Donnerstag, 7. Juli 2011

06.07.11 (Nachtrag)

Start 16.45 Uhr am Hotel Elbschlösschen, Kurort Rathen. Es ist sonnig und heiß in der Sächsischen Schweiz. Am Montag schon hatte ich den Wunsch verspürt, eine völlig neue Strecke zu laufen. Heute wollte ich fit dafür sein, aber mit solchen Temperaturen hatte ich nicht gerechnet, und auch den gestrigen Kontrolltermin im Fitnessstudio hatte ich unterschätzt. Muskelkater hat man oft erst einen Tag später, und nun macht er sich richtig bemerkbar.

Ich laufe wie geplant rechts herum. Ein Waldweg führt ein Stück an der Elbe entlang. Hier unter den Bäumen ist es wesentlich angenehmer als in der prallen Sonne, aber die Beine sind schwer, und am liebsten würde ich gleich wieder aufhören und mich auf eine der Bänke setzen, wo es sich ein paar Rentner gemütlich gemacht haben. Aber vor ihnen möchte ich mich nicht blamieren und laufe in relativ geruhsamem Tempo weiter. Diesen Weg Richtung Königstein sind wir vor Jahren einmal im Winter gegangen, und er ist mir in angenehmer Erinnerung. Schafe, die auf den Elbwiesen weiden, sind so weit wie möglich unter die Bäume gekrochen – auch ihnen ist es zu heiß. Viele Leute sind mit Booten auf der Elbe unterwegs. Ich staune über ihren Mut, denn die Strömung ist ziemlich stark, und es hat schon tragische Unfälle gegeben.

Der Weg, auf dem ich unterwegs bin, erfordert wegen der vielen Steine und Baumwurzeln etwas Konzentration, aber diese Abwechslung ist mir heute sehr recht. Links von mir sind Felsen zu sehen, und aus mancher schmalen Schlucht dringt angenehme Kühle. Was für eine herrliche Laufstrecke! Die Radfahrer, die mir hin und wieder entgegen kommen, haben es nicht so gut – sie müssen oft absteigen. Es ist, zugegeben, etwas verrückt, mitten in der Woche einen solchen Ausflug zu machen. Ich bin von der Arbeit aus hierher gekommen, und morgen früh werde ich von hier aus zur Arbeit fahren. Aber mir war nach einer solchen Aktion. Ich laufe, wie mir ein Wegweiser zeigt, auf dem Lottersteig Richtung Lilienstein. Hinauf möchte ich nicht, aber vielleicht ein Stück in die Nähe – mal sehen.

Ein älterer Mann mit einem Rennrad meint, ich hätte ein ordentliches Tempo. Ich finde das nicht. Ein Unterschied zum Walken möchte noch erkennbar sein! Er gibt dann bald auf, weil der Weg immer weniger radfahrtauglich ist. Dann gabelt er sich, und ich laufe weiter Richtung Königstein. Hier im Elbtal, unter Bäumen, könnte ich ewig unterwegs sein. Aber dann geht es bergab und heraus aus dem Wald. Ein kleiner Zeltplatz befindet sich direkt am Elbufer. Jugendliche baden in der Elbe; sie tragen orangerote Schwimmwesten. Nun würde ich gern mit ihnen tauschen, aber noch gebe ich mich nicht geschlagen. Die Elbe macht hier einen weiten Bogen. Von Rathen aus konnte ich die Festung Königstein auf der anderen Elbseite sehen, aber hier ist das nicht möglich, obwohl ich ihr immer näher komme. In der prallen Sonne ist das Laufen anstrengend. Jetzt schon aufhören? Da hätte ich auch zuhause eine Runde ums Viertel drehen können. Es ist gerade mal 17.10 Uhr. Da zweigt auf der linken Seite ein Radweg ab. Er führt durch den Wald hinauf zum Lilienstein. Wald, Bäume, Schatten – also nichts wie los. Doch bald muss ich eine Trink- und Gehpause einlegen. Wieder ein Stück – bis zur nächsten Pause. Der Anstieg zieht sich in die Länge. Es sind gefühlte 30 Grad und die Gehpausen werden häufiger – ich kann sie schon nicht mehr zählen. Nach einer Ewigkeit komme ich oben an – und sehe den Lilienstein vor mir. Dass ich ihm schon so nahe bin, habe ich nicht erwartet, aber ich war lange nicht mehr hier. Ich habe mir die Gegend zuvor auf der Karte angesehen und wende mich links herum. Bald geht es etwas bergab und das Laufen fällt mir wieder leichter.

Der Weg geht in eine Landstraße über, die mich nach Walthersdorf führen wird. Die Bäume am Straßenrand spenden Schatten. Immer wieder drehe ich mich um und schaue zurück zum Lilienstein. Was für ein schöner, markanter Felsen! Für heute soll es mir genügen, ihn aus der Nähe gesehen zu haben.

Ab und an kommt ein Auto, und ich weiche auf den Randstreifen aus. Die Straße ist schmal und kurvenreich. Dann endet der Wald, und ein paar Häuschen sind zu sehen. Es sieht nach brütender Hitze aus. Links zweigt ein Wanderweg in den Wald ab, und zu meiner großen Freude ist es der Lottersteig nach Rathen. Ich verzichte auf den Weg über die Landstraße und laufe wieder in den Wald hinein. Plötzlich ist ein Schäferhund neben mir – glücklicherweise hinter einem Maschendrahtzaun. Er bellt mich nicht an, läuft nur ein Stück mit.

Der Weg ist richtig schön, eine kleine, angenehme Hindernisstrecke unter Baumkronen, die die Hitze fernhalten. Auf einmal endet er an einer Stiege, wo es steil hinunter geht. Ich kann hier nur langsam absteigen und muss mich mit beiden Händen am wackligen Geländer festhalten, um nicht abzurutschen. Das wird heute verschärften Muskelkater geben, und die Vorstellung, nachher den Lift zum Zimmer nehmen zu müssen, amüsiert mich.

Noch ein paar Meter, und ich befinde mich an der Weggabelung von vorhin. Da bin ich doch eine hübsche Runde gelaufen und habe zum Schluss noch einen angenehmen Streckenabschnitt vor mir. Diesen genieße ich richtig und werde auch wieder schneller. Auf den letzten Metern merke ich, dass es für heute genug ist. 18.09 Uhr komme ich an, gehe noch ein Stück am Elbufer entlang und freue mich auf das Schwimmen im Hotelpool. Es können doch an die 10 Kilometer gewesen sein, wie ich nachträglich feststelle.

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