Samstag, 9. Juli 2011

09.07.11

Ich wollte das Laufen heute nicht erzwingen und wäre länger liegen geblieben, hätte ich das Bedürfnis danach gehabt. Punkt vier Uhr bin ich munter und beschließe, doch eine Runde zu laufen. Beim Blick aus dem Fenster wird mir klar, dass ein schöner Morgen beginnt. Es ist genug Zeit, in Ruhe zu frühstücken, und sechs Minuten nach sechs beginne ich an der Ecke Trachauer/Lommatzscher Straße zu laufen.

Gestern Abend haben wir einen Spaziergang an der Elbe gemacht. Viele Läufer waren in der Dämmerung unterwegs, und ich stelle mir vor, dass dies im Sommer sehr angenehm ist. Zwei Gründe sprechen aber dagegen: Party-Volk auf den Elbwiesen sowie Hunde jeglicher Größe und verschiedenen Temperaments, die mit ihren teils angetrunkenen Besitzern dort unterwegs sind. Da bevorzuge ich doch die Morgenstunden, wenn es mir möglich ist. Weil es gestern so schön war, möchte ich heute wieder in diese Richtung. Ich laufe über das Feld, durch Kaditz und Altkaditz hindurch und hinter Serkowitz auf den Elberadweg. Hier ist es sehr still und ich bin lange Zeit so gut wie allein unterwegs. Die Sonne ist längst aufgegangen. Zeitweise ziehen dunkle Wolken auf, aber sie verflüchtigen sich bald wieder. Es beginnt aber bereits schwül zu werden – schweißtreibendes Wetter! Schon hinter Serkowitz brauche ich die erste Trinkpause. Heute bin ich wieder mit mehr Leichtigkeit unterwegs und empfinde den Lauf wie einen Kurzurlaub. Ich bin neugierig, wie weit ich kommen werde, möchte aber nichts erzwingen. Den Muskelkater vom Krafttraining bin ich gerade erst halbwegs losgeworden. Zukünftig möchte ich mehr dranbleiben, aber nicht immer ist die Arbeit mit einem umfangreichen Sportprogramm zu vereinbaren.

In Altkötzschenbroda ist es auch noch sehr ruhig. Ich laufe weiter und auf die Niederwarthaer Brücke zu. Hier bin schon ziemlich zufrieden mit mir. In den vergangenen Tagen war ich das weniger, aber solche Zeiten gibt es immer mal. Ich passe auf meine Haltung auf, damit ich nirgendwo anspanne und verkrampfe. Das ist vor allem bei längeren Strecken wichtig. Nun kommt schon Coswig näher und ich mache die nächste Trinkpause. Mit der 0,5er Flasche im Rucksack werde ich wohl reichen, aber beim nächsten Mal kann noch ein Reservefläschchen mit. Besonders wichtig ist es, gleich nach dem Aufstehen reichlich zu trinken. Diese Vorgehensweise war mir auch bei längeren Wanderungen von Nutzen.

Da ist die Kötitzer Fähre – und ich laufe weiter, an der Elbinsel vorbei, durch ein Wäldchen, und als ich es hinter mir lasse, sehe ich wieder das Elbtal und weiter vorn die Bosel, einen Felsen kurz vor Meißen. Das beflügelt mich sehr. Hier ist mein Lieblingsrastplatz, wo ich gern mal sitze. Besonders bei etwas rauem Wetter ist das sehr stimmungsvoll. Heute setze ich mich aber nicht hin. Bis zur Bosel müsste ich es doch schaffen! Ich versuche, so locker wie möglich zu bleiben, obwohl die Kräfte nachlassen. Hin und wieder kommen Radfahrer vorbei. Dieser Streckenabschnitt zieht sich in die Länge – nur mit dem Rennrad kann man ihn relativ zügig hinter sich bringen. Aber ist so ein Hinter-sich-bringen wirklich erstrebenswert? Von Brockwitz aus, dessen Häuser rechts zu sehen sind, führen ein paar Wege an die Elbe hinunter. Einen habe ich hinter mir gelassen, da kommt der nächste. Im linken Knie fängt es an zu stechen. Ich laufe bis zur Wegkreuzung und höre auf – bin aber ganz froh dass es dieses Mal nicht die Sprunggelenke sind. Fünf Kilometer sind es von hier bis Meißen. Die schaffe ich heute mit Sicherheit nicht, und auch bis zur Bosel ist es noch ein Stück. Nun habe ich Gelegenheit, diesen wunderschönen Teil des Elbtals ganz in Ruhe zu genießen. Ich gehe Richtung Meißen, denn der Weg nach Neusörnewitz ist ähnlich weit und weniger schön. Das Knie gibt wieder Ruhe. Da habe ich wohl im richtigen Moment aufgehört. Wir möchten heute Abend noch mal an die Elbe, und da will ich zumindest mit dem Rad fahren können. Knapp zwei Stunden bin ich gejoggt. Fünf Kilometer Gehen nach 16 Kilometern Joggen sind allerdings auch nicht zu verachten. In Meißen komme ich eher automatisch als willentlich voran. Dann endlich bin ich am Bahnhof. Zu meiner Freude steht die S-Bahn schon da und sechs Minuten später fährt sie Richtung Dresden.

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