Montag, 4. Juli 2011

04.07.11

Beim Blick aus dem Bürofenster fiel mir zu meinem heutigen Vorhaben nur „Irrsinn“ ein. Düsteres, ungemütliches Novemberwetter draußen. Mir hat am Wochenende das Laufen gefehlt; ich habe anderes erledigt – vielleicht ein bisschen zu viel. Nach Albträumen von Computermacken und einem üblichen Nach-Urlaub-Montagmorgen traue ich mich eigentlich gar nicht mehr auf die Piste – und gerade deswegen muss ich.

14.15 Uhr laufe ich zuhause los – ich habe sehr pünktlich Schluss machen können. Wohin mich wenden? Ich bin deprimiert und hoffe, dass die Lust beim Laufen kommt. Da kann ich mir jeden Tag sagen, ich mache mir jetzt keinen Druck, aber so ganz gelingt mir das nicht. Mit meinem 19-Kilometer-Lauf habe ich mir die Messlatte ziemlich hoch gelegt. Mir ist klar, dass ich nicht regelmäßig so eine Strecke laufen kann, aber dennoch – so idiotisch mir das selber vorkommt – schleichen sich Versagensängste ein, dass ich dieses Niveau nicht wieder erreichen könnte. Selbst wenn ich es erreichen sollte – auch das macht mir Angst. Es ist, denke ich, so eine Schwellenangst, die ich auch zeitweise vor 10 Kilometern hatte. Nur ist das jetzt eine gewaltig höhere Schwelle. Ich wünschte, ich könnte mich so locker verhalten, wie es angemessen wäre! Denn einen Wettkampf werde ich dieses Jahr nicht mehr laufen – Stadtläufe sind einfach nichts für mich;, da ist keine Strecke, die passt. Und somit habe ich alle Zeit der Welt. Wenn da nicht so kleine fiese Teufelchen wären, die mich trotzdem treiben.

Ich rechne damit, heute nur wenig zu schaffen. Selbst wenn es nur zwei Kilometer sind – das wäre besser, als gar nicht zu laufen. Wieso habe ich Muskelkater in den Beinen? Vom Fußbodenschleifen wahrscheinlich – gestern war ich mir keiner Anstrengung bewusst. Heute trage ich meine Winterlaufschuhe, denn ich möchte keine nassen Füße bekommen. Diese Schuhe dämpfen nicht mehr gut, aber mittlerweile müsste ich ein wenig körpereigenes Dämpfungssystem erworben haben. Es hat aufgehört zu regnen, ist auch ein bisschen heller geworden. Ich laufe nach Übigau, hinunter zu den Elbwiesen und weiter nach Altkaditz. Die Schuhe fühlen sich vertraut an, und besonders auf dem Gras läuft es sich herrlich. Wiesen, Ruhe, weit und breit kein Mensch – genau das habe ich gebraucht. Es macht Freude, hier entlang zu laufen. Ich überlege mir ein paar schöne Dinge, die ich diese Woche noch tun könnte, und so geht es recht locker weiter. Bei Altkaditz entschließe ich mich, an der Elbe zu bleiben – das Heu ist jetzt weitgehend weggeräumt. Der Pfad ist ein bisschen holprig, aber dafür habe ich das Wasser ganz in der Nähe und bin völlig ungestört. Idylle pur! Weiter vorn ist sogar ein gepflasterter Pfad; der war mir bisher noch nicht aufgefallen. Ich laufe eine ganze Weile an der Elbe und dem schmalen Strand entlang. Gegenüber am anderen Ufer ist die Gohliser Windmühle. Hinter Serkowitz geht es auf dem Elberadweg weiter. Das Laufen auf dem Asphalt ist weniger angenehm. Bis Radebeul-West möchte ich gern laufen, spüre aber bald, dass mehr heute nicht drin ist. Wenn meine Winterschuhe einmal Dämpfung hatten, so ist jetzt nicht mehr viel davon übrig. Die Schritte werden immer kürzer; ich schaffe es aber fast bis zur Straßenbahnhaltestelle, wo ich an einem Engpass anhalte. Eine Stunde und 20 Minuten für 10 Kilometer – es darf mich jetzt nicht beunruhigen, dass ich so langsam geworden bin. Sollte ich schneller werden wollen, müsste ich wahrscheinlich ein paar Tempoeinheiten einbauen – aber wozu denn. Mit der Straßenbahn geht es zurück nach Hause, und als ich angekommen bin, fängt es wieder an zu regnen.

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