einmal als Herausforderung betrachte. Wieder geht es langsam bergan, bis zur Eisenbahnbrücke und weiter. Ich freue mich bereits über die zurückgelegte Strecke und schaffe auch noch die restlichen Meter bis zur Königsbrücker Straße, wo der Bus abfährt. Wenn man die Heide von Ost nach West durchquert, sind das 12 Kilometer. Ich habe noch einen kleinen Umweg gemacht und gehe von 13-14 Kilometern aus. Etwa 1 ½ Stunden habe ich gebraucht – ein schönes Ergebnis für einen Wochentag.

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