Freitag, 31. Dezember 2010

31.12.10

Nach dem Eisregen heute Morgen bin ich etwas skeptisch, was das Laufen angeht. Gegen Mittag steigt das Thermometer über Null: Tauwetter – und ich möchte es probieren.
Gestern Abend habe ich geschlemmt: Salat mit Hähnchenbrust, dazu reichlich Malzbier, wahre Energiespender für Sportler. Und heute drängt es mich, die Energie auch einzusetzen.

Sehr vorsichtig geht es 11.42 los. Unter den Schuhen knirscht es verdächtig. Ich frage mich, ob ich völlig plemplem bin, aber währenddessen laufe ich weiter. Da kommt mir jemand rasant mit dem Mountainbike entgegen – und ich habe mich für verrückt gehalten.

Ich bleibe auf geräumten und gestreuten Wegen, dort läuft es sich gut. Wenn ich Nebenstraßen überquere, bin ich vorsichtig, und jeder Untergrund wird erst einmal ausprobiert. Es geht an der Sternstraße entlang zur Washingtonstraße. Die Ampel, die ich überqueren möchte, schaltet auf Rot und ich wende mich nach rechts Richtung Elbepark. Dort muss ich aber hinüber und warte einen Moment. Die großen Straßen sind frei.

Ich laufe unter der Autobahn hindurch nach Kaditz. Natürlich bin ich heute auch ein wenig ängstlich, fürchte mich davor, dass mir irgendjemand einen Böller hinterherschmeißen könnte – die Dinger erschrecken mich immer sehr – aber ich meine, man sollte seinen Ängsten nicht zu viel Raum geben. Ein gewisses Maß an Vorsicht ist sicher richtig, aber wenn einen die Angst von schönen Erlebnissen abhält, sollte man sich ab und an einen Ruck geben. Bin ich unterwegs, denke ich ohnehin nicht mehr daran.

Der Wind kommt kalt von vorn und es regnet wieder. Als ich auf dem Elberadweg entlang nach Serkowitz laufe, wird es zeitweise unangenehm, weil die Brillengläser voller Wassertropfen sind und ich darüber hinweg sehen muss, um den Weg zu erkennen, der auf Grund von Verwehungen etwas tückisch ist. Ein Spaziergänger kommt mir entgegen und kurz vor Serkowitz ein Mann, der einen Hund ausführt. Da wird mir etwas mulmig, denn der Hund ist kräftig und sehr agil. Er kommt mir entgegen, schwanzwedelnd, was mich etwas beruhigt, und dann sehe ich, dass es ein Labrador ist. Diese Rasse mag ich – einen Labrador, der Verwandten gehört, habe ich sehr ins Herz geschlossen und bin sicher, das beruht auf Gegenseitigkeit.

Da ist Serkowitz, und ich möchte gern noch ein Stückchen laufen, am liebsten bis zur Stadtgrenze. Es geht in den Ort rein, einen Hügel hinauf – und dort zögere ich, denn bergab sieht es nach Schlitterbahn aus. Ich gebe dem unguten Gefühl nach und kehre um. Nun habe ich den Wind im Rücken und es läuft sich angenehm. Kurz vor Kaditz kommen mir zwei jugendliche Skiläufer entgegen. Ein paar Meter hinter mir werfen sie einen Böller aufs Feld. Sie verhalten sich rücksichtsvoll, aber ich denke mir, dass es nun Zeit ist, nach Hause zu laufen.

In Kaditz fährt die Straßenbahn, aber ich möchte sie nicht nehmen: bis nach Hause kann ich noch laufen. Ich bin schneller als zu Beginn, denn der Untergrund fühlt sich nun besser an. Am Elbepark schaffe ich es bei Grün über die Ampel. An der nächsten Kreuzung wieder Grün – das passt mir gut, und ich laufe weiter geradeaus, statt einen Umweg über das Feld zu nehmen. Für heute reicht es, und es geht über Nebenstraßen nach Hause. Noch ist es überall relativ ruhig. 12.55 Uhr bin ich wieder am Hoftor und kann nun mit gutem Gewissen das alte Jahr hinter mir lassen.

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