Sonntag, 14. November 2010

14.11.10

Ich bin sowas von sauer: meine Schleifmaschine ist kaputt. Eine Gummidichtung, das gleiche Verschleißteil, das im Sommer schon seinen Geist aufgegeben hatte, ist gerissen. Ich wollte den heutigen Tag und auch den Feiertag in der kommenden Woche für die Baustelle nutzen, und daraus wird nun nichts. Eigentlich wollte ich das Gröbste bis zum Jahresende geschafft haben – das kann ich vergessen. Mein Mann fährt zu seinem Bruder, um sich dort um die Heizung zu kümmern, aber ich möchte nicht mit – hier ist noch zu tun und schlecht gelaunt will ich sowieso niemanden besuchen. Der morgige Yogakurs ist gestrichen, weil ich in den Baumarkt fahren und die Maschine zur Reparatur geben muss. Draußen ist schönes Wetter. Warum also nicht gleich loslaufen?

Start 12.05 Uhr. 20 Grad, der Himmel ist blau, und es ist beinahe windstill. Da ich nun Zeit habe, kann ich etwas Neues ausprobieren und mir außerdem den Pulsgurt umschnallen. Das Ding habe ich vor drei Jahren gekauft, natürlich im Supermarkt; ich beherrsche längst nicht alle Funktionen der Pulsuhr, aber nach einigem Herumdrücken auf den Knöpfen habe ich die Anzeige, die ich brauche. Beim Loslaufen habe ich einen Puls von 60. Nach einigen Metern ist er bei 100 und bleibt dort eine Weile. Mit so einem Spielzeug ist man ja gut beschäftigt! Ich laufe anders als sonst, nicht in Richtung Feld, Flutrinne und Elbe, wo es heute garantiert von Sonntagsspaziergängern wimmelt, sondern erst einmal an Straßen entlang Richtung nordwestliche Stadtgrenze. Ich halte mich im Schatten und finde es angenehm, dass auf den Fußwegen kaum Menschen sind. Mein linkes Fußgelenk zwickt neuerdings, dort bin ich im April umgeknickt. Ich habe heute eine Sportbandage angelegt, sicher ist sicher. Tatsächlich läuft es sich damit sehr angenehm, die Bandage stabilisiert sehr gut. Zeitweise springt der Puls auf über 200 – da habe ich an die Schleifmaschine gedacht. Er sinkt aber gleich wieder ab. Ich biege in die Geblerstraße ein, und dort geht es bald bergauf. Puls 170 bis 180. Mir kommt ein Läufer entgegen, er ist bergab sehr schnell. Weiter geht es geradeaus, die Strecke ist wieder eben – Puls zwischen 150 bis 160. Den Wert von 150 soll ich nicht tendenziell nicht überschreiten, aber kleine Abweichungen sind nicht so schlimm.

Ein Fußweg führt unter der Autobahn hindurch und in die Junge Heide hinein. Ich habe plötzlich Waldboden unter den Füßen; das ist ein ganz anderes Laufgefühl. Dazu der Duft von Laub und Tannennadeln – wie schön! Der Puls pendelt so hin und her. Mit der Zeit merke ich, dass er absinkt, wenn ich ruhig und locker laufe und mich auf eine gleichmäßige Atmung konzentriere. Ein paar andere Läuferinnen, Radfahrer und Spaziergänger sind unterwegs, aber es hält sich in Grenzen. Ich bin unschlüssig, wie weit ich laufen soll, habe aber meine Monatskarte dabei, um notfalls die Straßenbahn nehmen zu können, wenn es mir zu weit bis nach Hause ist. Es geht ein ganzes Stück so weiter; rechts von mir müsste der Heidefriedhof sein. Ich laufe und laufe, und als reichlich 25 Minuten vergangen sind, drehe ich um. Zurück geht es auf derselben Strecke. Ich stelle etwas Erstaunliches fest: mein Pulswert hängt weniger von der Strecke ab, sondern viel mehr davon, was ich dabei tue und denke. Bin ich locker und gleichmäßig unterwegs, sinkt der Wert zeitweise sogar unter 100. Wieder am Waldrand, merke ich, dass die Beine müde werden, der Puls ist bei 98. Gibt es sowas? Das kann mich sehr, sehr optimistisch stimmen – und was für Möglichkeiten und Strecken eröffnen sich! Am Wochenende kann man sich gut steigern, da ist man ganz anders drauf als in der Woche. Ich merke, dass ich lieber weiter statt schneller laufe. Es macht mir nichts aus, wenn mir Spaziergänger entgegenkommen, weil ich mich nicht abgekämpft fühle und sicher nicht so aussehe. In lockerem Tempo geht es zurück nach Hause. 55 Minuten Laufzeit, Puls 111. Ich bin nicht überhitzt, nicht k.o., aber angenehm ausgearbeitet und überglücklich.

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